Kommentar zur aktuellen Diskussion: Am gestrigen Montag war eine Sondersitzung der Stadtverordneten der Stadt Cottbus anberaumt worden. Grund war der vor einigen Wochen aufgekommene Vorschlag von Wissenschaftsministerin Kunst, aus der BTU Cottbus und der HS Lausitz eine neue Energie Universität Lausitz zu gründen und die beiden anderen Institute aufzulösen.
Gegen Reformen und Veränderungen an sich spricht ja erst mal nichts. Insbesondere da es schon seit längerem eine Hochschulkommission für die Lausitz gibt, die Vorschläge zu engeren Zusammenarbeit beider Häuser erarbeiten soll. Erste Versuche werden auch bereits im Bereich Bauingenieurwesen unternommen.
Sicher ist hier auch mal ein Anschubser seitens des Ministeriums zu vertreten, um den Fortschrittsbemühungen neuen Schwung zu verleihen und alle Beteiligten an die Ziele zu erinnern. Doch die ehemalige Präsidentin der Potsdamer Universität und jetzige Wissenschaftministerin Frau Kunst überraschte alle mit einem Konzept einer Neugründung. Bisher blieb sie allerdings Details schuldig und es wurde nur eine kurze Zusammenfassung veröffentlicht. Ebenso verhält es sich mit dem Bericht der Lausitzkommission. Auch hier wird eine Veröffentlichung, der mit Steuergeldern finanzierten Studie, bisher verweigert.
Früher wurde man in der Schule immer ermahnt, nicht einsilbig zu antworten, einem sogenannte Hundeknochen vorzuwerfen. Doch was Frau Kunst hier treibt, ist nichts anderes. Dabei sollte sie sich an ihre eigene Lehrervergangenheit erinnern, anstatt Oberlehrerhaft Menschen die, aufgrund der ungenügenden Informationen, berechtigte Fragen zu ihrer eigenen universitären und beruflichen Laufbahn stellen, in die Schranken zu weisen.
Am 14.03.2012 fand bereits ein erstes Treffen im IKMZ der BTU Cottbus mit Studenten und der Unileitung statt. Frau Kunst zeigte sich schon dort über das rege Interesse seitens der Cottbuser Studiosi überrascht, manch Beobachter fragte sich, Warum? So schmetterte sie auch die Argumentation des BTU Präsidenten ab und zeigte genau hier ihre Lehrervergangenheit auf in dem sie belehrte anstatt zu diskutieren. Danach war kaum einer der Anwesenden schlauer. Frau Kunst versicherte zwar, dass die 228 Professorenstellen erhalten bleiben sollen, aber wie die Integration laufen soll, beantwortete sie nicht. Auch wolle das Land alle Transformationskosten übernehmen, aber wäre es nicht sinnvoller diese Mittel in die bestehende Lehre und Forschung zu stecken anstatt sie für „Umzüge“ zu verpulvern? Auch wusste die Ministerin bereits, dass die Studierendenzahlen stabil bleiben sollen, nur woher? Hat sie die jetzigen und künftigen Lausitzer Studenten gefragt und sich eine schriftliche Versicherung eingeholt?
Etwas anderes hatte sich aber bis dahin schon getan. Die Cottbuser Studenten und Mitarbeiter der BTU Cottbus organisierten sich um ihren Argumenten Luft zu verschaffen. Gruppen und Arbeitskreise wurden gegründet. Social Media wurde zur Vernetzung genutzt und T-Shirts, Buttons und durchaus Kunst-Volle Plakate gemalt und gestaltet. Der Stura der BTU Cottbus und die Studierenden verfassten offene Briefe an die Landesregierung. Unterstützungsunterschriften wurden gesammelt und allein bis gestern kamen 1.600 Unterschriften nur von Studierenden zusammen. Insgesamt wurden viele Stunden, trotz Prüfungszeit und Semesterferien, für die Vorbereitungen geopfert.
