Vattenfall hat heute eine Vereinbarung zum Verkauf seiner Braunkohlesparte an den tschechischen Energiekonzern EPH und seinen Finanzpartner PPF Investments unterzeichnet. Dieser Verkauf ist ein wichtiger Schritt für Vattenfalls Umbau hin zu einer nachhaltigeren Energieerzeugung. Deutschland bleibt ein strategischer Wachstumsmarkt für Vattenfall.
„Heute haben wir eine wichtige Vereinbarung für Vattenfall unterzeichnet. Der Verkauf unserer Braunkohleaktivitäten ist strategisch wichtig und angesichts der gegenwärtigen und zu erwartenden Marktbedingungen auch unter finanziellen Aspekten richtig. Wir beschleunigen so unseren Umbau zu einer nachhaltigeren Erzeugung von Energie. Der Verkauf bedeutet, dass mehr als 75% unserer Erzeugung klimaneutral sein wird im Vergleich zu den 50% heutzutage,“ sagt Magnus Hall, Vattenfalls Präsident und CEO.
Neuer Eigentümer für die Braunkohlesparte
Der Käufer ist ein Konsortium aus zwei Unternehmen. Die tschechische EPH ist ein etablierter europäischer Energiekonzern mit Hauptsitz in Prag und Aktivitäten in West- und Zentraleuropa. EPHs Geschäftsaktivitäten umfassen den Gastransport, die Verteilung von Gas und Strom, Gasspeicherung, Fernwärmenetze sowie die Erzeugung von Wärme und Strom. PPF-Investments ist ein internationales Finanz- und Investmentunternehmen mit Schwerpunkt auf Investitionen in Zentral- und Osteuropa sowie in Asien.
„Nach einer umfangreichen Due Dilligence freuen wir uns, einen anerkannten neuen Eigentümer für das Braunkohlengeschäft und seine etwa 7.500 erfahrenen und motivierten Mitarbeiter gefunden zu haben. EPH hat seine Kompetenz im Bereich des Braunkohlegeschäfts unter Beweis gestellt und ist in Deutschland bereits durch seine hundertprozentige Tochter MIBRAG aktiv,“ sagt Magnus Hall.
Der Verkauf umfasst alle Kraftwerke und Tagebaue von Vattenfall in Deutschland: Die Kraftwerke Jänschwalde, Boxberg, Schwarze Pumpe sowie der 50-Prozent-Anteil am Kraftwerk Lippendorf sowie die Tagebaue Jänschwalde, Nochten, Welzow-Süd, Reichwalde und der kürzlich ausgekohlte Tagebau Cottbus Nord.
Finanzielle Ausstattung – Verantwortlicher Übergangsprozess
Der Käufer übernimmt das Braunkohlegeschäft einschließlich aller Anlagen,Verbindlichkeiten und Rückstellungen. Die Aktiva enthalten Barmittel in Summe von 15 Milliarden Schwedische Kronen (etwa 1,6 Mrd. Euro, Stand 18.04.2016). Die Verbindlichkeiten und Rückstellungen unter anderem für Rekultivierungen umfassen insgesamt 18 Milliarden Schwedische Kronen (etwa 2 Mrd. Euro, Stand 18.04.2016). Während der ersten drei Jahre nach dem Verkauf dürfen keine Dividenden an den neuen Eigentümer gezahlt, Rückstellungen aufgelöst oder ähnliche vergleichbare Maßnahmen ergriffen werden. In den folgenden zwei Jahren ist die Gewinnabschöpfung vertraglich auf eine betriebsübliche Rendite begrenzt. Hedges im Wert von 9 Milliarden Schwedischen Kronen (etwa 980 Mio. Euro, Stand 18.04.2016), die Vattenfall zur Absicherung der Großhandelspreise für die Braunkohleverstromung abgesichert hat, verbleiben bei Vattenfall.
Der Verkauf wird sich in der Bilanz des 2. Quartals mit einem Verlust von 22 bis 27 Milliarden SEK (2,4 – 3 Mrd. Euro, Stand 18.04.2016) niederschlagen. Würde Vattenfall die Braunkohlesparte behalten, wären die negativen Auswirkungen auf die Bilanz von Vattenfall angesichts der prognostizierten Großhandelspreise für Strom noch größer.
