“Gubener Impressionen – Die Jahre 1945 bis 1961 fotografiert von Fritz Winkler”
Im Umfang von 184 Seiten im Format von 24 x 26 cm vereinigt er 150 Schwarz-Weiß-Fotos im festen Einband.
Bei Vorbestellung bis 27. November kostet er 34,95 Euro.
Ab dem 28. November kostet er 39,95 Euro.
Niederlausitzer Verlag
Das Vowort des Buches:
Der Bildband
Der vorliegende Bildband �Gubener Impressionen� stellt in mehrfacher Hinsicht ein Novum für die Neißestadt dar. Noch nie gab es einen Bildband, der ausschließlich Motive der Stadt Guben nach 1945 in sich vereinigt. Des Weiteren handelt es sich hierbei um Bilder eines ambitionierten Amateurfotografen, der den Großteil seines Lebens in Guben verbrachte und mit der Stadt über Jahrzehnte vertraut war. Die weitaus größte Anzahl der hier dargebotenen 150 Bilder wird erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Bislang gab es überhaupt nur einen Bildband im strengen Sinne, der sich dem �alten Guben� bis zur weitgehenden Zerstörung des historischen Stadtzentrums und schließlich der zwangsweisen Teilung der Stadt 1945 widmet.
Vom damaligen Museumsleiter Bernd Pilz zusammengestellt, erschien 1993 der Band �Guben in historischen Fotos�, der eine Anzahl von 70 historischen Ansichtskartenmotiven mit entsprechenden Untertiteln beinhaltet. Zu nennen ist jedoch auch der umfangreiche und großformatige Band �Guben Stadt und Land vor 1945� herausgegeben vom Gubener Heimatbund 1985 zur 750Jahrfeier der Neißestadt. Dieser Band wurde nicht im Handel angeboten und war nur für Mitglieder des Gubener Heimatbundes erhältlich. 1990 erfuhr er eine Neuauflage, die jedoch seit langem vergriffen ist.
Lutz Materne gab 1993 den Band �Guben Perle der Niederlausitz� heraus, der Abhandlungen zur Stadtgeschichte mit zahlreichen historischen Ansichten sowie Fotos aus der Nachkriegszeit vereinigt. 1995 ließ er einen zweiten gleichnamigen Band folgen. Auch sie sind im Handel seit langem nicht mehr erhältlich. Bei aller Unterschiedlichkeit führen diese Publikationen die Schönheiten der einstigen �Perle der Lausitz� eindrucksvoll vor Augen.
Einige Jahre vor seinem Tode übergab Fritz Winkler seinen fotografischen Nachlass dem Gubener Heimatmuseum �Sprucker Mühle�, wo die Fotos und Negative seitdem aufbewahrt werden. Der Bestand umfasst etwa 300 Rollfilme a 12 Aufnahmen sowie ca. 470 Kleinbildfilme a 36 Aufnahmen. Diesen riesigen Umfang von mehr als 20.000 Aufnahmen zu sichten und repräsentative Motive auszuwählen, war überaus kompliziert und nahm mehr als ein Jahr in Anspruch.
Eine Anzahl seiner Fotografien befindet sich auch in der Foto-Sammlung des Gubener Stadtarchivs. Einzelne Motive davon ergänzen den vorliegenden Bildband, wofür ich der Leiterin des Stadtarchivs, Frau Evelin Richter, sehr dankbar bin. Weitere Motive aus den Sammlungen von Thomas Zach und Andreas Peter ergänzen den Bildband. Dr. Heinz-Dieter Krausch sowie der Firma Stark danke ich ebenfalls für die Bereitstellung einzelner Fotos für diesen Band. Die jeweilige Herkunft ist im Bilduntertitel angegeben. Alle anderen Fotos stammen von Fritz Winkler.
Bei der Auswahl sowie der Gestaltung der Untertitel waren Thomas Zach, der damalige Museumsleiter Bernd Pilz sowie der Heimatforscher Gerhard Gunia maßgeblich beteiligt, wofür ich Ihnen herzlichen Dank sagen möchte. Nicht zuletzt danke ich dem Bürgermeister der Stadt Guben, Herrn Klaus-Dieter Hübner, für die Möglichkeit zur Veröffentlichung dieser Bilder.