Vielen Studenten missfiel nicht, wie schon eingangs erwähnt, das Reformen und Veränderungen folgen sollen, aber der radikale und bisher inhaltlose Vorschlag zur Fusion in Verbindung mit den bisher genauso inhaltlosen Auftritten und Verlautbarungen der Ministerin erregte die Gemüter. Da muss man die Frage stellen, was das Ministerium bei solch einem Vorschlag erwartet hatte? Freudesbekundungen? Glückwunschkarten? Jubelschreie?
Man merkte wie ein Gewitter aufzog und das sollte sich am 19.03.2012 zur Stadtverordnetenversammlung entladen. Kurz vor 16 Uhr sammelten sich die Studenten auf dem BTU Campus um in Richtung Altmarkt zu ziehen. Der Protest hatte mittlerweile auch Studenten der HS Lausitz erreicht, die sich dem Zug anschlossen. Insgesamt schätzte die Polizei etwa 2.000 Teilnehmer, auf dem Weg kamen noch etliche Sympathisanten dazu.
Auf dem Altmarkt ergab sich ein tolles lautstarkes Bild. Der BTU Präsident ließ sich den Gang durch die Menge nicht nehmen und zeigte Flagge, bzw. Krawatte (We love BTU) bei seinem Auftritt. Auch das Stadthaus war prall gefüllt, so wurden die Reden der Verordneten und von Frau Kunst per Stream in die Öffentlichkeit übertragen, keine schlechte Idee auch für normale Sitzungen! Drinnen wurde diskutiert und geredet und draußen Demokratie gelebt. Meinungsvielfalt, Ausdruck und Teilnahme an politischen Prozessen wünschen sich sonst immer alle Politiker. Nur hier schien es unerwünscht. Das Diktat aus dem Ministerium hatte Bestand und so konnte man auch schon eine Stunde vor der Sitzung Frau Kunsts Aussagen auf den Seiten des Ministeriums nachlesen, geschrieben in der Vergangenheit. Dort war zu lesen, dass sich der Studierendenrat und Teile der Professorenschaft zur Mitarbeit bei der Umsetzung der Pläne bereit erklärt hatten, auch das scheint zur Wirklichkeitsverklärung des Ministeriums zu gehören, wie die Demonstranten in Cottbus zeigten.
Der Vorschlag von Frau Kunst ist so umfassend, dass er viele Teilbereiche erfasst und Fragen aufwirft. Man muss nur über den eigenen Tellerrand hinausschauen und sich andere Unifusionen anschauen, um den Plänen gegenüber misstrauisch zu sein. Bisher gibt es kein (Anm. der Redaktion: uns ist kein Beispiel bekannt, wenn es eins gibt, gern mit uns in Kontakt treten) erfolgreiches Beispiel dafür. Der Standort Cottbus der HSL soll der Fusion zum Beispiel zum Opfer fallen, was wird aus den gerade erst sanierten und neu errichteten Gebäuden? Dort sind Fördergelder geflossen, müssen die zurückgezahlt werden und wenn ja, wer müsste das machen? Die eh schon bankrotte Stadt Cottbus? Wie viele Professorenstellen bleiben insgesamt erhalten und wie läuft die Integration in eine gemeinsame Lehranstalt? Wie viele wissenschaftliche Mitarbeiter? Was wird aus Promovenden? Welche „Marke“ steht auf den Studienabschlüssen? Wie soll sich der künftige Haushalt gestalten? Welche Studiengänge ziehen um? Wird die HSL zu einer Uni aufgewertet? Welche Veränderungen hat das zur Folge? Wer darf an so einer Energieuniversität studieren (Zugangsberechtigungen HS/Uni)? Was wird aus nicht mehr benötigten Verwaltungsstellen und Leitungsstellen – wie sehr wird der Wasserkopf reformiert? Was wird über das Jahr 2015 hinaus, wenn Frau Kunst vielleicht nicht mehr Wissenschaftsministerin ist? Die BTU und auch die HSL profitierten bisher bei den Studenten weil sie als kleine Campushochschulen mit kurzen Wegen und offenen Türen gelten. Eine neue Institution mit dann ca. 11.000 Studenten entspricht diesem Image nicht mehr. Und so gibt es viele weitere Fragen und Unklarheiten zu dem Thema.