„Wir wollen unsere CO2-Exponierung deutlich reduzieren, deshalb ist es für uns der richtige Schritt und erlaubt es uns, unsere unternehmerische Kraft auf den Ausbau von Erzeugung aus erneuerbarer Energie zu konzentrieren. Wir sehen erhebliche Risiken bei der Entwicklung der Großhandelspreise für Strom und wir müssen politische Risiken beachten“, sagt Magnus Hall.
Die Vereinbarung sieht auch vor, dass bestehende Tarifverträge fortgesetzt werden, genauso wie die betriebliche und unternehmerische Mitbestimmung von Arbeitnehmervertretern.
Aktive Rolle in der deutschen Energiewende
„Als internationales Energieunternehmen mit dem Anspruch, einer der Treiber der neuen Energiewelt von morgen zu sein, ist es enorm wichtig, eine aktive Rolle bei der deutschen Energiewende zu spielen. Deutschland bleibt ein wichtiger Markt für Vattenfall. Es ist nicht nur einer der größten Energiemärkte in Europa sondern auch führend in der Energiewende,“ sagt Magnus Hall.
„Wir sehen Wachstumsmöglichkeiten, um bevorzugter Partner für Kunden und Städte zu sein. Die Zahl unserer Kunden in Deutschland steigt und wir haben bereits heute über 3 Millionen Kunden. Ausgehend von Berlin und Hamburg werden wir ökonomisch und ökologisch attraktive Lösungen anbieten und unsere Partnerschaften mit deutschen Städten weiter ausbauen,“ sagt Magnus Hall.
Mit dem Verkauf reduziert sich der CO2-Ausstoss von mehr als 80 Million Tonnen auf weniger als 25 Million Tonnen pro Jahr. Gleichzeitig ist der Verkauf ein bedeutender Schritt für die grundlegende Neuausrichtung unseres Geschäftes in Deutschland.
Der Verkauf der Braunkohlesparte ist ein wichtiger Meilenstein in Vattenfalls Gesamtstrategie, die sich auf die weitere Entwicklung des Windgeschäfts, auf die Fernwärme, Verteilnetze und kundennahe Energiedienstleistungen konzentriert.
Zeitschiene
Die schwedische Regierung wurde heute über den geplanten Verkauf informiert. Der schwedische Staat muss als Eigentümer von Vattenfall den Verkauf genehmigen. Die Genehmigung des Verkaufs wird in einigen Monaten erwartet. Außerdem müssen die zuständigen Aufsichtsbehörden zustimmen.
Kommentare zum geplanten Verkauf der Braunkohlesparte von Vattenfall:
Karsten Smid, Energieexperte von Greenpeace: „Wenige Tage bevor in New York das Pariser Klimaabkommen unterschrieben wird, eine tickende CO2-Bombe wie die Lausitzer Braunkohle an den fossilen Energiedinosaurier EPH weiterreichen zu wollen, ist skandalös. Wenn die schwedische Regierung jemals an das Klimaabkommen geglaubt hat, dann darf sie diesen schmutzigen Deal nicht durchwinken. Verantwortung für den Klimaschutz lässt sich nicht verkaufen.
Ein Verkauf bringt für den Klimaschutz rein gar nichts. Die Probleme der schmutzigen Braunkohle samt ihrer hohen Folgekosten werden so nur anderen aufgehalst. Am Ende womöglichen den deutschen Steuerzahlern. Braunkohle muss künftig im Boden bleiben, sonst waren die Freudentänze von Paris nur ein zynisches Schauspiel.“
Wolfgang Rupieper, Vorstandsvorsitzender des Pro Lausitzer Braunkohle e.V.: „Endlich hat die Hängepartie um die Lausitzer Braunkohle ein Ende. Wir sind erleichtert, dass der schwedische Staatskonzern Vattenfall sich nicht von den grünen Ideologen beeinträchtigen oder einschüchtern ließ und auch seinen Abschied aus der Lausitz als Partner der Region gestaltet. Die Lausitz kann nun nach vorn blicken und hat einen neuen Ansprechpartner. Es stimmt zuversichtlich, dass ein Bieter ausgewählt wurde, der mit der Braunkohle ebenso nach vorn und nicht nach unten blickt. Wir haben aber auch eine große Erwartungshaltung an den neuen Eigner EPH. Sowohl die Wirtschaft als auch die Gesellschaft der Region benötigt Verlässlichkeit. Wir brauchen nicht nur einen neuen Eigner, die Zeit ist vielmehr reif für einen neuen Partner für die Lausitz!“
Dr. Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftführer der IHK Cottbus: “Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus begrüßt, dass mit dem Erwerb der Lausitzer Tagebaue und Braunkohlekraftwerke durch den tschechischen Energiekonzern EPH im Vattenfall-Verkaufsprozess eine Entscheidung gefallen ist. Die IHK Cottbus geht davon aus, dass der neue Eigentümer zu seiner wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung für die Lausitz steht. Die Braunkohle wird zwingend benötigt, solange die kontinuierliche Grundlastversorgung von Wirtschaft und Bevölkerung mit Strom und Wärme durch die Erneuerbaren Energien nicht sichergestellt ist. Zudem benötigt die Region Zeit, um den laufenden Strukturwandel zu organisieren und neue Wertschöpfungsketten aufzubauen. „Daher ist jeder Tag, den die Bergwerke und Kraftwerke weiter in Betrieb sind, ein Gewinn für die Lausitz. Auch mit Blick auf die jüngst gegründete Innovationsregion Lausitz GmbH, geht es darum, die kommenden Jahre zu nutzen, um innovative, wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle für die Unternehmen der Region zu entwickeln.”
