30 Jahre nach den mehrtägigen rassistischen Ausschreitungen in Cottbus-Sachsendorf im Jahr 1992 hat es sich die Initiative Cottbus ’92 zur Aufgabe gemacht die Geschehnisse von damals zu recherchieren, aufzuarbeiten und – gemeinsam mit Betroffenen – zu erinnern. Den Auftakt bildet eine Veranstaltungsreihe, die am morgigen 26. April um 18 Uhr im Stadtmuseum Cottbus beginnt. Drei weitere Einzelveranstaltungen sind bis zum 10. Mai 2022 geplant.
Klara Zeit von der Initiative Cottbus ’92 sagt hierzu: „Wir wollen 30 Jahre nach den mehrtägigen rassistischen Angriffe in Sachsendorf im Jahr 1992 – die wenige Tage nach dem Pogrom in Rostock Lichtenhagen stattfanden – den Auftakt machen für ein Erinnern in Cottbus. Bis heute fand in der Cottbuser Stadtgesellschaft kaum Aufarbeitung statt. So gab es über die 1990er Jahre und gibt es bis heute ein massives Problem in der Stadt mit Neonazis, militanten Rechten und rechter Gewalt. Die Stadtgesellschaft Cottbus muss sich endlich dem Problem stellen, die Vergangenheit aufarbeiten und dafür sorgen, dass in der Gegenwart und in der Zukunft die Betroffenen rechter und rassistischer Gewalt nicht allein gelassen werden“.
Ende August 2022 plant die Initiative ein öffentliches Gedenken in Cottbus-Sachsendorf, dessen genaue Form derzeit diskutiert wird. Zudem ist ab Anfang September eine Ausstellung im Stadtmuseum Cottbus geplant, in der – ausgehend von den Ereignissen 1992 in Sachsendorf – ein Blick auf die Jahre der Transformation, das Erstarken rechter Gruppen, sowie der Zunahmen rechter und rassistischer Angriffe in der Stadt geworfen werden soll. Die Perspektiven der Betroffenen stehen dabei im Fokus.
Veranstaltungsreihe Initiative Cottbus‘92
Alle Veranstaltungen finden im Stadtmuseum, Bahnhofstraße 22, 03046 Cottbus statt. Voraussetzung zur Teilnahme ist das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung.
1. Dienstag, 26.04.2022, 18 Uhr
Veranstaltung mit einem Vertreter der Gruppe Pogrom ’91 aus Hoyerswerda, der die dortigen rassistischen Ausschreitungen 1991 kontextualisiert und vom Versuch einer gesellschaftlichen Aufarbeitung berichtet. Zudem stellt sich die Initiative Cottbus ’92 vor und diskutiert gedenk-politische Perspektiven in der Stadt Cottbus.
2. Dienstag, 03.05.2022, 18 Uhr
Lucia Bruns (ASH Berlin) und Christin Jänicke (HWR Berlin) stellen Ergebnisse aus dem wissenschaftlichen Forschungsprojekt JUPORE – Jugendarbeit, Polizei und rechte Jugendliche in den 1990er Jahren vor. Ein Schwerpunkt der Forschung liegt auf der Stadt Cottbus.
3. Donnerstag, 05.05.2022, 17 Uhr
Albino Forquilha (AAMA, Verein der deutsch-mosambikanischen Freundschaft und Kooperation) und seine Mitstreiter:innen berichten über ihre Erfahrungen als Vertragsarbeiter:innen und Studierende in der DDR. Zudem berichten sie über ihre Erlebnisse in den Jahren der Transformation und ihren Kampf um Anerkennung ihrer Rechte, der bis heute andauert.
Die Veranstaltung wird per online Live-Schaltung und auf deutsch und portugiesisch stattfinden.
4. Freitag, 10.05.2022, 18 Uhr
Frances Kutscher wurde 1992 in Finsterwalde geboren. Ihr Vater, ein mosambikanischer Vertragsarbeiter, kehrte kurz vor ihrer Geburt nach Mosambik zurück. Sie engagiert sich im Netzwerk Solibabies und möchte andere ermutigen, sich auf die Suche nach ihren Wurzeln zu machen. Bachir Alali vom Geflüchtetennetzwerk Cottbus e.V. spricht über die Perspektiven und Kämpfe von Geflüchteten in Cottbus.
Moderation: Katharina Warda (Soziologin & Autorin).
Zur Initiative:
Die Initiative Cottbus’92 besteht aus Menschen, die in Cottbus dauerhaft leben und / oder arbeiten und Anderen, die einen Blick von außen einnehmen. Gemeinsam haben sie es sich zur Aufgabe gemacht die gesellschaftlichen Verhältnisse der 1990er Jahre in Cottbus und Umgebung sichtbar zu machen.