Vierhändiges Klavierspiel in Vollendung wurden dem Publikum am 15. Juni im See Campus geboten, eine willkommene Abwechslung nach einigen eindrücklichen Solo-Klavierabenden in den letzten Jahren. Die Künstler, das renommierte Duo aus Spanien Sofia Cabruja und Carles Lama, ließen uns hören, was vier Künstlerhände aus einem Flügel „herausholen können“.
Nun ist die Original-Literatur für Klavier zu vier Händen im Vergleich zu den Solowerken verschwindend gering, außerdem oft sehr speziell. So dominieren in den Programmen auch anderer konzertierender Duos die Bearbeitungen. Diese Bearbeitungen für vier Hände, vor allem von Musik aus populären Opern, waren ein typisches Produkt für die Hausmusik der gebildeten Bürgerhaushalte der zweiten Hälfte des neunzehnten und der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. So erschloss man sich die Musik der wichtigsten Werke der klassischen Musik für den Haugebrauch, die „Hits“ aus den schönsten Opern standen so dauerhaft bereit zum Hören. Heute hört man die Musik über eine CD oder andere elektronischen Klangquellen, nun steht „alles“ ständig zur Verfügung. Allerdings, die früher allgegenwärtige Hausmusik mit ihrem Anspruch des Selbermusizierens ist weitgehend verloren gegangen, leider, wie ich finde.
Also, im ersten Teil des Programms vierhändige Bearbeitungen aus Opern von Gioachino Rossini, Vincenzo Bellini und Richard Wagner. Nach der Pause boten die beiden Künstler dann spanische Musik von Enrique Granados. Wir merkten, hier sind sie zu Hause, ein pianistisches Feuerwerk wurde abgebrannt. Granados, selbst ein begnadeter Pianist, komponierte zwischen 1909 und 1913 den Zyklus von sechs Stücken „Goyescas“ für Klavier, angeregt durch Bilder des großen spanischen Malers Francisco Goya , speziell des Bilderzyklus Caprichos. Allerdings beschreibt Granados diese Bilder nicht einfach musikalisch, vielmehr gibt er die Stimmung dieser Bilder aus dem spanischen Alltagsleben wieder. Wenig später nutzte Granados diese Musik für seine Oper „Goyescas“, die 1916 in New York uraufgeführt wurde. Tragisch, auf der Rückfahrt von New York wurde sein Schiff von einem deutschen U-Boot torpediert, Granados und seine Frau kamen in den Fluten des Ärmelkanals ums Leben.
Aus dieser Oper nun entstand eine Suite von fünf Stück mit dem typischen spanischen Kolorit, quirlig „El Pelele“, lyrisch „La Maja y el Ruisenor“, grandios im Schlussstück „Los Requiebros“. Die Klangentfaltung beeindruckend, so, wie man es von vierhändiger Klaviermusik erwartet. Zwei Zugaben, ein weiteres spanisches Stück und eine Bearbeitung des Schubert-Liedes „Leise flehen meine Lieder“, die Zuhörer gingen beglückt in den lauen Sommerabend. Alle freuen sich auf das nächste Konzert.