Jeder Student lernt es schon im Studium. Projekte vorher planen, sich Zwischenziele setzen, Fortschritte überprüfen und die Rahmenbedingungen im Auge behalten. Dazu gibt es Software, die man erlernen kann. Dass dabei auch Fehler passieren ist menschlich und normal, sie sind auch erlaubt. Lieferanten können nicht liefern, sonstige Störungen in Prozessen lassen sich manchmal nicht vermeiden. Unvorhergesehene Dinge geschehen, sie treten im laufenden Prozess auf und werden durch vorherige Risikoabschätzungen nicht entdeckt.
All das sind Sachen die vertretbar und erklärbar sind, aber in einigen Firmen und anscheinend gerade in politisch gesteuerten Projekten bzw. öffentlichen Behörden gibt es etwas, wofür ich kein Verständnis entwickeln kann. Es mangelt an nötiger Transparenz, erstens Fehler zuzugeben, zweitens dazu zu stehen und drittens auch rechtzeitig, nicht erst drei Tage vor Eröffnung infrastruktureller Großprojekte, Probleme zuzugeben. Das scheint aber leider ein grassierendes Phänomen unserer heutigen Gesellschaft zu sein. Fehler so lange wie möglich unter den Teppich zu kehren, Missstände überhaupt nicht ans Licht bringen zu wollen. Wenn, dann meist nur in der oft angewandten Salamitaktik a la Guttenberg und Wulff oder verschiedener Firmen, wenn wieder Skandale aufgedeckt werden, jedoch wird nur schon Bekanntes und Bewiesenes der Öffentlichkeit serviert.
Es mangelt an transparenter Kommunikationskultur. Ich bin der Meinung, Fehler würden oft verziehen werden, wenn sie kommuniziert werden, rechtzeitig bekannt sind und offen mit Gründen ehrlich formuliert werden, denn jeder Mensch macht Fehler.
Wo gesagt wird „Wir haben folgende Aspekte nicht bedacht oder berücksichtigt…“ bzw. ganz einfach „Das ist das Problem und daher kommt es zu Verzögerungen oder Kostensteigerungen.“ Das gehört zu einem guten Umgangston in einer demokratischen Grundordnung, denn der Skandal oder die Stimmung gegen etwas ergibt sich meist erst, wenn durch Medien etwas aufgedeckt wird – was ebenso wichtig und richtig ist. Aber die Realität sieht folgendermaßen aus: Wenige Tage vor dem geplanten scharfen Start für ein Projekt wird gesagt, „Oh, dass schaffen wir nicht.“ Und in dem Zuge kommt ans Licht, dass Fehlplanungen und –leistungen oder mangelhaftes Material festgestellt wurde, was im Nachgang Mehrkosten verursacht und am aktuellen Beispiel des Flughafens Berlin Brandenburg “Willy Brandt” 1,2 Mrd. Euro ausmacht.
In Brandenburg hat das schon fast Tradition. Der märkische Sand musste schon einige Male für politische Träume herhalten. Da wären das jetzige Tropical Island, aus deren Halle mal riesige Frachtluftschiffe starten sollten, die Chipfabrik in Frankfurt/Oder in der bis vor kurzem wenigstens noch Solarmodule hergestellt wurden und die nun auch leer steht oder der Lausitzring, der groß als Formel 1 Strecke angekündigt wurde und ebenso wie die anderen Projekte mit vielfachen Fördermillionen aus dem leeren Staats- und Landessäckel gestützt wurden. Letzteres existiert noch heute in seiner ursprünglichen Aufgabe, es ist eine Rennstrecke und nach Jahren scheint sie nun endlich Fuß zu fassen, mit kleineren Veranstaltungen als die Formel 1 aber dennoch öfter einen Besuch wert.
Aber zum Glück haben wir in diesem Land die eierlegende Wollmilchsau, und das nicht nur hier, sondern vielleicht weltweit, den Steuerzahler.