Um den einschneidenden Neuanfang Gubens nach dem Zweiten Weltkrieg zu verdeutlichen, fanden in diesem Band zwei der überaus wenigen Fotos Aufnahme, die damalige Zerstörungen von Neißebrücken dokumentieren. Brücken, die die beiden Stadtteile bis zu ihrer Sprengung durch die deutsche Wehrmacht bei den Kämpfen 1945 verbanden. Die beiden Stadtpläne von 1939 und 1949 führen die Teilung der Stadt in besonderer Weise vor Augen.
Dem Eingangsabschnitt folgt ein Kapitel zum Wiederaufbau und dem Arbeitsleben im Guben der Nachkriegszeit. Das 3. Kapitel ist dem kulturellen Leben gewidmet und bietet Einblicke in Freizeitaktivitäten jener Jahre wie Sport, Kultur, aber auch einiges aus dem Alltag. Den größten Raum nimmt das vierte Kapitel ein, in dem Gubener Impressionen anhand eines Stadtrundganges sowie im Jahreslauf geboten werden. Es gab dem gesamten Band auch seinen Namen. Darin inbegriffen ist gleichzeitig die Feststellung, dass es in der bildlichen Darstellung Lücken gibt und sich darin nicht das gesamte Gubener Leben widerspiegelt. Daher auch die genannten Ergänzungen.
Den Abschluss bietet das Kapitel Politisches Leben, das mit der Umbenennung von Guben in �Wilhelm-Pieck-Stadt Guben� endet.
Der gewählte Zeitabschnitt wird durch zwei für Guben überaus bedeutsame historische Ereignisse begrenzt: Zum einen die zwangsweise Teilung der Stadt, einhergehend mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus dem Ostteil Gubens am 20. Juni 1945, also noch vor der Potsdamer Konferenz. Mehrfach musste die Neißestadt in ihrer Geschichte Zerstörungen erleiden, die ihre Existenz erschütterten: der Hussiteneinfall des Jahres 1429, bei dem Guben ein �Grab seiner Bürger� wurde, sowie die verheerenden Stadtbrände vom 13. Oktober 1536 und in der Nacht vom 16. zum 17. September 1790 seien hier in Erinnerung gebracht. Eine Teilung der Stadt hatte es indes noch nie gegeben.
Das andere Datum betrifft die Umbenennung der Stadt in �Wilhelm-Pieck-Stadt Guben� am 3. Januar 1961, wenige Monate nach dem Tod des am 3. Januar 1876 in Guben geborenen ersten Präsidenten der Deutschen Demokratischen Republik, Wilhelm Pieck. Damit zählte Guben zu jenen drei Städten in der DDR, die den Namen kommunistischer Führer bzw. Politiker erhielten.
Wie bei �Karl-Marx-Stadt� (Chemnitz) und �Stalinstadt� (Eisenhüttenstadt) war anfangs die Bezeichnung �Wilhelm-Pieck-Stadt� vorgesehen. Quasi in letzter Minute einigten sich die politischen Entscheidungsträger auf den Namen �Wilhelm-Pieck-Stadt Guben�, während der zugehörige Kreis die Bezeichnung �Kreis Guben� erhielt.
Den Abschluss des Bandes bildet eine Chronik für die Zeit vom 20. Juni 1945 bis zum 3. Januar 1961. Sie wurde speziell für den Bildband von Andreas Peter und Thomas Zach erarbeitet. Ergänzt durch einige wesentliche Ereignisse aus der DDR-Geschichte (kursiv gesetzt), bietet sie einen umfangreichen Einblick in das damalige Gubener Zeitgeschehen und bildet somit den historischen Hintergrund für die ausgewählten Bilder. Zusammengestellt wurde sie vor allem aus einzelnen Ausgaben des Gubener Heimatkalenders sowie anderen Veröffentlichungen. Nicht alle Daten ließen sich zweifelsfrei ermitteln, da sich in der Literatur zu einzelnen Ereignissen z. T. unterschiedliche Angaben finden. War ein genaues Datum nicht zu finden, wurde das entsprechende Ereignis chronologisch an das Ende des jeweiligen Jahres platziert.
