Einstimmige Erklärung des Senats der BTU Cottbus vom 10.01.2013 zum „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“ und zum Entwurf für den „Hochschulentwicklungsplan des Landes Brandenburg bis 2025“
Der Senat der BTU ist davon überzeugt, dass das „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“, wenn es in Kraft treten sollte, dem Land und der Region erheblichen Schaden zufügen wird. Der Senat fordert daher die Abgeordneten des Landtags Brandenburg auf, dem Gesetz nicht zuzustimmen.
Der Entwurf für den „Hochschulentwicklungsplan des Landes Brandenburg bis 2025“ gibt lediglich eine Bestandsaufnahme für die Hochschulen in Brandenburg wieder und zeigt insbesondere für die Hochschulregion Lausitz über den Akt der Fusion hinaus kein Entwicklungskonzept auf. Es bleibt vollkommen unklar, welche Fachgebiete und Studiengänge die neue Technische Universität haben bzw. anbieten soll und wie diese im Rahmen der finanziellen Randbedingungen realisiert werden können.
Die Verabschiedung eines Hochschulentwicklungsplans vor einem Beschluss über die Hochschulregion Lausitz war von verschiedenen Seiten sinnvollerweise gefordert worden, zum Beispiel von der Stadtverordnetenversammlung Cottbus. Tatsächlich soll – entgegen allen hochschulpolitischen, fachlichen und verfassungsrechtlichen Bedenken – ein Sondergesetz für die Region beschlossen werden, bevor eine realistische Planung für alle Hochschulen des Landes unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Ressourcen verabschiedet ist.
Die 119 Professuren an der BTU waren schon in den letzten Jahren völlig unzureichend ausfinanziert. Die 227 Professuren, die der Entwurf des HEPs für die Lausitz aufführt, können daher in Zukunft nicht einmal ansatzweise realisiert werden. Im Hinblick auf die zugesagten Mittel wird die neue Universität von Ausstattung und Aufgaben her nur ca. 80 universitäre und 60 FH-Professuren haben können. Eine solch drastische Reduktion von Professuren erfordert klare strukturelle und inhaltliche Vorgaben des Landes. Diese einschneidenden Strukturveränderungen sollen offenbar der Hochschulleitung und den Gremien der neugegründeten Universität überlassen werden, was unter den neuen Voraussetzungen weitere jahrelange Reibungsverluste in Forschung und Lehre zur Folge haben wird. Die Erfolgsaussichten des geplante Vorhabens sind daher ausgesprochen schlecht.
Der Senat der BTU hält die Schließung der funktionierenden und in vielen Bereichen erfolgreichen BTU zugunsten eines derart gefährlichen Experiments, das bisher nur in sehr groben Zügen geplant ist, für unverantwortlich!
Rahmenbedingungen für eine BTU 2.0
Was für eine Hochschule will das Land in der Lausitz?
C. Lewerentz (Vorsitzender der Kommission für Struktur und Entwicklung der BTU)
In der öffentlichen Diskussion über die Neugründung einer Technischen Universität Cottbus/Senftenberg wird neben anderen wichtigen Strukturfragen meist ein Aspekt völlig ausgeblendet: die Kapazität, Ausstattung und Finanzierung der Hochschulen.
Diese wesentlichen Randbedingungen wurden bisher in den Diskussionen der Landesregierung mit den Hochschulen selbst, der Stadt Cottbus und der Region, und auch den Parlamentariern immer wieder im Unscharfen und Unklaren gelassen.
Deshalb im Folgenden dazu einige Anmerkungen.
1. Begriffe
Es gibt immer wieder eine Verwirrung der Begriffe:
„Hochschule“ ist der Oberbegriff für alle Einrichtungen der tertiären Bildung. Darunter fallen in ihrem Profil und Aufgaben ganz unterschiedliche Typen von Einrichtungen, so eben auch Technische Universitäten und Fachhochschulen. Sie unterscheiden sich sowohl in ihren Zielgruppen, den Zielen der Ausbildung, der Art des Lernens und Lehrens, ihren Ausstattungen und … der dafür nötigen Kosten.
Eine „Professur“ ist die kleinste Lehr‐ und Forschungsgruppe an einer Hochschule. Sie umfasst eine Professorin oder einen Professor mit zugeordneten akademischen bzw. nicht‐akademischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. An einer Technischen Universität ist eine Professur typischerweise mit 3 akademischen und 1,5 nicht‐akademischen, an Fachhochschulen durchschnittlich mit 0,5 akademischen und 0,5 nicht‐akademischen Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen ausgestattet.
2. Kapazitäten, Kosten und Finanzierung
Hochschulen bekommen von den jeweiligen Ländern einen Haushalt, aus dem sie die Kosten für Lehre und Forschung und alle dazu notwendige Infrastruktur (Verwaltung, Bibliothek, IT, Gebäudebetrieb) bezahlen. Hinzu kommen sogenannte Drittmittel, die die Hochschulen von anderen Geldgebern i.A. für Forschungsprojekte einwerben, also nicht, um daraus die Aufwände für die Lehre zu finanzieren.
Zu den Kosten von Hochschulen hier ein paar einfache Kennzahlen für Hochschulen in Deutschland
(Quelle u.a. http://www.hrk.de/uploads/media/Bibliothek Hochschulen_in_Zahlen_2011.pdf; weitere Quellen gern auf Anfrage).
‐ Jährliche Durchschnittsbruttokosten einer Professur
(Haushaltsmittel der Hochschule/Anzahl der Professuren)
o FH 150.000 – 220.000 €
o TU 650.000 – 1.500.000 €
‐ Anzahl von Studienplätzen / Professur (berechnet aus dem Lehraufwand für typische Studiengänge und für die Kapazität einer normal ausgestatteten Professur)
o FH 25
o TU 50
‐ Jährliche durchschnittliche Mindestkosten eines Studienplatzes
o FH 6.000 €
o TU 13.000 €
Wie sehen die Zahlen jetzt (2012) an der HL und der BTU aus?
‐ HL
o Haushaltsmittel 15 Mio €
o 108 Professuren
o Haushaltsmittel / Professur 139.000 €
o 3.000 Studierende
‐ BTU
o Haushaltsmittel 51 Mio €
o 119 Professuren
o Haushaltsmittel / Professur 428.000 €
o 6.700 Studierende
Daran sieht man im Vergleich zu den oben genannten bundesdeutschen Ausstattungszahlen, dass bereits jetzt die HL am untersten Rand der Ausstattung einer Fachhochschule finanziert ist (sogar am geringsten in Brandenburg) und die BTU (im bundesdeutschen Vergleich) weit unterfinanziert ist. Mit diesen Ausstattungen eine konkurrenzfähige Qualität in Lehre und Forschung zu erreichen, ist eine große Herausforderung, die beide Hochschulen ziemlich gut gemeistert haben. Das Drittmittelaufkommen der BTU liegt beispielsweise, gemessen in Drittmitteln/Landesmittel, in der Spitzengruppe der deutschen TUs (gleichauf mit der RWTH Aachen und der TU‐München), einige Studiengänge haben Spitzenbewertungen in den CHE‐Rankings.
3. Zukunftsszenarien
Das Land sagt, es möchte eine Technische Universität Cottbus/Senftenberg gründen.
Im Hochschulentwicklungsplan des Landes bis 2025 wird von insgesamt 10.000 Studienplätzen an der neuen BTU bei einem Budget von 66 Mio € gesprochen. Das soll mit 227 Professuren (bzw. 243 inkl. Überlaststellen) realisiert werden.
Ein Blick auf obige Zahlen zeigt, dass dies durchschnittliche Haushaltsmittel von 280.000 € / Professur bedeuten. Das wären definitiv keine normal ausgestatteten TU‐Professuren, sondern können nur gut ausgestattete FH‐Professuren sein. 230 solcher gut ausgestatteten FH‐Professuren könnten etwa 6.000 Studienplätze realisieren. Die Alternative wäre, mit den 66 Mio € 110 TU‐Professuren zu finanzieren, die dann auch knapp 6.000 Studienplätze realisieren. Weiter wäre beispielsweise eine
Mischung aus 80 TU‐ und 60 FH‐Professuren denkbar, die dann auch etwa 6.000 Studienplätze realisieren. Wie man es dreht und wendet, es werden nicht mehr …
Die 10.000 Studienplätze bekäme man für 66 Mio € nur mit einer (minimal ausgestatteten) Fachhochschule. Mit deren regionalem Einzugsbereich liefe man dann aber in die Demographie‐Falle und es wäre auch äußerst zweifelhaft, wo die Studierenden denn herkommen sollen.
In der Presse wurde neulich sogar ein Ausbau der neuen BTU für 20.000 Studienplätze gefordert. Auf der Grundlage der obigen Kennzahlen ergäbe das folgende Kosten:
Als FH‐Studienplätze wären das mindestens 120 Mio € (wobei eine FH mit 20.000 Studierenden in der Lausitz völlig utopisch wäre), als TU‐Studienplätze kostete das etwa 250 Mio € 1.
Zum Vergleich: die TU Berlin hat 26.000 Studierende bei 270 Mio €, die TU Dresden hat 36.000 Studierende bei 413 Mio €. Die mit der BTU vergleichbare kleine TU Freiberg mit 5.500 Studierenden hat 86 Professuren bei 87 Mio € Haushalt.
Diese Zahlen zeigen eines sehr deutlich:
Eine Technische Universität mit 10.000 Studienplätzen bei jährlichen Haushaltsmitteln des Landes von 66 Mio € ist eine trügerische Illusion.