Annalena Baerbock, Sprecherin für Klimapolitik, Grüne, MdB: “Das Verkaufsfiasko von Vattenfall hat es mehr als deutlich gemacht: Die Braunkohleverstromung hat keine Zukunft. Eine schrittweise, sozialverträgliche Abwicklung des Braunkohlegeschäfts durch Vattenfall wäre für die Region, ihre Beschäftigten und das Klima die vernünftigste Lösung gewesen. Mit der EPH ist kein Problem gelöst, sondern lediglich verkauft. Die Unsicherheit für die Region und ihre Beschäftigten sowie die Folgeschäden bleiben bestehen. Statt nach wie vor auf der Zuschauertribüne zu verweilen, müssen die Landesregierungen von Brandenburg und Sachsen der EPH klarmachen, dass sie vor allem die Verantwortung für die Beschäftigten und die Renaturierungsverpflichtungen der bestehenden Tagebaue kauft. Die Landesregierungen dürfen der EPH nur dann eine Betriebsgenehmigung ausstellen, wenn ausreichend Rücklagen für die vollumfängliche Tagebausanierung sichergestellt werden. Wenn Brandenburg und Sachsen diese vom Bundesberggesetz gegebenen Möglichkeit nicht nutzen, wird die öffentliche Hand auf den Kosten des Deals sitzen bleiben – wie schon bei der Atomkraft.
Wenn man sich den tschechischen Käufer EPH und Investor PPF Investments genauer anschaut, wird deutlich, dass sie vor allem auf schnellen Profit aus sind. Der Konzern hat in der Vergangenheit bereits Kohle-Assets übernommen, wenn sie billig zu haben waren. Trotz langfristiger Arbeitsplatzzusagen wurden diese dann bei nächster Gelegenheit dicht gemacht. Dieses nun über der Lausitz ständig pendelnde Damoklesschwert ist ruinöser für die Region als ein schrittweiser Ausstieg mit verlässlicher Ansage.
Dass sich letztlich doch noch ein Käufer gefunden hat, ist auch Beleg für die katastrophalen Energie- und Klimapolitik dieser Bundesregierung. Sigmar Gabriels Ausbaudeckel für erneuerbare Energien und die Vergoldung des Ruhestands alter Kohlekraftwerke sind das Lockmittel für Spekulationen und finanzpolitische Heuschrecken. Seriösen Energieversorgern hingegen wird die Investitionssicherheit genommen. Ein klares Bekenntnis zu Klimaschutz und Energiewende und dem Ausstieg aus fossilen Energien, hätte diese Übernahme verhindern können und Vattenfall in der Verantwortung gehalten.
EPH Chef Daniel Kretínsky taucht nicht nur in den Panama-Papers auf, im Zuge von Kartelluntersuchungen der EU-Kommission wurden EPH und J&T Invest Advisors im Jahr 2012 mit einer Geldbuße von 2,5 Millionen Euro belegt. Auch innerhalb der EPH-Tochter Mibrag kommt es zu Unstimmigkeiten: Der Arbeitsvertrag mit dem wegen staatsanwaltlicher Ermittlungen über unsaubere Finanzgeschäfte suspendierten Mibrag-Firmenchef Dr. Geisler wurde Ende Januar zwar aufgelöst, er bestimmt die Geschicke des Unternehmens in seiner übergeordneten Funktion bei der EPH als deren Direktor für Braunkohleförderung in Ostdeutschland aber maßgeblich weiter, u.a. auch beim Vattenfall-Deal.