Der Fotograf
Fritz Winkler wurde am 10. September 1907 geboren und verbrachte seine Kindheit in Sommerfeld, heute Lubsko. Beruflich war er in der Gubener Tuchindustrie tätig, nach dem zweiten Weltkrieg im VEB Gubener Wolle. Für die dort erscheinende Betriebszeitung �Der Textilarbeiter� lieferte er im Laufe der Jahre ebenso Fotos wie für die Gubener Ausgabe der Tageszeitung �Lausitzer Rundschau� und einzelne Ausgaben des �Gubener Heimatkalenders�.
Bestrebt, seine Erfahrungen weiterzugeben und fotografisch Interessierte zusammen zu führen, gründete er 1951 in Guben die Arbeitsgemeinschaft Fotografie. Diese fungierte als Untergruppe der Natur- und Heimatfreunde des Kulturbundes der DDR. Aus dieser Arbeitsgemeinschaft ging 1973 der �Fotoclub 73� hervor, in dem u. a. Hans-Joachim Stolz und Günter Matz sehr erfolgreich, letzterer auch international, mitarbeiteten.
Mit seinen fotografischen Arbeiten nahm Fritz Winkler wiederholt an Ausstellungen in Guben sowie auf Bezirksebene teil, wobei seine Fotos Anerkennung fanden und ausgezeichnet wurden.
Er wohnte mit seiner Frau und der Tochter in der Friedrich-Engels-Straße und verlebte seine letzten Lebensjahre im Rosa-Thälmann-Heim, wo er hoch betagt am 9. September 1993 starb.
Die Bilder
Fritz Winkler erlernte das Fotografieren autodidaktisch. Sicher trug der Austausch mit Gleichgesinnten zur Vervollkommnung seiner Arbeiten bei. Im Gegensatz zu den in den genannten Bildbänden dominierenden Ansichtskarten-Motiven, die vor allem markante Baulichkeiten zeigen, wirken die meisten seiner Fotos überaus lebendig. Sie vermitteln Atmosphäre und ziehen den Betrachter � vielleicht gerade durch ein zuweilen scheinbar beiläufiges Motiv � förmlich in ihren Bann. Eine Vertrautheit des Betrachters mit den dargestellten Örtlichkeiten vermag diesen Eindruck noch zu verstärken.
Seine Bilder lassen sich vor allem unter zwei Aspekten betrachten: zum einen die Dokumentation des Zeitgeschehens und zum anderen der künstlerische Anspruch, den Augenblick mit den Mitteln der Fotografie einzufangen, ihn widerzuspiegeln und es dem Betrachter zu ermöglichen, ein Gefühl für den festgehaltenen Moment zu entwickeln.
Ersteres wird vor allem in den Kapiteln �Arbeitsleben�, �Kulturelles Leben� und �Politisches Leben� deutlich. Dieser dokumentarische Blick erhält mit einem Abstand von inzwischen 40, ja 50 Jahren einen ganz eigenen Wert. Er führt zurück in eine Zeit des Wiederaufbaus sowie der Erweiterung der Stadt und lässt einen Hauch des damaligen Enthusiasmus spüren, der die Menschen mit anpacken ließ, um ihr Dasein und ihre Stadt lebenswerter zu gestalten. Gerade in einer Zeit, da ganze Straßenzüge in Guben �rückgebaut� werden, lohnt dieser Blick zurück.
Gleichzeitig gewährt er tiefe Einblicke in die weitgehende Politisierung des Alltags, wie man sie gegenwärtig nur noch in Zeiten des Wahlkampfes kennt. Politische Agitation in Form von großformatigen Plakaten und Aufstellern prägte vor allem im Vorfeld von staatlichen Feiertagen sowie Großveranstaltungen das Stadtbild. Auf ein unscheinbares Detail sei hier besonders hingewiesen, weil es sich sonst bislang nirgendwo fand: Die Straßenschilder wurden nach 1945 mit zusätzlichen Schildern in russischer Sprache ergänzt, wie hier am Beispiel der Gasstraße ersichtlich wird. Wie lange währte dieser Zustand wohl?
