Nach der Premiere im Februar hatte der Scheunentalk von und mit Jens-Uwe Hoffmann am Freitag seine Fortsetzung gefunden. Im Zweimonatsrhytmus sind Gäste aus Politik, Sport, Kultur und Wirtschaft eingeladen, um sich mit sich und ihren Tätigkeiten kritisch auseinanderzusetzen. Dieses Mal folgten der Einladung Wolfgang Neubert (Präsident des FC Energie Cottbus, Landessportbundchef und Leiter der Lausitzer Sportschule in Cottbus), Reinhard Drogla (Stadtverordnetenvorsteher, Freizeitradsportler, Leiter des Piccolo Theaters und ehemaliger Liedermacher), Stephanie Pohl (Bahnradsportweltmeisterin 2015 im Punktefahren, erste Cottbuser Weltmeisterin in der Disziplin), Dr.-Ing. Klaus Freytag (Leiter des Amtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe) sowie Martin Schüler (Intendant des Staatstheaters Cottbus).
Der gut gefüllte Saal lauschte zuerst aufmerksam Wolfgang Neubert, der über die Zeit des Übergangs bei Energie Cottbus sprach, über Drohungen dem ehemaligen Präsidenten Ulrich Lepsch gegenüber und seinen Rücktritt, so erfuhren die Zuschauer auch, dass er alle vorher gefragt hat, als es darum ging das Amt zu übernehmen, nur seine Frau erreichte er nicht. “Aber da sie eh Fußballfan ist, dachte ich das ist kein Problem” kommentierte er den Abend der Entscheidung. Danach musste er sich zum übergreifenden Thema der Braunkohle in der Lausitz und das Engagement des FCE hierfür äußern. Das Thema zog sich über verschiedene Teilnehmer des Abends.
Stephanie Pohls Werdegang las sich wie ein Märchen. Von Deutschen Meisterschaften über Europameisterschaften bis hin zur Weltmeisterschaft in diesem Jahr in Frankreich folgte ein Höhepunkt dem anderen. Auch, wie sie ihren jetzigen Mann und Trainer um den Finger wickelte und dennoch auf seine Trainingsanweisungen hörte, verriet sie am Freitag, was für einige Lacher sorgte.
Danach folgte Reinhard Drogla, der sich mit einem Lied einleitete. Zusammen mit Detlef Bielke, einem Jazzpianisten, war er selbst an Gitarre und Gesang, um ein altes Braunkohlelied aus Briesker Zeiten vorzutragen. Es handelt vom Dreck und der Last, die diese Wirtschaftsform mit sich brachte, schon und erst recht in tiefsten DDR-Zeiten. Danach ging es ins sportliche, politische und künstlerische, den Zuschauern war das gezeigte Foto Droglas aus den 70ern noch schmunzelnd im Kopf.
Klaus Freytag hat Unterhaltungswert, selbst bei einem so verkrampften und emotional geführten Thema wie der Braunkohle. Warum er bei Brieske im Jahr 1993 an seine Oma dachte und wie aus einem Unternehmersohn ein Beamter wurde, kann man im Videomitschnitt der Show erfahren. Mit ihm hätte man noch Stunden füllen können, um alle aufgebrachten Argumente und Scheinargumente von Gegnern und Befürwortern der Kohle zu erörtern. Er hielt sich kurz und dennoch informativ, denn das Thema wird die Region unabhängig von politischen Entscheidungen noch Jahrzehnte beschäftigen, in die eine oder andere Richtung.
Den Schluss gab der Finsterwalder Martin Schüler. Wagners Götterdämmerung kommt ins Staatstheater Cottbus, wo Schüler Regie geführt hat. Seit 2003 ist er Intendant des hiesigen Hauses und redete über die Verantwortung und kleine Veränderungen im Haus. Auch über seine Grundeinstellung zur Pünktlichkeit wurde er deutlich. Nebenbei wurde auch das Geheimnis gelüftet, warum in der NVA ab 1977 auch gesungen werden durfte, Martin Schüler spielte damals schon eine entscheidende Rolle.
Diese und weitere Geschichten wurden am Freitag erzählt, die ganze Show kann als WebTV nochmals angeschaut werden.
Der nächste Scheunentalk findet am 19.06.2015 ab 19 Uhr in der Theaterscheune Ströbitz statt. Eingeladen sind Michael Schierack, Antje Möldner-Schmidt, Andreas Brakmann, Peter Michael Diestel und Harald Altekrüger.
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