Auch erklärte Absichten gegenüber den von Umsiedlung Betroffenen zählen bei EPH nicht viel: So wurde jahrelang ein neues Kohlekraftwerk in Profen und damit die Umsiedlung von zwei Dörfern angekündigt, selbst als das Projekt klinisch tot war. Per Pressemitteilung wurden dann vor knapp zwei Wochen die Dörfer, die sich jahrelang auf die angekündigte Umsiedlung vorbereitet haben, davon in Kenntnis gesetzt, dass man das nun doch nicht mehr wolle, “weil dort zu wenig Kohle liege”.“
Klaus Peter Schulze, CDU, MdB: “Heute hat die Konzernführung von Vattenfall den Verkauf ihrer deutschen Braunkohlesparte an den tschechischen Energiekonzern EHP und die Investmentgruppe PPF bekannt gegeben. Damit endet erfreulicherweise auch für die Lausitz die seit mehreren Monaten andauernde Hängepartie um die Zukunft von mehr als 8.000 Arbeitsplätzen in Brandenburg und Sachsen.
Der Verkaufsprozess wurde durch die unausgegorenen klima- und energiepolitischen Verwirrspiele der SPD-geführten Bundesministerien für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und für Wirtschaft und Energie massiv erschwert. Bis heute fehlt von beiden zuständigen Ministerien ein klares Bekenntnis zur Zukunft der heimischen Braunkohleindustrie, was für alle potenziellen Käufer die Kaufentscheidung nicht erleichtert haben dürfte. Umso erfreulicher ist die heutige Nachricht, wonach es eine privatwirtschaftlich organisierte Zukunft der Lausitzer Braunkohletagebaue und –kraftwerke geben kann. Ein somit möglicher schneller Vollzug des Verkaufs eröffnet die Voraussetzungen, um Planungssicherheit für alle Beteiligten – Mitarbeiter, Einwohner und den nachgelagerten, vom Braunkohleindustriestandort abhängigen Unternehmen – zu schaffen.
Damit einher geht meine Hoffnung, dass für die voraussichtlich von einer Umsiedlung betroffenen Bewohner der Gemeinden Welzow und Nochten der unerträgliche Zustand der Ungewissheit über die eigene Zukunft zeitnah beseitigt wird. Die durch die vom Vattenfall-Verkauf angestoßene öffentliche Diskussion über den Strukturwandel der Lausitz ist damit jedoch nicht beendet. Der Bund und die betroffenen Länder stehen in der Verantwortung für die Region und sind mehr denn je in der Pflicht, gute Lösungen für deren Zukunft zu entwickeln und dies auch entsprechend zu finanzieren.
Insbesondere die Brandenburgische Landesregierung kommt durch die heutige Entscheidung einmal mehr unter Druck, die von ihr betriebenen und vielfach abgelehnten Pläne zur Neugliederung der kommunalen Verwaltungsstrukturen zu überdenken und zu korrigieren. Der Landkreis Spree-Neiße und die Kreisfreie Stadt Cottbus werden den energiepolitisch bedingten und damit nicht abwendbaren Strukturwandel nur erfolgreich bewältigen können, wenn sie aus dem angedachten Kreisneugliederungsprozess gestärkt hervorgehen. Dies gelingt aber nur mit dem wirtschaftlich stärksten Partner. Die Landesregierung scheint von dieser Notwendigkeit jedoch nichts wissen zu wollen und setzt ihren irrlichternden Kurs unbeeindruckt fort.”
Axel Kruschat, Geschäftsführer BUND Brandenburg: “Mit EPH dürfte der geordnete Ausstieg aus der Braunkohle erheblich schwerer werden, wenn nicht umgehend die Landesregierung die Rahmenbedingungen für den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung festlegt. Es liegt auf der Hand, dass die Braunkohle in der Lausitz bis 2040 auslaufen muss, wenn Deutschland seine Klimaschutzziele erreichen will.