Der mit Mehrkosten belegt wird, die an anderer Seite wieder eingespart werden müssen oder Schulden über Generationen aufgenommen werden, weil sich einfach keine Gedanken gemacht wird, dass es das Geld der Leute ist und nicht das eigene Geld der Politiker, Entscheidungsträger oder auch Börsenhändler (ist ein anderes Thema), die solche Desaster zu verantworten haben. Übrigens hat der Bund der Steuerzahler gestern sein Schwarzbuch 2012 (kostenlos bestellbar oder herunterladbar unter Bund der Steuerzahler) veröffentlicht und der Flughafen steht gleich oben an. Das Ergebnis der Überprüfung zeigt folgendes: “Bis heute zeigt sich, dass das Management der Flughafengesellschaft mit dem komplexen Projekt überfordert ist. Das Ergebnis: Das Flughafendebakel ist ein Manifest von Fehlplanungen, Missmanagement, unvollständigen Bauunterlagen und Kostenüberschreitungen, umrahmt mit politischem Versagen seitens des Aufsichtsrats. Eigentümer der Gesellschaft ist der Steuerzahler in Form der Länder Berlin und Brandenburg (jeweils 37 Prozent) sowie des Bundes, vertreten durch das Bundesfinanz- und das Bundesverkehrsministerium (26Prozent). 15 Mitglieder zählt dieser Aufsichtsrat, der weniger nach fachlichen Kriterien als nach politischem Amt besetzt wurde. Die Politik stellt zehn Aufsichtsratsmitglieder, acht davon sind Regierungschefs, Minister/Senatoren oder Staatssekretäre. Aufgabe dieses hoch politisch besetzten Gremiums ist u.a., die von ihm bestellte Geschäftsführung zu kontrollieren, Entscheidungen von grundlegender Bedeutung mitzutragen bzw. bei Fehlentwicklungen zu intervenieren. Doch obwohl schon Monate vor dem geplanten Eröffnungstermin am 3. Juni 2012 unternehmensintern allerhand Defizite deutlich wurden, griff der Aufsichtsrat nicht ein. Vielmehr vertraute er nahezu blind den Aussagen und Ausflüchten der Geschäftsführung, die viel zu freie Hand erhalten hatte. Als Konsequenz griffen die politischen Gesellschafter zum üblichen Mittel. Sie setzten reflexartig die Flughafen-Planer sowie einen Teil der Geschäftsführung vor die Tür. Sich selbst hält das Aufsichtsgremium jedoch für unantastbar. Dabei gilt es dringender denn je, die Struktur des Aufsichtsrats zu überdenken. Politiker aus den Reihen der Gesellschafter sollten trotz des fortgeschrittenen Bauprozesses durch ausgewiesene externe Fachexperten sowie durch kompetente Fachbeamte der jeweiligen Verwaltungen ersetzt werden.” (Bericht Schwarzbuch 2012). Hier scheint es, als wollten sich die Politker der beiden Länder in Szene setzen und bei der Eröffnung fleißig mit Fähnchen schwenken, sich gegenseitig auf die Schultern klopfen und sagen “Haben wir das nicht toll gemacht.” Aber manchmal kommt es eben anders, da man Macht aber so schlecht abgibt und Fehler nicht zugibt, sitzen sie heut noch im Aufsichtsrat.
Wenn ich künftig ein Haus bauen sollte, gehe ich auch irgendwann einfach zur Bank und sage denen, „Das Haus sollte morgen fertig sein, aber heute habe ich festgestellt, dass noch 100.000 Euro fehlen, gebt sie mir!“. Mal sehen wie lange ich in dieser Bank bin, bevor ich vom Sicherheitspersonal hinauskomplimentiert werde.
Ich wünsche mir, wie in jeder guten Ehe oder Partnerschaft, dass man über Probleme redet. Es muss nicht gleich aus jeder Mücke ein Elefant gemacht werden, gerade wenn man sich noch sehr, sehr unsicher ist, muss es auch nicht gleich an die große Glocke gehängt werden, aber sobald die Fakten feststehen, sollte darüber in der Öffentlichkeit gesprochen werden. In dem Zusammenhang ist es sehr schwer zu glauben, dass beim Flughafen für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg erst wenige Tage vor der Eröffnung feststand, dass Brandschutzbestimmungen nicht eingehalten werden können und daher der Termin mittlerweile weitere zweimal verlegt werden musste. Hier wird aber immer aufs neue versucht den Bürger für dumm zu verkaufen.
Es ist dem normalen Bürger auch nicht mehr zu verkaufen, der für jeden kleinen Fehler bestraft wird oder als Arbeitnehmer sofort am Pranger steht, sobald ein Fehler auftritt, dass Politik und Entscheidungsträger, die eigentlich Vorbildfunktion für die Bürger haben sollen, mit solch einem Verhalten davonkommen und es immer wieder mit derselben Masche versuchen. Im Endeffekt landet der Schaden beim kleinen Bürger und Arbeitnehmer.