(1) bei einer Überlast von 30% kommt man auch mit 15.000 Studienplätzen auf 20.000 Studierende; man könnte also die Kosten um 25% verringern
Quelle: BTU Cottbus
Einstimmige Erklärung des Senats der BTU Cottbus vom 10.01.2013 zum „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“ und zum Entwurf für den „Hochschulentwicklungsplan des Landes Brandenburg bis 2025“
Der Senat der BTU ist davon überzeugt, dass das „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“, wenn es in Kraft treten sollte, dem Land und der Region erheblichen Schaden zufügen wird. Der Senat fordert daher die Abgeordneten des Landtags Brandenburg auf, dem Gesetz nicht zuzustimmen.
Der Entwurf für den „Hochschulentwicklungsplan des Landes Brandenburg bis 2025“ gibt lediglich eine Bestandsaufnahme für die Hochschulen in Brandenburg wieder und zeigt insbesondere für die Hochschulregion Lausitz über den Akt der Fusion hinaus kein Entwicklungskonzept auf. Es bleibt vollkommen unklar, welche Fachgebiete und Studiengänge die neue Technische Universität haben bzw. anbieten soll und wie diese im Rahmen der finanziellen Randbedingungen realisiert werden können.
Die Verabschiedung eines Hochschulentwicklungsplans vor einem Beschluss über die Hochschulregion Lausitz war von verschiedenen Seiten sinnvollerweise gefordert worden, zum Beispiel von der Stadtverordnetenversammlung Cottbus. Tatsächlich soll – entgegen allen hochschulpolitischen, fachlichen und verfassungsrechtlichen Bedenken – ein Sondergesetz für die Region beschlossen werden, bevor eine realistische Planung für alle Hochschulen des Landes unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Ressourcen verabschiedet ist.
Die 119 Professuren an der BTU waren schon in den letzten Jahren völlig unzureichend ausfinanziert. Die 227 Professuren, die der Entwurf des HEPs für die Lausitz aufführt, können daher in Zukunft nicht einmal ansatzweise realisiert werden. Im Hinblick auf die zugesagten Mittel wird die neue Universität von Ausstattung und Aufgaben her nur ca. 80 universitäre und 60 FH-Professuren haben können. Eine solch drastische Reduktion von Professuren erfordert klare strukturelle und inhaltliche Vorgaben des Landes. Diese einschneidenden Strukturveränderungen sollen offenbar der Hochschulleitung und den Gremien der neugegründeten Universität überlassen werden, was unter den neuen Voraussetzungen weitere jahrelange Reibungsverluste in Forschung und Lehre zur Folge haben wird. Die Erfolgsaussichten des geplante Vorhabens sind daher ausgesprochen schlecht.
Der Senat der BTU hält die Schließung der funktionierenden und in vielen Bereichen erfolgreichen BTU zugunsten eines derart gefährlichen Experiments, das bisher nur in sehr groben Zügen geplant ist, für unverantwortlich!
Rahmenbedingungen für eine BTU 2.0
Was für eine Hochschule will das Land in der Lausitz?
C. Lewerentz (Vorsitzender der Kommission für Struktur und Entwicklung der BTU)
In der öffentlichen Diskussion über die Neugründung einer Technischen Universität Cottbus/Senftenberg wird neben anderen wichtigen Strukturfragen meist ein Aspekt völlig ausgeblendet: die Kapazität, Ausstattung und Finanzierung der Hochschulen.
Diese wesentlichen Randbedingungen wurden bisher in den Diskussionen der Landesregierung mit den Hochschulen selbst, der Stadt Cottbus und der Region, und auch den Parlamentariern immer wieder im Unscharfen und Unklaren gelassen.
Deshalb im Folgenden dazu einige Anmerkungen.
1. Begriffe
Es gibt immer wieder eine Verwirrung der Begriffe:
„Hochschule“ ist der Oberbegriff für alle Einrichtungen der tertiären Bildung. Darunter fallen in ihrem Profil und Aufgaben ganz unterschiedliche Typen von Einrichtungen, so eben auch Technische Universitäten und Fachhochschulen. Sie unterscheiden sich sowohl in ihren Zielgruppen, den Zielen der Ausbildung, der Art des Lernens und Lehrens, ihren Ausstattungen und … der dafür nötigen Kosten.
Eine „Professur“ ist die kleinste Lehr‐ und Forschungsgruppe an einer Hochschule. Sie umfasst eine Professorin oder einen Professor mit zugeordneten akademischen bzw. nicht‐akademischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. An einer Technischen Universität ist eine Professur typischerweise mit 3 akademischen und 1,5 nicht‐akademischen, an Fachhochschulen durchschnittlich mit 0,5 akademischen und 0,5 nicht‐akademischen Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen ausgestattet.
2. Kapazitäten, Kosten und Finanzierung
Hochschulen bekommen von den jeweiligen Ländern einen Haushalt, aus dem sie die Kosten für Lehre und Forschung und alle dazu notwendige Infrastruktur (Verwaltung, Bibliothek, IT, Gebäudebetrieb) bezahlen. Hinzu kommen sogenannte Drittmittel, die die Hochschulen von anderen Geldgebern i.A. für Forschungsprojekte einwerben, also nicht, um daraus die Aufwände für die Lehre zu finanzieren.
Zu den Kosten von Hochschulen hier ein paar einfache Kennzahlen für Hochschulen in Deutschland
(Quelle u.a. http://www.hrk.de/uploads/media/Bibliothek Hochschulen_in_Zahlen_2011.pdf; weitere Quellen gern auf Anfrage).
‐ Jährliche Durchschnittsbruttokosten einer Professur
(Haushaltsmittel der Hochschule/Anzahl der Professuren)
o FH 150.000 – 220.000 €
o TU 650.000 – 1.500.000 €
‐ Anzahl von Studienplätzen / Professur (berechnet aus dem Lehraufwand für typische Studiengänge und für die Kapazität einer normal ausgestatteten Professur)
o FH 25
o TU 50
‐ Jährliche durchschnittliche Mindestkosten eines Studienplatzes
o FH 6.000 €
o TU 13.000 €
Wie sehen die Zahlen jetzt (2012) an der HL und der BTU aus?
‐ HL
o Haushaltsmittel 15 Mio €
o 108 Professuren
o Haushaltsmittel / Professur 139.000 €
o 3.000 Studierende
‐ BTU
o Haushaltsmittel 51 Mio €
o 119 Professuren
o Haushaltsmittel / Professur 428.000 €
o 6.700 Studierende
Daran sieht man im Vergleich zu den oben genannten bundesdeutschen Ausstattungszahlen, dass bereits jetzt die HL am untersten Rand der Ausstattung einer Fachhochschule finanziert ist (sogar am geringsten in Brandenburg) und die BTU (im bundesdeutschen Vergleich) weit unterfinanziert ist. Mit diesen Ausstattungen eine konkurrenzfähige Qualität in Lehre und Forschung zu erreichen, ist eine große Herausforderung, die beide Hochschulen ziemlich gut gemeistert haben. Das Drittmittelaufkommen der BTU liegt beispielsweise, gemessen in Drittmitteln/Landesmittel, in der Spitzengruppe der deutschen TUs (gleichauf mit der RWTH Aachen und der TU‐München), einige Studiengänge haben Spitzenbewertungen in den CHE‐Rankings.
3. Zukunftsszenarien
Das Land sagt, es möchte eine Technische Universität Cottbus/Senftenberg gründen.
Im Hochschulentwicklungsplan des Landes bis 2025 wird von insgesamt 10.000 Studienplätzen an der neuen BTU bei einem Budget von 66 Mio € gesprochen. Das soll mit 227 Professuren (bzw. 243 inkl. Überlaststellen) realisiert werden.
Ein Blick auf obige Zahlen zeigt, dass dies durchschnittliche Haushaltsmittel von 280.000 € / Professur bedeuten. Das wären definitiv keine normal ausgestatteten TU‐Professuren, sondern können nur gut ausgestattete FH‐Professuren sein. 230 solcher gut ausgestatteten FH‐Professuren könnten etwa 6.000 Studienplätze realisieren. Die Alternative wäre, mit den 66 Mio € 110 TU‐Professuren zu finanzieren, die dann auch knapp 6.000 Studienplätze realisieren. Weiter wäre beispielsweise eine
Mischung aus 80 TU‐ und 60 FH‐Professuren denkbar, die dann auch etwa 6.000 Studienplätze realisieren. Wie man es dreht und wendet, es werden nicht mehr …
Die 10.000 Studienplätze bekäme man für 66 Mio € nur mit einer (minimal ausgestatteten) Fachhochschule. Mit deren regionalem Einzugsbereich liefe man dann aber in die Demographie‐Falle und es wäre auch äußerst zweifelhaft, wo die Studierenden denn herkommen sollen.
In der Presse wurde neulich sogar ein Ausbau der neuen BTU für 20.000 Studienplätze gefordert. Auf der Grundlage der obigen Kennzahlen ergäbe das folgende Kosten:
Als FH‐Studienplätze wären das mindestens 120 Mio € (wobei eine FH mit 20.000 Studierenden in der Lausitz völlig utopisch wäre), als TU‐Studienplätze kostete das etwa 250 Mio € 1.
Zum Vergleich: die TU Berlin hat 26.000 Studierende bei 270 Mio €, die TU Dresden hat 36.000 Studierende bei 413 Mio €. Die mit der BTU vergleichbare kleine TU Freiberg mit 5.500 Studierenden hat 86 Professuren bei 87 Mio € Haushalt.
Diese Zahlen zeigen eines sehr deutlich:
Eine Technische Universität mit 10.000 Studienplätzen bei jährlichen Haushaltsmitteln des Landes von 66 Mio € ist eine trügerische Illusion.
