Kulturministerin Sabine Kunst hat heute in Potsdam gemeinsam mit Cornelia Stabrodt, stellvertretende Vorsitzende des Bibliotheksverbandes und Leiterin der städtischen Fouqué-Bibliothek in Brandenburg an der Havel, den novellierten Bibliotheksentwicklungsplan für das Land Brandenburg präsentiert.
Kulturministerin Sabine Kunst verwies dabei auf die Bedeutung von Wissen und Information in einer Gesellschaft. „Wissen und Information sind der ‘Rohstoff‘ für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Die Bibliotheken geben in einer zunehmend komplexer werdenden Gesellschaft Orientierung mit ihren vielfältigen Angeboten, vor allem beim Zugriff auf das weltweit verfügbare Wissen. Sie sind zudem wichtige Orte kultureller Begegnungen und Kooperationspartner für Kitas, Schulen, Hochschulen und vieler weiterer Bildungs-, Wissenschafts- und Kultureinrichtungen. Mit seinen wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken verfügt das Land Brandenburg über ein beachtliches Potenzial, das wir mit jährlich mehr als 1 Million Euro unterstützen“, so Ministerin Kunst. „Vor dem Hintergrund moderner Informations- und Kommunikationstechnologien und der demografischen Entwicklung war es wichtig, den Bibliotheksentwicklungsplan aus dem Jahr 1995 zu überarbeiten und die aktuellen Herausforderungen zu benennen. Dabei geht es um die Förderung von Lese- und Medienkompetenz und Teilhabe an kultureller Bildung ebenso wie um die zunehmende Digitalisierung und die Entwicklung neuer, insbesondere virtueller, Zugänge zum weltweiten Wissen. Der aktualisierte Bibliotheksentwicklungsplan benennt die konkreten Herausforderungen und gibt Handlungsempfehlungen für die weiteren Diskussionen vor Ort.“
Cornelia Stabrodt, stellvertretende Vorsitzende des Bibliotheksverbandes: „Zur Bestandsaufnahme, die dem vorliegenden Bibliotheksentwicklungsplan zu Grund liegt, gehören auch unerfreuliche Feststellungen wie die, dass die Bibliotheken des Landes nur über 62 Prozent des laut Fachstandard notwendigen Personals verfügen, dass nur 79 Prozent der Stellen mit bibliothekarischem Fachpersonal besetzt sind, dass sich die Überalterung des Bibliothekspersonals an wissenschaftlichen Bibliotheken nicht mehr leugnen lässt, dass Etateinbußen in der Erwerbung und ständiger Personalabbau auch dort kontraproduktiv sind, wo es um soziale Zusammenhänge geht. Vor dem Hintergrund sich immer mehr ausweitender virtueller Welten und der von Soziologen und Psychologen beklagten zunehmenden Einsamkeit vor Computern gewinnen Bibliotheken als öffentliche Treffpunkte, Kommunikationsstätten und Orte kultureller Begegnung eine ganz neue, die Gesundheit fördernde und zutiefst humane Bedeutung. Auch deshalb wird vorgeschlagen, Bibliotheken als Standortfaktoren in die Entwicklungsplanungen des Landes und seiner Verwaltungseinheiten aufzunehmen. ‘Ja, mach nur einen Plan / sei nur ein großes Licht / und mach dann noch ´nen zweiten Plan / gehn tun sie beide nicht.“ – Ob Brecht, von dem diese Worte stammen, im vorliegenden Fall Recht behält, wird nicht nur von denen, die ihn aufstellen, sondern auch von denen, die ihn verwirklichen wollen, entschieden.“
Hintergrund:
Die öffentlichen Bibliotheken im Land Brandenburg zählten im Jahr 2014 rund 2,8 Millionen Besuche und 9 Millionen Entleihungen. Von den 200 öffentlichen Bibliotheken im Land Brandenburg werden 137 hauptamtlich und 63 neben- beziehungsweise ehrenamtlich geleitet.
Das Land Brandenburg unterstützt die öffentlichen Bibliotheken und deren Träger mit einer einrichtungsübergreifenden Infrastruktur, für die es jährlich mehr als 500.000 Euro zur Verfügung stellt:
- Der Kooperative Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg mit seiner Anbindung an das Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik in Berlin sichert die Gewährleistung der technischen Voraussetzungen für die Online-Fernleihe. Dafür stellt das Land Brandenburg jährlich rund 340.000 Euro zur Verfügung.
- Die Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken berät kommunale Bibliotheken und deren Träger in allen Fachfragen, sorgt für Fortbildung und bietet Serviceleistungen mit dem Ziel der Herstellung eines einheitlichen Fachstandards für die öffentlichen Bibliotheken. Dafür stellt das Land jährlich 150.000 Euro bereit.
- Das bundesweite Kompetenznetzwerk Bibliotheken erledigt überregionale Aufgaben für die Bibliotheken, unterstützt vom Land mit jährlich rund 17.000 Euro.
- Das Kompetenzzentrum Bestandserhaltung für Archive und Bibliotheken in Berlin und Brandenburg unterstützt Bibliotheken und Archive in beiden Ländern beim Auf- und Ausbau von Netzwerken. Dafür gibt es vom Land jährlich 20.000 Euro.
Zudem erhält die Stadt- und Landesbibliothek Potsdam für die Wahrnehmung der landesbibliothekarischen Aufgaben eine Zuwendung des Landes in Höhe von jährlich 538.000 Euro. Zu den landesbibliothekarischen Aufgaben zählen u.a. die Sammlung von Publikationen über und aus Brandenburg und die Archivierung von Pflichtexemplaren.
Foto: Annett Gräbitz
Quelle: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur