Bislang ist die Insolvenzwelle ausgeblieben, die Bürgschaftsbank Brandenburg erwartet für 2021 jedoch eine Schließungswelle bei kleinen untd mittleren Betrieben. Die Coronanachfrage nach Bürgschaften spielte bisher nur eine untergeordnete Rolle, etwa 300 Tilgungsaussetzungen stützt die Bank bisher bei Brandenburger Mittelständlern. Ein Viertel aller Bürgschaften, die 2020 ausgestellt wurden, ging an Handelsunternehmen, gefolgt von Handwerkern.
Die Mitteilung der Bürgschaftsbank:
Schlechte Zeiten, gutes Geschäft? 2020 bringt keinen pandemiebedingten Bürgschaftsboom, trotz erweiterter Fördermöglichkeiten. Das Bürgschaftsgeschäft wächst in der Pandemie u.a. durch Existenzgründungen und Nachfolgen. Insgesamt wurden 2020 Kredite und Beteiligungen über 86 Mio. Euro verbürgt. Die Ausfälle sind 2020 zwar nicht gestiegen, werden aber für 2021 erwartet. Viele Brandenburger Unternehmen kämpfen um ihre Existenz. Mit umfangreichen Hilfsangeboten wie etwa 300 Tilgungsaussetzungen stützt die Bank viele Mittelständler im Pandemiejahr.
177 Mio. Euro Investitionen ermöglicht
2020 übernahm die Bürgschaftsbank insgesamt 213 Bürgschaften mit einem Bürgschaftsvolumen von 86 Mio. Euro. Das entspricht einer Steigerung von etwa sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr (221/81 Mio. Euro). Von großer Bedeutung waren erneut Existenzgründungen und Unternehmensnachfolgen. Die coronabedingte Nachfrage spielte nur eine untergeordnete Rolle. Die vergebenen Bürgschaften ermöglichten Brandenburger Unternehmen Investitionen in Höhe von 177 Mio. Euro, etwa 40 Mio. Euro mehr als im Vorjahr. Bürgschaftsunternehmen schufen im vergangenen Jahr fast 800 neue Arbeitsplätze. Zum 31. Dezember 2020 zählt die Bürgschaftsbank Brandenburg 1.618 Bürgschaften im Bestand (Vorjahr: 1.648) und Garantien für Kredite und Beteiligungen in Höhe von 361 Mio. Euro (Vorjahr: 356 Mio. Euro).
Schließungswelle erwartet
Auch wenn eine Insolvenzwelle bislang ausgeblieben ist, erwartet die Bürgschaftsbank Brandenburg für das Jahr 2021 eine Schließungswelle besonders bei kleinen und mittleren Betrieben. „Nicht jeder Betrieb ist verpflichtet, Insolvenz anzumelden. Gerade kleinere Unternehmen schließen, wenn die Reserven aufgebraucht sind“, erklärt Dr. Miloš Stefanović, Geschäftsführer der Bürgschaftsbank in Potsdam. Von Liquiditätsengpässen und Eigenkapitalrückgang sind überproportional häufiger die kleinen Unternehmen betroffen – besonders im Gastgewerbe, im Einzelhandel, in der Reise-, Kultur- und Kreativwirtschaft. „Das bedeutet auch, dass auf die Kreditinstitute im laufenden Jahr eine Welle von Ausfällen zurollt“, so Stefanović.
200 Beratungsanfragen in erster Lockdown-Woche
Im Pandemiejahr 2020 unterstützte die Bürgschaftsbank den Brandenburger Mittelstand mit einem erweiterten Bürgschaftsrahmen von 90 Prozent und einer erhöhten Bürgschaftsobergrenze von 2,5 Mio. Euro. Die angebotenen Hilfsmaßnahmen sind allerdings nicht großflächig zum Einsatz gekommen. Nach mehr als 200 Beratungsgesprächen in der ersten Lockdown-Woche, erlahmte die Nachfrage mit dem Einsatz der „Bazooka“ und der u.a. damit verbundenen 100-prozentigen Haftungsfreistellung bei der KfW. „Einen derartigen, wenn auch notwendigen, staatlichen Eingriff in die Wirtschaft hat es noch nie gegeben“, erklärt Miloš Stefanović. „Viele Unternehmen sind auf dieses Angebot umgeschwenkt.“
30 Jahre Bürgschaftsbank: Erfolgsgeschichte für die Mittelstandsfinanzierung
Vor mehr als 30 Jahren begann mit der politischen Wende auch die Reise von der Planwirtschaft in die Marktwirtschaft. Eine Reise, die die Bürgschaftsbank Brandenburg von Beginn an begleitet hat. Sie ist seit nunmehr 30 Jahren täglich mit dem Thema Mittelstand in Brandenburg befasst. Seit ihrer Gründung 1991 hat die Bank mehr als 8.500 Bürgschaften ausgereicht für Kredite und Beteiligungen in Höhe von 2,35 Mrd. Euro. Die Summe der dadurch ermöglichten Investitionen beläuft sich auf insgesamt 4,8 Mrd. Euro. Mehr als 144.000 Arbeitsplätze entstanden oder wurden durch Bürgschaften seither gesichert.
Handel bekommt ein Viertel aller Bürgschaften im Pandemiejahr
Deutliche Verschiebungen brachte das Geschäftsjahr bei der Branchenverteilung der ausgereichten Bürgschaften. 23 Prozent bzw. 19,5 Mio. Euro und damit fast ein Viertel des Volumens gingen an eine von der Pandemie am stärksten betroffenen Branche: Handelsunternehmen. Stark gesunken ist dagegen die Nachfrage aus Industrieunternehmen, von 21 Prozent (16,7 Mio. Euro) des verbürgten Kreditvolumens 2019 auf 13 Prozent (10,9 Mio. Euro) im Jahr 2020. Zu den am stärksten nachfragenden Branchen im vergangenen Jahr gehörten auch Handwerksunternehmen (22 Prozent/18,8 Mio. Euro) und die Dienstleistungsbranche/ Informationswirtschaft, die Bürgschaften mit einem Volumen von 16,2 Mio. Euro (19 Prozent) erhielten. Relativ stabil blieben die Bürgschaftszusagen hingegen im von der Pandemie ebenfalls stark betroffenen Gastgewerbe mit 6 Prozent und 5,3 Mio. Euro (5,9 Mio./7 Prozent).