(1) bei einer Überlast von 30% kommt man auch mit 15.000 Studienplätzen auf 20.000 Studierende; man könnte also die Kosten um 25% verringern
Quelle: BTU Cottbus
Einstimmige Erklärung des Senats der BTU Cottbus vom 10.01.2013 zum „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“ und zum Entwurf für den „Hochschulentwicklungsplan des Landes Brandenburg bis 2025“
Der Senat der BTU ist davon überzeugt, dass das „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“, wenn es in Kraft treten sollte, dem Land und der Region erheblichen Schaden zufügen wird. Der Senat fordert daher die Abgeordneten des Landtags Brandenburg auf, dem Gesetz nicht zuzustimmen.
Der Entwurf für den „Hochschulentwicklungsplan des Landes Brandenburg bis 2025“ gibt lediglich eine Bestandsaufnahme für die Hochschulen in Brandenburg wieder und zeigt insbesondere für die Hochschulregion Lausitz über den Akt der Fusion hinaus kein Entwicklungskonzept auf. Es bleibt vollkommen unklar, welche Fachgebiete und Studiengänge die neue Technische Universität haben bzw. anbieten soll und wie diese im Rahmen der finanziellen Randbedingungen realisiert werden können.
Die Verabschiedung eines Hochschulentwicklungsplans vor einem Beschluss über die Hochschulregion Lausitz war von verschiedenen Seiten sinnvollerweise gefordert worden, zum Beispiel von der Stadtverordnetenversammlung Cottbus. Tatsächlich soll – entgegen allen hochschulpolitischen, fachlichen und verfassungsrechtlichen Bedenken – ein Sondergesetz für die Region beschlossen werden, bevor eine realistische Planung für alle Hochschulen des Landes unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Ressourcen verabschiedet ist.
Die 119 Professuren an der BTU waren schon in den letzten Jahren völlig unzureichend ausfinanziert. Die 227 Professuren, die der Entwurf des HEPs für die Lausitz aufführt, können daher in Zukunft nicht einmal ansatzweise realisiert werden. Im Hinblick auf die zugesagten Mittel wird die neue Universität von Ausstattung und Aufgaben her nur ca. 80 universitäre und 60 FH-Professuren haben können. Eine solch drastische Reduktion von Professuren erfordert klare strukturelle und inhaltliche Vorgaben des Landes. Diese einschneidenden Strukturveränderungen sollen offenbar der Hochschulleitung und den Gremien der neugegründeten Universität überlassen werden, was unter den neuen Voraussetzungen weitere jahrelange Reibungsverluste in Forschung und Lehre zur Folge haben wird. Die Erfolgsaussichten des geplante Vorhabens sind daher ausgesprochen schlecht.
Der Senat der BTU hält die Schließung der funktionierenden und in vielen Bereichen erfolgreichen BTU zugunsten eines derart gefährlichen Experiments, das bisher nur in sehr groben Zügen geplant ist, für unverantwortlich!
Rahmenbedingungen für eine BTU 2.0
Was für eine Hochschule will das Land in der Lausitz?
C. Lewerentz (Vorsitzender der Kommission für Struktur und Entwicklung der BTU)
In der öffentlichen Diskussion über die Neugründung einer Technischen Universität Cottbus/Senftenberg wird neben anderen wichtigen Strukturfragen meist ein Aspekt völlig ausgeblendet: die Kapazität, Ausstattung und Finanzierung der Hochschulen.
Diese wesentlichen Randbedingungen wurden bisher in den Diskussionen der Landesregierung mit den Hochschulen selbst, der Stadt Cottbus und der Region, und auch den Parlamentariern immer wieder im Unscharfen und Unklaren gelassen.
Deshalb im Folgenden dazu einige Anmerkungen.
1. Begriffe
Es gibt immer wieder eine Verwirrung der Begriffe:
„Hochschule“ ist der Oberbegriff für alle Einrichtungen der tertiären Bildung. Darunter fallen in ihrem Profil und Aufgaben ganz unterschiedliche Typen von Einrichtungen, so eben auch Technische Universitäten und Fachhochschulen. Sie unterscheiden sich sowohl in ihren Zielgruppen, den Zielen der Ausbildung, der Art des Lernens und Lehrens, ihren Ausstattungen und … der dafür nötigen Kosten.
Eine „Professur“ ist die kleinste Lehr‐ und Forschungsgruppe an einer Hochschule. Sie umfasst eine Professorin oder einen Professor mit zugeordneten akademischen bzw. nicht‐akademischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. An einer Technischen Universität ist eine Professur typischerweise mit 3 akademischen und 1,5 nicht‐akademischen, an Fachhochschulen durchschnittlich mit 0,5 akademischen und 0,5 nicht‐akademischen Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen ausgestattet.
2. Kapazitäten, Kosten und Finanzierung
Hochschulen bekommen von den jeweiligen Ländern einen Haushalt, aus dem sie die Kosten für Lehre und Forschung und alle dazu notwendige Infrastruktur (Verwaltung, Bibliothek, IT, Gebäudebetrieb) bezahlen. Hinzu kommen sogenannte Drittmittel, die die Hochschulen von anderen Geldgebern i.A. für Forschungsprojekte einwerben, also nicht, um daraus die Aufwände für die Lehre zu finanzieren.
Zu den Kosten von Hochschulen hier ein paar einfache Kennzahlen für Hochschulen in Deutschland
(Quelle u.a. http://www.hrk.de/uploads/media/Bibliothek Hochschulen_in_Zahlen_2011.pdf; weitere Quellen gern auf Anfrage).
‐ Jährliche Durchschnittsbruttokosten einer Professur
(Haushaltsmittel der Hochschule/Anzahl der Professuren)
o FH 150.000 – 220.000 €
o TU 650.000 – 1.500.000 €
‐ Anzahl von Studienplätzen / Professur (berechnet aus dem Lehraufwand für typische Studiengänge und für die Kapazität einer normal ausgestatteten Professur)
o FH 25
o TU 50
‐ Jährliche durchschnittliche Mindestkosten eines Studienplatzes
o FH 6.000 €
o TU 13.000 €
Wie sehen die Zahlen jetzt (2012) an der HL und der BTU aus?
‐ HL
o Haushaltsmittel 15 Mio €
o 108 Professuren
o Haushaltsmittel / Professur 139.000 €
o 3.000 Studierende
‐ BTU
o Haushaltsmittel 51 Mio €
o 119 Professuren
o Haushaltsmittel / Professur 428.000 €
o 6.700 Studierende
Daran sieht man im Vergleich zu den oben genannten bundesdeutschen Ausstattungszahlen, dass bereits jetzt die HL am untersten Rand der Ausstattung einer Fachhochschule finanziert ist (sogar am geringsten in Brandenburg) und die BTU (im bundesdeutschen Vergleich) weit unterfinanziert ist. Mit diesen Ausstattungen eine konkurrenzfähige Qualität in Lehre und Forschung zu erreichen, ist eine große Herausforderung, die beide Hochschulen ziemlich gut gemeistert haben. Das Drittmittelaufkommen der BTU liegt beispielsweise, gemessen in Drittmitteln/Landesmittel, in der Spitzengruppe der deutschen TUs (gleichauf mit der RWTH Aachen und der TU‐München), einige Studiengänge haben Spitzenbewertungen in den CHE‐Rankings.
3. Zukunftsszenarien
Das Land sagt, es möchte eine Technische Universität Cottbus/Senftenberg gründen.
Im Hochschulentwicklungsplan des Landes bis 2025 wird von insgesamt 10.000 Studienplätzen an der neuen BTU bei einem Budget von 66 Mio € gesprochen. Das soll mit 227 Professuren (bzw. 243 inkl. Überlaststellen) realisiert werden.
Ein Blick auf obige Zahlen zeigt, dass dies durchschnittliche Haushaltsmittel von 280.000 € / Professur bedeuten. Das wären definitiv keine normal ausgestatteten TU‐Professuren, sondern können nur gut ausgestattete FH‐Professuren sein. 230 solcher gut ausgestatteten FH‐Professuren könnten etwa 6.000 Studienplätze realisieren. Die Alternative wäre, mit den 66 Mio € 110 TU‐Professuren zu finanzieren, die dann auch knapp 6.000 Studienplätze realisieren. Weiter wäre beispielsweise eine
Mischung aus 80 TU‐ und 60 FH‐Professuren denkbar, die dann auch etwa 6.000 Studienplätze realisieren. Wie man es dreht und wendet, es werden nicht mehr …
Die 10.000 Studienplätze bekäme man für 66 Mio € nur mit einer (minimal ausgestatteten) Fachhochschule. Mit deren regionalem Einzugsbereich liefe man dann aber in die Demographie‐Falle und es wäre auch äußerst zweifelhaft, wo die Studierenden denn herkommen sollen.
In der Presse wurde neulich sogar ein Ausbau der neuen BTU für 20.000 Studienplätze gefordert. Auf der Grundlage der obigen Kennzahlen ergäbe das folgende Kosten:
Als FH‐Studienplätze wären das mindestens 120 Mio € (wobei eine FH mit 20.000 Studierenden in der Lausitz völlig utopisch wäre), als TU‐Studienplätze kostete das etwa 250 Mio € 1.
Zum Vergleich: die TU Berlin hat 26.000 Studierende bei 270 Mio €, die TU Dresden hat 36.000 Studierende bei 413 Mio €. Die mit der BTU vergleichbare kleine TU Freiberg mit 5.500 Studierenden hat 86 Professuren bei 87 Mio € Haushalt.
Diese Zahlen zeigen eines sehr deutlich:
Eine Technische Universität mit 10.000 Studienplätzen bei jährlichen Haushaltsmitteln des Landes von 66 Mio € ist eine trügerische Illusion.
