Am Freitag, den 3. Juli 2015 demonstrieren die streikenden Beschäftigten der Deutschen Post AG aus Südbrandenburg in Cottbus für ihre Tarifforderung und gegen die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen mit der Gründung der 49 DHL Delivery GmbH-Gesellschaften.
Die streikenden Postbeschäftigten treffen sich am Freitag, den 3. Juli ab 10 Uhr am Cottbuser Bahnhof (Platz am Seiteneingang). Gegen 10:30 Uhr startet der Demonstrationszug in Richtung Innenstadt bis zum Platz vor Galeria Kaufhof (Karl-Liebknecht-Straße). Dort findet noch eine Kundgebung statt. Erwartet werden rund 200 bis 250 Teilnehmer.
Auslöser des schweren Tarifkonfliktes für die rund 140.000 Tarifbeschäftigte bei der Deutschen Post AG ist der Bruch des Vertrages zum Schutz vor Fremdvergabe durch den Aufbau von 49 Regionalgesellschaften für die Zustellung. Um diesen Vertragsbruch zu kompensieren, hatte ver.di zum 1. April 2015 die Regelungen zur Arbeitszeit gekündigt und fordert eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Überdies fordert ver.di in der laufenden Entgeltrunde 5,5 Prozent mehr Geld. In der letzten Verhandlungsrunde vom 2. Juni hatte ver.di mit einem umfassenden Angebot versucht, die Post von einer einvernehmlichen Lösung zu überzeugen und vom Konfliktkurs gegen die Beschäftigten abzubringen. Die Deutsche Post AG hatte dieses Angebot nicht angenommen. Daraufhin hatte ver.di die Verhandlungen für gescheitert erklärt und am 8. Juni 2015 damit begonnen, die Beschäftigten des Unternehmens schrittweise in einen unbefristeten Streik zu rufen.
Inzwischen haben sich die Tarifvertragsparteien darauf verständigt, die Verhandlungen am 3. Juli 2015 in Bad Neuenahr aufzunehmen. Derzeit sind zwei Verhandlungstage anberaumt. „Wer eine Einigung möchte, muss kompromissbereit sein. Das ist unsere Erwartung an den Postvorstand“, sagte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis mit Blick auf die anstehenden Verhandlungen.
Die unbefristeten Streiks bei der Deutschen Post AG werden bis zu einer Einigung fortgesetzt. Bundesweit befinden sich jetzt mehr als 32.000 Beschäftigte des Unternehmens im Ausstand.
Hintergrund:
Die Deutsche Post AG hat im Januar 2015 – parallel zur bundesweit bestehenden Niederlassungsstruktur – 49 Regionalgesellschaften für die Paketzustellung gegründet. Dort sollen in einem ersten Schritt 5000 Zustellbezirke eingerichtet werden. Im Jahr davor hatte das Unternehmen die Zahl der Beschäftigten mit einem befristeten Arbeitsvertrag sukzessive auf rund 26 000 erhöht.
Nun wird ein Teil der zu den Konditionen des Haustarifvertrages der Deutschen Post AG befristet Beschäftigten vor die Wahl gestellt, die Arbeit zu verlieren oder die gleiche Arbeit zu schlechteren Bedingungen bei den neu gegründeten Regionalgesellschaften fortzusetzen. In Hessen macht das beispielweise nach 15 Beschäftigungsjahren 30 Prozent weniger Gehalt aus.
In der Paketzustellung ist die Quote der befristeten Jobs mit 30 Prozent deutlich höher als in der reinen Briefzustellung. Beschäftigte der Deutschen Post AG, egal ob befristet oder unbefristet, verdienen in den ersten Arbeitsjahren rund 2000 Euro Brutto monatlich und steigern sich innerhalb von sechs Jahren auf rund 2200 Euro brutto monatlich.
Der zwischen ver.di und der Deutschen Post AG geschlossene Vertrag zum Schutz vor Fremdvergabe der Zustellbezirke ist von den Beschäftigten bezahlt; unter anderem mit dem Verzicht auf Kurzpausen und arbeitsfreie Tage sowie ein abgesenktes Einstiegsgehalt.
Die wirtschaftliche Lage des Konzern Deutsche Post DHL rechtfertig keine Absenkung der Arbeitsbedingungen.
Der Post-Konzern hat im Frühjahr 2014 eine auf sieben Jahre ausgelegte Wachstumsprognose ausgegeben. Das Ergebnis soll in diesem Zeitraum von 2,8 auf fünf Milliarden Euro steigen. Das Geld dafür soll bei den Beschäftigten einkassiert werden. Die Deutsche Post AG ist im Paketgeschäft Marktführer mit einem Marktanteil von 46 Prozent. Der Bund hält über Aktienbesitz einen Anteil von über 21 Prozent an den Konzern.
Quelle: ver.di