Politiker treten einfach nicht mehr zur Wiederwahl an, damit sind sie raus aus dem Kreislauf oder werden in den Ruhestand versetzt, so dass sie weiter ihre versprochenen Bezüge bekommen. Unternehmenschefs wechseln zu anderen Unternehmen oder machen einfach weiter. Nur der Steuerzahler muss Mehrkosten verkraften die woanders gespart werden.
Als Vergleichsrechnung (ja ich bin mir bewusst, dass man diesen Vergleich nicht 1:1 ziehen kann). Der Flughafen BER soll ca. 1,2 Mrd. Euro mehr kosten. Die BTU Cottbus hat ein jährliches Haushaltsaufkommen von ca. 50 Mio. Euro. 7000 Studenten und mehrere tausend Menschen arbeiten direkt an der BTU oder profitieren indirekt von der Institution (Vermieter, Gemüsehändler, Handyverkäufer, Freizeit-, Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie einen enormen Mehrwert durch die Ausbildungen der Studenten und Mitarbeiter). Würden diese 1,2 Mrd. Euro in die Bildung gesteckt, was ebenso langfristige Investitionen wären, denn die klugen Köpfe würden in 5, 10, 15 oder 20 Jahren dem Land aufgrund ihrer Bildung und Eigeninitiative etwas bringen. Allein der BTU Cottbus würden diese 1,2 Mrd. Euro 24 Jahre die Finanzierung auf der heutigen Grundlage sichern (die momentan mehr als dürftig ist, aber das ist nicht das Thema).
Aber nein, wir reden in der Lausitz über eine Auflösung und Neugründung der Hochschuleinrichtungen und nicht wenige glauben daran, dass es auf ein Sparmodell hinausläuft, um die klammen Landeskassen weiter zu entlasten. Dabei wird ein weiteres Problem dieser Politik klar und von einem fragwürdigen Demokratieverständnis zeugt. Politik wird aus den Ministerien heraus nach unten aufgezwungen und an den Betroffenen vorbei gemacht, ohne sie zu fragen oder von Vornherein einzubeziehen (bevor Ziele feststehen). Diese Politik wird auf dem Rücken junger Menschen ausgetragen, die eigentlich dazu befähigt werden sollen selbst zu denken, zu forschen, Erfindungen hervorzubringen und sich selbstständig zu machen und ihrerseits Arbeitsplätze zu schaffen. Hier wird an der einzigen Ressource gekürzt, die dieses Land noch über Jahrzehnte hat, die Köpfe der Leute! Diejenigen die diese Politik jetzt verantworten, kümmern sich nur um Politik die von heute bis zur nächsten Wahl geht, danach die Sintflut.
Da kann ich nur noch den Kopf schütteln.
Ich bin gespannt auf Meinungen, Kritik und weitere Gedanken. Weitere gescheiterte Projekte aber auch gelungene Sachen!
Fotos: Mahnmale Brandenburger Politik bei Großprojekten, die Milliarden an Steuergeldern verbrannt haben und heute teilweise leer stehen, noch nicht in Betrieb sind, anders weiter verwendet wurden oder einen langen Weg hinter sich haben ordentlich aufgestellt zu sein.
oben:
– Tower Flughafen Berlin-Brandenburg Int. Ende April 2012, Wikipedia, Creative Commons, Urheber: Berihert
unten:
– Luftschiffhalle der Cargolifter AG, heute Tropical Island in Briesen-Brand (Brandenburg) in Deutschland, Wikipedia, Creative Commons Lizenz, Urheber: Stefan Kühn
– DTM auf dem Lausitzring, frei verfügbares Bild, Wikipedia
– Conergy im Februar 2008, Wikipedia, Creative Commons Lizenz, Urheber: Ralf Lotys
Jeder Student lernt es schon im Studium. Projekte vorher planen, sich Zwischenziele setzen, Fortschritte überprüfen und die Rahmenbedingungen im Auge behalten. Dazu gibt es Software, die man erlernen kann. Dass dabei auch Fehler passieren ist menschlich und normal, sie sind auch erlaubt. Lieferanten können nicht liefern, sonstige Störungen in Prozessen lassen sich manchmal nicht vermeiden. Unvorhergesehene Dinge geschehen, sie treten im laufenden Prozess auf und werden durch vorherige Risikoabschätzungen nicht entdeckt.
