Am Sonntag, den 18. Mai, konnten Interessierte eine Kunst-Installation von Margret Holz auf dem Marktplatz verfolgen. Als Titel hatte sie „Unbekanntes Manuskript Forst 3.1“ gewählt. Am 6. September folgte der zweite Teil mit dem Titel „Forst 3.2“.
Sie sagte dazu: „Personen prägen eine Stadt, geben ihr ein Gesicht. Forster Bürger sind eingeladen, als Akteure das ‘Unbekannte Manuskript Forst/Lausitz’ weiterzuschreiben.“
Es sind die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Forst, die sie im Bild festhalten möchte. Ihre Fotoausstellung wird in Lubsko und Forst (Lausitz) präsentiert. Gestern/am Montag (je nach Veröffentlichungsdatum) hatte sie wieder einen Fototermin in ihrem Atelier in der Leipziger Straße.
Rückblick: Nach der Performance ihres Gastes ADLER A.F. am 6. September anlässlich der langen Museumsnacht und vor der Abreise drei Tage später besuchten sie die Bäckerei Langner in der Görlitzer Straße zum gemeinsamen Frühstück.
Die „Trash-Queen“ ADLER A.F. war begeistert von der Frisur und auch den Tattoos der jungen Bäckermeisterin Jeanine Langner und zückte sofort ihre Kamera. Margret, die ‘Adlerin’ und Jeanine kamen ins Gespräch und Margret Holz war klar: „Sie muss ein Teil des ‘Unbekannten Manuskriptes’ werden.“
Am vergangenen Montag war es soweit, Fototermin. Ich kam etwas später hinzu und konnte mit Jeanine Langner ein wenig plaudern. Wir hatten uns bereits in dem Geschäft der Langners in der Virchowstraße 6 kennengelernt, dass sie aber Bäckermeisterin in dem seit 1961 bestehenden Familienbetrieb ist, wusste ich nicht. Mit einem Lachen erzählte sie mir, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Buchführungsseminares in Potsdam für Handwerksmeister dachten, sie sei Friseurmeisterin. Auf Bäckermeisterin hatte keiner der Teilnehmer getippt.
„Wann beginnt die Arbeit in einer Bäckerei?“, fragte ich sie.
„Um 2:00 Uhr in der Nacht, wir backen ja noch nach alter Familientradition, da muss man früher beginnen da alles etwas mehr Zeit benötigt. Als meine Tochter noch sehr kleiner war, hatte ich ein Babyphone in der Backstube, wohne ja direkt darüber. Nun ist sie 3 Jahre alt und da geht das nicht mehr. Sie könnte ja aufstehen ohne das ich es höre und irgendwelche Dummheiten machen. Also helfe ich nun wie meine Mutter überwiegend im Verkauf, immer dort wo es notwendig ist. Wir haben drei Geschäfte; in der Görlitzer Straße, dort ist auch die Backstube, und dann sind noch Geschäfte in der Virchowstraße 6 und der Spremberger Straße 27.“
„Wann begann das Familienunternehmen?“, fragte ich sie.
„Das hat mein Opa 1961 Helmut Langner gegründet, mein Vater Axel Langner ist nun der Chef, ich bin Bäckermeisterin geworden und mein Bruder Thomas ist ebenfalls Bäcker. Die Familientradition ist also in unserer Familie auch heute noch sehr lebendig.“
Es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit Jeanine, dieser selbstbstbewussten und fröhlichen jungen Frau zu plaudern.
Margret fragte Jeanine kurz nach ihrem Vater, sie nahm ihr Handy und 10 Minuten später kam Axel Langner zum Fototermin für das „Unbekannte Manuskript Forst 3.1“ angeradelt. Natürlich mit seinem ‘Smart’ E-Bike. „Ich wollte doch nicht ein Fahrrad was Jeder hat“, sagte er mit einem Lachen. Die Fröhlichkeit liegt wohl in der Familie so wie die Liebe zur Handwerkstradition und der eigene stolze Individualismus.
Abends tauschten Margret und ich noch ein paar Emails aus. Schrieb dabei auch etwas über die Ausstrahlung von Menschen. Ihre Antwort: „Es ist wirklich ein Phänomen, die Aufnahmen für das „Unbekannten Manuskript“ sind phantastisch, als wenn die Ausstrahlung auch beim Photoapparat ankommt.“
Heute war ich in der Görlitzer Straße um ein paar Brötchen der neuen Sorte, die Dinkelbrötchen, zu kaufen von denen Axel Langner so geschwärmt hatte. Er kam von der Backstube in den Laden und zeigte auf ein Foto mit seinem Vater und ihm als Steppke. „Das war zum 700. Jubiläum der Stadt Forst (Lausitz).“
Dann sagte er noch: „Mein Vater wollte eigentlich Maler werden aber sein Vater hat ihm gesagt ‘Junge, lerne was Vernünftiges, Bäcker wäre eine gute Wahl. Dann hast Du auch in der Not immer genug zu essen. Also wurde er Bäcker .. das Malen hat er aber nicht vergessen und viele Bilder geschaffen, die für eine Ausstellung reichen würden.’
Nun verstehe ich auch, warum die Langners sofort bei den Projekt dabei waren. Kunst liegt eben auch in ihren Genen …