Gefäßzentrum versiegelt Aussackungen der Bauchschlagader mit “Nellix”
Erstmals wurde in Berlin und Brandenburg ein neuartiger Stentgraft im Gefäßzentrum in Senftenberg implantiert, der eine gefährliche Aussackung der Bauchschlagader auf innovative Art und Weise abdichtet. “Beim EndoVaskulären Aneurysma Sealing (EVAS) dichten mit Polymer gefüllte Endobags das Aneurysma vollständig ab, so dass die gefürchteten Rupturen aber auch Rückblutungen in den Aneurysmasack verhindert werden können” erklärt Tom Hammermüller, Leiter des Gefäßzentrums im Klinikum Niederlausitz die neue Behandlungsmethode.
Kurz vor Jahreswechsel war der Eingriff bei dem schwer herzkranken Patienten erfolgt, eine konventionell offene Operation aber auch die etablierten endovaskulären Verfahren waren zuvor von verschiedenen Zentren als zu riskant angesehen worden. Gemeinsam mit dem US amerikanischen Hersteller und Herrn Dr. Jakob vom Gefäßzentrum Augsburg war die Operation geplant und in Senftenberg begleitet worden.
“Nach intensiver kardiologischer Vorbereitung hat der Patient den Eingriff gut überstanden und konnte unser Klinikum schon nach fünf Tagen wieder verlassen. Nicht zuletzt hat diese hervorragende interdisziplinäre Zusammenarbeit im Gefäßzentrum zum Erfolg geführt”, so Chefarzt Hammermüller.
Auf Grund der geringeren Invasivität wird die Implantation von Endoprothesen zunehmend der offenen Operation eines Bauchaortenaneurysmatas vorgezogen. Im weiteren Verlauf sind allerdings engmaschige Nachkontrollen notwendig, da die bisher implantierten Prothesen migrieren (verrutschen) oder über Seitenäste Endoleckagen auftreten können, die sogar zu einer Ruptur des Aneurysmasackes trotz erfolgreicher endovaskulärer Ausschaltung führen können.
Unter anderem diese Nachteile sollen nun durch die neue Nellix Endoprothese überwunden werden. Zwei flexible Stentgrafts werden dabei durch einen kleinen Zugang von den Leistenarterien aus unter Röntgensicht eingebracht und nehmen den Blutfluss in der Bauchaorta auf. Sie sind von Endobags umgeben, in die ein flüssiger Kunststoff (Polymer) gefüllt wird. Dieser härtet in einer silikonartigen Konsistenz aus, fixiert die Stents und versiegelt gleichzeitig die Aortenwandung komplett. Ein Verrutschen ist somit nicht mehr möglich, die Stentgrafts sind fest verankert.
“Dieses neue und schonendere Verfahren stellt einen wesentlichen Fortschritt dar. Wir hoffen damit Folgeeingriffe für unsere Patienten zu vermeiden und denjenigen helfen zu können, für die eine operative wie endovaskuläre Versorgung bisher zu riskant war”, sagt Tom Hammermüller.
Die Gefäßmedizin in Senftenberg feiert in diesem Jahr ihr zwanzigjähriges Bestehen und ist seit 2014 ein durch die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie zertifiziertes Gefäßzentrum.
Mit Beginn des neuen Jahres verstärkt Herr Dr. Wittstock als ein ausgewiesener Gefäßspezialist das Gefäßzentrum in Senftenberg, insbesondere die interventionelle und endovaskuläre Expertise des Zentrums wird damit weiterhin erfolgreich ausgebaut.
Das Gefäßzentrum Niederlausitz behandelt jährlich auf einer interdisziplinären Station mit 36 Betten etwa 1.200 stationäre Patienten. Behandlungsschwerpunkte sind Aussackungen der Bauchschlagader und die arteriosklerotischen Gefäßerkrankungen, die zu einem Schlaganfall oder Durchblutungsstörungen der Beine führen können. Daneben bilden Dialysezugänge, das diabetische Fußsyndrom und das Krampfaderleiden weitere Schwerpunkte.
Chefarzt Tom Hammermüller (Mitte) mit seinen Kollegen Chefarzt Dr. med. Matthias Meisinger (li.) und Oberarzt Dr. med. Frank Wittstock (re.)
Grafik: Endologix International B.V.
Foto: Steffen Rasche
Quelle: Klinikum Niederlausitz GmbH