Gleich an zwei Orten machten am 01.05.2020 in Cottbus dutzende Gastronomen und Hoteliers auf ihre Situation durch die Corona-Pandemie aufmerksam. Mit der Aktion “leere Stühle” zeigten sie sowohl auf dem Altmarkt Cottbus als auch vor dem Staatstheater Cottbus Gesicht und übergaben einen Brief mit Vorschlägen und Konzepten an Bürgermeisterin Marietta Tzschoppe und den Chef des Verwaltungsstabes Thomas Bergner. Beide hatten bereits eine vorsichtig optimistische Antwort mitgebracht. Für die neue Brandenburger Eindämmungsverordnung, die am 12.05. in Kraft treten soll, ist geplant, Gastronomiebetrieb auf Terrassen wieder zu erlauben, unter Hygiene- und Abstandsregeln. Wie genau die aussehen könnten war noch nicht bekannt und soll in der kommenden Woche mit den anderen Landkreisen per Telefonkonferenz erörtert werden.
Marietta Tzschoppe und Jeff da Silva erläutern die mögliche Öffnung und den offenen Brief im Titelinterview.
Insgesamt beteiligten sich über 70 Gastronomen an der erstmals in Cottbus durchgeführten Aktion, die bundesweit in vielen Städten teils seit Wochen stattfindet. „Wir waren die erste Branche, die geschlossen wurde und sind vermutlich die letzte, die wieder öffnen darf. Wir wollen selbstverständlich unseren Beitrag zur Bewältigung und Eindämmung dieser Krise leisten, aber unsere Existenz und die unserer Mitarbeiter muss gesichert werden. Dazu brauche es zusätzliche Unterstützung – unverzüglich und auf die Bedürfnisse der Branche zugeschnitten. Es müssen jetzt schnell Taten folgen! Wir betonen noch einmal: Wir können die getroffenen Schließungsregelungen nachvollziehen, aber bitte kämpfen Sie mit uns um ein wenig mehr Entschädigung für eine scheinbar vergessene Branche.” heißt es von den Organisatoren. Im Videointerview erklärte Jeff da Silva (Gastronom in Cottbus) noch einmal die Situation. Vorher hatte Thomas Bergner die Terrassenöffnung ab 12.05.2020 in Aussicht gestellt und Marietta Tzschoppe es auch nochmal im Interview bestätigt. (Siehe Video)
Der offene Brief:
Starkes Zeichen zur Rettung der Branche
„Wir wollen gemeinsam ein starkes Zeichen zur Rettung unserer Branche und unserer Betriebe setzen. Denn bei den jüngsten Verhandlungen zur Lockerung der Einschränkungen hat die Gastronomie überhaupt keine Rolle gespielt. Wir werden schlichtweg im Dunkeln stehen gelassen und steuern geradewegs in eine unglaubliche Katastrophe.“
Im Fokus stehen die Forderungen nach einer Erhöhung des KUG auf 90 % rückwirkend ab Beginn sowie ein klarer Fahrplan für eine Wiederöffnung.
Davon betroffen sind neben den deutschlandweit fast 2,5 Millionen Mitarbeitern auch die Industriepartner und ein Großteil der Kulturszene.
„Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und durchaus in der Lage, wirksame Hygienekonzepte zur erarbeiten und umzusetzen. Aber dazu muss man mit uns reden und uns die Perspektive geben, diese schwierige Zeit überbrücken zu können.“
JEDER Stuhl steht für EINEN Gastronomen, Hotelier oder Veranstalter!
Warum musste es so weit kommen:
Unsere Gastronomie steht vor dem aus:
– Seit mehr als 5 Wochen sind unsere Lokale geschlossen. Teilweise sind unsere Kurzarbeiteranträge in Bearbeitung – wir können aber das Geld für unsere Mitarbeiter nicht mehr vorschießen!
– Unsere Mitarbeiter leben von Festgehalt, Nacht- und Feiertagszuschlägen und Trinkgeldern – mit 60 % des Festgehaltes können viele ihre Familien nicht ernähren.
– Wir Gastronomen, Hoteliers und Veranstalter haben nach einem langen Winter und den typischen Sommervorbereitungen leere Kassen und keine Einnahmen mehr.
– Die entgangenen Umsätze können wir nicht mehr nachholen
– Die Kredite können wir kaum zurück verdienen
– Die zusätzliche persönliche Haftung stürzt uns noch tiefer in die persönliche Krise
Auch die neuen Regulierungen sehen vor, dass Restaurants, Bars, Cafés und Hotels längerfristig geschlossen bleiben. Events wurden abgesagt bzw. in eine ungewisse Zeit verlegt. Aus gesundheitlichen Gründen können wir die Maßnahmen der Regierung alle nachvollziehen. Wir benötigen jedoch ein Zukunftsszenario, wie wir unsere Investitionen wieder zurück verdienen können (z.B. 7 % MwSt., aber dauerhaft und für alle Gastronomiebetriebe ohne Ausnahmen!)
Wir haben Zukunftsangst – um uns, um unsere Läden und um unsere Mitarbeiter – aber auch um unsere Städte, die durch die Gastronomie, schöne Hotels und Veranstaltungen erst lebenswert werden.
Kernforderungen
Es gehe jetzt darum, mit einer Stimme zu sprechen und den Forderungen der Branche endlich Gehör zu verschaffen:
1. Eine klare Exit-Strategie für die Wiedereröffnung der Betriebe!!!
2. Dauerhafte Einführung von 7% Mehrwertsteuer für das Gastgewerbe
3. Aufstockung von Zuschüssen für alle Unternehmensgrößen (bemessen an Steuererklärungen, um ehrlich wirtschaftenden Gastronomen gerecht zu werden)
4. Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 90% ab Antragstellung
5. Klarstellung zum Soforthilfe-Zuschuss
Coronavirus in der Lausitz. Aktuelle Lage und Entscheidungen
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