Was haben Schnitzereien aus dem Erzgebirge, Diskotheken und sorbische Mode gemeinsam? Sie alle galten in der DDR als sogenannte „Volkskunst“. Allein im Bezirk Cottbus gab es 469 sogenannte Volkskunstkollektive beispielsweise aus den Bereichen Chor, Tanz, Textiles und Schmuck; rund 130 davon waren sogenannte deutsch-sorbische Volkskunstkollektive. Im Heimatmuseum Dissen/Dešno wird nun eine Ausstellung zum Thema vorbereitet, die am 15. Mai 2022 eröffnet werden soll.
Bereits auf einem Treffen am 15. August 2021 im Heimatmuseum Dissen/Dešno stand die kommende Ausstellung auf der Tagesordnung, hauptsächlich ging es aber darum, Ideen und Wissen zusammenzutragen und eine Strategie zum Umgang mit diesem Erbe zu entwickeln. Moderiert wurde das Treffen, welches durch die Stiftung für das sorbische Volk (Załožba za serbski lud) finanzierte wurde, von Jörg Ackermann. Zahlreiche Volkskunstschaffende brachten auch eigene Arbeiten und Entwürfe mit.
All diese Ideen, Materialien und Anregungen werden nun mit in die Ausstellung zu deutsch-sorbischen Volkskunstgruppen der Lausitz einfließen. Geplant sind 12 Tafeln und zahlreiche Ausstellungsstücke, die sich sowohl mit den Förderstrukturen von kultureller Bildung in der DDR beschäftigen aber auch mit Volkskunstschaffenden aus der Region.
Barbara Zenker entwarf zum Beispiel beliebte Modeschauen, deren Kleider mit Blaudruck-Applikationen auch heute in einem Berliner Klub getragen werden könnten. Klaus Bramburger, der malende Arbeiter des Chemiefaserwerks Guben, gibt auch heute – 85jährig – noch Malkurse. Von der mittlerweile verstorbenen Volkskünstlerin Rita Külper liegen zwei Studienmappen und andere Arbeiten vor. Alle drei und noch viele andere werden in der Ausstellung vertreten sein, die durch die Künstlerin Maxie Heiner und Babette Zenker vom Heimatmuseum gestaltet wird. Daniel Häfner (lausitzer-institut.de) recherchiert gerade in den vorliegenden Originalquellen.
Insgesamt gibt es derzeit also einen bunten Strauß an Aktivitäten zum Thema der Volkskunst in der DDR. Das Lausitzer Institut für strategische Beratung GbR wird der Stiftung für das sorbische Volk dazu einen Bericht vorlegen. Im Rahmen des Projektes “Inwertsetzung immateriellen Kulturerbes im deutsch-slawischen Kontext” findet zunächst die oben genannte Ausstellung in Dissen/Dešno ab dem 15. Mai 2021 statt. Dort werden dann sicher auch viele Volkskunstschaffende für Gespräche und Nachfragen anzutreffen sein.