Ja, so haben wir unseren diesjährigen Beitrag zum 40. Lübbenauer Spreewald- und Schützenfest 2010 genannt. Seit ein paar Jahren sind wir diese Tour nicht mehr gelaufen und es wird sich seitdem auch einiges verändert haben. Zuletzt war das, bevor der Holzwandersteg nördlich des Barzlin wegen baulicher Mängel gesperrt wurde. Bei dieser Wanderung mussten wir am Ende des Winters Anfang März sogar noch zwei Kilometer Umweg laufen, weil der Weg auf dem Deich wegen Schneeverwehungen unbegehbar war. Aber jetzt ist Sommer und mit dem Holzwandersteg ist auch wieder alles in Ordnung…
Hiermit laden wir, Die Niederlausitzer Wandergurken, Wanderfreunde aus Nah und Fern, vielleicht auch den einen oder anderen Gast des Lübbenauer Spreewald- und Schützenfestes, ganz herzlich ein, uns am Sonnabend, den 3. Juli 2010, auf dieser thematisch und sportlich anspruchsvollen Tour zu begleiten.
Mit 18 Kilometer haben wir die Strecke vermessen und so werden wir an diesem Tag gehen: Lübbenau Bahnhof – Kursächsische Postdistanzsäule in der Vorstadt – Kampe – Wiesenstraße – Deichweg – Vorflut Alte Stennewitzer Kahnfahrt – Deichweg – Zerkwitzer Kahnfahrt (Wehr) – Krimnitzer Kahnfahrt (Schöpfwerk) – Brücke über die Hauptspree – Barzlin 50,6 m ÜNN – Brücke Burg-Lübbener-Kanal – Grenze Lübbener Spreewald – Deichweg – Anschluss Radensdorfer Weg (Dorfaue) – Brücke bei der Schleuse Großes Fließ – Weg parallel Großes Fließ (Grenze Hochwald) bis Brücke Wehrkanal – Weg parallel Wehrkanal Richtung Südwesten – Brücke über den Burg-Lübbener-Kanal – Wotschofska – Wotschofskaweg – Kahnhafen am Spreeschlösschen – Markt – Poststraße – Bahnhof Lübbenau.
Auf dem Markt und in der Poststraße herrscht bei unserer Rückkehr dann buntes Treiben, so dass wir unsere Tour am Spreeschlösschen offiziell beenden werden, für den Fall, dass wir den einen oder anderen Wandergast anschließend auf der Feier- und Festmeile aus den Augen verlieren. Natürlich gehen wir auch zurück zum Bahnhof, denn von hier haben wir es ausnahmsweise selbst einmal nicht mehr weit bis unter die Dusche…
Barzlin…? – Ja, das ist sicherlich die interessanteste Örtlichkeit dieser Tour. In der Literatur findet man dazu u.a. folgende Erklärung: „Der Nordwestteil des Lübbenauer Spreewaldes zwischen Krummer Mutnitza, Hauptspree, Buschmühlspree und Barzlinfließ war ehedem den Herrschaftsdörfern Ragow, Krimnitz, Zerkwitz, Kleeden sowie Groß und Klein Beuchow als Nutzungsrevier zugewiesen… Von dieser Freiheit… durften die Einwohner Brennholz, Gras und Streu holen. Von den Fließen her wurde auch hier der Wald schrittweise gerodet. So gab es 1777 in diesem rund 125 ha großen Bereich nur noch 68 ¾ Acker Wald (rund 34 ha), aber bereits 157 Acker Wiesen (rund 79 ha), 1846 aber keinen Wald mehr.
An der Ostseite der Freiheit liegt unmittelbar an einem alten Fließ ein ovaler Talsandhorst, der Barzlin, auch Barzelin oder Batzlin. Mit einer Fläche von rund 4 ha ragt er inselartig etwa 2 m aus der Niederung heraus. Durch die Beackerung sind seit dem 18. Jh. zwar die Wälle abgetragen worden; Ausgrabungen…haben jedoch ergeben, dass hier in der jüngsten Bronzezeit eine dicht bewohnte, zunächst unbefestigte Lausitzer Siedlung entstanden war, die Vertreter der Billendorfer Gruppe in der frühen Eisenzeit mit einem Holz-Erde-Wall umgaben und mit einer Wellenbrecheranlage aus Holzpfählen davor befestigten. Die Zerstörung des Walles durch Feuer lässt an eine kriegerische Einwirkung denken. Ein bronzenes Lappenbeil und 2 Lausitzer Tüllenbeile werden als jungbronzezeitlicher Bronzehort gedeutet. Hals- und Armringe, über einem Tonkern gegossen und mit eisernen Kernstützen versehen, gehören zu einem Bronzehort der Billendorfer Gruppe. Beide Funde bieten Anzeichen für den Reichtum der Bewohner. In jungslawischer Zeit bestand hier ein unbefestigter Wohnplatz.