Fotos: Johannes Koziol und Marcus Kummer
Kommentar zur aktuellen Diskussion: Am gestrigen Montag war eine Sondersitzung der Stadtverordneten der Stadt Cottbus anberaumt worden. Grund war der vor einigen Wochen aufgekommene Vorschlag von Wissenschaftsministerin Kunst, aus der BTU Cottbus und der HS Lausitz eine neue Energie Universität Lausitz zu gründen und die beiden anderen Institute aufzulösen.
Gegen Reformen und Veränderungen an sich spricht ja erst mal nichts. Insbesondere da es schon seit längerem eine Hochschulkommission für die Lausitz gibt, die Vorschläge zu engeren Zusammenarbeit beider Häuser erarbeiten soll. Erste Versuche werden auch bereits im Bereich Bauingenieurwesen unternommen.
Sicher ist hier auch mal ein Anschubser seitens des Ministeriums zu vertreten, um den Fortschrittsbemühungen neuen Schwung zu verleihen und alle Beteiligten an die Ziele zu erinnern. Doch die ehemalige Präsidentin der Potsdamer Universität und jetzige Wissenschaftministerin Frau Kunst überraschte alle mit einem Konzept einer Neugründung. Bisher blieb sie allerdings Details schuldig und es wurde nur eine kurze Zusammenfassung veröffentlicht. Ebenso verhält es sich mit dem Bericht der Lausitzkommission. Auch hier wird eine Veröffentlichung, der mit Steuergeldern finanzierten Studie, bisher verweigert.
Früher wurde man in der Schule immer ermahnt, nicht einsilbig zu antworten, einem sogenannte Hundeknochen vorzuwerfen. Doch was Frau Kunst hier treibt, ist nichts anderes. Dabei sollte sie sich an ihre eigene Lehrervergangenheit erinnern, anstatt Oberlehrerhaft Menschen die, aufgrund der ungenügenden Informationen, berechtigte Fragen zu ihrer eigenen universitären und beruflichen Laufbahn stellen, in die Schranken zu weisen.
Am 14.03.2012 fand bereits ein erstes Treffen im IKMZ der BTU Cottbus mit Studenten und der Unileitung statt. Frau Kunst zeigte sich schon dort über das rege Interesse seitens der Cottbuser Studiosi überrascht, manch Beobachter fragte sich, Warum? So schmetterte sie auch die Argumentation des BTU Präsidenten ab und zeigte genau hier ihre Lehrervergangenheit auf in dem sie belehrte anstatt zu diskutieren. Danach war kaum einer der Anwesenden schlauer. Frau Kunst versicherte zwar, dass die 228 Professorenstellen erhalten bleiben sollen, aber wie die Integration laufen soll, beantwortete sie nicht. Auch wolle das Land alle Transformationskosten übernehmen, aber wäre es nicht sinnvoller diese Mittel in die bestehende Lehre und Forschung zu stecken anstatt sie für „Umzüge“ zu verpulvern? Auch wusste die Ministerin bereits, dass die Studierendenzahlen stabil bleiben sollen, nur woher? Hat sie die jetzigen und künftigen Lausitzer Studenten gefragt und sich eine schriftliche Versicherung eingeholt?
Etwas anderes hatte sich aber bis dahin schon getan. Die Cottbuser Studenten und Mitarbeiter der BTU Cottbus organisierten sich um ihren Argumenten Luft zu verschaffen. Gruppen und Arbeitskreise wurden gegründet. Social Media wurde zur Vernetzung genutzt und T-Shirts, Buttons und durchaus Kunst-Volle Plakate gemalt und gestaltet. Der Stura der BTU Cottbus und die Studierenden verfassten offene Briefe an die Landesregierung. Unterstützungsunterschriften wurden gesammelt und allein bis gestern kamen 1.600 Unterschriften nur von Studierenden zusammen. Insgesamt wurden viele Stunden, trotz Prüfungszeit und Semesterferien, für die Vorbereitungen geopfert.
