Beobachtungen und jahrelange Erfahrungen formen den Menschen in seinem Lebensstil und dessen Weg. Hinzu kommt das eigene Empfinden, welches weiß, wo es zu Hause ist. Bei Einbruch der Dämmerung und in einer warmbeleuchteten Atmosphäre lässt sich doch ein Smalltalk umso mehr genießen. Bereits am 04. November 2015 lud der erste Master Talk in der Stadthalle ein, gemeinsam mit Moderatorin Dr. Grit Lemke plauderte der Ehrenpräsident des Festivals und Oscarpreisträger István Szabó live in der radioeins-Lounge mit aufgeschlossen wie aus dem Nähkästchen. Dabei schnitt er mehrere Aspekte des mittel-und osteuropäischen Filmmarktes an und erzählte über Filme, die Traditionen und Mentalitäten eines Landes reflektieren. Als erfahrener Regisseur kennt er die leichten Unterschiede der Filmarbeiten in Mittel-und Osteuropa sehr genau und setzt sich auch mit ihnen auseinander.
István Szabó konkretisierte, dass es nicht von leichter Hand geht mit fremdsprachigen Schauspielern zu kommunizieren, wenn man ihre Sprache nicht beherrscht. Doch aus seiner Sicht ist es für ihn immer eine Herausforderung der besonderen Art. Beispielhaft nannte er wesentliche Unterschiede zwischen deutschen, russischen und polnischen Schauspielern. Aus Erfahrung heraus sagte er, dass die polnischen Künstler sich ehrgeiziger mit anderssprachigen Drehbuchmanuskripten beschäftigen und sie zielstrebiger verstehen wollen als beispielsweise die Deutschen. Wenn man aber amerikanische Filmwerke näher ins Visier nimmt, erkennt man, dass auch sie mehr oder weniger aus europäischen Schauspielern bestehen. Der stichhaltige Unterschied zwischen amerikanischen und europäischen Filmen liegt in der Erzählung und Gestaltung der Geschichten. Dabei legen die Amerikaner in ihren Drehbüchern sehr viel Wert auf die siegreiche Handlung und die Europäer zeigen mehr die Verliererseite in der knallharten Realität. Das Problem bei dieser Geschichte ist aber das, dass die Handlung des Versagens gerade bei jungen Menschen oftmals abprallt, denn wer möchte sich schon mit Geschichten eines Verlierers identifizieren? Da bevorzugen sie lieber den Siegesgrad in einer gemütlichen Filmstunde. Dadurch ist es in der heutigen Generation schwer als Regisseur und Produzent jugendliches Publikum mühelos in seinen Bann zu ziehen. Kunst, Musik und Theater sind die ausdrucksstarken Monopole der Menschlichkeit, die sich durch Emotionen widerspiegeln. Die Kreativität wächst von innen heraus, erläuterte István Szabó mit feinfühliger Eleganz. Schauspielerische Kunst kommt nicht von ungefähr – sie fließt im inneren Kern des Daseins. Bekannte Größen wie unter anderem Catherine Deneuve, Maximilian Schell oder Jean Paul Belmondo bereicherten nicht nur das Filmgeschäft, sondern auch die Herzen ihres mittel- und osteuropäischen Publikums. Darüber hinaus spielt auch der finanzielle Aspekt in der Filmwelt eine entscheidende Rolle. Für István Szabó jedoch stellt sich dieser eher in den Hintergrund, denn man kann auch mit weniger Budget einen großartigen Film produzieren. Geld ist nicht alles, denn das ganze Leben besteht aus zahlreichen Kompromissen. Wer mit ihnen nichts anfangen kann, lebt am Leben gnadenlos vorbei. Ohne Kompromissbereitschaft können Dreharbeiten einfach nicht zum Erfolg führen. Das steht fest. Über den Verlauf der aktuell anstehenden Projekte und seiner Ideen wollte István Szabó noch nichts verraten. Er lächelte nur mit einem Augenzwinkern und meinte: „Dafür bin ich zu abergläubisch“. Tatsache ist, dass die Geheimnisse das Juwel des Erfolges sind und die Neugier wecken sollen. Fazit – wirklich wertvolle Filme brauchen ein selbst erzogenes Publikum und das diesjährige Cottbuser Festival 2015 bietet dieses mit größter Vielfalt.
Wer bisher noch nicht die Zeit fand das FilmFestival zu besuchen, bekommt hier einen kleinen Überblick, welche Filmhighlights noch zu bestaunen sind. Der im Wettbewerb stehende Spielfilm „Nomaden des Himmels“ von Mirlan Abdykalykov läuft heute Abend, am 06.11.2015 um 17.00 Uhr im Weltspiegel über die Leinwand und zeitgleich wird der Film „Vier Könige“ von Theresa von Eltz in der Kammerbühne gezeigt. Des Weiteren können sich auch die Nachtaktiven vom Filmangebot berieseln lassen, denn es folgen im Weltspiegel ab 19.00Uhr die Fortsetzungen vom ersten Teil „Lange Nacht der kurzen Filme“ Teil 2 und Teil 3. Auch er steht im Wettbewerb Kurzspielfilm. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Das nächtliche Wochenende kann nun beginnen. In der Galerie Fango zeigt Ralf Schuster um 21.00Uhr seinen neuen Kriminalkurzfilm „Wohnung frei im Plattenbau“. Ein wunderbarer Abend lässt sich gern mit Freude genießen.
Für alle Partyfreunde gibt`s noch etwas auf die Ohren – heute Abend, den 06.11.2015 um 22.00Uhr im FestivalClub Scandale legt ein Berliner DJ mit musikalischen Überraschungsgästen auf. Tanzen, Feiern und Ablachen heißt die Devise. Wir laden alle herzlich ein.
Hier anbei noch eine kleine Bildergalerie von einigen Impressionen, die in den letzten Tagen eingefangen und gesammelt wurden. Viel Spaß beim Betrachten.