(1) bei einer Überlast von 30% kommt man auch mit 15.000 Studienplätzen auf 20.000 Studierende; man könnte also die Kosten um 25% verringern
Quelle: BTU Cottbus
Einstimmige Erklärung des Senats der BTU Cottbus vom 10.01.2013 zum „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“ und zum Entwurf für den „Hochschulentwicklungsplan des Landes Brandenburg bis 2025“
Der Senat der BTU ist davon überzeugt, dass das „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“, wenn es in Kraft treten sollte, dem Land und der Region erheblichen Schaden zufügen wird. Der Senat fordert daher die Abgeordneten des Landtags Brandenburg auf, dem Gesetz nicht zuzustimmen.
Der Entwurf für den „Hochschulentwicklungsplan des Landes Brandenburg bis 2025“ gibt lediglich eine Bestandsaufnahme für die Hochschulen in Brandenburg wieder und zeigt insbesondere für die Hochschulregion Lausitz über den Akt der Fusion hinaus kein Entwicklungskonzept auf. Es bleibt vollkommen unklar, welche Fachgebiete und Studiengänge die neue Technische Universität haben bzw. anbieten soll und wie diese im Rahmen der finanziellen Randbedingungen realisiert werden können.
Die Verabschiedung eines Hochschulentwicklungsplans vor einem Beschluss über die Hochschulregion Lausitz war von verschiedenen Seiten sinnvollerweise gefordert worden, zum Beispiel von der Stadtverordnetenversammlung Cottbus. Tatsächlich soll – entgegen allen hochschulpolitischen, fachlichen und verfassungsrechtlichen Bedenken – ein Sondergesetz für die Region beschlossen werden, bevor eine realistische Planung für alle Hochschulen des Landes unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Ressourcen verabschiedet ist.
Die 119 Professuren an der BTU waren schon in den letzten Jahren völlig unzureichend ausfinanziert. Die 227 Professuren, die der Entwurf des HEPs für die Lausitz aufführt, können daher in Zukunft nicht einmal ansatzweise realisiert werden. Im Hinblick auf die zugesagten Mittel wird die neue Universität von Ausstattung und Aufgaben her nur ca. 80 universitäre und 60 FH-Professuren haben können. Eine solch drastische Reduktion von Professuren erfordert klare strukturelle und inhaltliche Vorgaben des Landes. Diese einschneidenden Strukturveränderungen sollen offenbar der Hochschulleitung und den Gremien der neugegründeten Universität überlassen werden, was unter den neuen Voraussetzungen weitere jahrelange Reibungsverluste in Forschung und Lehre zur Folge haben wird. Die Erfolgsaussichten des geplante Vorhabens sind daher ausgesprochen schlecht.
Der Senat der BTU hält die Schließung der funktionierenden und in vielen Bereichen erfolgreichen BTU zugunsten eines derart gefährlichen Experiments, das bisher nur in sehr groben Zügen geplant ist, für unverantwortlich!
Rahmenbedingungen für eine BTU 2.0
Was für eine Hochschule will das Land in der Lausitz?
C. Lewerentz (Vorsitzender der Kommission für Struktur und Entwicklung der BTU)
In der öffentlichen Diskussion über die Neugründung einer Technischen Universität Cottbus/Senftenberg wird neben anderen wichtigen Strukturfragen meist ein Aspekt völlig ausgeblendet: die Kapazität, Ausstattung und Finanzierung der Hochschulen.
Diese wesentlichen Randbedingungen wurden bisher in den Diskussionen der Landesregierung mit den Hochschulen selbst, der Stadt Cottbus und der Region, und auch den Parlamentariern immer wieder im Unscharfen und Unklaren gelassen.
Deshalb im Folgenden dazu einige Anmerkungen.
1. Begriffe
Es gibt immer wieder eine Verwirrung der Begriffe:
„Hochschule“ ist der Oberbegriff für alle Einrichtungen der tertiären Bildung. Darunter fallen in ihrem Profil und Aufgaben ganz unterschiedliche Typen von Einrichtungen, so eben auch Technische Universitäten und Fachhochschulen. Sie unterscheiden sich sowohl in ihren Zielgruppen, den Zielen der Ausbildung, der Art des Lernens und Lehrens, ihren Ausstattungen und … der dafür nötigen Kosten.
Eine „Professur“ ist die kleinste Lehr‐ und Forschungsgruppe an einer Hochschule. Sie umfasst eine Professorin oder einen Professor mit zugeordneten akademischen bzw. nicht‐akademischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. An einer Technischen Universität ist eine Professur typischerweise mit 3 akademischen und 1,5 nicht‐akademischen, an Fachhochschulen durchschnittlich mit 0,5 akademischen und 0,5 nicht‐akademischen Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen ausgestattet.
2. Kapazitäten, Kosten und Finanzierung
Hochschulen bekommen von den jeweiligen Ländern einen Haushalt, aus dem sie die Kosten für Lehre und Forschung und alle dazu notwendige Infrastruktur (Verwaltung, Bibliothek, IT, Gebäudebetrieb) bezahlen. Hinzu kommen sogenannte Drittmittel, die die Hochschulen von anderen Geldgebern i.A. für Forschungsprojekte einwerben, also nicht, um daraus die Aufwände für die Lehre zu finanzieren.
Zu den Kosten von Hochschulen hier ein paar einfache Kennzahlen für Hochschulen in Deutschland
(Quelle u.a. http://www.hrk.de/uploads/media/Bibliothek Hochschulen_in_Zahlen_2011.pdf; weitere Quellen gern auf Anfrage).
‐ Jährliche Durchschnittsbruttokosten einer Professur
(Haushaltsmittel der Hochschule/Anzahl der Professuren)
o FH 150.000 – 220.000 €
o TU 650.000 – 1.500.000 €
‐ Anzahl von Studienplätzen / Professur (berechnet aus dem Lehraufwand für typische Studiengänge und für die Kapazität einer normal ausgestatteten Professur)
o FH 25
o TU 50
‐ Jährliche durchschnittliche Mindestkosten eines Studienplatzes
o FH 6.000 €
o TU 13.000 €
Wie sehen die Zahlen jetzt (2012) an der HL und der BTU aus?
‐ HL
o Haushaltsmittel 15 Mio €
o 108 Professuren
o Haushaltsmittel / Professur 139.000 €
o 3.000 Studierende
‐ BTU
o Haushaltsmittel 51 Mio €
o 119 Professuren
o Haushaltsmittel / Professur 428.000 €
o 6.700 Studierende
Daran sieht man im Vergleich zu den oben genannten bundesdeutschen Ausstattungszahlen, dass bereits jetzt die HL am untersten Rand der Ausstattung einer Fachhochschule finanziert ist (sogar am geringsten in Brandenburg) und die BTU (im bundesdeutschen Vergleich) weit unterfinanziert ist. Mit diesen Ausstattungen eine konkurrenzfähige Qualität in Lehre und Forschung zu erreichen, ist eine große Herausforderung, die beide Hochschulen ziemlich gut gemeistert haben. Das Drittmittelaufkommen der BTU liegt beispielsweise, gemessen in Drittmitteln/Landesmittel, in der Spitzengruppe der deutschen TUs (gleichauf mit der RWTH Aachen und der TU‐München), einige Studiengänge haben Spitzenbewertungen in den CHE‐Rankings.
3. Zukunftsszenarien
Das Land sagt, es möchte eine Technische Universität Cottbus/Senftenberg gründen.
Im Hochschulentwicklungsplan des Landes bis 2025 wird von insgesamt 10.000 Studienplätzen an der neuen BTU bei einem Budget von 66 Mio € gesprochen. Das soll mit 227 Professuren (bzw. 243 inkl. Überlaststellen) realisiert werden.
Ein Blick auf obige Zahlen zeigt, dass dies durchschnittliche Haushaltsmittel von 280.000 € / Professur bedeuten. Das wären definitiv keine normal ausgestatteten TU‐Professuren, sondern können nur gut ausgestattete FH‐Professuren sein. 230 solcher gut ausgestatteten FH‐Professuren könnten etwa 6.000 Studienplätze realisieren. Die Alternative wäre, mit den 66 Mio € 110 TU‐Professuren zu finanzieren, die dann auch knapp 6.000 Studienplätze realisieren. Weiter wäre beispielsweise eine
Mischung aus 80 TU‐ und 60 FH‐Professuren denkbar, die dann auch etwa 6.000 Studienplätze realisieren. Wie man es dreht und wendet, es werden nicht mehr …
Die 10.000 Studienplätze bekäme man für 66 Mio € nur mit einer (minimal ausgestatteten) Fachhochschule. Mit deren regionalem Einzugsbereich liefe man dann aber in die Demographie‐Falle und es wäre auch äußerst zweifelhaft, wo die Studierenden denn herkommen sollen.
In der Presse wurde neulich sogar ein Ausbau der neuen BTU für 20.000 Studienplätze gefordert. Auf der Grundlage der obigen Kennzahlen ergäbe das folgende Kosten:
Als FH‐Studienplätze wären das mindestens 120 Mio € (wobei eine FH mit 20.000 Studierenden in der Lausitz völlig utopisch wäre), als TU‐Studienplätze kostete das etwa 250 Mio € 1.
Zum Vergleich: die TU Berlin hat 26.000 Studierende bei 270 Mio €, die TU Dresden hat 36.000 Studierende bei 413 Mio €. Die mit der BTU vergleichbare kleine TU Freiberg mit 5.500 Studierenden hat 86 Professuren bei 87 Mio € Haushalt.
Diese Zahlen zeigen eines sehr deutlich:
Eine Technische Universität mit 10.000 Studienplätzen bei jährlichen Haushaltsmitteln des Landes von 66 Mio € ist eine trügerische Illusion.