Vielen Studenten missfiel nicht, wie schon eingangs erwähnt, das Reformen und Veränderungen folgen sollen, aber der radikale und bisher inhaltlose Vorschlag zur Fusion in Verbindung mit den bisher genauso inhaltlosen Auftritten und Verlautbarungen der Ministerin erregte die Gemüter. Da muss man die Frage stellen, was das Ministerium bei solch einem Vorschlag erwartet hatte? Freudesbekundungen? Glückwunschkarten? Jubelschreie?
Man merkte wie ein Gewitter aufzog und das sollte sich am 19.03.2012 zur Stadtverordnetenversammlung entladen. Kurz vor 16 Uhr sammelten sich die Studenten auf dem BTU Campus um in Richtung Altmarkt zu ziehen. Der Protest hatte mittlerweile auch Studenten der HS Lausitz erreicht, die sich dem Zug anschlossen. Insgesamt schätzte die Polizei etwa 2.000 Teilnehmer, auf dem Weg kamen noch etliche Sympathisanten dazu.
Auf dem Altmarkt ergab sich ein tolles lautstarkes Bild. Der BTU Präsident ließ sich den Gang durch die Menge nicht nehmen und zeigte Flagge, bzw. Krawatte (We love BTU) bei seinem Auftritt. Auch das Stadthaus war prall gefüllt, so wurden die Reden der Verordneten und von Frau Kunst per Stream in die Öffentlichkeit übertragen, keine schlechte Idee auch für normale Sitzungen! Drinnen wurde diskutiert und geredet und draußen Demokratie gelebt. Meinungsvielfalt, Ausdruck und Teilnahme an politischen Prozessen wünschen sich sonst immer alle Politiker. Nur hier schien es unerwünscht. Das Diktat aus dem Ministerium hatte Bestand und so konnte man auch schon eine Stunde vor der Sitzung Frau Kunsts Aussagen auf den Seiten des Ministeriums nachlesen, geschrieben in der Vergangenheit. Dort war zu lesen, dass sich der Studierendenrat und Teile der Professorenschaft zur Mitarbeit bei der Umsetzung der Pläne bereit erklärt hatten, auch das scheint zur Wirklichkeitsverklärung des Ministeriums zu gehören, wie die Demonstranten in Cottbus zeigten.
Der Vorschlag von Frau Kunst ist so umfassend, dass er viele Teilbereiche erfasst und Fragen aufwirft. Man muss nur über den eigenen Tellerrand hinausschauen und sich andere Unifusionen anschauen, um den Plänen gegenüber misstrauisch zu sein. Bisher gibt es kein (Anm. der Redaktion: uns ist kein Beispiel bekannt, wenn es eins gibt, gern mit uns in Kontakt treten) erfolgreiches Beispiel dafür. Der Standort Cottbus der HSL soll der Fusion zum Beispiel zum Opfer fallen, was wird aus den gerade erst sanierten und neu errichteten Gebäuden? Dort sind Fördergelder geflossen, müssen die zurückgezahlt werden und wenn ja, wer müsste das machen? Die eh schon bankrotte Stadt Cottbus? Wie viele Professorenstellen bleiben insgesamt erhalten und wie läuft die Integration in eine gemeinsame Lehranstalt? Wie viele wissenschaftliche Mitarbeiter? Was wird aus Promovenden? Welche „Marke“ steht auf den Studienabschlüssen? Wie soll sich der künftige Haushalt gestalten? Welche Studiengänge ziehen um? Wird die HSL zu einer Uni aufgewertet? Welche Veränderungen hat das zur Folge? Wer darf an so einer Energieuniversität studieren (Zugangsberechtigungen HS/Uni)? Was wird aus nicht mehr benötigten Verwaltungsstellen und Leitungsstellen – wie sehr wird der Wasserkopf reformiert? Was wird über das Jahr 2015 hinaus, wenn Frau Kunst vielleicht nicht mehr Wissenschaftsministerin ist? Die BTU und auch die HSL profitierten bisher bei den Studenten weil sie als kleine Campushochschulen mit kurzen Wegen und offenen Türen gelten. Eine neue Institution mit dann ca. 11.000 Studenten entspricht diesem Image nicht mehr. Und so gibt es viele weitere Fragen und Unklarheiten zu dem Thema.