All das sind Sachen die vertretbar und erklärbar sind, aber in einigen Firmen und anscheinend gerade in politisch gesteuerten Projekten bzw. öffentlichen Behörden gibt es etwas, wofür ich kein Verständnis entwickeln kann. Es mangelt an nötiger Transparenz, erstens Fehler zuzugeben, zweitens dazu zu stehen und drittens auch rechtzeitig, nicht erst drei Tage vor Eröffnung infrastruktureller Großprojekte, Probleme zuzugeben. Das scheint aber leider ein grassierendes Phänomen unserer heutigen Gesellschaft zu sein. Fehler so lange wie möglich unter den Teppich zu kehren, Missstände überhaupt nicht ans Licht bringen zu wollen. Wenn, dann meist nur in der oft angewandten Salamitaktik a la Guttenberg und Wulff oder verschiedener Firmen, wenn wieder Skandale aufgedeckt werden, jedoch wird nur schon Bekanntes und Bewiesenes der Öffentlichkeit serviert.
Es mangelt an transparenter Kommunikationskultur. Ich bin der Meinung, Fehler würden oft verziehen werden, wenn sie kommuniziert werden, rechtzeitig bekannt sind und offen mit Gründen ehrlich formuliert werden, denn jeder Mensch macht Fehler.
Wo gesagt wird „Wir haben folgende Aspekte nicht bedacht oder berücksichtigt…“ bzw. ganz einfach „Das ist das Problem und daher kommt es zu Verzögerungen oder Kostensteigerungen.“ Das gehört zu einem guten Umgangston in einer demokratischen Grundordnung, denn der Skandal oder die Stimmung gegen etwas ergibt sich meist erst, wenn durch Medien etwas aufgedeckt wird – was ebenso wichtig und richtig ist. Aber die Realität sieht folgendermaßen aus: Wenige Tage vor dem geplanten scharfen Start für ein Projekt wird gesagt, „Oh, dass schaffen wir nicht.“ Und in dem Zuge kommt ans Licht, dass Fehlplanungen und –leistungen oder mangelhaftes Material festgestellt wurde, was im Nachgang Mehrkosten verursacht und am aktuellen Beispiel des Flughafens Berlin Brandenburg “Willy Brandt” 1,2 Mrd. Euro ausmacht.
In Brandenburg hat das schon fast Tradition. Der märkische Sand musste schon einige Male für politische Träume herhalten. Da wären das jetzige Tropical Island, aus deren Halle mal riesige Frachtluftschiffe starten sollten, die Chipfabrik in Frankfurt/Oder in der bis vor kurzem wenigstens noch Solarmodule hergestellt wurden und die nun auch leer steht oder der Lausitzring, der groß als Formel 1 Strecke angekündigt wurde und ebenso wie die anderen Projekte mit vielfachen Fördermillionen aus dem leeren Staats- und Landessäckel gestützt wurden. Letzteres existiert noch heute in seiner ursprünglichen Aufgabe, es ist eine Rennstrecke und nach Jahren scheint sie nun endlich Fuß zu fassen, mit kleineren Veranstaltungen als die Formel 1 aber dennoch öfter einen Besuch wert.
Aber zum Glück haben wir in diesem Land die eierlegende Wollmilchsau, und das nicht nur hier, sondern vielleicht weltweit, den Steuerzahler.
