Bald ist es soweit. Vom 28. Juni bis zum 12. Juli veranstaltet das Menschenrechtszentrum Cottbus im Hof der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus ein Freiheits- und Demokratiefest, dessen Höhepunkt die sieben Aufführungen der Freiheitsoper Fidelio von Ludwig van Beethoven sind. Anlass für dieses Fest sind wichtige Jahrestage, wie 100 Jahre Beginn des 1. Weltkrieges und 75 Jahre Beginn des 2. Weltkrieges. Bereits hinter uns liegt der 65. Jahrestag der Verabschiedung des Grundgesetzes sowie 10 Jahre Erweiterung der Europäischen Union. Von großer Bedeutung für die Geschichte dieses Gefängnisses ist allerdings der 25. Jahrestag des Mauerfalls und damit die Beendigung politischer Repression während der letzten Diktatur in Deutschland. Diesem wichtigen Ereignis in der deutschen Geschichte wird mit mehreren Angeboten für die interessierte Öffentlichkeit aber auch in Veranstaltungen für geschlossene Gruppen gedacht.
Dem Menschenrechtszentrum Cottbus bedeutet der Mauerfall im November 1989 jedoch nicht nur in diesem Jahr inne zu halten. Dieses Glücksdatum für das deutsche Volk soll einerseits eine Mahnung aber gleichzeitig eine Aufforderung sein, heute noch über den Tellerrand hinaus zu blicken und anderen Verfolgten auf der Erde zu helfen. Die Geschichte der tapferen Leonore in der Oper Fidelio, die ihren zu Unrecht inhaftierten Ehemann vor dem sicheren Tod aus einem Staatsgefängnis rettet, hat auch heute nicht an Aktualität verloren. Noch immer werden Menschen aus politischen Gründen bedroht, verfolgt, inhaftiert und körperlich misshandelt. Und noch immer gibt es mutige Menschen, die sich dem entgegensetzen. Das Menschenrechtszentrum Cottbus verbindet die Oper Fidelio und damit auch das Demokratiefest schwerpunktmäßig mit der aktuellen Menschenrechtslage auf Kuba. Mit einer Solidaritätsaktion soll der bekanntesten Bürgerrechtsbewegung auf Kuba, den „Damen in Weiß“ geholfen werden. Die „Damen in Weiß“ (Damas de Blanco) gründeten sich im Jahr 2003, als im sogenannten „schwarzen Frühling“ 75 Bürgerrechtler und unabhängige Journalisten willkürlich verhaftet wurden. Seither setzen sich die Ehefrauen, Schwestern und Mütter politischer Gefangener friedlich für die Freilassung aller politischen Gefangenen auf Kuba ein. In weiß gekleidet besuchen sie Sonntagsmessen in zahlreichen Städten, marschieren danach schweigend und mit einer Gladiole in der Hand, dem Symbol für Charakterstärke, Kraft und Liebe durch die Straßen. Im Dezember 2005 wurden die „Damen in Weiß“ mit dem Sacharow-Preis für Geistige Freiheit des Europäischen Parlaments ausgezeichnet.
Mit dem Kauf eines eigens für diese Aktionstage hergestellten Gladiolen-Ansteckers für 5 Euro oder einer Spende unterstützen Besucher der Oper aber auch andere engagierte Bürger die Arbeit der „Damen in Weiß“ und den Kampf um die Menschenrechte auf Kuba. Der Erlös aus dem Kauf eines Gladiolenansteckers fließt zu 100 Prozent den „Damen in Weiß“ zu. Der Anstecker kann beim Besucherservice des Staatstheaters, in der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus sowie über den Kundenservice der Lausitzer Rundschau erworben werden. Besucherinnen der Fideliopremiere am 28. Juni werden gebeten, in weiß gekleidet zu erscheinen sowie den Anstecker als Zeichen ihrer Solidarität sichtbar zu tragen. Schon am Nachmittag wird im Rahmen eines Podiumsgesprächs die Verbindung von Fidelio zur Menschenrechtslage in Kuba hergestellt.