Am eindrucksvollsten finde ich Fritz Winklers Aufnahmen im Kapitel �Gubener Impressionen�. Sie wurden entlang des Jahreslaufes zusammengestellt. Oft schaut er den Gubenern förmlich über die Schulter, wie z. B. beim Einkauf im Gemüseladen am Dreieck. Offenbar war er als Fotograf in Guben gut bekannt, denn die Menschen zeigen keine Scheu vor seinem Tun, sondern fahren unbeeindruckt in ihren Alltagsgeschäften fort. Auch das Mädchen mit der Milchkanne und dem Kinderwagen am Bahnübergang Grünstraße lächelt dem Fotografen freundlich entgegen, als kenne es ihn.
Der Fotograf tritt uns in einem Bild auch selbst entgegen. Eine augenzwinkernde kleine Familienszene, vielleicht zu Silvester, zeigt ihn in heiterer Stimmung. Der gerahmte Lenin feiert mit.
Fritz Winkler entfaltet mit seinen Fotografien der Gubener Nachkriegsjahre das Panorama einer Stadt, die nach den verheerenden Kriegszerstörungen langsam wieder zu sich findet. Er darf daher auch als der Fotochronist jener Jahre bezeichnet werden, dem es mit seinen Bildern gelingt, eine vergangene Zeit wieder entstehen zu lassen.
Die weit reichenden politischen Entscheidungen und Entwicklungen bildeten einen wesentlichen Teil jener Jahre. Sie finden sich in der Chronik angedeutet. Doch das Leben war weit vielfältiger als sich daraus vermuten lässt. Seine Bilder zeigen es. Sehen sie selbst.
Guben, im Oktober 2008
Andreas Peter
Thomas Zach
Quelle: Niederlausitzer Verlag, Guben
Foto: Mit freundlicher Genehmigung Niederlausitzer Verlag, Guben
“Gubener Impressionen – Die Jahre 1945 bis 1961 fotografiert von Fritz Winkler”
Im Umfang von 184 Seiten im Format von 24 x 26 cm vereinigt er 150 Schwarz-Weiß-Fotos im festen Einband.
Bei Vorbestellung bis 27. November kostet er 34,95 Euro.
Ab dem 28. November kostet er 39,95 Euro.
Niederlausitzer Verlag
Das Vowort des Buches:
Der Bildband
Der vorliegende Bildband �Gubener Impressionen� stellt in mehrfacher Hinsicht ein Novum für die Neißestadt dar. Noch nie gab es einen Bildband, der ausschließlich Motive der Stadt Guben nach 1945 in sich vereinigt. Des Weiteren handelt es sich hierbei um Bilder eines ambitionierten Amateurfotografen, der den Großteil seines Lebens in Guben verbrachte und mit der Stadt über Jahrzehnte vertraut war. Die weitaus größte Anzahl der hier dargebotenen 150 Bilder wird erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Bislang gab es überhaupt nur einen Bildband im strengen Sinne, der sich dem �alten Guben� bis zur weitgehenden Zerstörung des historischen Stadtzentrums und schließlich der zwangsweisen Teilung der Stadt 1945 widmet.
Vom damaligen Museumsleiter Bernd Pilz zusammengestellt, erschien 1993 der Band �Guben in historischen Fotos�, der eine Anzahl von 70 historischen Ansichtskartenmotiven mit entsprechenden Untertiteln beinhaltet. Zu nennen ist jedoch auch der umfangreiche und großformatige Band �Guben Stadt und Land vor 1945� herausgegeben vom Gubener Heimatbund 1985 zur 750Jahrfeier der Neißestadt. Dieser Band wurde nicht im Handel angeboten und war nur für Mitglieder des Gubener Heimatbundes erhältlich. 1990 erfuhr er eine Neuauflage, die jedoch seit langem vergriffen ist.
