Beim Jahrestreffen der Deutsch-Kanadischen Gesellschaft e. V. (DKG) hat Europaminister Stefan Ludwig die guten Beziehungen Deutschlands und Europas zu Kanada betont und die kritische Haltung vieler Bürgerinnen und Bürger zum Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada (CETA) erläutert. In Vertretung des brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke sagte Ludwig: „Die bilateralen Beziehungen zwischen Kanada und der Bundesrepublik Deutschland sind harmonisch und vielfältig. Für Brandenburg ist Kanada ein wichtiger Partner, der unser Land schon früh als Wirtschaftsstandort für sich entdeckt hat. Aktuell scheint es, als gäbe es Misstöne in unserem Verhältnis was das Freihandelsabkommen CETA angeht. Doch auch hier gibt es tatsächlich eine große Einigkeit. Denn auf beiden Seiten des Atlantiks gibt es viele Bürgerinnen und Bürger die Zweifel an dem Abkommen haben. Das liegt aber nicht an einer grundsätzlichen Ablehnung einer engeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit, sondern am Zustandekommen einer solchen Vereinbarung. Gerade hier in Europa verfolgen die Menschen aufmerksam, wie die Verhandlungen geführt wurden. Viele Bürgerinnen und Bürger empfinden sie als intransparent und fürchten, dass am Schluss vor allem große Unternehmen von dem fertigen Abkommen profitieren. Ich glaube aber, dass mit dem Beschluss der Kommission die nationalen Parlamente mitentscheiden zu lassen, ein wichtiger Schritt hin zu einer größeren Akzeptanz getan wurde. Es ist auch im Interesse der Menschen in Kanada, wenn sie sich sicher sein können, dass beispielsweise die Interessen von Städten und Regionen angemessen berücksichtigt werden.“
Kanada sei ein wichtiger Freund und Verbündeter auf dem nordamerikanischen Kontinent, der europäischen und deutschen Interessen aufgrund seiner Geschichte und seinem Selbstverständnis aufgeschlossen gegenüberstehe, so Ludwig weiter. Schließlich würden mehr als drei Millionen Menschen mit deutschstämmigen Vorfahren in Kanada leben. Bei einer „Großen Inselrundfahrt“ rund um Potsdam wurden auch andere aktuelle und drängende Themen nicht ausgeklammert. Gerade beim Umgang mit Flüchtlingen könne man von Kanada lernen: „Kanada ist ein traditionelles Einwanderungsland und verfügt über eine jahrelange Erfahrung mit der Integration von Einwandern. Natürlich hat das Land ein anderes Anreiz- und Einwanderungssystem und ist auch nicht frei von Problemen. Aber vom dem offenen multikulturellen Miteinander und der Selbstverständlichkeit Neuankömmlinge in die Gesellschaft aufzunehmen, können wir sicher einiges lernen“, so Ludwig weiter.
Neben der Botschafterin Kanadas, I. E. Frau Marie Gervais-Vidricaire, dem Präsidenten der DKG, Norbert Strohschen, und dem Vorstandsvorsitzenden der DKG, Michael Siebold, waren weitere hochrangige Freunde und Förderer der deutsch-kanadischen Beziehungen anwesend. Die Gespräche wurden in der Folge im kleineren Kreis fortgesetzt.
Hintergrund
Die Deutsch-Kanadische Gesellschaft e. V. (DKG) wurde 1951 gegründet und hat es sich zum Ziel gesetzt, die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Kanada zu fördern und den Austausch zwischen beiden Ländern zu intensivieren. Sie gehört zu den ältesten bilateralen Organisationen in Deutschland. Neben verschiedenen anderen kulturellen und wissenschaftlichen Aktivitäten der DKG ermöglicht sie es im Rahmen des DKG-Praktikantenprogramms einer sehr limitierten Anzahl von exzellent ausgebildeten Studierenden die Möglichkeit, im Rahmen eines Auslandspraktikums studiennahe Berufserfahrung in Kanada zu sammeln. Die Deutsch-Kanadische Gesellschaft hat ihren zentralen Sitz in Köln und verzeichnet rund 1.300 Mitglieder.
pm/red
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