Eine gute zweite Hälfte reichte nicht, um das Berliner Abwehrbollwerk zu überlisten. Zeitweise fehlte die Kreativität und man merkte, dass Cottbus einige wichtige Ausfälle kompensieren musste. Nils Petersen wurde nach dem Spiel als Spieler des Jahres, vor Emil Jula, Daniel Adlung und Thorsten Kirschbaum geehrt. Auch der Wettskandal erreichte Cottbus, ein Spiel aus dem Jahr 2009 steht unter Verdacht.
Mit drei Umstellungen ging Energie nach dem bitteren 0:4 in Augsburg in die letzte Heimpartie des Jahres. Für den gesperrten Bittroff rückte Afriye auf die rechte Abwehrseite, Miatke übernahm für Fandrich das rechte Mittelfeld und Kurth ersetzte Kruska neben Roger in der Zentrale. Das Wochenende lief vielversprechend für die Lausitzer, sodass sie bei einem Sieg wieder ganz vorn dabei sein und eine tolle Hinserie erfolgreich abschließen könnten.
Union, ebenfalls stark ersatzgeschwächt, startete druckvoll in die ersten Minuten und erarbeitete sich unter anderem einen Freistoß aus zentraler Position und nachfolgend zwei Ecken, die aber nichts einbrachten. Nach knapp 10 Minuten wurde es ruhiger, Energie versuchte sein Spiel aufzuziehen und die Gäste standen sehr kompakt in ihrer Hälfte. Aufgeweckt wurden die Fans durch eine Riesenchance für Energie in der 12. Minute nach Flanke von Reimerink, doch Petersen köpfte genau auf den Gästekeeper. Es sollte nicht seine einzige Möglichkeit, das Spiel zu Energies Gunsten zu entscheiden, bleiben. Danach wurde das Spiel ausgeglichener, k eine Mannschaft konnte entscheidend aufspielen. Es häuften sich Fehlpässe und Abstimmungsprobleme auf beiden Seiten. Wenn dann ging etwas über Standards, wie zum Beispiel Julas Freistoß in der 20. Minute, der knapp am Gästekasten vorbeirauschte.
An diesem eiskalten Fußballabend waren beide Mannschaften froh, als Schiedsrichter Michael Weiner pünktlich in die Pause pfiff. Insgesamt drei Großchancen auf Seiten der Hausherren standen ebenso viele, durch eine druckvolle Anfangsphase, für Union Berlin zu Buche. Herausgekommen ist nichts. Blieb abzuwarten ob es in der zweiten Hälfte besser wird. Pele Wollitz reagierte und brachte auf der rechten Seite Shao für den schwachen Nils Miatke, um neue Impulse zu setzen und vielleicht bei Standards einen weiteren Joker zu haben.
Energie spielte nun auf die Nordwand und begann mit dem nötigen Elan. Union verlegte sich aufs verteidigen. Die Hausherren erarbeiteten sich Chance um Chance, sowohl aus dem Spiel als auch aus daraus resultierenden Standards. Lediglich das Zielwasser und ein wenig besseres Timing fehlten. Union fand nicht ins Spiel, lediglich ein gefährlicher Konter in der 69. Minute kam zu Stande. Erst in den letzten 15 Minuten wurde das Spiel wieder abwechslungsreicher. Union kam ein wenig aus der eigenen Hälfte. In der 81. Minute nahm Wollitz den gelb-rot gefährdeten Marco Kurth vom Platz um mit Radu einen dritten Stürmer zu bringen. Er setzte damit alles auf Sieg.
Kurz danach hätte es soweit sein können. Shao nutzte einen Freistoß aus halb rechter Position, traf aber nur die Latte. Für Ziebig war in der 87. Minute Schluss, für ihn kam Soma die letzten Minuten ins Spiel. Doch Energie biss sich weiter die Zähne an der Gästeabwehr aus. Sekunden vor dem Ende war Petersen eine Sekunde zu langsam, nach einem schnellen Pass und Unions Keeper konnte sich die Kugel schnappen. Danach war Feierabend im Stadion der Freundschaft.
