In Brandenburg ist außerhalb der bisher bestehenden Restriktionszonen bei einem Wildschwein die Afrikanische Schweinepest (ASP) nachgewiesen worden. Ein Jäger hat das Tier im Ortsteil Bleyen im Landkreis Märkisch-Oderland unmittelbar an der deutsch-polnischen Grenze erlegt und beprobt. Das Nationale Referenzlabor am Friedrich-Loeffler-Institut hat den amtlichen Verdachtsfall heute bestätigt. Der Krisenstab des Landkreises Märkisch-Oderland wurde am Dienstag sofort aktiviert und steht im engen Austausch mit dem Landeskrisenzentrum in Potsdam. Der Tierseuchenbekämpfungsdienst des Landes unterstützt vor Ort bei den epidemiologischen Ermittlungen. Der Landkreis Märkisch-Oderland hat bereits heute früh begonnen, das vorläufige Kerngebiet mit mobilen Schutzzäunen einzuzäunen.
Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher erklärte in Potsdam: „Dieser ASP-Fall liegt circa 60 Kilometer entfernt von dem in den Kreisen Oder-Spree und Spree-Neiße eingerichteten Kerngebiet. Damit haben wir eine neue Lage. Alle verantwortlichen Akteure sind sehr gut auf diesen Ernstfall vorbereitet und arbeiten eng abgestimmt und mit Hochdruck daran, schnell alle notwendigen Maßnahmen umzusetzen. Nach unserer derzeitigen Einschätzung handelt es sich in Brandenburg um zwei voneinander gentrennten Seuchengeschehen. In Westpolen gibt es ein hoch dynamisches Infektionsgeschehen. Wir brauchen einen festen Zaun entlang der gesamten brandenburgisch-polnischen Grenze, und zwar durchgehend von der Uckermark bis Spree-Neiße, um einen Wechsel von infizierten Tieren zu verhindern. Feste Wildschutzzäune sind eine von vielen Maßnahmen im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest. Klar ist aber auch, dass sie kein Allheilmittel sind. Diese Tierseuche kann auch von Menschen über sehr weite Strecken verbreitet werden.“
Das Wildschwein wurde am 27. September von einem Jäger in Bleyen erlegt und beprobt. Die ASP wurde durch das Landeslabor Berlin-Brandenburg am Dienstag (29.09.) nachgewiesen. Der Amtstierarzt von Märkisch-Oderland hat daraufhin den Verdacht der Afrikanischen Schweinepest amtlich festgestellt. Wie in solchen Fällen vorgeschrieben ging Untersuchungsmaterial des Kadavers noch am gleichen Tag zum Nationalen Referenzlabor am Friedrich-Loeffler-Institut (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit), das das Untersuchungsergebnis heute (30.09.) bestätigt hat. Auf dieser Grundlage ist der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest beim Schwarzwild am heutigen Mittwoch amtlich vom Landkreis Märkisch-Oderland festgestellt worden.
15 Kilometer Radius um Fundort
Um den Fundort wird zunächst ein vorläufiges gefährdetes Gebiet mit einem Radius von circa 15 Kilometern festgelegt. Der Landkreis Märkisch-Oderland hat eine Tierseuchen-Allgemeinverfügung vorbereitet, mit der konkrete Maßnahmen für die Restriktionszonen festgelegt werden. Sie soll in Kürze in Kraft treten. Im gefährdeten Gebiet werden insbesondere folgende Maßnahmen zur Feststellung der Verbreitung und Verhinderung der weiteren Ausbreitung angeordnet:
- Jagdverbot für alle Tierarten, um möglicherweise infiziertes Schwarzwild nicht unnötig aufzuschrecken
- Intensive Fallwildsuche durch geschultes Personal und unter Beteiligung von ortsansässigen Jägern
- Bergung und unschädliche Beseitigung aller Wildschweinkadavern unter hygienischen Bedingungen; dafür werden vor Ort Sammelstellen für Fallwild und Unfallwild aufgestellt
- Überprüfung der schweinehaltenden Betriebe hinsichtlich der Einhaltung der Biosicherheitsmaßnahmen
- Vorläufige Nutzungsbeschränkungen für land- und forstwirtschaftlichen Flächen (zum Beispiel Ernteverbot für Maisfelder)
- Untersagung von Veranstaltungen mit Schweinen
- Ermittlung von Jägern, die auch Schweinehalter sind
- Information und Schulung von Jägern
- Einrichtung einer Kernzone im gefährdeten Gebiet und deren Abgrenzung
Insgesamt 38 bestätigte ASP-Fälle bei Schwarzwild
Das Nationale Referenzlabor – das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) – hat heute bei zwei Wildschweinen den amtlichen Verdacht auf Afrikanische Schweinepest (ASP) bestätigt. Neben Märkisch-Oderland gibt es einen weiteren ASP-Fall im bisherigen Kerngebiet. Damit gibt es jetzt insgesamt 38 bestätigte ASP-Fälle bei Schwarzwild im Land Brandenburg, davon sind 9 dem ersten Fundort nahe Schenkendöbern im Landkreis Spree-Neiße zuzuordnen, 28 dem zweiten Fundort nahe Neuzelle im Landkreis Oder-Spree und 1 dem neuen Fundort in Bleyen im Landkreis Märkisch-Oderland. Der erste ASP-Ausbruch wurde am 10. September amtlich festgestellt.
