Arbeits- und Sozialministerin Dagmar Ziegler sieht in einer besseren Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Pflege ein wesentliches Element, die zukünftigen Herausforderungen in einer alternden Gesellschaft zu bewältigen. Dies zeigten auch die Erfahrungen aus der Landespflegeinitiative sowie die Ergebnisse einer aktuellen Studie zum Thema, die Ziegler heute in Potsdam vorstellte. Sie kündigte an, dass noch im November das Arbeitsministerium einen neuen Ideenwettbewerb im Rahmen der INNOPUNKT-Förderung ausschreiben werde. Er solle helfen, konkrete Möglichkeiten und Lösungswege zu entwickeln, damit Menschen bei Bedarf künftig Job und die Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen besser vereinbaren können.
Die vom Arbeitsministerium in Auftrag gegebene Studie „Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Pflege“ sei laut Ziegler in ihrer Themenbreite und in ihrem Umfang in Deutschland bisher einmalig. „Die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen sind nicht nur für uns in Brandenburg interessant und wichtig, sie werden auch in anderen Bundesländern und in der Pflegewissenschaft ihre Beachtung finden“, ist Ziegler überzeugt. Die Studie zeigt die Situation erwerbstätiger pflegender Angehöriger in Brandenburg auf und macht die Sicht und die Erfahrungen von Unternehmen, Pflegedienstleistern und arbeits- und pflegepolitischen Akteuren in Hinblick auf die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Pflege sichtbar.
In der Untersuchung wird deutlich, dass gut ein Drittel der pflegenden Angehörigen, das sind aktuell 21.250 Menschen im Land, neben der Erwerbsarbeit täglich familiäre Pflegeaufgaben übernehmen. Dabei ist davon auszugehen, dass die Zahl der erwerbstätigen pflegenden Angehörigen in der Realität noch weitaus höher ist. Zukünftig wird die Zahl der Pflegebedürftigen über 65 Jahre bis 2030 um mehr als 70 Prozent steigen. Im Berlin nahen Raum fällt die Zuwachsrate deutlich höher aus als im ländlichen Raum. Parallel dazu nimmt im Land im selben Zeitraum die Zahl der Pflegenden im erwerbsfähigen Alter kontinuierlich ab.
Übertragen auf die Arbeitswelt heißt das, es werden zukünftig nicht nur immer mehr Beschäftigte vor die Frage gestellt werden, wie sie den Job und die Pflegeverantwortung vereinbart kriegen. Auch Unternehmen werden in den nächsten Jahren immer mehr Beschäftigte haben, die Vereinbarkeitsregelungen nachfragen – hier wird bis 2020 mit jährlichen Zuwächsen von ungefähr 3.000 erwerbstätigen pflegenden Angehörigen gerechnet.
Darin sieht Ziegler eine große Herausforderung auch für die Wirtschaft, denn nicht alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten der Doppel- und Dreifachbelastung von Beruf, Familie und Pflege eines Angehörigen stand. Nicht wenige steigen aus dem Job aus und erfahrenes Personal – meist sind es gut ausgebildete Frauen – fehlt dann in den Unternehmen. „Das MASGF wird die Empfehlungen der Studie beherzigen. Das Vereinbarkeitsthema muss stärker in der Gesellschaft thematisiert und Modelle für die gute Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Pflege befördert werden“, so die Ministerin.
Olivier Höbel, Bezirksleiter IG Metall Berlin-Brandenburg Sachsen, der dazu heute auch auf dem Expertenworkshop zum Thema Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Pflege seine Vorstellungen und Erfahrungen erläutern wird, sagte dazu im Pressegespräch: „Die IG Metall macht sich stark für soziale Innovationen in den Betrieben. Dazu gehört die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Pflege ist dabei ein wichtiger Faktor. Nur wenn Unternehmen familienfreundliche Arbeitsbedingungen zu bieten haben, sind sie attraktiv für junge Fachkräfte.“
Die Studie wurde vom Zentrum für Sozialforschung Halle in Zusammenarbeit mit Braintools erarbeitet und vom Arbeitsministerium mit 60.000 Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert.
Quelle: Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie
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