Die Bundesregierung beginnt, um ihren internationalen Verpflichtungen im Klimaschutz nachzukommen mit der schrittweisen Abschaltung von Kohlekraftblöcken in Jänschwalde und Boxberg. Dies würde auch den Braunkohlebedarf senken und die neuen Tagebaue Welzow Süd II und Jänschwalde Nord überflüssig machen. Dies wäre eine positive Entwicklung und ist grundsätzlich zu begrüßen.
Damit ist aber auch klar, dass die Möglichkeiten mit der Braunkohle Profit zu machen begrenzt sind. Trotz der von der Landesregierung zur Begründung von neuen Tagebauen herbeigeredeten Wettbewerbsfähigkeit der Braunkohle, waren in den vergangenen Jahren nur 2,2 Cent pro Kilowattstunde zu erzielen. Damit sind die Zeiten der satten Gewinne mit Braunkohlestrom wohl vorbei.
Aus den Medien ist zu erfahren, dass bisher nicht genügend Rückstellungen für den Ausgleich der Tagebauschäden vorhanden sind. So sollen erst 1,5 Milliarden € statt der benötigten 3,5 Milliarden € zur Verfügung stehen. Die jetzige Diskussion mit der Bundesregierung über die Finanzierung der Tagebaufolgen aus DDR Zeiten ist eine schlechtes Zeichen. Wenn schon die Bundesregierung ihre Mitverantwortung für die Beseitigung eindeutiger Folgen der Braunkohlewirtschaft in Frage stellt, wie soll dies dann bei einem profitorientierten Unternehmen wie EPH aussehen, das einfach nur das letzte bisschen Gewinn aus einer nicht mehr zeitgemäßen Branche rausholen will.
In Anbetracht der fehlenden Rückstellungen für die Tagebaufolgen kann sich Brandenburg eine weitere Subventionierung der Grundwasserhebung für Tagebaue in Höhe von 20 Millionen pro Jahr schlicht nicht mehr leisten. Das brandenburgische Wassergesetz muss hier umgehend geändert werden.
Außerdem ist es dringend notwendig, den Braunkohleplan Welzow Süd II so zu ändern bzw. den Braunkohleplan für Jänschwalde Nord so zu erlassen, dass die Pläne die Braunkohlenutzung ausschließen. Nur so kann verhindert werden, dass die vorhandenen Planungen die Klimaschutzpläne der Bundesregierung nicht hintertreiben. Die brandenburgische Landesregierung hat hier eine große Verantwortung für den Klimaschutz in ganz Deutschland, sie kann dem nur durch einen geordneten Rückzug aus der Braunkohleverstromung gerecht werde.“
Albrecht Gerber, SPD, Minister für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg: „Die Zeit der Unsicherheit ist jetzt endlich vorbei. Mit der heutigen Entscheidung des Vattenfall-Aufsichtsrates, seine Braunkohlesparte in der Lausitz an den Energiekonzern EPH zu verkaufen, ist ein entscheidender Schritt getan, die seit über einem Jahr währende Hängepartie für die Menschen in der Lausitz zu beenden. Mit EPH hat sich ein in der Energiebranche und speziell im ostdeutschen Braunkohle-Geschäft erfahrenes Unternehmen durchgesetzt.
Nicht nur die 8.000 direkt in der Braunkohleindustrie im Lausitzer Revier Beschäftigten, sondern auch die Tausende Menschen in den Zuliefer- und Dienstleistungsfirmen können nun auf eine stabile Zukunft der Energiewirtschaft hoffen. Von Vattenfall erwarten wir nun, dass der Verkauf zügig und rechtsfest umgesetzt wird.
Für den bereits 1991 eingeläuteten Umstrukturierungsprozess brauche die Lausitz wirtschaftlich starke, verantwortungsvoll agierende und verlässliche Wirtschaftsunternehmen an ihrer Seite. Vattenfall war so ein verlässlicher Partner für die Landesregierung und für die Region. Das gleiche Engagement erwarten wir auch vom neuen Eigentümer EPH. Die brandenburgische Landesregierung habe frühzeitig und offen ihre Erwartungen an einen Käufer der Braunkohlesparte kommuniziert. An erster Stelle steht, dass der neue Eigentümer mit einem tragfähigen Unternehmenskonzept und zielgerichteten Investitionen langfristig und zuverlässig Beschäftigung und Wertschöpfung in der Region gewährleistet. Das heißt auch, dass neben der Brückentechnologie Braunkohle die Projekte und Forschungsthemen, die in der Lausitz im Bereich der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz auf den Weg gebracht wurden, fortentwickelt werden. Die brandenburgische Landesregierung hat in den vergangenen Monaten mit mehreren Kaufinteressenten gesprochen. Jetzt werden wir erneut das Gespräch mit EPH suchen, wir werden uns deren Konzept genau ansehen und prüfen, ob es die Interessen von Land und Region ausreichend berücksichtigt.