Die Afrikanische Schweinepest ist eine ansteckende Allgemeinerkrankung der Schweine (Haus- und Wildschweine), die fast immer tödlich verläuft und unheilbar ist. Es gibt keine Möglichkeit, die Schweine durch eine vorbeugende Impfung zu schützen. Die Erkrankung kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt über kontaminierte Gegenstände (Kleidung, Schuhe, Fahrzeuge) und Futter in andere Gebiete durch den Menschen übertragen werden. Für den Menschen und andere Tierarten ist die ASP nicht ansteckend oder gefährlich.
Fester Zaun soll kommen
Das Land Brandenburg stellt in diesem Jahr rund sechs Millionen Euro aus dem Landeshaushalt für den Bau von festen Wildschutzzäunen zur Verfügung. Das teilte Finanzministerin Katrin Lange heute in Potsdam nach einem Gespräch mit Verbraucherministerin Ursula Nonnemacher mit. Insbesondere sollen entlang der gesamten brandenburgisch-polnischen Grenze ein fester Zaun errichtet werden, und weitere erforderlichen Maßnahmen zur Bekämpfung und Eindämmung der ASP vor Ort umgesetzt werden.
Finanzministerin Lange: „Es muss jetzt sehr schnell gehandelt werden, um die weitere Ausbreitung der Schweinepest zu verhindern. Viele Landwirte in Brandenburg sind zu recht in großer Sorge. Bei ihnen geht es um massive wirtschaftliche Einbußen, möglicherweise um die Existenz. Wegen der verhängten vorläufigen Nutzungsbeschränkungen auf Agrarflächen sind von den Auswirkungen der Seuche auch keineswegs nur Schweineproduzenten allein betroffen. Daher muss alles unternommen werden, um die weitere Ausdehnung der Seuche wirksam zu unterbinden und den Landwirten in dieser sehr schwierigen Lage beizustehen.“
Verbraucherstaatssekretärin Anna Heyer-Stuffer, Leiterin des Landeskrisenstabes-ASP, erklärte: „Diese Krise können wir nur gemeinsam bewältigen. Land und Landkreise arbeiten entschlossen mit den ortsansässigen Landwirten und Jägern zusammen. Die Experten des EUVET-Teams der Europäischen Kommissionhaben haben sich vor Ort über die Lage und unsere Maßnahmen informiert, und uns auf unserem eingeschlagenen Weg bestätigt. Den festen Zaun entlang der gesamten Oder-Neiße-Grenze brauchen wir jetzt, damit keine weiteren infizierten Tiere mehr über die Grenze wechseln können. Dass das Land dafür kurzfristig sechs Millionen Euro zur Verfügung stellt, ist ein wichtiges Signal.“
Haushaltstechnisch handele es sich bei den 6 Millionen Euro um so genannte außerplanmäßige Ausgaben, die wegen unvorhergesehener Ereignisse getätigt werden müssen, mit denen zum Zeitpunkt des Haushaltsbeschlusses nicht zu rechnen war. Die Einwilligung des Haushaltsausschusses des Landtages ist erforderlich. Das Finanzministerium bereitet kurzfristig einen entsprechenden Antrag vor.