Fotos: Johannes Koziol und Marcus Kummer
Kommentar zur aktuellen Diskussion: Am gestrigen Montag war eine Sondersitzung der Stadtverordneten der Stadt Cottbus anberaumt worden. Grund war der vor einigen Wochen aufgekommene Vorschlag von Wissenschaftsministerin Kunst, aus der BTU Cottbus und der HS Lausitz eine neue Energie Universität Lausitz zu gründen und die beiden anderen Institute aufzulösen.
Gegen Reformen und Veränderungen an sich spricht ja erst mal nichts. Insbesondere da es schon seit längerem eine Hochschulkommission für die Lausitz gibt, die Vorschläge zu engeren Zusammenarbeit beider Häuser erarbeiten soll. Erste Versuche werden auch bereits im Bereich Bauingenieurwesen unternommen.
Sicher ist hier auch mal ein Anschubser seitens des Ministeriums zu vertreten, um den Fortschrittsbemühungen neuen Schwung zu verleihen und alle Beteiligten an die Ziele zu erinnern. Doch die ehemalige Präsidentin der Potsdamer Universität und jetzige Wissenschaftministerin Frau Kunst überraschte alle mit einem Konzept einer Neugründung. Bisher blieb sie allerdings Details schuldig und es wurde nur eine kurze Zusammenfassung veröffentlicht. Ebenso verhält es sich mit dem Bericht der Lausitzkommission. Auch hier wird eine Veröffentlichung, der mit Steuergeldern finanzierten Studie, bisher verweigert.
Früher wurde man in der Schule immer ermahnt, nicht einsilbig zu antworten, einem sogenannte Hundeknochen vorzuwerfen. Doch was Frau Kunst hier treibt, ist nichts anderes. Dabei sollte sie sich an ihre eigene Lehrervergangenheit erinnern, anstatt Oberlehrerhaft Menschen die, aufgrund der ungenügenden Informationen, berechtigte Fragen zu ihrer eigenen universitären und beruflichen Laufbahn stellen, in die Schranken zu weisen.
Am 14.03.2012 fand bereits ein erstes Treffen im IKMZ der BTU Cottbus mit Studenten und der Unileitung statt. Frau Kunst zeigte sich schon dort über das rege Interesse seitens der Cottbuser Studiosi überrascht, manch Beobachter fragte sich, Warum? So schmetterte sie auch die Argumentation des BTU Präsidenten ab und zeigte genau hier ihre Lehrervergangenheit auf in dem sie belehrte anstatt zu diskutieren. Danach war kaum einer der Anwesenden schlauer. Frau Kunst versicherte zwar, dass die 228 Professorenstellen erhalten bleiben sollen, aber wie die Integration laufen soll, beantwortete sie nicht. Auch wolle das Land alle Transformationskosten übernehmen, aber wäre es nicht sinnvoller diese Mittel in die bestehende Lehre und Forschung zu stecken anstatt sie für „Umzüge“ zu verpulvern? Auch wusste die Ministerin bereits, dass die Studierendenzahlen stabil bleiben sollen, nur woher? Hat sie die jetzigen und künftigen Lausitzer Studenten gefragt und sich eine schriftliche Versicherung eingeholt?
Etwas anderes hatte sich aber bis dahin schon getan. Die Cottbuser Studenten und Mitarbeiter der BTU Cottbus organisierten sich um ihren Argumenten Luft zu verschaffen. Gruppen und Arbeitskreise wurden gegründet. Social Media wurde zur Vernetzung genutzt und T-Shirts, Buttons und durchaus Kunst-Volle Plakate gemalt und gestaltet. Der Stura der BTU Cottbus und die Studierenden verfassten offene Briefe an die Landesregierung. Unterstützungsunterschriften wurden gesammelt und allein bis gestern kamen 1.600 Unterschriften nur von Studierenden zusammen. Insgesamt wurden viele Stunden, trotz Prüfungszeit und Semesterferien, für die Vorbereitungen geopfert.
