Es wurde eng in der Stadtpfarrkirche von Müncheberg (MOL). Für die 167 Anwesenden reichten die Sitzplätze nicht aus. In den hinteren Reihen wurde gestanden. Thema war die “wesentliche Änderung einer Schweinezuchtanlage und Errichtung einer Biogas-Anlage im Ortsteil Eggersdorf“. Diese sind im Besitz des Stadtverordneten Bornheimer (CDU), der u.a. gleichzeitig der Vorsitzende des Bauausschusses und Mitglied des Hauptausschusses der Stadt ist. Zu dieser Planung hatte die Stadtverordnetenversammlung von Müncheberg am 25.04.2012 das gemeindliche Einvernehmen erklärt. Auf die Auslegung der Planung gab es von 151 Bürgern schriftliche Einwendungen. Am 3.7.2012 wurde ein Erörterungstermin zu den Einwendungen durch die genehmigende Behörde, dem Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz durchgeführt. Schon vor diesem Termin kamen Müncheberger zusammen, weil sie den Umgang der Stadt mit der Planung der Schweinezuchtanlage kritisierten. Mittlerweile hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die als Auftaktveranstaltung diese Einwohnerversammlung in der Stadtpfarrkirche am 13. September initiierte.
Eingeladen waren auch ausdrücklich die Stadtverordneten der Stadt Müncheberg. Der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, Herr Frank Hahnel (Die Linke) und die Bürgermeisterin der Stadt, Frau Dr. Barkusky (Die Linke) waren neben den beiden Vertretern der Bürgerinitiative, Frau Marga van Tankeren und Herrn Jörg Moritz auf das Podium gebeten worden. Für die Durchführung der Veranstaltung wurde Herr Prof. Dr. Müller, Leiter des Instituts für Sozioökonomie im ZALF Müncheberg, gewonnen.
Zu Beginn der Veranstaltung drückten mehrere Bürger ihren Unmut über das Durchwinken des bornheimerschen Antrages in der Stadtverordnetenversammlung aus. Das Für und Wider sei gar nicht ausgiebig genug erörtert worden und die Bürger der Stadt wurden nicht informiert. Darüber hinaus sei der Investor selber Mitglied der Gremien, die in der Stadt und im Landkreis Entscheidungen zu diesem Vorhaben beschließen. Die Bürgermeisterin versuchte den Unmut einzudämmen, indem sie erklärte, die Stadt würde nicht umhin kommen, der Erweiterung der Schweinezucht zu zustimmen. Sie bezog sich dabei auf den Paragraphen 35 des Baugesetzbuches. Daraufhin wurde sie allerdings sofort vom Vertreter des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland belehrt, der den § 35 zitierte: “Im Außenbereich ist ein Vorhaben nur zulässig, wenn öffentliche Belange nicht entgegenstehen” bzw. “wenn ihre Ausführung oder Benutzung öffentliche Belange nicht beeinträchtigt und die Erschließung gesichert ist”. Beides sei nicht gegeben. Auch in anderen Ortschaften konnte die Gemeindevertretung geplante Schweinezuchtanlagen stoppen.
Stark kritisiert wurde u.a. von Frau Andreae der geplante Umgang mit den Tieren, die auf Betonspaltenböden leben müssten, was Tierquälerei sei. Diese sind so gebaut, dass sie pflegeleicht sind und Arbeiten wie die Beseitigung des Dungs weitgehend vermieden werden kann. Selbst Stroh wird in diesen Ställen nicht mehr benötigt. Das Wohlergehen der Tiere spielt dabei keine Rolle. Hier knüpfte auch Frau Dr. Obertreis-Koppelow an. Die Tiere seien nur zur Profitmacherei da. In Angesicht der zahlreichen Argumente weiterer Bürger und aus dem Kreis der BI Müncheberg hatten es die Befürworter der Massentierhaltung ausgesprochen schwer.
Es wurde zum Thema der Biogasanlage über gegangen. Der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, Herr Hahnel erklärte, er würde in der Nähe einer neu errichteten Biogasanlage wohnen. Es stinkt jetzt weniger. Von der Seite der BI Müncheberg war zu erfahren, dass er aber leider die Erweiterung auf ca. 10000 Tiere und die Verbringung der riechenden Gärsubstrate vergaß. Da die Bornheimer GbR keine ausreichenden Flächen hat, werden diese Gärsubstrate jetzt teilweise quer durch Müncheberg bis nach Obersdorf (Landwirt Meißner) und nach Müncheberg (Landwirt Dittmar) gebracht, wie es Herr Dittmar auf der Veranstaltung selber bestätigte. Die Anzahl der Tiere erhöht sich darüber hinaus auf 227%. Herr Bornheimer selber konnte nur bestätigen, dass sich die Anzahl von 44 auf 100% erhöht. Wer aber des Rechnens kundig ist bemerkt, die Anzahl der Schweine ist gleich. Gleichzeitig bestätigten sich die Befürchtungen der Bürger, weil jetzt in Spitzenzeiten für die Biogasanlage bis 24 und für die Schweinezuchtanlage bis zu 34 Fahrten pro Tag fällig werden. Das wären dann 58 Fahrten an einem Tag! Dazu kommen noch u.a. Viehtransporte, Tierkadaver, Sanitärwasser und Hausmüll. Dies belastet die bestehenden Straßen durch die schweren Transporte übermäßig, diese seien nicht dafür gebaut und die Anlieger kämen für die Kosten auf. Da die Straßenbreiten viel zu gering für diesen LKW-Verkehr bemessen sind und keine Radwege bestehen, würden die Kinder auf ihrem Weg zur Schule extrem gefährdet werden. Weiterhin machen sich die Eggersdorfer große Sorgen um das Trinkwasser. Der Ortsteil hat einen eigenen Trinkwasserbrunnen. Schon jetzt ist oft der Wasserdruck zu niedrig und das Brunnenwasser hat mit 32,4 mg/l den regional höchsten Nitratanteil.
Viele Müncheberger bemerken in der Umgebung den wachsenden Anteil niederländischer Agrarfirmen, die sich hier einkaufen, weil ihre Methode der Pflanzenproduktion und Tierhaltung im eigenen Land nicht mehr gestattet ist. Da Herr Bornheimer selber angibt die Anlage maximal 7 Jahre lang betreiben zu wollen, die Bornheimer GbR von einigen Bürgern nicht als allzu solvent angesehen wird und gleichzeitig aber mindestens eine Investitionssumme von 3 Mill. Euro aufgebracht werden muss, besteht die Befürchtung, dass die “Holländer” dann kommen und sich die Probleme dann wesentlich verschärfen. Viele Müncheberger haben Angst, dass ihre Heimat an Leute verkauft wird, die keinerlei emotionale Bindungen zur Region haben.
Als einer der letzten Redner trat Herr Ganten vom Biohof Apfeltraum in Eggersdorf auf. Er fürchtet um die Existenz des mehrfach ausgezeichneten Hofes auf dem es viele Arbeits- und Ausbildungsplätze gibt.
Der Müncheberger Bürger Blochwitz schrieb noch am gleichen Abend auf die Homepage der BI Müncheberg, bei ihm hätte “nun das Nachdenken angefangen, was war Sinn dieser Versammlung, was sollte sie bringen, was hat sie gebracht, was wird sie bringen. … Eines ist aber klar geworden: Industrielle Tierhaltung und das was man unter Landwirtschaft schlechthin versteht, ist zu unterscheiden.”
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