Am 6. August 1945 flog eine US-amerikanische B-29 die japanische Stadt Hiroshima an und warf die erste in einem Krieg eingesetzte Atombombe der Welt ab. Um 8:16 Uhr Ortszeit explodierte “Little Boy” (so wurde die Bombe genannt) in 600 Metern Höhe. Während in Europa nach der Kapitulation des nationalsozialistischen deutschen Reichs am 8. Mai 1945 der zweite Weltkrieg beendet war, kämpfte das japanische Kaiserreich weiter bis zu den beiden Atombombenabwürfen auf Hiroshima und drei Tage später auf Nagasaki. Das Ereignis jährt sich heute zum 75. Mal. Kuang Keng Kuek Ser hat für Public Radio International eine Karte erstellt, bei der ein Atombombenabwurf mit der Sprengkraft der Hiroshimabombe auf jeden Ort der Welt simuliert werden kann. Was wäre also, wenn die Bombe auf Cottbus fiele? Niederlausitz aktuell hat es ausprobiert.
Auf einer programmierten Karte, die auf Google Maps basiert, muss der Nutzer nur einen Punkt auf der Weltkarte markieren und schon wird kreisförmig das Ausmaß der Zerstörungen sichtbar.
In Hiroshima wurden etwa 90% der bis dahin unbeschädigten Stadt vernichtet, etwa 70.000 der 76.000 Häuser zersört. 70.000 Menschen starben sofort, weitere etwa 140.000 an den unmittelbaren Folgen bis Ende 1945. Bis heute leiden Menschen an den Spätfolgen der Strahlung. Die noch lebenden Opfer des Angriffs werden in Japan als „Hibakusha“ bezeichnet.
Wie groß wäre die Zerstörung, wenn die Bombe über Cottbus explodieren würde?
In einem 800 Meter Radius um den Explosionsort würden 90% der Menschen durch Feuer und die Druckwelle sterben, schwangere Frauen, die überleben, würden mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgrund der Strahlung Fehlgeburten erleiden.
Innerhalb von 1,5 Kilometern würden etwa 70% der Menschen durch Feuer und die Druckwelle sterben, alles bis zu dieser Distanz wäre durch schwere Feuer durch die Explosion komplett zerstört. Bis zu 5 Kilometer wären Gebäude durch Feuer schwer beschädigt, bis etwa 19 Kilometer vom Explosionszentrum wären Fenster geborsten.
Für Cottbus haben wir den Explosionsort auf die Stadthalle gelegt und es würde bedeuten, dass die gesamte Innenstadt bis über die Spree im Osten, bis zum Bahnhofsberg im Süden, der Pappelallee im Westen und dem Nordring vollständig zerstört werden würde. In diesem Gebiet leben derzeit etwas über 10.000 Personen und viele weitere arbeiten in dem Gebiet. Eingeschlossen wären das Staatstheater, der BTU Zentralcampus, verschiedene Schulen, das Rathaus, Stadtverwaltung, Lindner und Sorat Hotel, die Hauptwache der Polizei und viele Büros, Einzelhändler und Gastronomen.
Der weitere Zerstörungsradius mit bis zu 70% Toten und schweren Beschädigungen umfasst den gesamten Bahnhof bis über den Stadtring hinaus, fast ganz Sandow im Osten, im Norden das TKC und im Westen bis zur Friedrich-Hebbels-Straße. In der 5 Kilometergrenze liegt die gesamte Reststadt inklusive Heizkraftwerk, JVA, Behördenzentrum, BTU-Campus Süd und Carl-Thiem Klinikum – welches wahrscheinlich schwere Beschädigungen durch Feuer erleiden würde und nicht zur Versorgung zur Verfügung stünde. Die Beschädigungen reichen bis zur A15 im Süden, dem künftigen Cottbuser Ostsee im Osten, Skadow und Sielow im Norden und fast bis Kolkwitz im Westen. Der 19 Kilometerradius reicht bis Vetschau, Spremberg, Forst und zur Lieberoser Heide. Insgesamt wären tagsüber über 100.000 Menschen direkt betroffen.
Mayors for Peace fordern Abschaffung der Atombomben
Der Aktion “Mayors for Peace” haben sich mittlerweise 7.921 Städte und 179 Länder und Regionen weltweit angeschlossen. In Deutschland sind 686 Städte beteiligt, darunter Eisenhüttenstadt, Golßen, Görlitz, Hoyerswerda, Teupitz, Landkreis Oder-Spree und Cottbus.
Eisenhüttenstadt beteiligt sich am 6. und 9. August 2020 an der Flaggenaktion der „Bürgermeister für den Frieden – Mayors for Peace“. In diesem Jahr steht sie unter dem besonderen Eindruck des 75. Jahrestages des Atombombenabwurfes auf die beiden japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. Beide Städte stehen als Mahnung gegen das Vergessen. Hier waren zehntausende Menschen im August 1945 gestorben; tausende auch noch lange nach diesen grausamen Ereignissen. „Mit unserer Fahne wollen wir in Eisenhüttenstadt zeigen, dass wir eine Stadt des Friedens, der europäischen Integration sind und eine Stadt gegen atomare Aufrüstung und für die Ächtung jeglicher atomarer Waffen oder Waffensysteme“, betont Eisenhüttenstadts Bürgermeister Frank Balzer. Deshalb setzt er sich auch für die Verlängerung des START-Abrüstungsvertrages und einer Unterzeichnung des Atomwaffenverbots ein. Die Flagge „Mayors for Peace“ ist am frühen Morgen des 6. August 2020 vor dem Rathaus gehisst worden.