Peter Hans: „Am Zustand des Pflegewesens lässt sich ganz gut die Humanität einer Gesellschaft ablesen“
Fünf Jahre nach der Eröffnung ziehen das Beratungsteam und die Partner des Pflegestützpunktes Elbe-Elster eine positive Bilanz. Anlässlich des fünfjährigen Bestehens fand am heutigen Freitag ein „Tag der offenen Tür“ statt. Im Pflegestützpunkt in der Ludwig-Jahn-Straße 2 in Herzberg bestand die Möglichkeit, an einem Rundgang in den Räumen der Pflege- und Sozialberatung teilzunehmen und sich vor Ort bei Vorträgen zu Themen wie „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz”, „Besser Leben im Alter durch Technik” zu informieren oder die Koordinierungsstelle für neue Wohnformen im Alter kennen zu lernen, aber auch im persönlichen Gespräch zu informieren.
Weitere Informations- und Beratungsmöglichkeiten gab es durch die Präsentation regionaler Sanitätshäuser, Blutdruck- und Pulsmessung, Blutzuckertest oder einen kleinen Ausstellung über 5 Jahre Pflegestützpunkt mit dazu gehöriger Videoschleife zur Arbeit der Mitarbeiterinnen. Wer wollte, konnte an der Wünschewand „Wie möchte ich im Alter leben?” seine ganz persönlichen Gedanken freien Lauf lassen. Rund 1.230 Kontakte zählten die Berater des vom Landkreis Elbe-Elster getragenen Pflegestützpunktes im vergangenen Jahr. In fünf Jahren fanden insgesamt rund 5.000 Beratungsgespräche im Pflegestützpunkt und fast 600 Beratungsgespräche im häuslichen Umfeld statt. Dabei wurde deutlich: Richtig verstandene Pflege ist fast immer ein wechselseitiges Geben. Sie bereichert beide, den Pflegebedürftigen wie den Pflegenden.
Neben den Beratungen direkt im Pflegestützpunkt und bei Hausbesuchen konnten viele Anfragen zu Pflegeleistungen darüber hinaus telefonisch geklärt werden. Meist fragten Angehörige von pflegebedürftigen Menschen nach Unterstützung. „Wir freuen uns, dass der Pflegestützpunkt von den Einwohnern des Landkreises so gut angenommen wird. Die Zusammenarbeit über unsere Koordinierungsstellen und allen Akteuren im Netzwerk Pflege Elbe-Elster hat sich bewährt. Mit dem Pflegestützpunkt bieten wir erfolgreich ,Hilfe aus einer Hand’ an“, sagte Beraterin Elisabeth David. Anne-Marie Gundermann erinnerte: Vor 20-30 Jahren war es erklärtes Ziel, meinen Lebensabend verbringe ich in einer Seniorenresidenz. Das hat sich grundlegend geändert. Da wo ich jetzt lebe, will ich es auch bis zum Schluss tun, ist die Devise. Dadurch sind alternative Wohnformen bis hin zum betreuten Wohnen gefragt. Eine extra dafür eingerichtete Koordinierungsstelle arbeitet deshalb innerhalb des Netzwerkes, um auch hier Weichen für die Zukunft zu stellen. Denn es geht nicht nur um Senioren, es geht auch um demenzkranke und durch Krankheit oder Unfall pflegebedürftige Menschen.
Als Erster Beigeordneter, so Peter Hans, kommt er immer wieder mit Menschen in Kontakt, die einen Angehörigen pflegen. Bei denen höre er oftmals, dass es nicht die eigentlichen pflegerischen Aufgaben sind, sondern vor allem die Vorbereitung und Organisation rund um die Pflege. Viele haben das Gefühl, „von Pontius zu Pilatus“ laufen zu müssen, um die Pflege zu organisieren. Dafür wenden sie einen Großteil ihrer Kraft auf, die doch eigentlich dem Angehörigen zugute kommen sollte. „Hier ist der Pflegestützpunkt für Betroffene eine kompetente Anlaufstelle, denn wenn ein Pflegefall auftritt, stehen die Angehörigen oft vor einem Berg von Fragen. Hier werden ihnen konkret verschiedene Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten ganz neutral erklärt“, sagte Peter Hans. Im Beratungsalltag helfen die Mitarbeiterinnen nicht nur beim Ausfüllen von Pflegeanträgen. Die umfassende Beratung geht weit darüber hinaus. Die Fragen umfassen Themen wie Hilfsmittel und Reha-Maßnahmen, Unterstützung bei der Suche nach Haushaltshilfen oder Wohnformen im Alter wie betreutes Wohnen, Pflegeheime oder Wohngruppen. Als weitere Schwerpunkte haben sich die Verhinderungs- und Kurzzeitpflege, Tagespflegeangebote und Pflegezeit heraus kristallisiert. Das habe auch die Bundesregierung erkannt, so der Errichtungsbeauftragten der Pflegekassen, Chris Behrens, und wird in den nächsten Monaten entsprechend reagieren. Denn auch die pflegenden Angehörigen brauchen Unterstützung, da sie oftmals Einschränkungen im Berufsleben bis zum zeitweiligen Ausstieg in Kauf nehmen müssen.
So steht das seit nunmehr fünf Jahren laufende Projekt „Pflegestützpunkt“ heute als Erfolgsmodell da. Als Pflegeberaterinnen konzentrieren sich Christel Drayling und Frau Richter vor allem auf die Fragen rund um die Pflege. Dies beginnt bei der Beantragung einer Pflegestufe und geht über die Beratung zu Pflegehilfsmitteln bis hin zur Hilfe bei der Kontaktaufnahme zu entlastenden Diensten oder Pflegeeinrichtungen. Elisabeth David als Sozialberaterin hilft u.a. bei der Beantragung von Sozialleistungen und bei Fragen im Schwerbehindertenrecht.
Auch das seit Oktober 2014 laufende, relativ neue Projekt der Beratung zu neuen Wohnformen, insbesondere für Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz, das Barbara Lehmann betreut und das von Anne-Kathrin Schemmel begleitete Projekt „Besser Leben im Alter durch Technik“ werden hier der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
Der Pflegestützpunkt befindet sich seit März 2010 in der Ludwig-Jahn-Straße 2 in Herzberg und hat über den Hofeingang einen behindertengerechten Zugang zu den Beratungsräumen. Telefonisch ist er erreichbar für die Pflegeberatung unter 03535 247875, für die Sozialberatung unter 03535 46-2665 sowie per Fax: 03535/46-1266 oder E-Mail: [email protected]
Quelle: Landkreis Elbe-Elster