Vereint steht die Brandenburger Kunst- und Kulturszene für ihre Kunstfreiheit ein, um vor allem auch klare Kante gegen Populismus und rechte Hetze zu setzen. Dazu haben Theater, Museen, freie Künstler und Kultureinrichtungen im Cottbuser Piccolo Theater die Brandenburger Erklärung aufgesetzt, verabschiedet und sich dem deutschlandweiten Bündnis „Die Vielen“ angeschlossen.
Mehr dazu und zu den Hintergründen in den Videointerviews im Titelvideo.
Die aktuellen Zeiten und politischen Gegebenheiten scheinen es zu fordern, dass Kunst- und Kulturschaffende in ganz Deutschland enger zusammenrücken, um sich gemeinsam für ihre künstlerische Freiheit stark zu machen. Zweifelsohne ist diese Freiheit eine der größten Errungenschaften einer demokratische Gesellschaft, doch vermehrt bewegen populistische Reden und Aktionen die Künstler dazu, genau darauf wieder lautstark und sichtbar aufmerksam zu machen und dabei klare Haltung gegen rechtes oder völkischen Denken, das eine offene Gesellschaft in Frage stellt, einzunehmen. Dies wird aus den Gesprächen mit den Schauspielern, Regisseuren, Intendanten und Museumsleitern aus der Mark deutlich. Sie waren im Cottbuser Piccolo-Theater zusammengekommen, um die Brandenburger Erklärung unter dem Dach der bundesweiten Bewegung „Die Vielen“ zu verabschieden. Wie uns die Intendantin des Potsdamer Hans-Otto-Theaters Bettina Jahnke im Videointerview sagte, gibt es eben konkrete Anlässe, wo Spielpläne hinterfragt oder Theatervorstellungen gestört wurden. Zwar ist dies in Brandenburg in dem Ausmaß noch nicht geschehen, allerdings hatte die Inszenierung „KRG“ vom Jugendclub des Cottbuser Piccolo Theaters überregionale Schlagzeilen produziert, als die AfD im Brandenburgischen Landtag eine kleine Anfrage zur Förderung von kulturellen Einrichtungen stellte und ebenso wissen wollte, wie oft Stücke wie „KRG“ im Theater gespielt wurden. In den Augen vieler Kunstschaffenden hatte diese Anfrage einen herben Beigeschmack. „KRG“ beschäftigt sich im Inhalt unter anderem mit dem für jeden persönlichen Verständnis von Heimat, der Flucht vor Krieg und den Sorgen von Bürgern in Bezug auf die Migrationspolitik. Vom Bund Deutscher Amateurtheater wurde die Inszenierung der Cottbuser Theatergruppe mit einem Sonderpreis für „Demokratietheater“ ausgezeichnet. Wie zwei Darstellerinnen des Stücks das mediale Echo wahrgenommen haben und warum sie sich auf der Theaterbühne wohl fühlen, mehr dazu im Videointerview:
So war das Piccolo Theater gerade deshalb auch Gastgeber, um die Brandenburger Erklärung auf den Weg zu bringen. Für Bettina Jahnke und ihre Kollegen aus dem ganzen Bundesland besteht die große Aufgabe von Kunst eben darin, den gesellschaftlichen Zeitgeist aufzunehmen und zu verarbeiten, um schließlich in alle Richtungen Fragen aufzuwerfen. Damit sie genau dieser Arbeit weiterhin unbeschwert nachgehen können, rücken Kultureinrichtungen zusammen, zeigen gemeinsam Haltung und treten stärker in den engeren Dialog. Denn so verstehen sich Kunst- und Kulturhäuser auch selbst, als Orte des Dialogs und der Selbstreflektion. Der Verein „Die Vielen“ bietet den Künstlern dafür die gemeinsame Bühne, auf der sie sich für offene Werte, Toleranz und Gleichberechtigung einsetzen. Der Leiter des Piccolo Theaters, Reinhard Drogla, sieht vor allem darin einen großen Gewinn: „ Wir wissen jetzt, wir laufen in die gleiche Richtung.“ Zudem haben sich die Einrichtungen auf verschiedene Aktionen und Veranstaltungen in den jeweiligen Häusern verständigt. Symbol der gemeinsamen Bewegung ist die goldene Rettungsdecke als Zeichen für das Recht auf Asyl, der Mitmenschlichkeit und für das Streben nach einem glänzenden Leben für alle. Die Decken werden also künftig in vielen Theatern, Museen oder Galerien als Fahne oder als Plakathintergrund zu sehen sein. Am 19. Mai soll es eine große Demo in Berlin geben, bei der „Die Vielen“ sichtbar werden wollen.
Zur Brandenburger Erklärung und den Unterzeichnern geht es hier entlang.