Innovative Gleiserneuerung am Bahnhof „Park & Schloss Branitz“
Unter dem Motto „Aus Alt mach Neu!“ saniert die Cottbuser Parkeisenbahn im Rahmen eines Pilotprojektes mit der Professur Eisenbahnwesen der BTU Cottbus-Senftenberg und der Firma RS Gleisbau in einer insgesamt zweiwöchige Bauphase das Überholgleis am Bahnhof „Park & Schloss Branitz“.
Neben planerischem Geschick und technischem Know-how kommen erstmalig in Brandenburg innovative Baustoffe bei Gleisbauarbeiten zum Einsatz. So werden die alten, getränkten Holzschwellen durch Recycling-Kunststoffschwellen ersetzt. Der ehemalige „gelbe Sack“ wird somit zum Rohstoff für den Gleisbau. „Die neuen Schwellen sind wahre Hochleistungsträger“, erklärt Ralf Thalmann, Geschäftsführer der Cottbusverkehr GmbH. Sie entstehen aus recycelten Kunststoffabfällen, die mittels einer speziellen Rezeptur und einem besonderen Verfahren gefertigt und zu Schwellen weiterbearbeitet werden. „Bisher gelingen nur wenigen Herstellern derartige Produktionsverfahren. Umso mehr freut es uns, als Betreiber der Parkeisenbahn, Teil dieses besonderen Projektes zu sein“, ergänzt Thalmann.
„Es ist eine große Ehre, bei diesem Pilotprojekt beteiligt zu sein und nach der langen Planung- und Vorbereitungsphase nun in die Tat umzusetzen“, freut sich Denis Kettlitz, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Cottbuser Parkeisenbahn e.V. Der Förderverein kooperiert bereits seit vielen Jahren erfolgreich mit der Professur Eisenbahnwesen der BTU Cottbus-Senftenberg. Das aktuelle Pilotprojekt, bei dem die Bauleistung kostenlos von der Firma RS Gleisbau mit acht Auszubildende erbracht wird, die mit diesen Arbeiten ihr Gesellenstück ablegen, ist dennoch in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes, weiß Kettlitz zu berichten: „Neben dem technischen Know-how sind es vor allem die Umweltaspekte, die hervorzuheben sind. Während Holzschwellen zum Schutz vor Witterungseinflüssen mit umweltbelastendem Teeröl getränkt werden, bestehen die Kunststoffschwellen zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial und sind vollkommen umwelt-verträglich“. Sollten die Schwellen einmal ersetzt werden müssen, ist der Kunstsoff in Gänze wiederverwertbar. Die Produktion bildet einen geschlossenen Stoffkreislauf und entspricht somit hohen ökologischen und ökonomischen Anforderungen.
Die innovativen Kunststoffschwellen haben vielerlei Vorteile. Durch ihre Dämpfungseigenschaften vermindern sie laute Fahrgeräusche und schonen die Fahrwerke der Loks und Wagen. Zugleich weisen sie eine sehr gute CO2-Bilanz auf. „Für die Herstellung werden keine nachwachsenden oder fossilen Rohstoffe, sondern ausschließlich recycelte Kunststoffabfälle aus dem Dualen System verwendet“, informieren Prof. Hans-Christoph Thiel und sein Mitarbeiter Christian Menzel vom Lehrstuhl für Eisenbahn- und Straßenwesen der BTU Cottbus-Senftenberg. Der Hersteller verspricht außerdem eine Lebensdauer von mindestens 50 Jahren. Damit halten die Kunststoffschwellen länger als althergebrachte Holzschwellen, die nach ca. 30 Jahren verrotten, und sind auch nicht mit den eventuellen Problemen der Rissbildung bei Betonschwellen behaftet. Im direkten Kostenvergleich sind die Kunststoffschwellen ihren Vorgängern sogar überlegen. Die entsprechenden Langzeiterfahrungen mit dem neuen Werkstoff sollen durch die wissenschaftliche Begleitung des Paxiseinsatzes bei der Parkeisenbahn ermittelt werden.
Auch bei der Verarbeitung unterscheiden sich die Kunststoffschwellen kaum von anderen Baustoffen. „Sie weisen die gleichen positiven Materialeigenschaften auf, sind ähnlich in der Handhabung“, erklären Torsten Schmidt und Steffen Hanusch der Firma RS Gleisbau. Durch das annährend gleiche Gewicht lässt sich auch die moderne Kunststoffvariante problemlos ein- und ausbauen. Sie ist witterungsständig und bis zu hohen Temperaturen flammenresistent. „Das Aufbringen der Schienenbefestigung gelingt mit handelsüblichen Gleisbauwerkzeugen. Und auch das Schneiden und Bohren erfolgt analog zum Holzwerkstoff“, fassen Schmidt und Hanusch zusammen.
Die Arbeiten zur innovativen Gleiserneuerung, bei der der alte Oberbau auf ca. 110 m Länge komplett ersetzt wird, begannen am Montag. Das Pilotprojekt wird nach einer zweiwöchigen Bauphase am Freitag, 14. August 2015, abgeschlossen. Der Fahrbetrieb findet während der gesamten Bauphase uneingeschränkt über das Nachbargleis statt.
Weitere Informationen rund um die Cottbuser Parkeisenbahn erhalten Sie auch im Internet unter www.cottbusverkehr.de oder www.pe-cottbus.de.
Titelfoto (von links nach rechts): Prof. Hans-Christoph Thiel (BTU), Ralf Thalmann (Cottbusverkehr), Ulrich Thomsch (Cottbusverkehr), Steffen Hanusch (RS Gleisbau), Denis Kettlitz (Förderverein Parkeisenbahn) und Christian Menzel (BTU/ Förderverein Parkeisenbahn)
Quelle: Cottbusverkehr GmbH
Fotos: Benjamin Andriske & Cottbusverkehr