Lutz Materne gab 1993 den Band �Guben Perle der Niederlausitz� heraus, der Abhandlungen zur Stadtgeschichte mit zahlreichen historischen Ansichten sowie Fotos aus der Nachkriegszeit vereinigt. 1995 ließ er einen zweiten gleichnamigen Band folgen. Auch sie sind im Handel seit langem nicht mehr erhältlich. Bei aller Unterschiedlichkeit führen diese Publikationen die Schönheiten der einstigen �Perle der Lausitz� eindrucksvoll vor Augen.
Einige Jahre vor seinem Tode übergab Fritz Winkler seinen fotografischen Nachlass dem Gubener Heimatmuseum �Sprucker Mühle�, wo die Fotos und Negative seitdem aufbewahrt werden. Der Bestand umfasst etwa 300 Rollfilme a 12 Aufnahmen sowie ca. 470 Kleinbildfilme a 36 Aufnahmen. Diesen riesigen Umfang von mehr als 20.000 Aufnahmen zu sichten und repräsentative Motive auszuwählen, war überaus kompliziert und nahm mehr als ein Jahr in Anspruch.
Eine Anzahl seiner Fotografien befindet sich auch in der Foto-Sammlung des Gubener Stadtarchivs. Einzelne Motive davon ergänzen den vorliegenden Bildband, wofür ich der Leiterin des Stadtarchivs, Frau Evelin Richter, sehr dankbar bin. Weitere Motive aus den Sammlungen von Thomas Zach und Andreas Peter ergänzen den Bildband. Dr. Heinz-Dieter Krausch sowie der Firma Stark danke ich ebenfalls für die Bereitstellung einzelner Fotos für diesen Band. Die jeweilige Herkunft ist im Bilduntertitel angegeben. Alle anderen Fotos stammen von Fritz Winkler.
Bei der Auswahl sowie der Gestaltung der Untertitel waren Thomas Zach, der damalige Museumsleiter Bernd Pilz sowie der Heimatforscher Gerhard Gunia maßgeblich beteiligt, wofür ich Ihnen herzlichen Dank sagen möchte. Nicht zuletzt danke ich dem Bürgermeister der Stadt Guben, Herrn Klaus-Dieter Hübner, für die Möglichkeit zur Veröffentlichung dieser Bilder.
Um den einschneidenden Neuanfang Gubens nach dem Zweiten Weltkrieg zu verdeutlichen, fanden in diesem Band zwei der überaus wenigen Fotos Aufnahme, die damalige Zerstörungen von Neißebrücken dokumentieren. Brücken, die die beiden Stadtteile bis zu ihrer Sprengung durch die deutsche Wehrmacht bei den Kämpfen 1945 verbanden. Die beiden Stadtpläne von 1939 und 1949 führen die Teilung der Stadt in besonderer Weise vor Augen.
Dem Eingangsabschnitt folgt ein Kapitel zum Wiederaufbau und dem Arbeitsleben im Guben der Nachkriegszeit. Das 3. Kapitel ist dem kulturellen Leben gewidmet und bietet Einblicke in Freizeitaktivitäten jener Jahre wie Sport, Kultur, aber auch einiges aus dem Alltag. Den größten Raum nimmt das vierte Kapitel ein, in dem Gubener Impressionen anhand eines Stadtrundganges sowie im Jahreslauf geboten werden. Es gab dem gesamten Band auch seinen Namen. Darin inbegriffen ist gleichzeitig die Feststellung, dass es in der bildlichen Darstellung Lücken gibt und sich darin nicht das gesamte Gubener Leben widerspiegelt. Daher auch die genannten Ergänzungen.
Den Abschluss bietet das Kapitel Politisches Leben, das mit der Umbenennung von Guben in �Wilhelm-Pieck-Stadt Guben� endet.
Der gewählte Zeitabschnitt wird durch zwei für Guben überaus bedeutsame historische Ereignisse begrenzt: Zum einen die zwangsweise Teilung der Stadt, einhergehend mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus dem Ostteil Gubens am 20. Juni 1945, also noch vor der Potsdamer Konferenz. Mehrfach musste die Neißestadt in ihrer Geschichte Zerstörungen erleiden, die ihre Existenz erschütterten: der Hussiteneinfall des Jahres 1429, bei dem Guben ein �Grab seiner Bürger� wurde, sowie die verheerenden Stadtbrände vom 13. Oktober 1536 und in der Nacht vom 16. zum 17. September 1790 seien hier in Erinnerung gebracht. Eine Teilung der Stadt hatte es indes noch nie gegeben.