Vielen Studenten missfiel nicht, wie schon eingangs erwähnt, das Reformen und Veränderungen folgen sollen, aber der radikale und bisher inhaltlose Vorschlag zur Fusion in Verbindung mit den bisher genauso inhaltlosen Auftritten und Verlautbarungen der Ministerin erregte die Gemüter. Da muss man die Frage stellen, was das Ministerium bei solch einem Vorschlag erwartet hatte? Freudesbekundungen? Glückwunschkarten? Jubelschreie?
Man merkte wie ein Gewitter aufzog und das sollte sich am 19.03.2012 zur Stadtverordnetenversammlung entladen. Kurz vor 16 Uhr sammelten sich die Studenten auf dem BTU Campus um in Richtung Altmarkt zu ziehen. Der Protest hatte mittlerweile auch Studenten der HS Lausitz erreicht, die sich dem Zug anschlossen. Insgesamt schätzte die Polizei etwa 2.000 Teilnehmer, auf dem Weg kamen noch etliche Sympathisanten dazu.
Auf dem Altmarkt ergab sich ein tolles lautstarkes Bild. Der BTU Präsident ließ sich den Gang durch die Menge nicht nehmen und zeigte Flagge, bzw. Krawatte (We love BTU) bei seinem Auftritt. Auch das Stadthaus war prall gefüllt, so wurden die Reden der Verordneten und von Frau Kunst per Stream in die Öffentlichkeit übertragen, keine schlechte Idee auch für normale Sitzungen! Drinnen wurde diskutiert und geredet und draußen Demokratie gelebt. Meinungsvielfalt, Ausdruck und Teilnahme an politischen Prozessen wünschen sich sonst immer alle Politiker. Nur hier schien es unerwünscht. Das Diktat aus dem Ministerium hatte Bestand und so konnte man auch schon eine Stunde vor der Sitzung Frau Kunsts Aussagen auf den Seiten des Ministeriums nachlesen, geschrieben in der Vergangenheit. Dort war zu lesen, dass sich der Studierendenrat und Teile der Professorenschaft zur Mitarbeit bei der Umsetzung der Pläne bereit erklärt hatten, auch das scheint zur Wirklichkeitsverklärung des Ministeriums zu gehören, wie die Demonstranten in Cottbus zeigten.
Der Vorschlag von Frau Kunst ist so umfassend, dass er viele Teilbereiche erfasst und Fragen aufwirft. Man muss nur über den eigenen Tellerrand hinausschauen und sich andere Unifusionen anschauen, um den Plänen gegenüber misstrauisch zu sein. Bisher gibt es kein (Anm. der Redaktion: uns ist kein Beispiel bekannt, wenn es eins gibt, gern mit uns in Kontakt treten) erfolgreiches Beispiel dafür. Der Standort Cottbus der HSL soll der Fusion zum Beispiel zum Opfer fallen, was wird aus den gerade erst sanierten und neu errichteten Gebäuden? Dort sind Fördergelder geflossen, müssen die zurückgezahlt werden und wenn ja, wer müsste das machen? Die eh schon bankrotte Stadt Cottbus? Wie viele Professorenstellen bleiben insgesamt erhalten und wie läuft die Integration in eine gemeinsame Lehranstalt? Wie viele wissenschaftliche Mitarbeiter? Was wird aus Promovenden? Welche „Marke“ steht auf den Studienabschlüssen? Wie soll sich der künftige Haushalt gestalten? Welche Studiengänge ziehen um? Wird die HSL zu einer Uni aufgewertet? Welche Veränderungen hat das zur Folge? Wer darf an so einer Energieuniversität studieren (Zugangsberechtigungen HS/Uni)? Was wird aus nicht mehr benötigten Verwaltungsstellen und Leitungsstellen – wie sehr wird der Wasserkopf reformiert? Was wird über das Jahr 2015 hinaus, wenn Frau Kunst vielleicht nicht mehr Wissenschaftsministerin ist? Die BTU und auch die HSL profitierten bisher bei den Studenten weil sie als kleine Campushochschulen mit kurzen Wegen und offenen Türen gelten. Eine neue Institution mit dann ca. 11.000 Studenten entspricht diesem Image nicht mehr. Und so gibt es viele weitere Fragen und Unklarheiten zu dem Thema.