Der mit Mehrkosten belegt wird, die an anderer Seite wieder eingespart werden müssen oder Schulden über Generationen aufgenommen werden, weil sich einfach keine Gedanken gemacht wird, dass es das Geld der Leute ist und nicht das eigene Geld der Politiker, Entscheidungsträger oder auch Börsenhändler (ist ein anderes Thema), die solche Desaster zu verantworten haben. Übrigens hat der Bund der Steuerzahler gestern sein Schwarzbuch 2012 (kostenlos bestellbar oder herunterladbar unter Bund der Steuerzahler) veröffentlicht und der Flughafen steht gleich oben an. Das Ergebnis der Überprüfung zeigt folgendes: “Bis heute zeigt sich, dass das Management der Flughafengesellschaft mit dem komplexen Projekt überfordert ist. Das Ergebnis: Das Flughafendebakel ist ein Manifest von Fehlplanungen, Missmanagement, unvollständigen Bauunterlagen und Kostenüberschreitungen, umrahmt mit politischem Versagen seitens des Aufsichtsrats. Eigentümer der Gesellschaft ist der Steuerzahler in Form der Länder Berlin und Brandenburg (jeweils 37 Prozent) sowie des Bundes, vertreten durch das Bundesfinanz- und das Bundesverkehrsministerium (26Prozent). 15 Mitglieder zählt dieser Aufsichtsrat, der weniger nach fachlichen Kriterien als nach politischem Amt besetzt wurde. Die Politik stellt zehn Aufsichtsratsmitglieder, acht davon sind Regierungschefs, Minister/Senatoren oder Staatssekretäre. Aufgabe dieses hoch politisch besetzten Gremiums ist u.a., die von ihm bestellte Geschäftsführung zu kontrollieren, Entscheidungen von grundlegender Bedeutung mitzutragen bzw. bei Fehlentwicklungen zu intervenieren. Doch obwohl schon Monate vor dem geplanten Eröffnungstermin am 3. Juni 2012 unternehmensintern allerhand Defizite deutlich wurden, griff der Aufsichtsrat nicht ein. Vielmehr vertraute er nahezu blind den Aussagen und Ausflüchten der Geschäftsführung, die viel zu freie Hand erhalten hatte. Als Konsequenz griffen die politischen Gesellschafter zum üblichen Mittel. Sie setzten reflexartig die Flughafen-Planer sowie einen Teil der Geschäftsführung vor die Tür. Sich selbst hält das Aufsichtsgremium jedoch für unantastbar. Dabei gilt es dringender denn je, die Struktur des Aufsichtsrats zu überdenken. Politiker aus den Reihen der Gesellschafter sollten trotz des fortgeschrittenen Bauprozesses durch ausgewiesene externe Fachexperten sowie durch kompetente Fachbeamte der jeweiligen Verwaltungen ersetzt werden.” (Bericht Schwarzbuch 2012). Hier scheint es, als wollten sich die Politker der beiden Länder in Szene setzen und bei der Eröffnung fleißig mit Fähnchen schwenken, sich gegenseitig auf die Schultern klopfen und sagen “Haben wir das nicht toll gemacht.” Aber manchmal kommt es eben anders, da man Macht aber so schlecht abgibt und Fehler nicht zugibt, sitzen sie heut noch im Aufsichtsrat.
Wenn ich künftig ein Haus bauen sollte, gehe ich auch irgendwann einfach zur Bank und sage denen, „Das Haus sollte morgen fertig sein, aber heute habe ich festgestellt, dass noch 100.000 Euro fehlen, gebt sie mir!“. Mal sehen wie lange ich in dieser Bank bin, bevor ich vom Sicherheitspersonal hinauskomplimentiert werde.
Ich wünsche mir, wie in jeder guten Ehe oder Partnerschaft, dass man über Probleme redet. Es muss nicht gleich aus jeder Mücke ein Elefant gemacht werden, gerade wenn man sich noch sehr, sehr unsicher ist, muss es auch nicht gleich an die große Glocke gehängt werden, aber sobald die Fakten feststehen, sollte darüber in der Öffentlichkeit gesprochen werden. In dem Zusammenhang ist es sehr schwer zu glauben, dass beim Flughafen für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg erst wenige Tage vor der Eröffnung feststand, dass Brandschutzbestimmungen nicht eingehalten werden können und daher der Termin mittlerweile weitere zweimal verlegt werden musste. Hier wird aber immer aufs neue versucht den Bürger für dumm zu verkaufen.
Es ist dem normalen Bürger auch nicht mehr zu verkaufen, der für jeden kleinen Fehler bestraft wird oder als Arbeitnehmer sofort am Pranger steht, sobald ein Fehler auftritt, dass Politik und Entscheidungsträger, die eigentlich Vorbildfunktion für die Bürger haben sollen, mit solch einem Verhalten davonkommen und es immer wieder mit derselben Masche versuchen. Im Endeffekt landet der Schaden beim kleinen Bürger und Arbeitnehmer.
Politiker treten einfach nicht mehr zur Wiederwahl an, damit sind sie raus aus dem Kreislauf oder werden in den Ruhestand versetzt, so dass sie weiter ihre versprochenen Bezüge bekommen. Unternehmenschefs wechseln zu anderen Unternehmen oder machen einfach weiter. Nur der Steuerzahler muss Mehrkosten verkraften die woanders gespart werden.
