Per Gesetz zum Abschuss freigegeben, zur Not auch das ganze Rudel. Ich bin entsetzt, dass man sich das Recht nimmt, einfach so in die Natur einzugreifen, anstatt den Bauern die nötige Unterstützung zukommen zu lassen, um ihre Tiere ordnungsgemäß vor Wolfsangriffen zu schützen.
Der Wolf als Ungeheuer und Untier vor dem man sich fürchten muss, das hat unsere Kindheit dank der Gebrüder Grimm geprägt. Er fraß Menschen und Zicklein. Aber wer sich mit der Thematik Wolf einmal näher beschäftigt hat, weiß, dass er Menschen eigentlich meidet. Sicherlich trifft man ihn auch mal in kleinen und ruhigen Siedlungen zur Dämmerungszeit oder nachts an, aber das liegt nur daran, dass diese Siedlungen in sein Revier fallen. Ein Wolfsrevier hat eine Größe von 200-300 Quadratkilometer, so groß wie Leipzig oder München. Wahnsinn oder? Seine Speisekarte besteht hauptsächlich aus Rehen, Rothirschen und Wildschweinen, aber auch kleinere Tiere, meist ältere, kranke oder junge Tiere, da sie leichte Beute sind. So übernimmt der Wolf eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem, dass er die Bestände vor allem von mittelgroßen Huftieren kontrolliert und gesund hält, weiß kaum jemand. Man nennt ihn auch die „Gesundheitspolizei des Waldes“. Sind Schafe und Ziegen aber nicht ausreichend geschützt, so kann es passieren, dass auch sie zur Beute werden. Nun soll per Gesetz dieses Ökosystem unterbrochen werden und der Mensch greift auf so unüberlegte Weise in die Natur ein. Ich finde es falsch! Sobald ein Wolf ein Tier des Bauern reißt, soll er zum Abschuss frei gegeben sein. Natürlich muss nachgewiesen sein, dass es auch der richtige Wolf war, der diese Tat verübt hat…per DNA? Natürlich nicht, das wäre doch ziemlich umständlich und auch teuer. Nein, da macht man es sich ziemlich einfach. Wenn man den einzelnen Wolf nicht bestimmen kann, nimmt man eben das ganze Rudel und gibt es zum Abschuss frei. Grausam und gegen jedes Gesetz der Natur. Der Wolf ist doch immer noch ein artengeschütztes Tier. Anstatt sie zu jagen, sollten die Bauern finanziell unterstützt werden, um ihre Herden ausreichend vor dem „bösen“ Wolf zu schützen. Die internationalen Erfahrungen zeigen, dass ein Schutzzaun eine Mindesthöhe von 110 cm und 4000 Volt haben sollte. Und nicht wie bei uns 90 cm und 2000 Volt. Auch die Investition von Herdenschutzhunden sollte mehr unterstützt werden. Natürlich kann dadurch ein Wolfsangriff nicht zu 100% ausgeschlossen werden, aber durchaus zur Ausnahme werden. Auch wenn es in fast allen Bundesländern mit hohem Wolfsvorkommen finanzielle Unterstützung von Umwelt- bzw. Landschaftsministerien gibt, zur Errichtung solcher Schutzmaßnahmen sind diese offensichtlich lange noch nicht in ausreichender Höhe. Und genau daran sollte man arbeiten und nicht einfach den geringsten Weg des Widerstands gehen. Denn auch wenn ein Wolfsrudel ausgerottet wird, wandern neue Wölfe zu, um diese Lücke im Ökosystem zu schließen. Das nennt man Natur! Herdenschutzmaßnahmen sind also unabdinglich und können keinesfalls durch eine Bejagung ersetzt werden!
Eure Anna Rose