In dieser Woche hat die Cottbusverkehr GmbH den nunmehr sechsten „Langläufer“ (Nr. 169) fertiggestellt und für den Verkehr freigegeben. Bevor die ersten Fahrgäste die vollständig modernisierte Straßenbahn zum ersten Mal nutzen konnten, erfolgten rund 4.500 intensive Arbeitsstunden in den hauseigenen Werkstätten. Insgesamt dauert der Modernisierungsprozess – vom Entfernen des alten Lackkleides bis zur ersten Probefahrt – etwa ein halbes Jahr. Dabei haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ca. eine Tonne Sand zur Aufarbeitung der gesamten Karosserie und später rund 60 kg Farbe für den neuen Anstrich verbraucht. Außerdem wurden so viele Meter Kabel neu verlegt, dass damit ein Fußballfeld umrandet werden könnte.
Zusätzlich fanden auch im Fahrgastraum umfangreiche Veränderungen statt. Neben dem Boden, den Seitenwänden und der Decke, wurden auch die Haltestangen, Treppen und Sitze erneuert. Vor allem die Bedürfnisse mobilitätseingeschränkter Personen erhielten dabei besondere Beachtung. Im nun geräumigeren Mittelteil finden Rollstühle, Rollatoren, Kinderwagen oder Gepäck bequem und sicher einen Platz. Moderne Fahrgastinformationssysteme mit LED-Technik, ein großer transparenter Liniennetzplan und die ausfahrbare Rampe steigern zudem den Fahrgastkomfort und die Sicherheit.
Schwerpunkte des umfangreichen Sanierungs- und Modernisierungsprozesses:
- Aufarbeitung der gesamten Karosserie mit Teilsandstrahlung
- Neugestaltung des Fahrgastraumes (Fußböden, Seitenwände, Deckengestaltung, Faltenbalgverkleidung und Haltestangen aus Edelstahl, Bestuhlung und Treppen)
- Einbau moderner Fahrgastinformationssysteme und eines zweiten Fahrscheinautomaten
- Erneuerungsarbeiten im Bereich der Fahrerkabine einschließlich des Fahrersitzes
- Sicherung des für den weiteren Betriebseinsatz wichtigen Baugruppen, die Brems- und Fahrzeugsteuerung, statischer Umrichter und Gelenkübergänge
- Aufarbeiten der gesamten Fahr- und Laufwerke (inklusive Ultraschall und Magnetpulverprüfung der Achsen)
Das Projekt Langläufer wurde im Jahr 2011 auf Eigeninitiative des Unternehmens ins Leben gerufen. Den Instandsetzungsmaßnahmen gehen eine exakte Planung von Material und Ressourcen, ein genaues Controlling der vorgesehenen Teilschritte sowie eine Umsetzung durch sehr gut ausgebildetes und motiviertes Werkstattpersonal voraus. Dennoch stellen die Modernisierungen langfristig keine dauerhafte Alternative zum Kauf neuer Straßenbahnen dar. So ist das „Langläufer“-Projekt das Ergebnis einer intensiven Suche nach Möglichkeiten, um den Spagat zwischen damit der finanziell unmöglichen Neuanschaffung von Straßenbahnen und dem altersbedingt schlechten Zustand der Fahrzeuge zu meistern.
Aktuell zählen 21 Straßenbahnen, von denen inzwischen sechs zu „Langläufern“ modernisiert wurden, zum Fuhrpark der Cottbusverkehr GmbH. Jährlich kommen ein bis zwei weitere Fahrzeuge hinzu. Die Modernisierung findet immer in Zusammenhang mit einer großen Inspektion statt. Diese erfolgt planmäßig alle acht Jahre und ist vergleichbar mit dem TÜV für Autos.
Insgesamt möchte Cottbusverkehr bis zu 16 Straßenbahnen zu „Langläufern“ umbauen. Nach der Modernisierung können diese dann weitere 8 bis 16 Jahre „lang laufen“.
Quelle & Fotos: Cottbusverkehr GmbH