Lässt das Land Brandenburg die BTU Cottbus ausbluten?

Kommentar zur aktuellen Diskussion: Die Diskussion um die Zukunft der Lausitzer Hochschuleinrichtungen hält unvermindert an. Eine Volksinitiative sammelt Unterschriften um ein Volksbegehren zu erreichen und an vielen Stellen wird heiß über offene Fragen diskutiert.
Doch die BTU Cottbus hat seit kurzem mit ganz anderen Problemen zu kämpfen, die aber auf die Pläne des Ministeriums zurückzuführen sein könnten. Seit Ende April herrscht laut unseren Informationen eine Haushaltssperre an der Universität. Erst etwa einen Monat vorher wurde die noch bestehende Sperre aus 2011 aufgehoben. Die Aufhebung ist gängige Praxis, nur wurde diese erst im Dezember 2011 aktiviert, um zu verhindern, dass Schulden gemacht werden. Die neue Haushaltssperre wird auf die Verringerung von Landesmitteln und die aktuelle Ausgabensituation zurückgeführt. Im Zuge der aktuellen Diskussion um die Zukunft der BTU Cottbus kann man sich fragen, was genau das bedeutet? Hat das Land die Mittel kurzfristig zusammengestrichen?
Weiterhin werden nur bestehende Verträge weitergeführt, sollte ein Mitarbeiter kündigen oder ein zeitlich befristeter Vertrag enden würde diese Stelle nicht neu besetzt oder verlängert werden dürfen, sondern es wird im Einzelfall entschieden. Somit wäre es möglich das Lehrveranstaltungen und Übungen ausfallen. Genauso verhält es sich mit Neuanschaffungen bei Geräten und Maschinen für die Forschung an der BTU welche meist eine lange Lieferzeit und dementsprechende Zahlungen haben. Bei einem Monat im Jahr für Ausgaben, steht die Uni quasi still.
Wenn aber jetzt schon Mittel vom Land nicht mehr zur Verfügung stehen und immer weiter gekürzt werden, wie soll es dann erst mit einer großen Einrichtung werden? Schon jetzt sagen Personen für geplante Stellen ab, weil sie sich der unsicheren Situation nicht hingeben wollen und kurz nach Arbeitsantritt vielleicht an einem anderen Institut mit anderer Schwerpunktlegung arbeiten und gleich wieder auf dem Abstellgleis stehen. So sagen sie der BTU Cottbus verständlicherweise lieber ab, schon festgezurrte Stellen bleiben plötzlich unbesetzt und werden aufgrund der Sperre auch nicht neu ausgeschrieben. Mitarbeiter können keine neuen Arbeitsverträge für Lehrstühle erstellen und sich im Endeffekt nur im Kreis drehen.
Darunter leidet die derzeitige Lehre und Forschung. So geht der erarbeitete Ruf der letzten 20 Jahre bei Studenten und Unternehmen Stück für Stück verloren, weil die BTU in der momentanen Lage und mit der Aussicht bald nicht mehr BTU zu sein, ihren Pflichten aus genannten Gründen nicht mehr nachkommen kann.
Die anhaltende Diskussion von außen und hinter verschlossenen Türen, ohne wirkliche demokratische Entscheidungsprozesse und Beachtung der Bedürfnisse, führt zu Spekulationen in der Mitarbeiterschaft und zu Missgunst untereinander, da im Endeffekt jeder um seinen Arbeitsplatz fürchtet, ohne konkrete Auskünfte zu bekommen. Wenn selbst Kernlehrstühle für die geplante neue Universität unbesetzte Planstellen nicht mehr auffüllen dürfen, obwohl es in ersten Ankündigungen seitens des Ministeriums möglich sein sollte, kann man nur fragen wie es weiter gehen soll.
Unter diesen Vorzeichen ist vorhersehbar, dass die BTU in einem halben oder ganzen Jahr in vielen Bereichen nicht mehr so gut dastehen wird und sich die Ministerin im Umkehrschluss bestätigt in ihren Maßnahmen fühlt.
Am Dienstag kommt der von Frau Ministerin Kunst ernannte Vermittler Grünewald (Vizerektor Uni Potsdam) nach Cottbus um mit den Personalräten der BTU zu sprechen und die Pläne weiter zu konkretisieren und hoffentlich viele Fragen zu klären. Bereits am Montag trifft er sich mit Vertretern der Fachschaftsräte und des Studierendenrates um die Studenten anzuhören. In den kommenden Wochen folgen weitere Gespräche quer durch die Universität, vielleicht ist es ein Schritt in die richtige Richtung, aber nur wenn Herr Grünewald nicht mit dem vorher eingeimpften Ziel des Ministeriums und dem von außen verzerrten Bild der BTU ans Werk geht.
Foto: Wikipedia, creative common Lizenz, Urheber: Sane

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