Nach einer guten zweiten Hälfte sicher zu wenig für Energie, um oben dran zu bleiben. Aber gegen elf Abwehrspieler fiel den Cottbusern zu wenig ein. Allein Petersen hätte das Spiel entscheiden können, vier Großchancen standen bei ihm am Ende auf der Habenseite, nur leider kein Tor. Enttäuscht hat im heutigen Derby Nils Miatke, der seine Chance nicht genutzt hat, sich ins Team zu spielen, „wir haben in der ersten Hälfte ohne ihn gespielt“ so die harten Worte von Wollitz nach dem Spiel. Den Abschluß der Hinrunde bestreitet Energie Cottbus nächste Woche in Oberhausen. Union empfängt zuhause den KSC im direkten Kellerduell und kämpft um wichtige Punkte für den Klassenerhalt.
Neben dem Platz wurde es nach dem Spiel noch einmal in zweierlei Hinsicht interessant. Durch eine Zeitungsveröffentlichung kamen Gerüchte um ein verschobenes Spiel zwischen Energie Cottbus und dem VfL Bochum auf, vom Februar 2009 (3:2 für Bochum, durch Elfer in der 79. Minute für Bochum. Energie stieg am Ende der Saison ab). Die Gerüchte stammen aus Italien, dort wurde ein Telefonat abgehört, in dem sich ein überführter italienischer Spieler damit gebrüstet hat, mit diesem Spiel 1,2 Mio Euro verdient zu haben, da er das Ergebnis 30 Minuten vor Ende wusste. Die Ermittlungen zu dem Vorwurf laufen, Ziebig zeigte sich nach dem Spiel im Interview bestürzt und hörte das erste Mal von den Ermittlungen.
Bei der Weihnachtsfeier wurde das Thema auch nochmal aufgegriffen, aber schönere Dinge standen im Vordergrund. Energies Fußballer des Jahres wurde gewählt. Auf Platz 3 landeten zwei Neuzugänge mit exakt derselben Punktzahl. Bei der dreißigsten Wahl das erste Mal das so etwas vorkam. Daniel Adlung und Thorsten Kirschbaum teilen sich diesen Platz. Auf den zweiten Rang kam Emil Jula, der sich im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz verbesserte. Energies Torjäger Nils Petersen durfte auf sich die meisten Punkte vereinen und erreichte den ersten Platz. Noch dazu erhielt er die meisten Punkte, die je ein Spieler bei einer Wahl bekommen hat, auch dies eine Auszeichnung für den jungen Stürmer.
Stimmen zum Spiel:
Uwe Neuhaus: „Wir können ganz gut damit leben. Vom Spielverlauf denke ich, ist es ein gerechtes Unentschieden. Nils Petersen hätte mit seiner Riesenchance das Tor machen müssen. Wir hatten ein paar gute Möglichkeiten. Von der Ordnung, Disziplin und der Einsatzbereitschaft haben wir alles gegeben. Es war sicher nicht der modernste Fußball, aber wir hatten auch unsere Chancen.“
Pele Wollitz: „Es war von Vornherein klar, dass der Gegner sehr tief steht. Wir hatten unglaublich viele Fehlpässe im Mittelfeld, kämpferisch waren Kurth und Roger voll da, nur die Genauigkeit fehlte. Spielverlagerungen waren heute zu Wenige zu sehen, da hat uns Kruska gefehlt. Man muss fairerweise sagen, dass wir in der ersten Hälfte nur mit zehn Mann gespielt haben, Miatke hat nicht stattgefunden. In der zweiten Hälfte haben wir ordentlich Druck gemacht. Die Mannschaft war bemüht zu spielen und Torchancen zu generieren. Unterm Strich, wenn man die Chancen von Union dazu zieht, ist es kein Beinbruch. Wir müssen das jetzt in Oberhausen ausgleichen, damit wir die drei in der Punktzahl haben, 31 sind das Ziel. Wir werden aus Oberhausen drei Punkte mitbringen!“
Benjamin Andriske
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