Das andere Datum betrifft die Umbenennung der Stadt in �Wilhelm-Pieck-Stadt Guben� am 3. Januar 1961, wenige Monate nach dem Tod des am 3. Januar 1876 in Guben geborenen ersten Präsidenten der Deutschen Demokratischen Republik, Wilhelm Pieck. Damit zählte Guben zu jenen drei Städten in der DDR, die den Namen kommunistischer Führer bzw. Politiker erhielten.
Wie bei �Karl-Marx-Stadt� (Chemnitz) und �Stalinstadt� (Eisenhüttenstadt) war anfangs die Bezeichnung �Wilhelm-Pieck-Stadt� vorgesehen. Quasi in letzter Minute einigten sich die politischen Entscheidungsträger auf den Namen �Wilhelm-Pieck-Stadt Guben�, während der zugehörige Kreis die Bezeichnung �Kreis Guben� erhielt.
Den Abschluss des Bandes bildet eine Chronik für die Zeit vom 20. Juni 1945 bis zum 3. Januar 1961. Sie wurde speziell für den Bildband von Andreas Peter und Thomas Zach erarbeitet. Ergänzt durch einige wesentliche Ereignisse aus der DDR-Geschichte (kursiv gesetzt), bietet sie einen umfangreichen Einblick in das damalige Gubener Zeitgeschehen und bildet somit den historischen Hintergrund für die ausgewählten Bilder. Zusammengestellt wurde sie vor allem aus einzelnen Ausgaben des Gubener Heimatkalenders sowie anderen Veröffentlichungen. Nicht alle Daten ließen sich zweifelsfrei ermitteln, da sich in der Literatur zu einzelnen Ereignissen z. T. unterschiedliche Angaben finden. War ein genaues Datum nicht zu finden, wurde das entsprechende Ereignis chronologisch an das Ende des jeweiligen Jahres platziert.
Der Fotograf
Fritz Winkler wurde am 10. September 1907 geboren und verbrachte seine Kindheit in Sommerfeld, heute Lubsko. Beruflich war er in der Gubener Tuchindustrie tätig, nach dem zweiten Weltkrieg im VEB Gubener Wolle. Für die dort erscheinende Betriebszeitung �Der Textilarbeiter� lieferte er im Laufe der Jahre ebenso Fotos wie für die Gubener Ausgabe der Tageszeitung �Lausitzer Rundschau� und einzelne Ausgaben des �Gubener Heimatkalenders�.
Bestrebt, seine Erfahrungen weiterzugeben und fotografisch Interessierte zusammen zu führen, gründete er 1951 in Guben die Arbeitsgemeinschaft Fotografie. Diese fungierte als Untergruppe der Natur- und Heimatfreunde des Kulturbundes der DDR. Aus dieser Arbeitsgemeinschaft ging 1973 der �Fotoclub 73� hervor, in dem u. a. Hans-Joachim Stolz und Günter Matz sehr erfolgreich, letzterer auch international, mitarbeiteten.
Mit seinen fotografischen Arbeiten nahm Fritz Winkler wiederholt an Ausstellungen in Guben sowie auf Bezirksebene teil, wobei seine Fotos Anerkennung fanden und ausgezeichnet wurden.
Er wohnte mit seiner Frau und der Tochter in der Friedrich-Engels-Straße und verlebte seine letzten Lebensjahre im Rosa-Thälmann-Heim, wo er hoch betagt am 9. September 1993 starb.