Fotos: Johannes Koziol und Marcus Kummer
Kommentar zur aktuellen Diskussion: Am gestrigen Montag war eine Sondersitzung der Stadtverordneten der Stadt Cottbus anberaumt worden. Grund war der vor einigen Wochen aufgekommene Vorschlag von Wissenschaftsministerin Kunst, aus der BTU Cottbus und der HS Lausitz eine neue Energie Universität Lausitz zu gründen und die beiden anderen Institute aufzulösen.
Gegen Reformen und Veränderungen an sich spricht ja erst mal nichts. Insbesondere da es schon seit längerem eine Hochschulkommission für die Lausitz gibt, die Vorschläge zu engeren Zusammenarbeit beider Häuser erarbeiten soll. Erste Versuche werden auch bereits im Bereich Bauingenieurwesen unternommen.
Sicher ist hier auch mal ein Anschubser seitens des Ministeriums zu vertreten, um den Fortschrittsbemühungen neuen Schwung zu verleihen und alle Beteiligten an die Ziele zu erinnern. Doch die ehemalige Präsidentin der Potsdamer Universität und jetzige Wissenschaftministerin Frau Kunst überraschte alle mit einem Konzept einer Neugründung. Bisher blieb sie allerdings Details schuldig und es wurde nur eine kurze Zusammenfassung veröffentlicht. Ebenso verhält es sich mit dem Bericht der Lausitzkommission. Auch hier wird eine Veröffentlichung, der mit Steuergeldern finanzierten Studie, bisher verweigert.
Früher wurde man in der Schule immer ermahnt, nicht einsilbig zu antworten, einem sogenannte Hundeknochen vorzuwerfen. Doch was Frau Kunst hier treibt, ist nichts anderes. Dabei sollte sie sich an ihre eigene Lehrervergangenheit erinnern, anstatt Oberlehrerhaft Menschen die, aufgrund der ungenügenden Informationen, berechtigte Fragen zu ihrer eigenen universitären und beruflichen Laufbahn stellen, in die Schranken zu weisen.
Am 14.03.2012 fand bereits ein erstes Treffen im IKMZ der BTU Cottbus mit Studenten und der Unileitung statt. Frau Kunst zeigte sich schon dort über das rege Interesse seitens der Cottbuser Studiosi überrascht, manch Beobachter fragte sich, Warum? So schmetterte sie auch die Argumentation des BTU Präsidenten ab und zeigte genau hier ihre Lehrervergangenheit auf in dem sie belehrte anstatt zu diskutieren. Danach war kaum einer der Anwesenden schlauer. Frau Kunst versicherte zwar, dass die 228 Professorenstellen erhalten bleiben sollen, aber wie die Integration laufen soll, beantwortete sie nicht. Auch wolle das Land alle Transformationskosten übernehmen, aber wäre es nicht sinnvoller diese Mittel in die bestehende Lehre und Forschung zu stecken anstatt sie für „Umzüge“ zu verpulvern? Auch wusste die Ministerin bereits, dass die Studierendenzahlen stabil bleiben sollen, nur woher? Hat sie die jetzigen und künftigen Lausitzer Studenten gefragt und sich eine schriftliche Versicherung eingeholt?
Etwas anderes hatte sich aber bis dahin schon getan. Die Cottbuser Studenten und Mitarbeiter der BTU Cottbus organisierten sich um ihren Argumenten Luft zu verschaffen. Gruppen und Arbeitskreise wurden gegründet. Social Media wurde zur Vernetzung genutzt und T-Shirts, Buttons und durchaus Kunst-Volle Plakate gemalt und gestaltet. Der Stura der BTU Cottbus und die Studierenden verfassten offene Briefe an die Landesregierung. Unterstützungsunterschriften wurden gesammelt und allein bis gestern kamen 1.600 Unterschriften nur von Studierenden zusammen. Insgesamt wurden viele Stunden, trotz Prüfungszeit und Semesterferien, für die Vorbereitungen geopfert.
