Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat der Brandenburger Landesregierung offiziell den Fund weiterer toter Wildschweine in West-Polen gemeldet, die mit dem Erreger der Afrikanischen Schweinepest (ASP) infiziert sind. Mit Datum von heute hat Polen ASP-Fälle im Powiats Zielonogorski (sieben Fälle, acht Tiere) und einen weiteren westpolnischen Fundort gemeldet, der knapp 43 Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernt liegt. Die Fundorte liegen außerhalb der bereits eingerichteten Zone, in der bisher infizierte Tiere gefunden worden sind.
„Die Afrikanische Schweinepest rückt näher an Brandenburg heran. Wir als Verbraucherschutzministerium nehmen das sehr ernst und stehen im Kontakt mit unserem Landwirtschaftsministerium und den Landkreisen. Noch gibt es in Brandenburg keinen ASP-Fall. Wir setzen weiter auf Präventionsmaßnahmen und sind für den Ernstfall vorbereitet“, sagte Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher.
Diese Präventionsmaßnahmen wie die Früherkennung potenzieller ASP-Fälle durch die Probenentnahme bei Fallwild und die strikte Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen und der Vorgaben der Schweinehaltungshygieneverordnung in schweinehaltenden Betrieben müssen konsequent umgesetzt werden. Hierzu hatte Brandenburgs Landestierarzt erst vor Kurzem breit Informationsmaterialien an alle Schweinehalter und Jäger verschickt. Das Verbraucherschutzministerium hatte zudem unlängst die Aufwandspauschale für Jäger für die Meldung und Beprobung von tot aufgefundenen Wildschweinen von 30 Euro auf 50 Euro erhöht.
Es wurde ein Informationsbrief an Brandenburger Speditionsunternehmen verschickt, in dem Fernfahrer und Fernfahrerinnen aufgerufen werden, keine fleischhaltigen Lebensmittel aus unserem Nachbarland mitzubringen, weil auch dadurch die Gefahr besteht, den Erreger einzuschleppen. Der Erreger der Afrikanischen Schweinepest ist für Wild- und Hausschweine innerhalb weniger Tage meist tödlich. Für Menschen stellt die Krankheit keine Gefahr dar.
Sachsen hat sich in den vergangen vier Tagen bei einer landesweiten Tierseuchenübung auf einen möglichen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) vorbereitet.
“Die aktuellen Informationen aus Polen zeigen, dass die Afrikanische Schweinepest bis auf ca. 40 Kilometer an die deutsche Grenze herangerückt ist. Die ASP ist für den Menschen nicht gefährlich. Die Gefahr eines Ausbruchs in Sachsen ist aber gegeben. Wir wollen alles daransetzen, einen Eintrag nach Sachsen zu verhindern. Gleichzeitig hat die viertägige Übung gezeigt, dass wir im Ernstfall gut vorbereitet und gewappnet sind”, so Verbraucherschutzministerin Barbara Klepsch.
Seit Montag probte der Freistaat Sachsen gemeinsam mit den Landkreisen und kreisfreien Städten den Ernstfall. Die Vorbereitung für diese großangelegte Übung startete im Frühjahr dieses Jahres.
Nach der Aktivierung des Landestierseuchenbekämpfungszentrums (LTBZ) und der Einrichtung eines Krisenstabes am Montag wurde am Dienstag im Landkreis Leipzig die Fallwildsuche sowie die Bergung und Verbringen zum Kadaversammelpunkt trainiert. Dabei kamen auch Fährtenhunde sowie eine Drohne mit Wärmebildtechnik zum Einsatz. Am Mittwoch wurde im Landkreis Bautzen der Aufbau eines Elektro-Wildabwehrzaunes geprobt. Am heutigen letzten Übungstag wurde der Ausbruch der ASP in einem Landwirtschaftsbetrieb im Dresdner Norden simuliert. Dabei wurden die Verfahren für eine seuchenspezifische Tötung eines Hausschweinebestandes demonstriert.
“Gerade für unsere Landwirte bedeutet die Afrikanische Schweinepest ein hohes wirtschaftliches Risiko. Aus diesem Grund bitte ich alle Akteure, entsprechende Sicherheitsmaßnahmen hinsichtlich der Hygiene einzuhalten. Es gilt weiterhin, dass die größte Gefahr für die Einschleppung der ASP durch den Menschen ausgeht, etwa durch weggeworfene Lebensmittel in der Natur oder an Autobahnraststätten”, so die Ministerin.
Neben der Landesdirektion Sachsen, den sächsischen Veterinärbehörden, Jagdbehörden, Forstleuten, Landwirten und Verwaltungsmitarbeitern nahmen auch 13 Beobachter aus sechs anderen Bundesländern teil. “Ich danke allen Mitwirkenden für ihr großes Engagement und ihren Einsatz an den vier Tagen der Tierseuchenübung”, betont Barbara Klepsch abschließend.
Für den Menschen oder andere Tierarten ist das Virus ungefährlich.
Mögliche Auswirkungen – Quelle WIkipedia:
Eine Ausbreitung in Deutschland hätte erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen auf die Tieragrarwirtschaft. Beim Ausbruch der Seuche in einem Schweinehaltungsbetrieb würde der gesamte Bestand getötet. Die Festsetzung von Kontrollzonen und Beobachtungs- und Sperrgebieten würde den in der Schweinemast üblichen Transport von Ferkeln von den Ferkelproduktionsbetrieben zu den Mastbetrieben behindern. Die Schlachtung gemästeter Tiere würde durch Behörden in Schlachtbetriebe so gesteuert, dass die mit Transporten verbundenen Risiken möglichst gering blieben. Der Absatz von Schweinefleisch würde durch zu erwartende Sperren, die Nicht-EU-Länder im Fall von Tierseuchen in der Regel verhängen, behindert. Die EU-Kommission könnte den Absatz innerhalb des EU-Gebietes beschränken. Die vorstehend geschilderten Beeinträchtigungen gab es bei den Schweinepest-Seuchenzügen in Deutschland in der Vergangenheit. Sie trafen insbesondere Niedersachsen, wo die Hälfte der Schweine in Deutschland gemästet wird. Der länger andauernde Seuchenzug der Schweinepest in den 1990er Jahren führte allein in Niedersachsen zu Schäden von über einer Milliarde Euro. Über zwei Millionen Schweine wurden getötet. Zusätzlich zu den behördlichen Restriktionen käme der Rückgang des Schweinefleischverkaufs und das Sinken der Verkaufserlöse wegen der erneut zu erwartenden Verbraucherzurückhaltung. Die Zahlungen der Tierseuchenkassen würden die Verluste der betroffenen Tieragrarbetriebe nicht decken. „Ein Ausbruch der ASP hätte erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen“, erklärte das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium. Die Online-Ausgabe der Zeitung Die Welt vom 30. Januar 2014 hielt sogar das Erliegen des Handels mit Schweinefleisch in Deutschland infolge der Afrikanischen Schweinepest für möglich