Das öffentliche Programm des Freiheits- und Demokratiefestes, das zum Teil in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen stattfindet, sieht im Einzelnen wie folgt aus:
Samstag, 28. Juni
15 Uhr Eröffnung und Einweihung der Ausstellung „Das Cottbuser Zuchthaus – Spiegel Cottbuser Geschichte“
Eine neue Dauerausstellung an der Zufahrtsstraße der Gedenkstätte gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
16 Uhr Podiumsgespräch „FIDELIO und die Menschenrechtslage auf Kuba“, Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)
Sonntag, 29.Juni
11:30 Uhr Ausstellungseröffnung „Aufbruch nach Europa – über den mittel-osteuropäischen Kontext der Friedlichen Revolution in der DDR“ mit Podiumsdiskussion an der Zufahrtsstraße der Gedenkstätte, Archiv Bürgerbewegung Leipzig
15:00 Uhr Einweihung der Kletterwand „Ich mach mal rüber“, ein Projekt in Kooperation mit “built a rock” und “Stiftung SPI” am Fluchtturm der Gedenkstätte, gefördert durch die Stadt Cottbus, Fachbereich Schule, Jugend und Sport
19:30 Uhr Konzert mit Stephan Krawzcyk, Eintritt 10 €
Dienstag, 1. Juli
19:30 Uhr Filmvorführung und Zeitzeugengespräch „Wir wollten aufs Meer“, ein Film über Freundschaft und Verrat, Freiheit und Unterdrückung, spielt im Zuchthaus Cottbus der 1980er Jahre, Eintritt frei
Donnerstag, 3. Juli
12:00 und 19:00 Uhr Diskussion, Zeitzeugen, Filmausschnitte „25 Jahre Mauerfall: Neuanfang im Westen“, Deutsche Gesellschaft
Die Geschichte der Flüchtlinge, Übersiedler und Freigekauften war mit dem Verlassen der DDR nicht zu Ende. Sie mussten in der Bundesrepublik eine neue Existenz aufbauen und sich in der für sie fremden Umgebung zurechtfinden. Die Geschichten dieser Menschen sind ein eindrucksvolles Zeugnis der deutsch-deutschen Teilung und vermitteln auf authentische Weise die Unterschiede in der politischen Kultur und im Alltag der beiden deutschen Staaten.
Montag, 7. Juli
18:00 Uhr Studentenfilmvorführung und Podiumsgespräch „Freiheit durch Kontrolle?“, zur Entwicklung des Internets in Verbindung mit Künstleravantgarden und Geheimdiensten, Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg
Dienstag, 8. Juli
10:00 Uhr szenische Lesung von Schülertexten und Zeitzeugengespräch “Weggesperrt”, ein Projekt in Kooperation mit der Kulturwerkstatt, dem Niedersorbischen Gymnasium und Max-Steenbeck-Gymnasium, gefördert durch das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg
19:30 Uhr Vorstellung der Antifolterkampagne und Filmvorführung „Camp 14 – die totale Kontrollzone“, Amnesty International (ai),
Ein erschütternder Film aus dem Jahr 2012 über das wahre Schicksal des Lagerinsassen Shin Dong-hyuk im Internierungslager Kaech’ŏn (Camp 14) und die Entmenschlichung der totalitären Diktatur in Nordkorea, Eintritt frei.
Samstag, 12. Juli
15 Uhr Abschluss mit Solidaritätsaktion für politische Gefangene weltweit, „Ich sitze ein für …“, Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)
Das Programm wird mit weiteren Aktionen und Informationsständen über die 14 Tage begleitet.
Öffnungszeiten und Führungen:
Für den Zeitraum des Freiheits- und Demokratiefestes gibt es vom 29. Juni bis zum 12. Juli täglich 10:30 Uhr und 15:00 Uhr einstündige öffentliche Führungen durch die Gedenkstätte.
Veränderte Öffnungszeiten während dieser Zeit für Besucher:
Täglich 10:00 – 17:00 Uhr, montags geschlossen
Fideliobesuchern bietet die Gedenkstätte wieder ab 18:00 Uhr die Möglichkeit, die Ausstellungen bis 20:30 Uhr zu besichtigen.
Ausnahme am Premierentag: Schließung nur des Gedenkstättenhauptgebäudes ab 19:00 Uhr, Besichtigung weiterer Ausstellungen auf dem Gelände bis 20:00 Uhr
Quelle: Menschenrechtszentrum Cottbus e.V.