Technische Einsatzleitung hält bei Katastrophen und Großschadenslagen die Fäden in den Händen
Knapp 40 Kräfte nahmen am Wochenende an Großübung in Eisenhüttenstadt teil
„Schweres Zugunglück im Landkreis OSL: Mit Schotter beladener Güterzug kollidiert mit Personenzug. Zahlreiche Personen verletzt.“ Dieses Horrorszenario, dass unweigerlich Erinnerungen an die Ereignisse in Hosena aus dem Jahr 2012 und 2013 wachruft, spielte sich am Wochenende genau so ab – glücklicherweise jedoch nur fiktiv. Die Kulisse bildete die Grundlage einer mehrtägigen Fortbildung der Technischen Einsatzleitung des Landkreises (TEL) an der Landesschule und Technischen Einrichtung für Brand- und Katastrophenschutz in Eisenhüttenstadt. Als oberstes Führungsorgan koordiniert die TEL bei Katastrophen und Großschadenslagen die Tätigkeiten aller Einsatzkräfte vor Ort.
„Gerät zum Bergen der Waggons wird benötigt“, „Rettungshundestaffel ist eingetroffen“, „Stromleitungen sind freigeschaltet“, „Vermutlich 90 Personen verschüttet“: Beinahe im Minutentakt strömen wichtige Informationen und Anfragen auf die Mitglieder der Technischen Einsatzleitung ein. Schnelles Agieren ist gefragt, es geht um Menschenleben – Jetzt muss jede Handlung sitzen.
„Das Zusammenspiel aller Beteiligten unter realen Bedingungen zu trainieren und so eventuelle Schwachstellen frühzeitig aufzudecken ist wichtig, um im Ernstfall bestmöglich vorbereitet zu sein“, erklärt Grit Klug, Erste Beigeordnete des Landkreises Oberspreewald-Lausitz und politisch Gesamtverantwortliche für die Dauer des Einsatzes.
Wie schnell aus Übung ernst werden kann, haben Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Senftenberg im Juli 2012 selbst erleben müssen. Ihre Erfahrungen vom Einsatz beim damaligen Zugunglück von Hosena haben sie in das Drehbuch einfließen lassen, welches der TEL am Samstag als Basis für ihre praktische Weiterbildung dienen sollte: Es beschreibt die fiktive Szenerie eines schweren Verkehrsunfalls auf der Schiene mit zahlreichen Verletzten.
Die Wochenendfortbildung, bestehend aus einem Theorieteil am Freitag, der praktischen Ausbildung am Samstag und anschließender Auswertung am Sonntag, spielte sich in den Räumlichkeiten der Landesschule und Technischen Einrichtung für Brand- und Katastrophenschutz in Eisenhüttenstadt ab. Praktisch trainiert wurde in zwei Durchgängen: Während Gruppe Eins die Arbeit in der TEL aufnahm, spielten die übrigen Teilnehmer von einem anderen Raum aus Meldungen -beispielsweise von Polizei, Notarzt oder Bahn- laut Drehbuch ein. Im Anschluss wurden die Rollen getauscht. Um eine möglichst reale Ausgangslage zu schaffen, blieb der Inhalt des Drehbuchs für die Beteiligten bis zuletzt geheim.
„Es gehört einiges dazu, eine solche Übung inhaltlich und in dieser Größenordnung auf die Beine zu stellen. Wir sind den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Senftenberg und allen, die sich bei der Organisation und Durchführung der Fortbildung eingebracht haben, für ihre Hilfe und Unterstützung sehr dankbar“, zeigte sich Grit Klug beeindruckt. Knapp fünf Stunden Einsatzkoordination lagen hinter ihr und den 37 anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, als sie am frühen Samstagnachmittag in eine kurze Pause aufbrachen.
Neben Führungskräften der Feuerwehren aus dem gesamten Landkreis und den für die Kommunikation verantwortlichen Funkern der „Schnelleinsatzgruppe Führungsunterstützung“, einer Katastrophenschutzeinheit des Landkreises, sind auch Berater verschiedener Fachbereiche Bestandteil der TEL: „Dazu zählen neben der Ärztlichen Leiterin des Rettungsdienstes, Dr. Petra Prignitz, beispielsweise Vertreter des DRK, THW, der Deutschen Bahn und des Ordnungsamtes der betroffenen Kommune“, erklärt die Hauptverantwortliche für den Einsatz, Grit Klug.
Im Laufe des Jahres werde sich der Personalpool im Bereich Feuerwehrführungskräfte auf knapp 40 Personen erhöhen. „Damit können wir im Einsatz je nach Lage eine solide Besetzung im Zwei- bis Dreischichtsystem gewährleisten und sind gut aufgestellt“, berichtet Matthias Kunze, verantwortlicher Mitarbeiter für den Bereich Bevölkerungsschutz bei der Kreisverwaltung. Für die Zukunft könne er sich vorstellen, Fortbildungen dieser Art regelmäßig auch auf dem Gelände des Feuerwehr- und Katastrophenschutztechnischen Zentrums (FKTZ) des Landkreises in Großräschen zu realisieren.
Schließlich profitieren nicht nur die Mitglieder der TEL selbst, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger von den Übungen unter realen Bedingungen. Letzteren sei versichert: Sollte der Ernstfall eintreten, sind die Männer und Frauen in der Führungsebene bereits jetzt gut gerüstet. Das wurde auch während der Fortbildung in Eisenhüttenstadt deutlich: „Wir sind für einen eventuellen Einsatz vorbereitet – Auch wenn natürlich zu hoffen ist, dass dieser nie eintritt“, lautete das Fazit am Ende des Wochenendes.
Quelle & Fotos: Landkreis Oberspreewald-Lausitz