(1) bei einer Überlast von 30% kommt man auch mit 15.000 Studienplätzen auf 20.000 Studierende; man könnte also die Kosten um 25% verringern
Quelle: BTU Cottbus
Einstimmige Erklärung des Senats der BTU Cottbus vom 10.01.2013 zum „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“ und zum Entwurf für den „Hochschulentwicklungsplan des Landes Brandenburg bis 2025“
Der Senat der BTU ist davon überzeugt, dass das „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“, wenn es in Kraft treten sollte, dem Land und der Region erheblichen Schaden zufügen wird. Der Senat fordert daher die Abgeordneten des Landtags Brandenburg auf, dem Gesetz nicht zuzustimmen.
Der Entwurf für den „Hochschulentwicklungsplan des Landes Brandenburg bis 2025“ gibt lediglich eine Bestandsaufnahme für die Hochschulen in Brandenburg wieder und zeigt insbesondere für die Hochschulregion Lausitz über den Akt der Fusion hinaus kein Entwicklungskonzept auf. Es bleibt vollkommen unklar, welche Fachgebiete und Studiengänge die neue Technische Universität haben bzw. anbieten soll und wie diese im Rahmen der finanziellen Randbedingungen realisiert werden können.
Die Verabschiedung eines Hochschulentwicklungsplans vor einem Beschluss über die Hochschulregion Lausitz war von verschiedenen Seiten sinnvollerweise gefordert worden, zum Beispiel von der Stadtverordnetenversammlung Cottbus. Tatsächlich soll – entgegen allen hochschulpolitischen, fachlichen und verfassungsrechtlichen Bedenken – ein Sondergesetz für die Region beschlossen werden, bevor eine realistische Planung für alle Hochschulen des Landes unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Ressourcen verabschiedet ist.
Die 119 Professuren an der BTU waren schon in den letzten Jahren völlig unzureichend ausfinanziert. Die 227 Professuren, die der Entwurf des HEPs für die Lausitz aufführt, können daher in Zukunft nicht einmal ansatzweise realisiert werden. Im Hinblick auf die zugesagten Mittel wird die neue Universität von Ausstattung und Aufgaben her nur ca. 80 universitäre und 60 FH-Professuren haben können. Eine solch drastische Reduktion von Professuren erfordert klare strukturelle und inhaltliche Vorgaben des Landes. Diese einschneidenden Strukturveränderungen sollen offenbar der Hochschulleitung und den Gremien der neugegründeten Universität überlassen werden, was unter den neuen Voraussetzungen weitere jahrelange Reibungsverluste in Forschung und Lehre zur Folge haben wird. Die Erfolgsaussichten des geplante Vorhabens sind daher ausgesprochen schlecht.
Der Senat der BTU hält die Schließung der funktionierenden und in vielen Bereichen erfolgreichen BTU zugunsten eines derart gefährlichen Experiments, das bisher nur in sehr groben Zügen geplant ist, für unverantwortlich!
Rahmenbedingungen für eine BTU 2.0
Was für eine Hochschule will das Land in der Lausitz?
C. Lewerentz (Vorsitzender der Kommission für Struktur und Entwicklung der BTU)
In der öffentlichen Diskussion über die Neugründung einer Technischen Universität Cottbus/Senftenberg wird neben anderen wichtigen Strukturfragen meist ein Aspekt völlig ausgeblendet: die Kapazität, Ausstattung und Finanzierung der Hochschulen.
Diese wesentlichen Randbedingungen wurden bisher in den Diskussionen der Landesregierung mit den Hochschulen selbst, der Stadt Cottbus und der Region, und auch den Parlamentariern immer wieder im Unscharfen und Unklaren gelassen.
Deshalb im Folgenden dazu einige Anmerkungen.
1. Begriffe
Es gibt immer wieder eine Verwirrung der Begriffe:
„Hochschule“ ist der Oberbegriff für alle Einrichtungen der tertiären Bildung. Darunter fallen in ihrem Profil und Aufgaben ganz unterschiedliche Typen von Einrichtungen, so eben auch Technische Universitäten und Fachhochschulen. Sie unterscheiden sich sowohl in ihren Zielgruppen, den Zielen der Ausbildung, der Art des Lernens und Lehrens, ihren Ausstattungen und … der dafür nötigen Kosten.
Eine „Professur“ ist die kleinste Lehr‐ und Forschungsgruppe an einer Hochschule. Sie umfasst eine Professorin oder einen Professor mit zugeordneten akademischen bzw. nicht‐akademischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. An einer Technischen Universität ist eine Professur typischerweise mit 3 akademischen und 1,5 nicht‐akademischen, an Fachhochschulen durchschnittlich mit 0,5 akademischen und 0,5 nicht‐akademischen Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen ausgestattet.
2. Kapazitäten, Kosten und Finanzierung
Hochschulen bekommen von den jeweiligen Ländern einen Haushalt, aus dem sie die Kosten für Lehre und Forschung und alle dazu notwendige Infrastruktur (Verwaltung, Bibliothek, IT, Gebäudebetrieb) bezahlen. Hinzu kommen sogenannte Drittmittel, die die Hochschulen von anderen Geldgebern i.A. für Forschungsprojekte einwerben, also nicht, um daraus die Aufwände für die Lehre zu finanzieren.
Zu den Kosten von Hochschulen hier ein paar einfache Kennzahlen für Hochschulen in Deutschland
(Quelle u.a. http://www.hrk.de/uploads/media/Bibliothek Hochschulen_in_Zahlen_2011.pdf; weitere Quellen gern auf Anfrage).
‐ Jährliche Durchschnittsbruttokosten einer Professur
(Haushaltsmittel der Hochschule/Anzahl der Professuren)
o FH 150.000 – 220.000 €
o TU 650.000 – 1.500.000 €
‐ Anzahl von Studienplätzen / Professur (berechnet aus dem Lehraufwand für typische Studiengänge und für die Kapazität einer normal ausgestatteten Professur)
o FH 25
o TU 50
‐ Jährliche durchschnittliche Mindestkosten eines Studienplatzes
o FH 6.000 €
o TU 13.000 €
Wie sehen die Zahlen jetzt (2012) an der HL und der BTU aus?
‐ HL
o Haushaltsmittel 15 Mio €
o 108 Professuren
o Haushaltsmittel / Professur 139.000 €
o 3.000 Studierende
‐ BTU
o Haushaltsmittel 51 Mio €
o 119 Professuren
o Haushaltsmittel / Professur 428.000 €
o 6.700 Studierende
Daran sieht man im Vergleich zu den oben genannten bundesdeutschen Ausstattungszahlen, dass bereits jetzt die HL am untersten Rand der Ausstattung einer Fachhochschule finanziert ist (sogar am geringsten in Brandenburg) und die BTU (im bundesdeutschen Vergleich) weit unterfinanziert ist. Mit diesen Ausstattungen eine konkurrenzfähige Qualität in Lehre und Forschung zu erreichen, ist eine große Herausforderung, die beide Hochschulen ziemlich gut gemeistert haben. Das Drittmittelaufkommen der BTU liegt beispielsweise, gemessen in Drittmitteln/Landesmittel, in der Spitzengruppe der deutschen TUs (gleichauf mit der RWTH Aachen und der TU‐München), einige Studiengänge haben Spitzenbewertungen in den CHE‐Rankings.
3. Zukunftsszenarien
Das Land sagt, es möchte eine Technische Universität Cottbus/Senftenberg gründen.
Im Hochschulentwicklungsplan des Landes bis 2025 wird von insgesamt 10.000 Studienplätzen an der neuen BTU bei einem Budget von 66 Mio € gesprochen. Das soll mit 227 Professuren (bzw. 243 inkl. Überlaststellen) realisiert werden.
Ein Blick auf obige Zahlen zeigt, dass dies durchschnittliche Haushaltsmittel von 280.000 € / Professur bedeuten. Das wären definitiv keine normal ausgestatteten TU‐Professuren, sondern können nur gut ausgestattete FH‐Professuren sein. 230 solcher gut ausgestatteten FH‐Professuren könnten etwa 6.000 Studienplätze realisieren. Die Alternative wäre, mit den 66 Mio € 110 TU‐Professuren zu finanzieren, die dann auch knapp 6.000 Studienplätze realisieren. Weiter wäre beispielsweise eine
Mischung aus 80 TU‐ und 60 FH‐Professuren denkbar, die dann auch etwa 6.000 Studienplätze realisieren. Wie man es dreht und wendet, es werden nicht mehr …
Die 10.000 Studienplätze bekäme man für 66 Mio € nur mit einer (minimal ausgestatteten) Fachhochschule. Mit deren regionalem Einzugsbereich liefe man dann aber in die Demographie‐Falle und es wäre auch äußerst zweifelhaft, wo die Studierenden denn herkommen sollen.
In der Presse wurde neulich sogar ein Ausbau der neuen BTU für 20.000 Studienplätze gefordert. Auf der Grundlage der obigen Kennzahlen ergäbe das folgende Kosten:
Als FH‐Studienplätze wären das mindestens 120 Mio € (wobei eine FH mit 20.000 Studierenden in der Lausitz völlig utopisch wäre), als TU‐Studienplätze kostete das etwa 250 Mio € 1.
Zum Vergleich: die TU Berlin hat 26.000 Studierende bei 270 Mio €, die TU Dresden hat 36.000 Studierende bei 413 Mio €. Die mit der BTU vergleichbare kleine TU Freiberg mit 5.500 Studierenden hat 86 Professuren bei 87 Mio € Haushalt.
Diese Zahlen zeigen eines sehr deutlich:
Eine Technische Universität mit 10.000 Studienplätzen bei jährlichen Haushaltsmitteln des Landes von 66 Mio € ist eine trügerische Illusion.