Vielen Studenten missfiel nicht, wie schon eingangs erwähnt, das Reformen und Veränderungen folgen sollen, aber der radikale und bisher inhaltlose Vorschlag zur Fusion in Verbindung mit den bisher genauso inhaltlosen Auftritten und Verlautbarungen der Ministerin erregte die Gemüter. Da muss man die Frage stellen, was das Ministerium bei solch einem Vorschlag erwartet hatte? Freudesbekundungen? Glückwunschkarten? Jubelschreie?
Man merkte wie ein Gewitter aufzog und das sollte sich am 19.03.2012 zur Stadtverordnetenversammlung entladen. Kurz vor 16 Uhr sammelten sich die Studenten auf dem BTU Campus um in Richtung Altmarkt zu ziehen. Der Protest hatte mittlerweile auch Studenten der HS Lausitz erreicht, die sich dem Zug anschlossen. Insgesamt schätzte die Polizei etwa 2.000 Teilnehmer, auf dem Weg kamen noch etliche Sympathisanten dazu.
Auf dem Altmarkt ergab sich ein tolles lautstarkes Bild. Der BTU Präsident ließ sich den Gang durch die Menge nicht nehmen und zeigte Flagge, bzw. Krawatte (We love BTU) bei seinem Auftritt. Auch das Stadthaus war prall gefüllt, so wurden die Reden der Verordneten und von Frau Kunst per Stream in die Öffentlichkeit übertragen, keine schlechte Idee auch für normale Sitzungen! Drinnen wurde diskutiert und geredet und draußen Demokratie gelebt. Meinungsvielfalt, Ausdruck und Teilnahme an politischen Prozessen wünschen sich sonst immer alle Politiker. Nur hier schien es unerwünscht. Das Diktat aus dem Ministerium hatte Bestand und so konnte man auch schon eine Stunde vor der Sitzung Frau Kunsts Aussagen auf den Seiten des Ministeriums nachlesen, geschrieben in der Vergangenheit. Dort war zu lesen, dass sich der Studierendenrat und Teile der Professorenschaft zur Mitarbeit bei der Umsetzung der Pläne bereit erklärt hatten, auch das scheint zur Wirklichkeitsverklärung des Ministeriums zu gehören, wie die Demonstranten in Cottbus zeigten.
Der Vorschlag von Frau Kunst ist so umfassend, dass er viele Teilbereiche erfasst und Fragen aufwirft. Man muss nur über den eigenen Tellerrand hinausschauen und sich andere Unifusionen anschauen, um den Plänen gegenüber misstrauisch zu sein. Bisher gibt es kein (Anm. der Redaktion: uns ist kein Beispiel bekannt, wenn es eins gibt, gern mit uns in Kontakt treten) erfolgreiches Beispiel dafür. Der Standort Cottbus der HSL soll der Fusion zum Beispiel zum Opfer fallen, was wird aus den gerade erst sanierten und neu errichteten Gebäuden? Dort sind Fördergelder geflossen, müssen die zurückgezahlt werden und wenn ja, wer müsste das machen? Die eh schon bankrotte Stadt Cottbus? Wie viele Professorenstellen bleiben insgesamt erhalten und wie läuft die Integration in eine gemeinsame Lehranstalt? Wie viele wissenschaftliche Mitarbeiter? Was wird aus Promovenden? Welche „Marke“ steht auf den Studienabschlüssen? Wie soll sich der künftige Haushalt gestalten? Welche Studiengänge ziehen um? Wird die HSL zu einer Uni aufgewertet? Welche Veränderungen hat das zur Folge? Wer darf an so einer Energieuniversität studieren (Zugangsberechtigungen HS/Uni)? Was wird aus nicht mehr benötigten Verwaltungsstellen und Leitungsstellen – wie sehr wird der Wasserkopf reformiert? Was wird über das Jahr 2015 hinaus, wenn Frau Kunst vielleicht nicht mehr Wissenschaftsministerin ist? Die BTU und auch die HSL profitierten bisher bei den Studenten weil sie als kleine Campushochschulen mit kurzen Wegen und offenen Türen gelten. Eine neue Institution mit dann ca. 11.000 Studenten entspricht diesem Image nicht mehr. Und so gibt es viele weitere Fragen und Unklarheiten zu dem Thema.
Fotos: Johannes Koziol und Marcus Kummer