Das Staatstheater Cottbus setzt anlässlich des Jubiläums „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ Teile des Briefwechsels von Ingeborg Bachmann und Paul Celan in einem Videostream szenisch um. Der Beitrag soll am 27. Januar erscheinen, dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Zu finden sind die kostenfreien Beiträge am 27. und 29. Januar 2021 auf www.staatstheater-cottbus.de sowie auf dem Youtube-Kanal des Staatstheaters.
Das Staatstheater Cottbus teilte dazu mit:
Anlässlich des Jubiläums „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ setzt das Staatstheater Cottbus Teile des Briefwechsels und des dichterischen Schaffens von Ingeborg Bachmann und Paul Celan in einem eigens produzierten Videostream szenisch um. Der Beitrag erscheint am 27. Januar. Dieser Tag wurde von den Vereinten Nationen zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust ausgerufen. Schauspielerin Barbara Dussler und Dramaturg Patric Seibert rezitieren Gedichte und Briefe, die unter dem Titel „Herzzeit“ im Suhrkamp Verlag erschienen sind. Dazu spielt Pianist Frank Bernard Teile der im Konzentrationslager Theresienstadt entstandenen 5. Klaviersonate von Viktor Ullmann.
Inhalt
Der Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan, zwei der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter*innen, ist das Zeugnis zweier Menschen, die sich liebten, die einander brauchten und doch nicht miteinander leben konnten. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges und der Shoah fanden sich die evangelische Kärntnerin aus Klagenfurt und der Jude aus Czernowitz in Wien. In sechs gemeinsamen Wochen verschmolzen ihre Lebenswelten und sie entwickelten einen gemeinsamen Raum für ihre dichterische Sprache. Dann zieht Celan nach Paris, doch das Band bleibt bestehen. Mit Höhen und Tiefen. Beide bringen sich an ihre Grenzen, überschreiten sie teilweise mutwillig – und doch reißt die Verbindung nie wirklich ab. Die Bewältigung der allgegenwärtigen Vergangenheit und das Ringen um Sprache, Form und Ausdruck eint beide – und macht sie teilweise zu erbitterten Gegnern. Beide sind in der Lage, ihre privaten Erfahrungen in Poesie zu übersetzen und ihre Innenwelten zugänglich zu machen. Doch das hilft ihnen bei der Bewältigung des Lebens nur wenig. Paul Celan stürzt sich 1970 in die Seine, Ingeborg Bachmann verstirbt drei Jahre später im Alter von 47 Jahren. Beide hinterlassen mit ihren Texten nicht nur wortgewaltige Monumente der deutschen Sprache, sondern auch Zeugnisse der schonungslosen Konfrontation mit der Geschichte und ihren Abgründen.
Eine filmische Miniatur, die am 29. Januar veröffentlicht wird, ist dem Librettisten Friedrich Löhner-Beda gewidmet, der in Auschwitz ermordet wurde. Im Dezember wurde am Staatstheater Cottbus der musikalisch-biografische Abend „… mein ganzes Herz“ bis zur Premierenreife geprobt, der sich – auch humorvoll – dem Schaffen dieses Künstlers nähert. Dazu zählen bekannte Liedtexte wie „Ausgerechnet Bananen“, „In der Bar zum Krokodil“ oder „Dein ist mein ganzes Herz“. Die Solist*innen des Musiktheaters Carola Fischer und Dirk Kleinke nehmen gemeinsam mit der Schauspielerin Barbara Dussler einige Ausschnitte aus diesem Stück auf. Mit dabei ist auch Patric Seibert, diesmal als Puppenspieler mit einer Klappmaulpuppe, die Friedrich Löhner-Beda verkörpert.
Die Beiträge sind ab 27. bzw. 29. Januar 2021 kostenfrei und dauerhaft zu finden auf www.staatstheater-cottbus.de sowie auf dem Youtube-Kanal des Staatstheaters www.youtube.com/staatstheatercottbus
Red. / Presseinfo
Bild: Staatstheater Cottbus