Mitte August 2014 beginnen für ca. vier Monate unaufschiebbare Reparaturarbeiten an der Talsperre Spremberg. Dabei wird die Einstauhöhe in der Hauptsperre maßgeblich abgesenkt. Diese Reduzierung des Wasserspiegels führt zu einem verminderten Absetzen von Eisenhydroxid in der Vor- und der Hauptsperre der Talsperre. Trotz Gegenmaßnahmen wie Einsatz von Flockungshilfsmitteln und Erhöhung des pH-Wertes, die über die LMBV (Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH) als Projektträgerin für Bund und Land in der Vorsperre Bühlow installiert werden, besteht die Gefahr, dass insbesondere während der Sanierungszeit Spreewasser mit einer deutlich sichtbaren Eisenfracht die Talsperre Spremberg in Richtung Cottbus verlässt.
Folglich würde eisenbelastetes Spreewasser über den Einlauf vor dem Kiekebuscher Wehr in Cottbus und den Weizenackergraben in das Graben- und Seensystem Branitzer Park, Spreeauenpark und Tierpark gelangen. Die Folgen wären sowohl für den Branitzer Park als auch den Tierpark und den Spreeauenpark verheerend. Der Cottbuser Umweltbeigeordnete Lothar Nicht erläutert: „Damit dies verhindert werden kann, wurden durch die Stadt Cottbus Abwehrmaßnahmen entwickelt und geplant. Sollte es zu dieser Situation kommen, wird das Graben- und Seesystem Branitzer Park mit Nutzwasser beschickt. Damit kann entweder eine temporär ausreichende Speisung der Gräben mit Wasser erreicht oder einlaufendes Spreewasser hinsichtlich seiner Eisenfracht ausreichend verdünnt werden.“ Es wäre auch möglich, den Branitzer Park am Kiekebuscher Wehr komplett abzuschotten, diese Maßnahme ist allerdings nur auf wenige Tage begrenzbar und hätte weitreichende Auswirkungen auf Pflanzen und Pyramiden im Park.
Ein Antrag zur Bestätigung und Finanzierung dieser Maßnahmen wurde am 08.07.2014 bei der Gemeinsamen Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg durch die Stadt Cottbus über die LMBV eingereicht. Am 29. Juli wurde dem Antrag stattgegeben. Als ausführendes Unternehmen wurde die Lausitzer Wasser GmbH & Co. KG (LWG) als Dienstleister durch die LMBV gebunden. Lothar Nicht bedankt sich für diese schnelle Unterstützung bei allen Partnern der Stadt Cottbus. Das Land Brandenburg wird sowohl die Investitionen als auch die eventuell anfallenden Bewirtschaftungskosten für Wasser und Energie finanzieren. Die Gesamtkosten für Bau und Nutzung der Abwehranlagen kann bis zu 500.000 Euro erreichen.
Seit Montag, 4. August, erfolgen durch die LWG oberirdische Rohrverlegearbeiten (ca. 850 Meter) im Bereich des Messezentrums Cottbus bis in den Branitzer Park hinein. Außerdem wird ein weiterer Einspeisepunkt in Höhe des Tierparks errichtet. Für diese Maßnahmen sind keine Baumfällungen oder dergleichen notwendig. Die Bauarbeiten sollen bis zum 18. August abgeschlossen sein. Bei einer möglichen Braunfärbung der Cottbuser Spree erfolgt unverzüglich eine gesteuerte Regulierung des Zulaufs für das Graben- und Seesystem Branitzer Park über den Zulauf am Kiekebuscher Wehr und die Beigabe von Nutzwasser aus der Rohrleitung der LWG. Maßgebend dafür ist die sich unterhalb der Talsperre Spremberg befindende Messstelle Bräsinchen.
Der Eisengehalt der Spree in Spremberg (siehe Foto) beträgt etwa 6 mg/l, ab einem Gehalt von 2 – 2,5mg/l kann man die Braunverfärbung beobachten, ab diesem Punkt werden die Gegenmaßnahmen gestartet. Zur Observierung der Spree sind ständige Sichtprüfungen geplant. Auch weitere Gefahren wie Hochwasser können die Lage weiter verschärfen. Die Maßnahmen sind bis Dezember 2014 geplant, bis dahin sollen die Baumaßnahmen an der Talsperre abgeschlossen sein.
Die Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/ Die Grünen für die Lausitz und bergrechtspolitische Sprecherin der bündnisgrünen Fraktion im Brandenburger Landtag Sabine Niels erklärt zum den heute bekanntgebenden Schutzmaßnahmen für Cottbuser Parkanlagen vor der drohenden Verockerung:
Es wird immer deutlicher: die negativen Folgeerscheinungen durch den jahrzehntelagen Intensiv-Bergbau in der Lausitz werden nahezu unbeherrschbar. Die Kosten werden dabei der Allgemeinheit aufgebürdet. Das Land Brandenburg sollte daher dringend prüfen, ob die wasserrechtlichen Erlaubnisse für die derzeit aktiven Tagebaue im Hinblick auf die Einleitung von mit Eisenocker belastetem Wasser verschärft werden können. Damit würden wenigstens für die Zukunft weitere Einträge eingedämmt.
Es ist zudem unverantwortlich heutzutage noch die neuen Tagebaue Nochten, Welzow und Jänschwälde aufzuschließen und zu hoffen, dass nichts Dramatisches passiert. Das Beispiel aus Cottbus zeigt: bricht nur ein Baustein weg – wie aktuell die nötige Sanierung der Talsperre Spremberg – kommen auf die betroffenen Regionen ungeahnte Probleme zu. Laut Experten ist der Höhepunkt der Belastung der Spree mit dem Eisenocker erst in zwei bis drei Jahren zu erwarten. Insgesamt soll die Verockerung der Gewässer in der Lausitz noch bis zu hundert Jahren dauern.