Am Abend des 28. Juni feierte der Menschenrechtszentrum Cottbus e.V. (MRZ) in der Gedenkstätte Zuchthaus die umjubelte Premiere von FIDELIO. Es spielte und inszenierte das Staatstheater Cottbus unter der Regie von Martin Schüler und der musikalischen Leitung von Evan Christ.
Das MRZ eröffnete damit das Freiheits- und Demokratiefest, welches noch bis zum 12. Juli begangen wird. Hierzu lud sich das MRZ neben Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke auch Gäste aus Cuba ein: Berta Sola von der kubanischen Bürgerrechtsbewegung „Damen in Weiß“ konnte eine Spende von über 6.000 Euro in Empfang nehmen und wird am nächsten Sonntag zur nächsten friedlichen Demonstration in Havanna mit der deutschen „Gladiole“ aufwarten.
Schon vor der Vorstellung herrschte auf dem Innenhof des MRZ reges Treiben. Auf dem Hof waren ständig uniformierte Gefängnisaufseher vertreten und umstellten den Hof. Über Lautsprecher konnte man das Treiben des Gefängnishofes und die marschierende Meute hören.
Zum Start der Oper ertönte eine schrille Klingel, womit das Wachbataillon zum Ausgang hin verschwand.
Man könnte fast meinen, die Kulisse des MRZ konnte nicht besser gewählt sein. Die Haupthandlung des ersten Aktes spielt direkt im Innenhof eines Gefängnisses. Marzelline – gespielt von Cornelia Zink – als Tochter des Gefängnisdirektor Rocco weist Jaquino (Hardy Brachmann) zurück, da diese sich unsterblich in Fidelio verliebt hat. Die Rolle des FIDELIO verkörperte die australische Sopranistin Miriam Gordon-Stewart. Doch Fidelio, die eigentlich Leonore ist, hat sich bei Rocco als Schließer eingeschleust, um ihren Mann aus dem Kerker zu befreien. Andreas Jäpel als Gouverneur Don Pizarro versucht Rocco dazu zu bringen, den Gefangenen Florestan umzubringen, als persönliche Rache – doch Rocco lehnt ab, einigt sich jedoch mit dem Gouverneur wenigstens das Grab zu schaufeln – der Gouverneur will selbst den Todesstoß vollziehen.
Fidelio bringt Rocco dazu, den Gefangenen Freigang zu gewähren und hofft damit auf ihren Mann zu treffen. Als dieser jedoch nicht auftaucht, beschließt sie Rocco im Kerker mit zur Hand zu gehen.
Regisseur Martin Schüler ließ seine Akteure nicht nur auf der Bühne agieren, sondern nutze den Innenhof des MRZ gleich mit – das Publikum hat stets einen Ausblick auf diesen und kann so auch das Eintreffen der Gefangenen oder der Offiziere sehen.
Florestan alias Craig Bermigham liegt bereits zu Beginn des zweiten Akts angekettet auf der Bühne. Über eine Außentreppe des Zuchthauses gelangen Rocco und Fidelio in das Verlies und beginnen das Grab auszuschaufeln. Florestan erkennt Fidelio nicht gleich, doch als der Gouverneur auftaucht und Florestan den letzten Stich versetzen will, gibt sich Eleonore zu erkennen. Rocco begreift, dass der Gouverneur nur aus eigener Rache handelt. Als die Situation zu eskalieren droht und Eleonore und Don Pizarro aufeinander losgehen, ertönt das rettende Trompetensignal und verkündet die Ankunft des Ministers. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle Gefangenen noch einmal zu überprüfen. Dabei stellt sich heraus, dass alle unrechtmäßig gefangen gehalten werden. Auch Florestan wird freigelassen, während Don Pizarro auf dem Hof gefangen genommen wird.
Evan Christ obliegt die Verantwortung für sein Orchester und so kommt es kurz vor dem großen Finale zum Abbruch der Vorstellung – es regnete. Das Publikum erkannte diese Verantwortung und belohnte seine Entscheidung mit Applaus. Nur knappe zehn Minuten später wurde das Finale dann gezündet. Der berühmte Freiheitschor mit Männern und Frauen der Singakademie, des Opernchores, des Gesangsvereins Liederkranz und ehemaligen politischen Gefangenen des Zuchthauses Cottbus bildeten den krönenden Abschluss. Die Kulisse des ehemaligen Zuchthauses verwandelt sich in eine überdimensionale Leinwand und ließ die Mauern der Gedenkstätte lebendig werden.
Ein wunderbarer sommerlicher Opernabend mit einem ausdauernden und hervorragendem Orchester, überragenden Solisten und Akteuren und einem gutem Bühnenbild in einer außergewöhnlichen Kulisse.
Weitere Vorstellungen am Mi 2.7. | Fr 4.7. | Sa 5.7. | Mi 9.7. | Fr 11.7. und Sa 12.7. jeweils 21 Uhr.