(1) bei einer Überlast von 30% kommt man auch mit 15.000 Studienplätzen auf 20.000 Studierende; man könnte also die Kosten um 25% verringern
Quelle: BTU Cottbus
Einstimmige Erklärung des Senats der BTU Cottbus vom 10.01.2013 zum „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“ und zum Entwurf für den „Hochschulentwicklungsplan des Landes Brandenburg bis 2025“
Der Senat der BTU ist davon überzeugt, dass das „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“, wenn es in Kraft treten sollte, dem Land und der Region erheblichen Schaden zufügen wird. Der Senat fordert daher die Abgeordneten des Landtags Brandenburg auf, dem Gesetz nicht zuzustimmen.
Der Entwurf für den „Hochschulentwicklungsplan des Landes Brandenburg bis 2025“ gibt lediglich eine Bestandsaufnahme für die Hochschulen in Brandenburg wieder und zeigt insbesondere für die Hochschulregion Lausitz über den Akt der Fusion hinaus kein Entwicklungskonzept auf. Es bleibt vollkommen unklar, welche Fachgebiete und Studiengänge die neue Technische Universität haben bzw. anbieten soll und wie diese im Rahmen der finanziellen Randbedingungen realisiert werden können.
Die Verabschiedung eines Hochschulentwicklungsplans vor einem Beschluss über die Hochschulregion Lausitz war von verschiedenen Seiten sinnvollerweise gefordert worden, zum Beispiel von der Stadtverordnetenversammlung Cottbus. Tatsächlich soll – entgegen allen hochschulpolitischen, fachlichen und verfassungsrechtlichen Bedenken – ein Sondergesetz für die Region beschlossen werden, bevor eine realistische Planung für alle Hochschulen des Landes unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Ressourcen verabschiedet ist.
Die 119 Professuren an der BTU waren schon in den letzten Jahren völlig unzureichend ausfinanziert. Die 227 Professuren, die der Entwurf des HEPs für die Lausitz aufführt, können daher in Zukunft nicht einmal ansatzweise realisiert werden. Im Hinblick auf die zugesagten Mittel wird die neue Universität von Ausstattung und Aufgaben her nur ca. 80 universitäre und 60 FH-Professuren haben können. Eine solch drastische Reduktion von Professuren erfordert klare strukturelle und inhaltliche Vorgaben des Landes. Diese einschneidenden Strukturveränderungen sollen offenbar der Hochschulleitung und den Gremien der neugegründeten Universität überlassen werden, was unter den neuen Voraussetzungen weitere jahrelange Reibungsverluste in Forschung und Lehre zur Folge haben wird. Die Erfolgsaussichten des geplante Vorhabens sind daher ausgesprochen schlecht.
Der Senat der BTU hält die Schließung der funktionierenden und in vielen Bereichen erfolgreichen BTU zugunsten eines derart gefährlichen Experiments, das bisher nur in sehr groben Zügen geplant ist, für unverantwortlich!
Rahmenbedingungen für eine BTU 2.0
Was für eine Hochschule will das Land in der Lausitz?
C. Lewerentz (Vorsitzender der Kommission für Struktur und Entwicklung der BTU)
In der öffentlichen Diskussion über die Neugründung einer Technischen Universität Cottbus/Senftenberg wird neben anderen wichtigen Strukturfragen meist ein Aspekt völlig ausgeblendet: die Kapazität, Ausstattung und Finanzierung der Hochschulen.
Diese wesentlichen Randbedingungen wurden bisher in den Diskussionen der Landesregierung mit den Hochschulen selbst, der Stadt Cottbus und der Region, und auch den Parlamentariern immer wieder im Unscharfen und Unklaren gelassen.
Deshalb im Folgenden dazu einige Anmerkungen.
1. Begriffe
Es gibt immer wieder eine Verwirrung der Begriffe:
„Hochschule“ ist der Oberbegriff für alle Einrichtungen der tertiären Bildung. Darunter fallen in ihrem Profil und Aufgaben ganz unterschiedliche Typen von Einrichtungen, so eben auch Technische Universitäten und Fachhochschulen. Sie unterscheiden sich sowohl in ihren Zielgruppen, den Zielen der Ausbildung, der Art des Lernens und Lehrens, ihren Ausstattungen und … der dafür nötigen Kosten.
Eine „Professur“ ist die kleinste Lehr‐ und Forschungsgruppe an einer Hochschule. Sie umfasst eine Professorin oder einen Professor mit zugeordneten akademischen bzw. nicht‐akademischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. An einer Technischen Universität ist eine Professur typischerweise mit 3 akademischen und 1,5 nicht‐akademischen, an Fachhochschulen durchschnittlich mit 0,5 akademischen und 0,5 nicht‐akademischen Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen ausgestattet.
2. Kapazitäten, Kosten und Finanzierung
Hochschulen bekommen von den jeweiligen Ländern einen Haushalt, aus dem sie die Kosten für Lehre und Forschung und alle dazu notwendige Infrastruktur (Verwaltung, Bibliothek, IT, Gebäudebetrieb) bezahlen. Hinzu kommen sogenannte Drittmittel, die die Hochschulen von anderen Geldgebern i.A. für Forschungsprojekte einwerben, also nicht, um daraus die Aufwände für die Lehre zu finanzieren.
Zu den Kosten von Hochschulen hier ein paar einfache Kennzahlen für Hochschulen in Deutschland
(Quelle u.a. http://www.hrk.de/uploads/media/Bibliothek Hochschulen_in_Zahlen_2011.pdf; weitere Quellen gern auf Anfrage).
‐ Jährliche Durchschnittsbruttokosten einer Professur
(Haushaltsmittel der Hochschule/Anzahl der Professuren)
o FH 150.000 – 220.000 €
o TU 650.000 – 1.500.000 €
‐ Anzahl von Studienplätzen / Professur (berechnet aus dem Lehraufwand für typische Studiengänge und für die Kapazität einer normal ausgestatteten Professur)
o FH 25
o TU 50
‐ Jährliche durchschnittliche Mindestkosten eines Studienplatzes
o FH 6.000 €
o TU 13.000 €
Wie sehen die Zahlen jetzt (2012) an der HL und der BTU aus?
‐ HL
o Haushaltsmittel 15 Mio €
o 108 Professuren
o Haushaltsmittel / Professur 139.000 €
o 3.000 Studierende
‐ BTU
o Haushaltsmittel 51 Mio €
o 119 Professuren
o Haushaltsmittel / Professur 428.000 €
o 6.700 Studierende
Daran sieht man im Vergleich zu den oben genannten bundesdeutschen Ausstattungszahlen, dass bereits jetzt die HL am untersten Rand der Ausstattung einer Fachhochschule finanziert ist (sogar am geringsten in Brandenburg) und die BTU (im bundesdeutschen Vergleich) weit unterfinanziert ist. Mit diesen Ausstattungen eine konkurrenzfähige Qualität in Lehre und Forschung zu erreichen, ist eine große Herausforderung, die beide Hochschulen ziemlich gut gemeistert haben. Das Drittmittelaufkommen der BTU liegt beispielsweise, gemessen in Drittmitteln/Landesmittel, in der Spitzengruppe der deutschen TUs (gleichauf mit der RWTH Aachen und der TU‐München), einige Studiengänge haben Spitzenbewertungen in den CHE‐Rankings.
3. Zukunftsszenarien
Das Land sagt, es möchte eine Technische Universität Cottbus/Senftenberg gründen.
Im Hochschulentwicklungsplan des Landes bis 2025 wird von insgesamt 10.000 Studienplätzen an der neuen BTU bei einem Budget von 66 Mio € gesprochen. Das soll mit 227 Professuren (bzw. 243 inkl. Überlaststellen) realisiert werden.
Ein Blick auf obige Zahlen zeigt, dass dies durchschnittliche Haushaltsmittel von 280.000 € / Professur bedeuten. Das wären definitiv keine normal ausgestatteten TU‐Professuren, sondern können nur gut ausgestattete FH‐Professuren sein. 230 solcher gut ausgestatteten FH‐Professuren könnten etwa 6.000 Studienplätze realisieren. Die Alternative wäre, mit den 66 Mio € 110 TU‐Professuren zu finanzieren, die dann auch knapp 6.000 Studienplätze realisieren. Weiter wäre beispielsweise eine
Mischung aus 80 TU‐ und 60 FH‐Professuren denkbar, die dann auch etwa 6.000 Studienplätze realisieren. Wie man es dreht und wendet, es werden nicht mehr …
Die 10.000 Studienplätze bekäme man für 66 Mio € nur mit einer (minimal ausgestatteten) Fachhochschule. Mit deren regionalem Einzugsbereich liefe man dann aber in die Demographie‐Falle und es wäre auch äußerst zweifelhaft, wo die Studierenden denn herkommen sollen.
In der Presse wurde neulich sogar ein Ausbau der neuen BTU für 20.000 Studienplätze gefordert. Auf der Grundlage der obigen Kennzahlen ergäbe das folgende Kosten:
Als FH‐Studienplätze wären das mindestens 120 Mio € (wobei eine FH mit 20.000 Studierenden in der Lausitz völlig utopisch wäre), als TU‐Studienplätze kostete das etwa 250 Mio € 1.
Zum Vergleich: die TU Berlin hat 26.000 Studierende bei 270 Mio €, die TU Dresden hat 36.000 Studierende bei 413 Mio €. Die mit der BTU vergleichbare kleine TU Freiberg mit 5.500 Studierenden hat 86 Professuren bei 87 Mio € Haushalt.
Diese Zahlen zeigen eines sehr deutlich:
Eine Technische Universität mit 10.000 Studienplätzen bei jährlichen Haushaltsmitteln des Landes von 66 Mio € ist eine trügerische Illusion.
