Taubendorf, 09.06.2013. Von der heutigen Einweihung der Mahnglocke in Taubendorf bei Guben senden die Organisatoren einen offenen Brief an Ministerpräsident Platzeck, in dem sie den Verzicht auf neue Braunkohlentagebaue fordern. Die Glocke gegen den neuen Tagebau Jänschwalde-Nord läutet ab heute täglich um 17:55 Uhr.
„Die Glocke ermahnt die Landesregierung, ihr Versprechen gegenüber den Bürgern der Region einzuhalten, dass keine weiteren Dörfer dem Kohletagebau geopfert werden.“ sagt Pfarrer Mathias Berndt aus Atterwasch.
In den 1990-er Jahren gab der Ministerpräsident des Landes Brandenburg, Manfred Stolpe, das Versprechen, Horno sei das letzte Dorf in der Lausitz, das dem Braunkohletagebau weichen muss und der Tagebau werde an der Taubendorfer Rinne enden. Der heutige Ministerpräsident Matthias Platzeck war damals bereits Minister im Kabinett Stolpe und für die Braunkohlenplanung zuständig.
Beim Oderhochwasser 1997 hatte Platzeck die Heimat der Menschen als höchstes Gut bezeichnet, will jetzt aber der Braunkohlenwirtschaft zuliebe mehrere Dörfer gegen ihren Willen umsiedeln lassen. Der Brief geht auch auf den Zusammenhang zwischen Kohleverstromung, Klimawandel und der steigenden Häufigkeit sogenannter Jahrhunderthochwasser ein:
„Wir fordern Sie auf, das Übel bei der Wurzel zu packen! (…) Genehmigen Sie keine neuen Braunkohletagebaue, keine neuen Braunkohlekraftwerke und machen Sie sich einen neuen Namen: Werden Sie vom ‚Deichgraf‘ zum ‚Klimafürsten‘!“
Bei Genehmigung eines Tagebaues Jänschwalde-Nord wäre der Ort Taubendorf von drei Seiten von der Grube umschlossen. Diese Planung verfolgen die Landesregierung und der Vattenfall-Konzern seit mehreren Jahren und brechen damit das in den 1990er Jahren gegebene Versprechen. In der vierten Richtung droht zudem noch der polnische Tagebau Gubin-Brody in Sichtweite aufgeschlossen zu werden. Das begonnene Planverfahren für einen Tagebau Jänschwalde-Nord kann die Brandenburgische Landesregierung jedoch jederzeit wieder beenden. Zu diesem Ergebnis war bereits 2012 ein Rechtsgutachten im Auftrag von GRÜNE LIGA und DUH gekommen, dem die Landesregierung bisher nicht widersprach.
Die Mahnglocke wurde von einer Bürgerinitiative aus Taubendorf ins Leben gerufen, in den vergangenen Monaten konnte der Holzturm mit zahlreichen Spenden aus der Region errichtet werden. Den vollständigen Wortlaut des offenen Briefes erhalten Sie beiliegend zu dieser Pressemitteilung.
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