Wie lassen sich ärztlicher Nachwuchs und Praxisinhaber, die vor der Frage der Nachfolge stehen, im Landkreis Elbe-Elster zusammenbringen? Um die adäquate ärztliche Versorgung und die entsprechende fachärztliche Ausbildung junger Menschen auch im ambulanten Bereich sicherzustellen, wurde das Weiterbildungsnetzwerk Südbrandenburg ins Leben gerufen. Die Auftaktveranstaltung und Vorstellung der Netzwerkidee vor rund 30 Ärzten im Landkreis Elbe-Elster fand dieser Tage am Elsterschloss-Gymnasium in Elsterwerda statt.
Im Weiterbildungsnetzwerk Südbrandenburg kooperieren die Elbe-Elster Klinikum GmbH, das Ärztenetz Südbrandenburg GbR und die Elbe-Elster MVZ GmbH. Gemeinsames Anliegen ist es, die vorhandenen Angebote strukturiert zusammenzuführen und dem zukünftigen ärztlichen Nachwuchs sowie den Praxisinhabern einen Ansprechpartner zu bieten. Dr. Erhard Kiesel, Vorstandvorsitzender des Ärztenetzes Südbrandenburg, wies darauf hin, dass es keine vorgefertigten Lösungen in Bezug auf den ärztlichen Nachwuchs gibt. Viel wichtiger sei es, einen „eigenen Weg für die Region zu gehen.“ Dies soll nun mit dem neugegründeten Weiterbildungsnetzwerk erreicht werden.
Ziel des Weiterbildungsnetzwerkes ist es einerseits, möglichst viele erfahrene Ärzte für die Weiterbildungsbefugnis zu interessieren bzw. diejenigen, die bereits über diese Ausbildungserlaubnis verfügen, bei organisatorischen oder bürokratischen Fragen zu unterstützen. „Auf der anderen Seite sollen potentielle Ärzte in Weiterbildung von den Vorzügen der hausärztlichen Tätigkeit und der Attraktivität des Landkreises Elbe-Elster überzeugt werden“, erläutert Andrea Trunev, Geschäftsführerin der KV Consult- und Managementgesellschaft mbH, die das Netzwerkmanagement für das Ärztenetz Südbrandenburg übernommen hat.
„Die hausärztliche Versorgung im Landkreis Elbe-Elster ist auf einem sehr hohen Niveau“, beurteilt Professor Dr. Roland Reinehr, Ärztlicher Direktor der Elbe-Elster Klinikum GmbH, die Situation und gibt allen Beteiligten mit auf den Weg, „über die eigenen Stärken zu sprechen“. Denn davon habe der Landkreis viel zu bieten. Im Hinblick auf die Ausbildung junger Ärzte steht das Elbe-Elster Klinikum seit Anfang des Jahres als akademisches Lehrkrankenhaus zur Verfügung. Pro Jahr wird ein Studierender der Medizinischen Hochschule Brandenburg „Theodor Fontane“ vom Klinikum finanziell unterstützt. Aufgrund der guten Nachfrage werden im aktuellen Studienjahr sogar zwei Studierende gefördert. „Junge Menschen suchen Qualität und Engagement – beides finden sie hier in Elbe-Elster“, betont Professor Reinehr.
Darüber hinaus leistet auch der Landkreis Elbe-Elster seit mehreren Jahren seinen Beitrag, um die medizinische Versorgung in der Region sicherzustellen und bietet eine Studienbeihilfe für Medizinstudenten an. „Wir sind auf einem guten Weg, aber noch nicht am Ziel“, so der Landrat Christian Heinrich-Jaschinski.
Dass nur eine gemeinsame Zusammenarbeit letztendlich zum Ziel führt, betonte auch Christiane Völkel von der Koordinierungsstelle für die Förderung der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin bei der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg. Sie erläuterte Rahmenbedingungen, Fördermöglichkeiten und Vorteile eines Weiterbildungsnetzwerkes, von denen es bisher 12 in Brandenburg gibt. „Die Ärzte in Weiterbildung wollen ein möglichst breites Angebot in einer Region, um vor dem Hintergrund der Familienplanung nicht ständig umziehen zu müssen“, so ihre Einschätzung.
Welche Bemühungen es im Landkreis Elbe-Elster bereits gibt, um potentielle Rückkehrer von den Stärken der Region zu überzeugen, erläuterte Stephanie Auras den Teilnehmern der Veranstaltung am Beispiel ihrer Rückkehrerinitiative Comeback Elbe-Elster. Besonders über die Plattform Facebook wird sehr erfolgreich überregional die Werbetrommel für Elbe-Elster gerührt. „Wir verstehen uns als Lotse und versuchen die Informationslücken mit unseren Partnern zu schließen“, erklärt Stephanie Auras. Gegenwärtig wird an dem Aufbau einer Willkommensagentur gearbeitet, um den Informationssuchenden eine feste Anlaufstelle zu bieten. Die Anschubfinanzierung dafür steht, nach einer längerfristigen Finanzierung wird allerdings noch gesucht.
Mit einem Erfahrungsbericht aus der eigenen Praxis rundete Dipl.-Med. Cornelia Schlahsa, Fachärztin für Allgemeinmedizin aus Bad Liebenwerda, die Auftaktveranstaltung zum Weiterbildungsnetzwerk ab. Sie motivierte ihre Kollegen die Weiterbildung in der eigenen Praxis „einfach mal auszuprobieren“. In den kommenden Wochen wird das Konzept für das Weiterbildungsnetzwerk Südbrandenburg detailliert festgelegt sowie Praxen zur Kooperation als Weiterbildungsstätte angesprochen. Anfang 2017 soll das Weiterbildungsnetzwerk schließlich endgültig in der Praxis starten und die Facharztausbildung in Elbe-Elster koordinieren.
Bild: Gemeinsamer Auftakt für das Weiterbildungsnetzwerk Südbrandenburg: Prof. Dr. Roland Reinehr, Ärztlicher Direktor der Elbe-Elster Klinikum GmbH, Michael Neugebauer, Geschäftsführer der Elbe-Elster Klinikum GmbH, Christiane Völkel, Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, Dr. Erhard Kiesel, Ärztenetz Südbrandenburg, Stephanie Auras, Initiatorin der Rückkehrerinitiative Comeback Elbe-Elster, Landrat Christian Heinrich-Jaschinski sowie Andrea Trunev, Geschäftsführerin der KV Consult- und Managementgesellschaft mbH (v.l.).
Foto: EEK/Dunja Petermann
Quelle: PR-Kompass