(1) bei einer Überlast von 30% kommt man auch mit 15.000 Studienplätzen auf 20.000 Studierende; man könnte also die Kosten um 25% verringern
Quelle: BTU Cottbus
Einstimmige Erklärung des Senats der BTU Cottbus vom 10.01.2013 zum „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“ und zum Entwurf für den „Hochschulentwicklungsplan des Landes Brandenburg bis 2025“
Der Senat der BTU ist davon überzeugt, dass das „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“, wenn es in Kraft treten sollte, dem Land und der Region erheblichen Schaden zufügen wird. Der Senat fordert daher die Abgeordneten des Landtags Brandenburg auf, dem Gesetz nicht zuzustimmen.
Der Entwurf für den „Hochschulentwicklungsplan des Landes Brandenburg bis 2025“ gibt lediglich eine Bestandsaufnahme für die Hochschulen in Brandenburg wieder und zeigt insbesondere für die Hochschulregion Lausitz über den Akt der Fusion hinaus kein Entwicklungskonzept auf. Es bleibt vollkommen unklar, welche Fachgebiete und Studiengänge die neue Technische Universität haben bzw. anbieten soll und wie diese im Rahmen der finanziellen Randbedingungen realisiert werden können.
Die Verabschiedung eines Hochschulentwicklungsplans vor einem Beschluss über die Hochschulregion Lausitz war von verschiedenen Seiten sinnvollerweise gefordert worden, zum Beispiel von der Stadtverordnetenversammlung Cottbus. Tatsächlich soll – entgegen allen hochschulpolitischen, fachlichen und verfassungsrechtlichen Bedenken – ein Sondergesetz für die Region beschlossen werden, bevor eine realistische Planung für alle Hochschulen des Landes unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Ressourcen verabschiedet ist.
Die 119 Professuren an der BTU waren schon in den letzten Jahren völlig unzureichend ausfinanziert. Die 227 Professuren, die der Entwurf des HEPs für die Lausitz aufführt, können daher in Zukunft nicht einmal ansatzweise realisiert werden. Im Hinblick auf die zugesagten Mittel wird die neue Universität von Ausstattung und Aufgaben her nur ca. 80 universitäre und 60 FH-Professuren haben können. Eine solch drastische Reduktion von Professuren erfordert klare strukturelle und inhaltliche Vorgaben des Landes. Diese einschneidenden Strukturveränderungen sollen offenbar der Hochschulleitung und den Gremien der neugegründeten Universität überlassen werden, was unter den neuen Voraussetzungen weitere jahrelange Reibungsverluste in Forschung und Lehre zur Folge haben wird. Die Erfolgsaussichten des geplante Vorhabens sind daher ausgesprochen schlecht.
Der Senat der BTU hält die Schließung der funktionierenden und in vielen Bereichen erfolgreichen BTU zugunsten eines derart gefährlichen Experiments, das bisher nur in sehr groben Zügen geplant ist, für unverantwortlich!
Rahmenbedingungen für eine BTU 2.0
Was für eine Hochschule will das Land in der Lausitz?
C. Lewerentz (Vorsitzender der Kommission für Struktur und Entwicklung der BTU)
In der öffentlichen Diskussion über die Neugründung einer Technischen Universität Cottbus/Senftenberg wird neben anderen wichtigen Strukturfragen meist ein Aspekt völlig ausgeblendet: die Kapazität, Ausstattung und Finanzierung der Hochschulen.
Diese wesentlichen Randbedingungen wurden bisher in den Diskussionen der Landesregierung mit den Hochschulen selbst, der Stadt Cottbus und der Region, und auch den Parlamentariern immer wieder im Unscharfen und Unklaren gelassen.
Deshalb im Folgenden dazu einige Anmerkungen.
1. Begriffe
Es gibt immer wieder eine Verwirrung der Begriffe:
„Hochschule“ ist der Oberbegriff für alle Einrichtungen der tertiären Bildung. Darunter fallen in ihrem Profil und Aufgaben ganz unterschiedliche Typen von Einrichtungen, so eben auch Technische Universitäten und Fachhochschulen. Sie unterscheiden sich sowohl in ihren Zielgruppen, den Zielen der Ausbildung, der Art des Lernens und Lehrens, ihren Ausstattungen und … der dafür nötigen Kosten.
Eine „Professur“ ist die kleinste Lehr‐ und Forschungsgruppe an einer Hochschule. Sie umfasst eine Professorin oder einen Professor mit zugeordneten akademischen bzw. nicht‐akademischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. An einer Technischen Universität ist eine Professur typischerweise mit 3 akademischen und 1,5 nicht‐akademischen, an Fachhochschulen durchschnittlich mit 0,5 akademischen und 0,5 nicht‐akademischen Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen ausgestattet.
2. Kapazitäten, Kosten und Finanzierung
Hochschulen bekommen von den jeweiligen Ländern einen Haushalt, aus dem sie die Kosten für Lehre und Forschung und alle dazu notwendige Infrastruktur (Verwaltung, Bibliothek, IT, Gebäudebetrieb) bezahlen. Hinzu kommen sogenannte Drittmittel, die die Hochschulen von anderen Geldgebern i.A. für Forschungsprojekte einwerben, also nicht, um daraus die Aufwände für die Lehre zu finanzieren.
Zu den Kosten von Hochschulen hier ein paar einfache Kennzahlen für Hochschulen in Deutschland
(Quelle u.a. http://www.hrk.de/uploads/media/Bibliothek Hochschulen_in_Zahlen_2011.pdf; weitere Quellen gern auf Anfrage).
‐ Jährliche Durchschnittsbruttokosten einer Professur
(Haushaltsmittel der Hochschule/Anzahl der Professuren)
o FH 150.000 – 220.000 €
o TU 650.000 – 1.500.000 €
‐ Anzahl von Studienplätzen / Professur (berechnet aus dem Lehraufwand für typische Studiengänge und für die Kapazität einer normal ausgestatteten Professur)
o FH 25
o TU 50
‐ Jährliche durchschnittliche Mindestkosten eines Studienplatzes
o FH 6.000 €
o TU 13.000 €
Wie sehen die Zahlen jetzt (2012) an der HL und der BTU aus?
‐ HL
o Haushaltsmittel 15 Mio €
o 108 Professuren
o Haushaltsmittel / Professur 139.000 €
o 3.000 Studierende
‐ BTU
o Haushaltsmittel 51 Mio €
o 119 Professuren
o Haushaltsmittel / Professur 428.000 €
o 6.700 Studierende
Daran sieht man im Vergleich zu den oben genannten bundesdeutschen Ausstattungszahlen, dass bereits jetzt die HL am untersten Rand der Ausstattung einer Fachhochschule finanziert ist (sogar am geringsten in Brandenburg) und die BTU (im bundesdeutschen Vergleich) weit unterfinanziert ist. Mit diesen Ausstattungen eine konkurrenzfähige Qualität in Lehre und Forschung zu erreichen, ist eine große Herausforderung, die beide Hochschulen ziemlich gut gemeistert haben. Das Drittmittelaufkommen der BTU liegt beispielsweise, gemessen in Drittmitteln/Landesmittel, in der Spitzengruppe der deutschen TUs (gleichauf mit der RWTH Aachen und der TU‐München), einige Studiengänge haben Spitzenbewertungen in den CHE‐Rankings.
3. Zukunftsszenarien
Das Land sagt, es möchte eine Technische Universität Cottbus/Senftenberg gründen.
Im Hochschulentwicklungsplan des Landes bis 2025 wird von insgesamt 10.000 Studienplätzen an der neuen BTU bei einem Budget von 66 Mio € gesprochen. Das soll mit 227 Professuren (bzw. 243 inkl. Überlaststellen) realisiert werden.
Ein Blick auf obige Zahlen zeigt, dass dies durchschnittliche Haushaltsmittel von 280.000 € / Professur bedeuten. Das wären definitiv keine normal ausgestatteten TU‐Professuren, sondern können nur gut ausgestattete FH‐Professuren sein. 230 solcher gut ausgestatteten FH‐Professuren könnten etwa 6.000 Studienplätze realisieren. Die Alternative wäre, mit den 66 Mio € 110 TU‐Professuren zu finanzieren, die dann auch knapp 6.000 Studienplätze realisieren. Weiter wäre beispielsweise eine
Mischung aus 80 TU‐ und 60 FH‐Professuren denkbar, die dann auch etwa 6.000 Studienplätze realisieren. Wie man es dreht und wendet, es werden nicht mehr …
Die 10.000 Studienplätze bekäme man für 66 Mio € nur mit einer (minimal ausgestatteten) Fachhochschule. Mit deren regionalem Einzugsbereich liefe man dann aber in die Demographie‐Falle und es wäre auch äußerst zweifelhaft, wo die Studierenden denn herkommen sollen.
In der Presse wurde neulich sogar ein Ausbau der neuen BTU für 20.000 Studienplätze gefordert. Auf der Grundlage der obigen Kennzahlen ergäbe das folgende Kosten:
Als FH‐Studienplätze wären das mindestens 120 Mio € (wobei eine FH mit 20.000 Studierenden in der Lausitz völlig utopisch wäre), als TU‐Studienplätze kostete das etwa 250 Mio € 1.
Zum Vergleich: die TU Berlin hat 26.000 Studierende bei 270 Mio €, die TU Dresden hat 36.000 Studierende bei 413 Mio €. Die mit der BTU vergleichbare kleine TU Freiberg mit 5.500 Studierenden hat 86 Professuren bei 87 Mio € Haushalt.
Diese Zahlen zeigen eines sehr deutlich:
Eine Technische Universität mit 10.000 Studienplätzen bei jährlichen Haushaltsmitteln des Landes von 66 Mio € ist eine trügerische Illusion.