Vattenfall habe erklärt, dass der neue Eigentümer für die an ihn übergehenden bergbaulichen Verpflichtungen vorhandene Rückstellungen übertragen bekomme, um die Rekultivierung und ordnungsgemäße Wiedernutzbarmachung der Bergbaufolgelandschaften sicherzustellen. Darüber hinaus sollen die betriebliche und unternehmerische Mitbestimmung in ihrer jetzigen Form sowie die tarifvertraglichen Regelungen bestehen bleiben. Eine gute Botschaft sei überdies, dass sich der Käufer verpflichtet habe, dem Unternehmen in den kommenden Jahren keine Gewinne zu entziehen.
Vor dem Hintergrund schwieriger Marktbedingungen für die konventionellen Energien und der anhaltenden öffentlichen Debatte um immer frühere Braunkohleausstiegsszenarien sei es wichtig, Flagge zu zeigen für die heimische Braunkohle, betonte der Minister. „Die brandenburgische Landesregierung wird sich weiterhin für Rahmenbedingungen einsetzen, unter denen die verlässliche Stromerzeugung gemäß ihrer Bedeutung für den Industriestandort Deutschland und die Energiewende wirtschaftlich fortbestehen kann.“
Ralf Holzschuher, energiepolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion: „Den erfolgreichen Abschluss sehe ich mit Erleichterung und gehe davon aus, dass mit dem Verkauf die Sorge der Beschäftigten in der Lausitz um ihre Arbeitsplätze ein Ende haben kann. Positiv ist, dass die Lausitzer Braunkohle weiterhin von einem erfahrenen, seriösen Unternehmen gefördert und zur Stromproduktion verwertet wird. EPH ist in Deutschland bereits engagiert und zeigt mit dem Erwerb der Lausitzer Betriebe Vertrauen in die deutsche Braunkohle und ihre wirtschaftliche Verwertung. Die SPD-Fraktion erwartet, dass die Arbeitsplätze bei den verkauften Betrieben auch langfristig in der bisherigen Qualität gesichert werden. Außerdem ist zu würdigen, dass der künftige Eigentümer wie bisher Vattenfall für die Kosten der Rekultivierung in den Abbaugebieten aufkommen wird. Die Verantwortung für die Beschäftigten und die Region endet nicht mit dem Betriebsübergang. Die SPD-Fraktion wird den Eigentümerwechsel weiterhin mit großer Aufmerksamkeit beobachten und die langfristigen Folgen für die Lausitz genau prüfen.“
Harald Altekrüger, CDU, Spree-Neiße-Landrat: „Mit der Verkaufsentscheidung kommt endlich wieder Bewegung in den für die Lausitz so wichtigen Energie- und Wirtschaftszweig. Für viele Betriebe, Arbeitnehmer, Lehrlinge sowie Einwohnerinnen und Einwohner im Landkreis Spree-Neiße endet eine große Zeit der Unsicherheit. Die Fördersignale stehen jetzt wieder auf grün. Und natürlich hegen wir als Kreisverwaltung auch eine große Erwartungshaltung an den neuen Eigner EPH, der in Zukunft unserer erster Ansprechpartner sein wird.
Ein möglichst schneller Vollzug des Verkaufs verspricht Planungssicherheit für alle Seiten. Mit einem neuen aktiven Partner können wir den Kurs der Lausitzer Braunkohlewirtschaft zügig wieder aufnehmen. Ich bin überzeugt davon, dass wir den unabwendbaren Strukturwandel in unserer Region gemeinsam mit der Braunkohle erfolgreich realisieren können. Bei aller Kreativität und Leistungswillen sind wir dabei natürlich auf die Hilfe und Unterstützung der Bundes- und Landesebene angewiesen, die uns Lausitzer durch ihre jüngsten klima- und energiepolitischen Entscheidungen arg in Zugzwang gesetzt haben.“