Ab morgen kann in der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus die politische Haft der Jahre 1933 – 1945 genauer erforscht und untersucht werden. Dazu wurde eine Projektstelle mit vier Personen eingerichtet, die morgen an den Start geht. Ziel ist es, die NS-Geschichte des Ortes vertieft zu erforschen und die vorhandene Ausstellung zu dieser Thematik zu erweitern.
Die Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus teilte dazu mit:
Ab dem 1. April wird in der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus eine neue Projektstelle zur Erforschung der politischen Haft im Zuchthaus Cottbus 1933 – 1945 eingerichtet. Mit dem Projekt soll die NS-Geschichte des Ortes vertieft erforscht und die vorhandene Ausstellung zu dieser Thematik überarbeitet sowie erweitert werden. Bereits seit 2013 wird in der Dauerausstellung „Karierte Wolken – politische Haft im Zuchthaus Cottbus 1933 – 1989“ auf das Schicksal zahlreicher mutiger Häftlinge, wie Sorbinnen, Zeuginnen Jehovas oder deutscher und ausländischer Frauen, die Widerstand gegen die NS-Terrorherrschaft leisteten, eingegangen. Außer diesen Präsentationen in der Ausstellung, denen jahrelange Forschungsarbeit vorausgegangen ist, existieren keine Studien zum Frauenzuchthaus Cottbus.
Lücken im Forschungsstand sollen geschlossen werden
Generell sind über wenige Haftanstalten Studien erschienen, die die dortigen Verhältnisse in der Zeit des Nationalsozialismus behandeln. Bezogen auf das Frauenzuchthaus Cottbus gibt es lediglich im Standardwerk „Gefangen unter Hitler: Justiz und Strafvollzug im NS-Staat“ von Nikolaus Wachsmann aus dem Jahr 2006 zwei Verweise. Diese Lücke im Forschungsstand des Justizstrafvollzugs im Nationalsozialismus möchte das Menschenrechtszentrum Cottbus mit der neuen Forschungsstelle schließen. Darüber hinaus ist es beabsichtigt, den Kontakt zu den wenigen noch lebenden Zeitzeuginnen im Ausland umgehend aufzunehmen, bevor es zu spät ist.
Das Projekt für die neue Forschungsstelle wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Land Brandenburg gefördert. Ein interdisziplinär besetzter wissenschaftlicher Beirat wird die Ausarbeitung des Ausstellungs- und Vermittlungskonzepts begleiten. Dem Beirat gehören an:
Dr. Insa Eschebach, Direktorin a.D. Gedenkstätte Ravensbrück, Historikerin
Dr. Sabine Kuder, Leiterin Arbeitsbereich Public history, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Regine Meldt, Museum für Kommunikation Berlin; Leiterin Öffentlichkeitsarbeit und didaktisch-pädagogische Angebote
Martina Staats, Leiterin der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel
Prof. Dr. Thomas Drachenberg, Landeskonservator und stellvertretender Direktor des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums
„Für die ehemaligen politischen Häftlinge der DDR ist es sehr wichtig, dass neben den eigenen Erfahrungen das begangene Unrecht in der NS-Zeit intensiv aufgearbeitet wird“, sagt Dieter Dombrowski, Vorsitzender des Vereins Menschenrechtszentrum Cottbus, der im Zuchthaus Cottbus 1974 – 1975 inhaftiert war. Die neuen Erkenntnisse sollen in der für diesen Geschichtsabschnitt überarbeiteten und ergänzten Ausstellung im Dezember 2023 der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Red. / Presseinfo
Bild: Menschenrechtszentrum Cottbus e.V.