(1) bei einer Überlast von 30% kommt man auch mit 15.000 Studienplätzen auf 20.000 Studierende; man könnte also die Kosten um 25% verringern
Quelle: BTU Cottbus
Einstimmige Erklärung des Senats der BTU Cottbus vom 10.01.2013 zum „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“ und zum Entwurf für den „Hochschulentwicklungsplan des Landes Brandenburg bis 2025“
Der Senat der BTU ist davon überzeugt, dass das „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“, wenn es in Kraft treten sollte, dem Land und der Region erheblichen Schaden zufügen wird. Der Senat fordert daher die Abgeordneten des Landtags Brandenburg auf, dem Gesetz nicht zuzustimmen.
Der Entwurf für den „Hochschulentwicklungsplan des Landes Brandenburg bis 2025“ gibt lediglich eine Bestandsaufnahme für die Hochschulen in Brandenburg wieder und zeigt insbesondere für die Hochschulregion Lausitz über den Akt der Fusion hinaus kein Entwicklungskonzept auf. Es bleibt vollkommen unklar, welche Fachgebiete und Studiengänge die neue Technische Universität haben bzw. anbieten soll und wie diese im Rahmen der finanziellen Randbedingungen realisiert werden können.
Die Verabschiedung eines Hochschulentwicklungsplans vor einem Beschluss über die Hochschulregion Lausitz war von verschiedenen Seiten sinnvollerweise gefordert worden, zum Beispiel von der Stadtverordnetenversammlung Cottbus. Tatsächlich soll – entgegen allen hochschulpolitischen, fachlichen und verfassungsrechtlichen Bedenken – ein Sondergesetz für die Region beschlossen werden, bevor eine realistische Planung für alle Hochschulen des Landes unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Ressourcen verabschiedet ist.
Die 119 Professuren an der BTU waren schon in den letzten Jahren völlig unzureichend ausfinanziert. Die 227 Professuren, die der Entwurf des HEPs für die Lausitz aufführt, können daher in Zukunft nicht einmal ansatzweise realisiert werden. Im Hinblick auf die zugesagten Mittel wird die neue Universität von Ausstattung und Aufgaben her nur ca. 80 universitäre und 60 FH-Professuren haben können. Eine solch drastische Reduktion von Professuren erfordert klare strukturelle und inhaltliche Vorgaben des Landes. Diese einschneidenden Strukturveränderungen sollen offenbar der Hochschulleitung und den Gremien der neugegründeten Universität überlassen werden, was unter den neuen Voraussetzungen weitere jahrelange Reibungsverluste in Forschung und Lehre zur Folge haben wird. Die Erfolgsaussichten des geplante Vorhabens sind daher ausgesprochen schlecht.
Der Senat der BTU hält die Schließung der funktionierenden und in vielen Bereichen erfolgreichen BTU zugunsten eines derart gefährlichen Experiments, das bisher nur in sehr groben Zügen geplant ist, für unverantwortlich!
Rahmenbedingungen für eine BTU 2.0
Was für eine Hochschule will das Land in der Lausitz?
C. Lewerentz (Vorsitzender der Kommission für Struktur und Entwicklung der BTU)
In der öffentlichen Diskussion über die Neugründung einer Technischen Universität Cottbus/Senftenberg wird neben anderen wichtigen Strukturfragen meist ein Aspekt völlig ausgeblendet: die Kapazität, Ausstattung und Finanzierung der Hochschulen.
Diese wesentlichen Randbedingungen wurden bisher in den Diskussionen der Landesregierung mit den Hochschulen selbst, der Stadt Cottbus und der Region, und auch den Parlamentariern immer wieder im Unscharfen und Unklaren gelassen.
Deshalb im Folgenden dazu einige Anmerkungen.
1. Begriffe
Es gibt immer wieder eine Verwirrung der Begriffe:
„Hochschule“ ist der Oberbegriff für alle Einrichtungen der tertiären Bildung. Darunter fallen in ihrem Profil und Aufgaben ganz unterschiedliche Typen von Einrichtungen, so eben auch Technische Universitäten und Fachhochschulen. Sie unterscheiden sich sowohl in ihren Zielgruppen, den Zielen der Ausbildung, der Art des Lernens und Lehrens, ihren Ausstattungen und … der dafür nötigen Kosten.
Eine „Professur“ ist die kleinste Lehr‐ und Forschungsgruppe an einer Hochschule. Sie umfasst eine Professorin oder einen Professor mit zugeordneten akademischen bzw. nicht‐akademischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. An einer Technischen Universität ist eine Professur typischerweise mit 3 akademischen und 1,5 nicht‐akademischen, an Fachhochschulen durchschnittlich mit 0,5 akademischen und 0,5 nicht‐akademischen Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen ausgestattet.
2. Kapazitäten, Kosten und Finanzierung
Hochschulen bekommen von den jeweiligen Ländern einen Haushalt, aus dem sie die Kosten für Lehre und Forschung und alle dazu notwendige Infrastruktur (Verwaltung, Bibliothek, IT, Gebäudebetrieb) bezahlen. Hinzu kommen sogenannte Drittmittel, die die Hochschulen von anderen Geldgebern i.A. für Forschungsprojekte einwerben, also nicht, um daraus die Aufwände für die Lehre zu finanzieren.
Zu den Kosten von Hochschulen hier ein paar einfache Kennzahlen für Hochschulen in Deutschland
(Quelle u.a. http://www.hrk.de/uploads/media/Bibliothek Hochschulen_in_Zahlen_2011.pdf; weitere Quellen gern auf Anfrage).
‐ Jährliche Durchschnittsbruttokosten einer Professur
(Haushaltsmittel der Hochschule/Anzahl der Professuren)
o FH 150.000 – 220.000 €
o TU 650.000 – 1.500.000 €
‐ Anzahl von Studienplätzen / Professur (berechnet aus dem Lehraufwand für typische Studiengänge und für die Kapazität einer normal ausgestatteten Professur)
o FH 25
o TU 50
‐ Jährliche durchschnittliche Mindestkosten eines Studienplatzes
o FH 6.000 €
o TU 13.000 €
Wie sehen die Zahlen jetzt (2012) an der HL und der BTU aus?
‐ HL
o Haushaltsmittel 15 Mio €
o 108 Professuren
o Haushaltsmittel / Professur 139.000 €
o 3.000 Studierende
‐ BTU
o Haushaltsmittel 51 Mio €
o 119 Professuren
o Haushaltsmittel / Professur 428.000 €
o 6.700 Studierende
Daran sieht man im Vergleich zu den oben genannten bundesdeutschen Ausstattungszahlen, dass bereits jetzt die HL am untersten Rand der Ausstattung einer Fachhochschule finanziert ist (sogar am geringsten in Brandenburg) und die BTU (im bundesdeutschen Vergleich) weit unterfinanziert ist. Mit diesen Ausstattungen eine konkurrenzfähige Qualität in Lehre und Forschung zu erreichen, ist eine große Herausforderung, die beide Hochschulen ziemlich gut gemeistert haben. Das Drittmittelaufkommen der BTU liegt beispielsweise, gemessen in Drittmitteln/Landesmittel, in der Spitzengruppe der deutschen TUs (gleichauf mit der RWTH Aachen und der TU‐München), einige Studiengänge haben Spitzenbewertungen in den CHE‐Rankings.
3. Zukunftsszenarien
Das Land sagt, es möchte eine Technische Universität Cottbus/Senftenberg gründen.
Im Hochschulentwicklungsplan des Landes bis 2025 wird von insgesamt 10.000 Studienplätzen an der neuen BTU bei einem Budget von 66 Mio € gesprochen. Das soll mit 227 Professuren (bzw. 243 inkl. Überlaststellen) realisiert werden.
Ein Blick auf obige Zahlen zeigt, dass dies durchschnittliche Haushaltsmittel von 280.000 € / Professur bedeuten. Das wären definitiv keine normal ausgestatteten TU‐Professuren, sondern können nur gut ausgestattete FH‐Professuren sein. 230 solcher gut ausgestatteten FH‐Professuren könnten etwa 6.000 Studienplätze realisieren. Die Alternative wäre, mit den 66 Mio € 110 TU‐Professuren zu finanzieren, die dann auch knapp 6.000 Studienplätze realisieren. Weiter wäre beispielsweise eine
Mischung aus 80 TU‐ und 60 FH‐Professuren denkbar, die dann auch etwa 6.000 Studienplätze realisieren. Wie man es dreht und wendet, es werden nicht mehr …
Die 10.000 Studienplätze bekäme man für 66 Mio € nur mit einer (minimal ausgestatteten) Fachhochschule. Mit deren regionalem Einzugsbereich liefe man dann aber in die Demographie‐Falle und es wäre auch äußerst zweifelhaft, wo die Studierenden denn herkommen sollen.
In der Presse wurde neulich sogar ein Ausbau der neuen BTU für 20.000 Studienplätze gefordert. Auf der Grundlage der obigen Kennzahlen ergäbe das folgende Kosten:
Als FH‐Studienplätze wären das mindestens 120 Mio € (wobei eine FH mit 20.000 Studierenden in der Lausitz völlig utopisch wäre), als TU‐Studienplätze kostete das etwa 250 Mio € 1.
Zum Vergleich: die TU Berlin hat 26.000 Studierende bei 270 Mio €, die TU Dresden hat 36.000 Studierende bei 413 Mio €. Die mit der BTU vergleichbare kleine TU Freiberg mit 5.500 Studierenden hat 86 Professuren bei 87 Mio € Haushalt.
Diese Zahlen zeigen eines sehr deutlich:
Eine Technische Universität mit 10.000 Studienplätzen bei jährlichen Haushaltsmitteln des Landes von 66 Mio € ist eine trügerische Illusion.
(1) bei einer Überlast von 30% kommt man auch mit 15.000 Studienplätzen auf 20.000 Studierende; man könnte also die Kosten um 25% verringern
Quelle: BTU Cottbus