Am 15.03.2021 wurde eine Potential- und Machbarkeitsstudie zu einer möglichen Direktanbindung von Cottbus und des Spreewalds an den Flughafen BER veröffentlicht. Sie untersuchte, ob eine Verlängerung des RB22 von Potsdam über den BER bis Königs-Wusterhausen auch bis nach Lübben oder gar Cottbus möglich wäre. Die Direktanbindung bis nach Cottbus scheitert nach wie vor an der Eingleisigkeit zwischen Lübbenau und Cottbus, bis nach Lübben wäre es laut Spreeplan, die die Studie erarbeitet haben, jedoch problemlos ohne bauliche Anpassungen möglich.
Direktanbindung ab 2025 vorgesehen
Bereits seit zehn Jahren wartet die Lausitz wieder auf eine Direktanbindung an den Flughafen Schönefeld bzw. seit neuestem an den Flughafen BER. Keiner der bisherigen Verkehrsminister/innen vermochte es, den Süden des Landes wieder an den Flughafen anzubinden. Alle Reisenden per Zug müssen am Bahnhof Königs Wusterhausen umsteigen, im Idealfall mit einem 15 minütigen Fenster, im schlechten Fall dauert es 27 Minuten bis es weitergeht. “Vorausblickend auf wieder ansteigende Fluggastzahlen und höhere Arbeitnehmerzahlen im Flughafenumfeld aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung, ist eine direkte Anbindung für die Region wichtig.” sagt Jens Krause von der IHK Cottbus. „Es liegt in der Hand der Landesregierung, ihr Versprechen für mehr Verkehr auf der Schiene einzulösen. Bei der Verlängerung der RB 22 kann mit vergleichsweise wenig Geld ein großer Mehrwert erzielt werden“, sagt Jens Krause.
Eine Direktanbindung ist derzeit ab dem Jahr 2025 vorgesehen, wenn der RE20 nach Fertigstellung der “Dresdener Bahn” Cottbus über den BER mit dem Berliner Hauptbahnhof verbinden soll. Die Pläne könnten jedoch schnell kassiert werden, wenn der Baubeginn des Nadelöhrs zwischen Lübbenau und Cottbus, derzeit eine eingleisige Strecke, in den Zeitraum mit einer Vollsperrung der Gleise fällt. Dann wäre zwischen Cottbus und dem Spreewald Schienenersatzverkehr angesagt statt schneller Direktverbindung zum Flughafen.
Verlängerung bis Lübben problemlos möglich
Eine jetzt veröffentlichte Machbarkeitsstudie untersuchte die Möglichkeit den RB 22 (derzeit zwischen Potsdam über den BER und Königs Wusterhausen unterwegs) bis nach Lübben oder gar Cottbus zu verlängern. Fahrplantechnisch wäre eine Verlängerung der RB 22 über den Bahnhof Königs Wusterhausen bis Lübben sofort möglich. Kurzfristig könnten dadurch bis zu 1.000 neue Fahrgäste täglich in den Zug geholt werden. Von Bestensee bis Lübben bekäme der Spreewald eine umsteigefreie Direktanbindung an den Flughafen BER und an die Landeshauptstadt Potsdam. Der Bahnhof Brand/Tropical Islands würde von dreistelligen Fahrgastzuwächsen pro Tag profitieren und neue Zielgruppen von Potsdam bis zum Berliner Speckgürtel erschließen können. Die Bahn würde bei Pendlern, (Flug-) Reisenden und Touristen erheblich an Attraktivität gewinnen. Diese Streckenführung könnte zukünftig die stark frequentierten Linien RE2 und RE7 entlasten und die Görlitzer Bahn stärken. Auch die Direktverbindung zum Flughafen BER aus dem Norden des Landkreises Dahme-Spreewald trüge zur Attraktivität der Linie bei.
Bertram Teschner, Geschäftsführer SPV Spreeplan Verkehr GmbH und Gutachter der aktuellen Studie erläutert: „Leider besteht nur theoretisch die Möglichkeit, die Linie RB22 im geltenden Fahrplan von Lübben bis Cottbus zu verlängern. Praktisch würde dies nur bis zum Fahrplanwechsel 12/2022 mit erheblichen finanziellen Mitteln umsetzbar sein – bei mäßigem Erfolg. Der Hauptgrund ist die eingleisige Strecke zwischen Lübbenau und Cottbus, die einen erheblichen Engpass darstellt und keine weiteren Züge zulässt. Deshalb raten wir als Verkehrsplaner eindringlich von einer Verlängerung der RB 22 von Lübben bis Cottbus ab.“
Jens Krause, Generalmanager für Infrastruktur und Mobilität bei der IHK Cottbus appelliert: „Es dürfen nicht noch weitere vier Jahren vergehen, bis der Süden Brandenburgs umsteigefrei an den BER angebunden wird. Die Wirtschaft appelliert daher an die Landesregierung, die Verlängerung des RB 22 von Königs Wusterhausen bis Lübben kurzfristig umzusetzen. Zudem braucht es mehr Tempo bei den Planungen zum Bau des zweiten Gleises zwischen Lübbenau und Cottbus, ein Baubeginn deutlich vor dem Jahr 2027 muss unbedingt angestrebt werden. Und auch ein zügiger Planungsstart für den Gesamtumbau des Bahnhofs Königs Wusterhausen ist jetzt zwingend notwendig, damit dieser Infrastrukturengpass sich nicht ebenfalls zur Bremse des Strukturwandels in der Lausitz entwickelt.“
Klare Empfehlungen
Die Studie gibt drei klare Empfehlungen ab: Die kurzfristige Verlängerung der RB22 bis Lübben. Der schnellstmögliche Ausbau der Strecke Cottbus – Lübbenau und der Bahnhofsausbau Königs Wusterhausen mit einer Entflechtung der S-Bahn- und Regionalbahngleise.
Nun muss der VBB und die Landesregierung entscheiden, ob sie eine Verlängerung der Verbindung bis Lübben wollen, kostentechnisch wäre es laut Studie für etwa zwei bis sieben Millionenn Euro im Jahr möglich, je nach Takt und angebotenen Tagen. Das Geld würde für einen zusätzlichen Zug benötigt werden.
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