Während die jüngstbronzezeitlichen Siedlungsgruben am tiefsten lagen, jedoch nicht tiefer als der Grundwasserspiegel vom Juli 1967 reichte, kann man zu Beginn der frühen Eisenzeit mit einem Wasseranstieg von etwa o,50 m rechnen, dem wir die vorzügliche Erhaltung der unteren Holzlagen des früheisenzeitlichen Walles verdanken. Beobachtungen in der Umgebung des Barzlin zeigen, dass mit Beginn des hohen Mittelalters das Wasser abermals, diesmal um 0,90 m, wahrscheinlich durch Staue verursacht, angestiegen ist und deshalb die ehemals von Slawen besiedelten Sandhorste in der Niederung verlassen wurden.
Im 18. und 19. Jh. war der Barzlin erneut bewohnt. Die MÖLLERsche Karte von 1751 verzeichnet hier 3 Gebäude, und bis gegen Ende des 19. Jh. befand sich an dieser Stelle ein Gehöft mit Acker- und Gartenland. Etwa 800 m südöstlich des Barzlin stand im Winkel zwischen Buschmühlspree ond Bogoschfließ die Lübbenauer Buschmühle, die der Schlossmühle in der nahen Stadt zugehört. Nach einem Brand 1859 wurde sie nicht wieder aufgebaut.“ (Quelle: Burger und Lübbenauer Spreewald. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar 1994. Seite 57f)
In anderer Literatur (z.B. Wikipedia) ist zu lesen, dass das Erdreich des Barzlin im Zusammenhang mit der Gestaltung des Lübbenauer Schlossparkes früher einmal abgetragen wurde. Wenn das stimmt und man davon ausgeht, dass die Kähne zu dieser Zeit vielleicht ein Volumen bzw. eine Last von 1 Kubikmeter Erdreich aufnehmen konnten und beladen flussaufwärts gestakt werden mussten, so war das wohl eine große zeitaufwendige Kraftanstrengung, die zu vollbringen war. Ich kann mich persönlich auch erinnern, dass in den 1960er Jahren an dieser Örtlichkeit noch Mauerreste des Gehöfts und alte Obstbäume zu sehen waren.
Über Einzelheiten wie Treffpunkt und Beginn informieren wir gern auf Anfrage bzw. bei der Anmeldung bis zum Vorabend unter der Rufnummer 03542-3792.
Bitte auch an Rucksackverpflegung, Kopfbedeckung als Sonnenschutz und Getränke für eine Wanderrast im Freien denken. Keine Teilnahmegebühr – um einen Obolus in unseren Fontane-Wanderhut wird gebeten. Unsere Wanderprogramme für 2010 haben wir wieder dabei und auch die Urkunden für gutgelauntes und blasenfreies Mitwandern.
Foto zum Text: Sommerwetter auf Barzlin – dem alten slawischen Siedlungsort im Inneren Oberspreewald.
Zu weiteren Fotos: Wir, Die Niederlausitzer Wandergurken, haben hier, bei “niederlausitz-aktuell.de” -Bilder der Region- bereits über 9.000 Fotos aus der gesamten Niederlausitz eingestellt. Die bisher letzten davon sind 183 Bilder von der Inaugenscheinnahme dieser Tour am 3.7.2010 vor wenigen Tagen. Man findet sie unter “Oberspreewald-Lausitz :: Lübbenau/Spreewald” z.Zt. Seite 12 beginnend – fortlaufend rückwärts bis Seite 1.
Die Freude beim Anschauen der Fotos kann das aktive Naturerlebnis natürlich nicht ersetzen, sondern nur Ansporn sein, selbst mitzumachen, wenn man es sich denn zutraut…
Gerd Laeser – Gästeführer Niederlausitz – Lübbenau
Blick vom Deichweg über die Spreewaldniederung in Richtung Zerkwitz
Nördlicher Deich zwischen dem NSG Innerer Oberspreewald – hier das Kleine Gehege (rechts) und dem Steinkirchener Spreewald (links)
Das Tor zum Hochwald von Süden – die Einmündung des Wehrkanals in das Große Fließ – auch Krumme Mutnitza genannt – aber eigentlich die Malxe…