Die Bilder
Fritz Winkler erlernte das Fotografieren autodidaktisch. Sicher trug der Austausch mit Gleichgesinnten zur Vervollkommnung seiner Arbeiten bei. Im Gegensatz zu den in den genannten Bildbänden dominierenden Ansichtskarten-Motiven, die vor allem markante Baulichkeiten zeigen, wirken die meisten seiner Fotos überaus lebendig. Sie vermitteln Atmosphäre und ziehen den Betrachter � vielleicht gerade durch ein zuweilen scheinbar beiläufiges Motiv � förmlich in ihren Bann. Eine Vertrautheit des Betrachters mit den dargestellten Örtlichkeiten vermag diesen Eindruck noch zu verstärken.
Seine Bilder lassen sich vor allem unter zwei Aspekten betrachten: zum einen die Dokumentation des Zeitgeschehens und zum anderen der künstlerische Anspruch, den Augenblick mit den Mitteln der Fotografie einzufangen, ihn widerzuspiegeln und es dem Betrachter zu ermöglichen, ein Gefühl für den festgehaltenen Moment zu entwickeln.
Ersteres wird vor allem in den Kapiteln �Arbeitsleben�, �Kulturelles Leben� und �Politisches Leben� deutlich. Dieser dokumentarische Blick erhält mit einem Abstand von inzwischen 40, ja 50 Jahren einen ganz eigenen Wert. Er führt zurück in eine Zeit des Wiederaufbaus sowie der Erweiterung der Stadt und lässt einen Hauch des damaligen Enthusiasmus spüren, der die Menschen mit anpacken ließ, um ihr Dasein und ihre Stadt lebenswerter zu gestalten. Gerade in einer Zeit, da ganze Straßenzüge in Guben �rückgebaut� werden, lohnt dieser Blick zurück.
Gleichzeitig gewährt er tiefe Einblicke in die weitgehende Politisierung des Alltags, wie man sie gegenwärtig nur noch in Zeiten des Wahlkampfes kennt. Politische Agitation in Form von großformatigen Plakaten und Aufstellern prägte vor allem im Vorfeld von staatlichen Feiertagen sowie Großveranstaltungen das Stadtbild. Auf ein unscheinbares Detail sei hier besonders hingewiesen, weil es sich sonst bislang nirgendwo fand: Die Straßenschilder wurden nach 1945 mit zusätzlichen Schildern in russischer Sprache ergänzt, wie hier am Beispiel der Gasstraße ersichtlich wird. Wie lange währte dieser Zustand wohl?
Am eindrucksvollsten finde ich Fritz Winklers Aufnahmen im Kapitel �Gubener Impressionen�. Sie wurden entlang des Jahreslaufes zusammengestellt. Oft schaut er den Gubenern förmlich über die Schulter, wie z. B. beim Einkauf im Gemüseladen am Dreieck. Offenbar war er als Fotograf in Guben gut bekannt, denn die Menschen zeigen keine Scheu vor seinem Tun, sondern fahren unbeeindruckt in ihren Alltagsgeschäften fort. Auch das Mädchen mit der Milchkanne und dem Kinderwagen am Bahnübergang Grünstraße lächelt dem Fotografen freundlich entgegen, als kenne es ihn.
Der Fotograf tritt uns in einem Bild auch selbst entgegen. Eine augenzwinkernde kleine Familienszene, vielleicht zu Silvester, zeigt ihn in heiterer Stimmung. Der gerahmte Lenin feiert mit.
Fritz Winkler entfaltet mit seinen Fotografien der Gubener Nachkriegsjahre das Panorama einer Stadt, die nach den verheerenden Kriegszerstörungen langsam wieder zu sich findet. Er darf daher auch als der Fotochronist jener Jahre bezeichnet werden, dem es mit seinen Bildern gelingt, eine vergangene Zeit wieder entstehen zu lassen.
Die weit reichenden politischen Entscheidungen und Entwicklungen bildeten einen wesentlichen Teil jener Jahre. Sie finden sich in der Chronik angedeutet. Doch das Leben war weit vielfältiger als sich daraus vermuten lässt. Seine Bilder zeigen es. Sehen sie selbst.
Guben, im Oktober 2008
Andreas Peter
Thomas Zach
Quelle: Niederlausitzer Verlag, Guben
Foto: Mit freundlicher Genehmigung Niederlausitzer Verlag, Guben