Ein Ärzteteam der Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem ist zu einem besonderen Einsatz nach Tansania aufgebrochen. Wie das Uniklinikum mitteile, führt das Team unter der Leitung von Prof. Dr. Ehab Shiban vom 27. bis 31. Oktober im Bugando Medical Centre in Mwanza hochkomplexe Hirntumor-Operationen mit intraoperativer Strahlentherapie durch. Ziel soll es sein, Patientinnen und Patienten mit großen oder bösartigen Gehirntumoren eine sofortige und präzise Behandlung zu ermöglichen. Die Eingriffe werden in Echtzeit nach Deutschland übertragen und ausgewertet. Das Projekt, initiiert von der aus Tansania stammenden Neurochirurgin Dr. Maria Kipele, ist Teil einer langfristigen Partnerschaft zwischen der MUL–CT und dem Bugando Medical Centre, um moderne Neurochirurgie in Ostafrika nachhaltig zu etablieren.
Das Uniklinikum Cottbus teilte dazu mit:
Ein Ärzteteam der Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem (MUL – CT) bricht in diesen Tagen zu einer Weltpremiere nach Tansania auf. Prof. Dr. Ehab Shiban, Chefarzt der Neurochirurgie, wird im Bugando Medical Centre (BMC) in Mwanza gemeinsam mit seinem Team vom 27. bis 31. Oktober mehrere hochkomplexe Hirntumor-Operationen durchführen. Geplant sind neuroonkologische Eingriffe unter dem Einsatz fortschrittlicher Technologien wie neuronavigierter Tumorresektion, intraoperativem Neuromonitoring und intraoperativer Strahlentherapie (IORT). Das Team umfasst Assistenzärztinnen und -ärzte, darunter Projektinitiatorin Dr. Maria Kipele – gebürtig aus Tansania – einen Medizintechniker oder eine Medizintechnikerin zur Handhabung des IORT-Systems sowie Fachpersonal aus Deutschland zur begleitenden Pflegefortbildung.
Die Auswahl der zu behandelnden Patientinnen und Patienten konzentriert sich auf bösartige und ungewöhnlich große Gehirntumoren. „Diese extreme Größe der Tumoren ist in Europa eher selten“, sagt Prof. Dr. Ehab Shiban. Die Ursache dafür ist eine schlechtere, spätere und lückenhafte Diagnostik im Land und ein prekärer Zugang zu adäquaten Therapien.
Direkt im Anschluss an die einzelne Tumorentfernung erfolgt eine sofortige histopathologische Untersuchung in Echtzeit, um mögliche bösartige Tumorreste abzuklären. Bestätigt sich der Verdacht, wird das Tumorbett noch während desselben Eingriffs mit der intraoperativen Strahlentherapie behandelt – ein Verfahren, das üblicherweise erst zwei bis drei Wochen nach der Operation zum Einsatz kommt.
Prof. Dr. Shiban zählt zu den wenigen Ärzten weltweit, die diese hochkomplexen Eingriffe überhaupt beherrschen. „Die intraoperative Strahlentherapie ist bislang kaum etabliert und stellt gerade unter den schwierigen Bedingungen in Tansania eine echte medizinische Innovation dar. Häufig fehlen spezialisierte Expertise, technische Ausstattung sowie nachhaltige Fortbildungsprogramme im Bereich der modernen Neurochirurgie. Gleichzeitig stellt sie sicher, dass Patientinnen und Patienten nicht an einer nachgelagerten, organisatorisch schwer realisierbaren Strahlentherapie scheitern“, erläutert Prof. Shiban. Und weiter: „Die Strahlentherapie ermöglicht eine einmalige, zielgerichtete Bestrahlung des Tumorbetts unmittelbar nach der Resektion ohne Zeitverzug und mit hoher Präzision. Somit stellt sie nicht nur eine technologische Innovation dar, sondern eine potenziell lebensverlängernde Maßnahme.“ Insbesondere bei Hochrisikotumoren wie Glioblastomen oder solitären Hirnmetastasen könne sie einen entscheidenden therapeutischen Vorteil schaffen und die onkologische Versorgungslücke signifikant schließen, so der Leitende Oberarzt Dr. Henning Kahl. Dieser übernimmt den strahlentherapeutischen Part vor Ort.
Operation und Live-Diagnostik werden in Echtzeit nach Deutschland übertragen und dort unmittelbar ausgewertet – ein medizinisches Novum, das den Menschen in Mwanza völlig neue Behandlungschancen eröffnet. Zum Einsatz kommen hochmoderne Geräte deutscher Hersteller, darunter Systeme für Neuro-Navigation, Neuro-Monitoring, intraoperative Strahlentherapie und digitale Histopathologie. Nach der Einsatzwoche werden die operierten Patienten mittels einer digitalen Visite weiterhin von Deutschland aus betreut.
Zwei Mitarbeitende der Unternehmenskommunikation begleiten den Einsatz mit der Kamera. Dabei entstehen nicht nur Aufnahmen der Operationen, sondern auch Impressionen aus Mwanza sowie Interviews mit den Beteiligten vor Ort. Zugleich bestücken die Kolleginnen und Kollegen der Unternehmenskommunikation kontinuierlich ein digitales Reisetagebuch, das auf der Homepage der MUL – CT zur Verfügung steht: https://ctk.pageflow.io/neuroonkologie-in-mwanza-tansania#3
Hintergrund
Die Einsatzwoche ist Teil einer strategischen Partnerschaft zwischen der MUL – CT und dem Bugando Medical Centre (BMC) Mwanza in Tansania. Ziel neben der Durchführung der anspruchsvollen Operationen ist der Aufbau eines langfristigen Kooperationsnetzwerks mit Perspektiven wie jährlichen operativen Einsatzwochen, der Einrichtung eines IORT-Schwerpunkts in Ostafrika, begleitenden Fortbildungsformaten wie Hands-on-Kursen, Telemedizin und Fallbesprechungen sowie gemeinsamer Forschung und Publikationen. Langfristig ist der Aufbau einer Neurochirurgischen Klinik unter Leitung von Dr. Maria Kipele in Tansania vorgesehen. Der Einsatz wird unterstützt durch die Neurochirurgische Klinik der MUL – CT, die Bereitstellung mobiler Medizintechnik durch Industriepartner sowie lokale Unterstützung durch das tansanische Gesundheitsministerium.
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Red. / Presseinformation
Bild: MUL-CT