Nun ist es Geschichte, das „20 Folklorum – das letzte seiner Art“, wie es angepriesen war – ist bei sommerlichem Wetter, grandiosen Programmpunkten und einfach mal wieder allerbester Laune über die Bühne gegangen. 13 Bühnen standen den 400 Künstlern in diesem Jahr zur Verfügung. Ca. 20 000 Zuschauer waren an den 3 Tagen beim Feiern, Spielen und Tanzen dabei.
Im Frühjahr waren wir alle über die Nachricht geschockt, das die bei allen so beliebte Kulturinsel , sagen wir, etwas kränkelt, umso schöner, das sich viele Menschen zusammengefunden haben, nach Ideen und Auswegen gesucht haben, um diese einmalige Freitzeitlandschaft für Groß und Klein weiter zu führen und zu erhalten.
Wie sehr gerade dieses Event-das Folklorum angenommen wird, durfte ich heute am eigenen Leibe spüren. In diesem Jahr konnte ich nur am letzten Tag-am heutigen Sonntag zugegen sein, und an der Kasse war kein einziges Programmheft mehr in deutsch erhältlich, nur noch in polnisch. Die angebotenen Wochenendkarten waren bereits am Freitag im Nu weg…Da haben sich die Organisatoren offensichtlich vertan, oder gedacht, die Gäste werden wegbleiben. Aber nix da- wer einmal dieses Folklorum- Feeling geschnuppert hat, ist für immer infiziert. Und schließlich will Niemand das „letzte seiner Art“ verpassen. Insofern ist dieser Werbeslogan schon mal aufgegangen.Wo erlebt man schon so viel wunderbare Musik-Tanz-und Vielfalt , als hier in liebevoll gebündelter Form.
Das haben sich die Organisatoren und Erbauer dieser einmaligen Insel auch redlich verdient.
Zum Geschehen, Mitmachtänze nach Ableitung und handgemachte Musik gab es in der Mittagsstunde auf der Holz-Tanzbühne zu erleben. Die Zuschauer ließen sich auch nicht lange bitten, schnell war ein großer Doppelkreis gefunden und um die Holzbalken getanzt. Ob Partnertanz oder im Kreis-hier konnte Jeder mit Jedem tanzen…
Märchenerzähler Sagomir in königlicher Robe unterhielt in der Zwischenzeit das kleine Volk. Ein Stück weiter wurden die großen Kessel für ein warmes Bad angeheizt…
In der Hallenbühne rockte Baran Butz das Erbe fahrender Völker gemeinsam mit dem Publikum.
Am östlichsten Punkt Deutschlands- sprich an der vom Folkorumgelände ca 500 m entfernten Neiße war auch auf polnischer Seite eine Menge los. Viele Stände luden zum schauen oder essen ein. Man konnte mit dem kleinen Bähnchen eine Runde fahren, mit der Pferdekutsche unterwegs sein, eine Runde reiten, oder schlicht und einfach den Staub der vergangenen Tage und Nächte bei einem erfrischenden Bad in der Neiße wegspülen.Auf polnischer Seite stand auch eine Riesentrommel, die nicht nur die Kleinen faszinierte… Ganz traditionell und interessant gebrannte Töpferwaren konnte man hier bestaunen und natürlich für zu Hause erwerben. In der Ferne konnte man die Königsberger Berge gut erkennen.
Frisch gebackenen und äußerst leckeren Kuchen, oder Fischbrötchen für den Kater der Tage zuvor konnte man im Neißewegkaffee genießen. Dort konnte man auch den Klängen der Hang lauschen, selbst ausprobieren oder sich einfach irgendwo hinsetzen oder hinlegen und die Seele baumeln lassen.
Eine ganz neue Idee war das Angebot des sympathischen Felix Mayrl mit seiner Werkstatt Lumen. Der junge Leipziger war erstmalig beim Folklorum dabei und bot eine Iris-Mandala-Fotografie in verschiedenen Größen an. Besser kann man das Motto, „Ich bin froh nicht normal zu sein“ nicht um setzen, denn mal ehrlich, wer hat schon ein Kunstwerk seines eigenen Auges in und an seinen vier Wänden. Wer es nicht weiß, das es sich um eine Iris-Fotografie handelt, hält es für ein ganz besonderes Kunstwerk-was es ja auch ist. Einmalig auf der ganzen Welt. Eine tolle Idee, welche mich ganz besonders fasziniert hat. In 2-3 Wochen wird nun auch mein eigenes kleines Iris-Kunstwerk an meiner Wand hängen, worauf ich mich schon freue.
Wer indische Klänge, arrangiert mit modernen Klängen mochte, war bei Sitar Beat gut aufgehoben.
Diese zarte Stimme der Sängerin sowie die einmaligen Klänge der Sitar führten nicht wenige Besucher in ein kleines Traumland…
Die 4 sympathischen Berliner Damen von Aquabella sangen a capella die bekanntesten Songs verschiedener Länder in deren Sprachen.Auch dies war ein Genuss für die Ohren.
Fork&Fiddle ludt dann noch zum gemeinsamen Tanzen nach Anleitung ein, während 44 Leningrad die Hallenbühne nebenan rockte. Hunderte Leiber tanzten dicht gedrängt nach den heißen Klängen der Russen-Klezmer-Balkan-Welle…kaum ein Bein, welches da nicht automatisch mitzuckte.
Ganz anders dagegen die ruhige und handgemachte excellente Gitarrenmusik der Tidemore-Brüder.
Hier war ein auserlesenes Publikum zu finden in einer wundervollen kleine Waldbühne, welche zur sanften Musik der Beiden wie geschaffen war. Im stillen konnte man denken, so müssen die Direstrait`s mal angefangen haben. Vielleicht aber haben die beiden Brüder in ihrer Kindheit auch so viel Stubenarrest bekommen, und nur ihre Gitarren zur Verfügung gehabt…Anders kann man sich diese Harmonie der beiden , völlig in dezentem Schwarz auftretenden Brüder wohl nicht erklären…
Das war dann ein wirklich tief unter die Haut gehender Sonntagsausklang auf der Insel…
Da meine Börse zu der Zeit leider schon Ebbe anzeigte, ist die CD nun auf dem Postweg bestellt…
Alles in Allem war dies ein absolut unvergessener Familien-Sonntag-und ich denke, wir alle können uns auf ein neues Folklorum unter dem Thema: „Turisedische Festspiele“ am 05.-07.September 2014 freuen…in diesem Sinne:
„Selbst mit Bohnen in den Ohren, wird unser Sound sich in den Kopf dir bohren !“- wir sind bereit…
Nach dem Folklorum ist vor dem Folklorum.
Hier ist ein Video der Veranstaltung zu sehen
Common Dance
Sitar Beat
Der Weg über die Neiße- auf polnischer Seite gab es auch viel zu entdecken…