Die Diskussionen um Asylbewerber in Cottbus und deren Status in der Gesellschaft flammte in den letzten Tagen und Wochen mit den Ankündigungen der Stadt, Wohnungen und Aufgänge anzumieten, um weitere Flüchtlinge unterzubringen, wieder auf und wurde teils heftig geführt, meist auf dem Rücken der Neuankömmlinge. Eine Initiative möchte nun eine interkulturelle Woche organisieren, um ein Zeichen zu setzen, für Toleranz und Integration.
Um möglichst viele zu erreichen und mitzunehmen, ging ein Aufruf per E-Mail an die Öffentlichkeit, den wir hier veröffentlichen. Wir haben am Ende das Anmeldeformular für den E-Mailkontakt hinterlegt:
Das Thema „Flüchtlinge“ geht uns alle etwas an. Es wird viel geredet, getuschelt und in Stammtischmanier verbreitet. Dabei geht es nicht um ein Thema. Es geht um Menschen. Menschen, die sich nicht freiwillig auf den Weg gemacht haben ihre Heimat zu verlassen. Was wir tun können ist, sie willkommen zu heißen und in unsere Gesellschaft aufzunehmen. So wie wir es mit neuen Mitschüler*innen, Nachbar*innen oder Arbeitskolleg*innen tun. Da hier viele Ängste und Unsicherheiten mitschwingen, ist es umso wichtiger, aufeinander zuzugehen, miteinander zu reden und Zeit miteinander zu verbringen.
Dafür soll es eine Interkulturelle Woche in Cottbus geben, die ihren Abschluss an einem denkwürdigen Tag finden wird: Am 3. Oktober.
Ein Datum, das viele Ostdeutsche mit dem Fall einer Grenze verbinden, die viele unter Lebensgefahr zu überwinden versuchten und an der auch viele auf der Flucht ihr Leben ließen. Sie wollten aus politischen, menschlichen oder persönlichen Gründen ein Land verlassen, welches sie im Wortsinn nicht mehr für lebenswert hielten. Der 03.10.2015 – 25 Jahre nach dem ersten Tag der deutschen Einheit soll die Interkulturelle Woche zu Ende gehen. Vom 27.09.2015 bis zum 03.10.2015 soll eine Aussage getroffen werden: für eine neue Willkommenskultur in Cottbus, für ein Miteinander statt Gegeneinander und für die Akzeptanz der Aufgabe, Asylbewerber*innen eine neue Heimat zu bieten. Wir wollen der Einfalt einiger mit der Vielfalt unserer Bürger*innen begegnen.
Es geht darum, gemeinsam in Kontakt zu kommen, sich zu begegnen, Sorgen und Wünsche mitzuteilen, einander kennenzulernen, gegenseitig zu helfen, Sorgen abzubauen und Ängste gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Wir rufen Einzelpersonen, Vereine, Institutionen, Schulen, gemeinnützige Träger, Organisationen, Verwaltungen und Firmen dazu auf, sich an dieser Woche zu beteiligen. Die Zeit drängt leider ein wenig, dennoch hoffen wir auf vielfältige Ideen und Unterstützung.
Die Veranstaltungen können für die Öffentlichkeit sein, es können aber auch Projekttage innerhalb von Einrichtungen stattfinden. Möglich sind Diskussionsrunden und Workshops
mit Geflüchteten, Politiker*innen und Menschen der Stadt. Zeigen wir z.B. mit Fotoaktionen, gemeinsamen Kochen, Kultur-, Kunst- und Musikbeiträgen Einheimischer und ausländischer Mitmenschen und Nachbarschaftsaktionen in den Stadtteilen, dass ein Miteinander der Kulturen und Menschen möglich ist. Möglich sind auch Ausstellungen, Auktionen, Angebote für Ausflüge, Kino- und Theaterbesuche, Stadtrundgänge, Teilhabe an sozialen Projekten, gegenseitigen Hilfestellungen, Sammelaktionen, Veranstaltungen und Aktionen zu Zivilcourage, Religion, Geschichte, Recht, Migration, die Rolle von Kindern und Frauen, Sport, usw. Die Themenvielfalt und Altersspanne der Beteiligten ist nahezu unbegrenzt.
Wir haben ein paar Schlagwörter zusammengetragen. Jede*r hier Angeschriebene kann sich sein/ihr Gebiet raussuchen oder weitere Ideen entwickeln, je nachdem was möglich ist und inhaltlich passt. Die Aktionen sollen in der gesamten Woche umgesetzt werden – von früh bis in die Nacht hinein – alles ist möglich. Wir kümmern uns um Koordination, eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit und Unterstützung, wo sie gebraucht wird. Unternehmen und Einzelpersonen, die finanziell oder mit Sachspenden helfen wollen, können sich ebenfalls gern bei uns melden.
Es gibt bereits erste Zusagen: Das Fest der Kulturen an der Gemeinschaftsunterkunft in Sachsendorf wird an einem Tag in dieser Woche stattfinden, am Samstag wird “Guten Morgen Cottbus” den kulturellen Auftakt machen, eine Kundgebung, welche die aktuelle Asylpolitik im Fokus hat, ist ebenfalls angekündigt. Das Menschenrechtszentrum hat ebenfalls seine Unterstützung zugesagt.
Bitte schicken Sie uns erste Ideen bis zum 06.08.2015 per Mail, damit wir einen Überblick bekommen, was möglich und noch nötig ist. Wir haben ein kleines Formular vorbereitet, wo Sie kurz Ihre Idee eintragen können.
Dieses Schreiben kann und soll weiter verbreitet werden. Schicken Sie diesen Aufruf gerne an weitere mögliche Unterstützer*innen.
Danke!
Unsere Kontaktadresse für Rückmeldungen ist: [email protected]
Weitere Infos gibt es außerdem unter: www.flumico.blogsport.eu/ikw
Initiatoren:
Initiative Flucht und Migration Cottbus
Stadt Cottbus
Cottbuser Turmverein e.V.
Flüchtlingsverein Cottbus e.V.
Menschenrechtszentrum Cottbus e.V.