Als Vergleichsrechnung (ja ich bin mir bewusst, dass man diesen Vergleich nicht 1:1 ziehen kann). Der Flughafen BER soll ca. 1,2 Mrd. Euro mehr kosten. Die BTU Cottbus hat ein jährliches Haushaltsaufkommen von ca. 50 Mio. Euro. 7000 Studenten und mehrere tausend Menschen arbeiten direkt an der BTU oder profitieren indirekt von der Institution (Vermieter, Gemüsehändler, Handyverkäufer, Freizeit-, Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie einen enormen Mehrwert durch die Ausbildungen der Studenten und Mitarbeiter). Würden diese 1,2 Mrd. Euro in die Bildung gesteckt, was ebenso langfristige Investitionen wären, denn die klugen Köpfe würden in 5, 10, 15 oder 20 Jahren dem Land aufgrund ihrer Bildung und Eigeninitiative etwas bringen. Allein der BTU Cottbus würden diese 1,2 Mrd. Euro 24 Jahre die Finanzierung auf der heutigen Grundlage sichern (die momentan mehr als dürftig ist, aber das ist nicht das Thema).
Aber nein, wir reden in der Lausitz über eine Auflösung und Neugründung der Hochschuleinrichtungen und nicht wenige glauben daran, dass es auf ein Sparmodell hinausläuft, um die klammen Landeskassen weiter zu entlasten. Dabei wird ein weiteres Problem dieser Politik klar und von einem fragwürdigen Demokratieverständnis zeugt. Politik wird aus den Ministerien heraus nach unten aufgezwungen und an den Betroffenen vorbei gemacht, ohne sie zu fragen oder von Vornherein einzubeziehen (bevor Ziele feststehen). Diese Politik wird auf dem Rücken junger Menschen ausgetragen, die eigentlich dazu befähigt werden sollen selbst zu denken, zu forschen, Erfindungen hervorzubringen und sich selbstständig zu machen und ihrerseits Arbeitsplätze zu schaffen. Hier wird an der einzigen Ressource gekürzt, die dieses Land noch über Jahrzehnte hat, die Köpfe der Leute! Diejenigen die diese Politik jetzt verantworten, kümmern sich nur um Politik die von heute bis zur nächsten Wahl geht, danach die Sintflut.
Da kann ich nur noch den Kopf schütteln.
Ich bin gespannt auf Meinungen, Kritik und weitere Gedanken. Weitere gescheiterte Projekte aber auch gelungene Sachen!
Fotos: Mahnmale Brandenburger Politik bei Großprojekten, die Milliarden an Steuergeldern verbrannt haben und heute teilweise leer stehen, noch nicht in Betrieb sind, anders weiter verwendet wurden oder einen langen Weg hinter sich haben ordentlich aufgestellt zu sein.
oben:
– Tower Flughafen Berlin-Brandenburg Int. Ende April 2012, Wikipedia, Creative Commons, Urheber: Berihert
unten:
– Luftschiffhalle der Cargolifter AG, heute Tropical Island in Briesen-Brand (Brandenburg) in Deutschland, Wikipedia, Creative Commons Lizenz, Urheber: Stefan Kühn
– DTM auf dem Lausitzring, frei verfügbares Bild, Wikipedia
– Conergy im Februar 2008, Wikipedia, Creative Commons Lizenz, Urheber: Ralf Lotys
Jeder Student lernt es schon im Studium. Projekte vorher planen, sich Zwischenziele setzen, Fortschritte überprüfen und die Rahmenbedingungen im Auge behalten. Dazu gibt es Software, die man erlernen kann. Dass dabei auch Fehler passieren ist menschlich und normal, sie sind auch erlaubt. Lieferanten können nicht liefern, sonstige Störungen in Prozessen lassen sich manchmal nicht vermeiden. Unvorhergesehene Dinge geschehen, sie treten im laufenden Prozess auf und werden durch vorherige Risikoabschätzungen nicht entdeckt.
All das sind Sachen die vertretbar und erklärbar sind, aber in einigen Firmen und anscheinend gerade in politisch gesteuerten Projekten bzw. öffentlichen Behörden gibt es etwas, wofür ich kein Verständnis entwickeln kann. Es mangelt an nötiger Transparenz, erstens Fehler zuzugeben, zweitens dazu zu stehen und drittens auch rechtzeitig, nicht erst drei Tage vor Eröffnung infrastruktureller Großprojekte, Probleme zuzugeben. Das scheint aber leider ein grassierendes Phänomen unserer heutigen Gesellschaft zu sein. Fehler so lange wie möglich unter den Teppich zu kehren, Missstände überhaupt nicht ans Licht bringen zu wollen. Wenn, dann meist nur in der oft angewandten Salamitaktik a la Guttenberg und Wulff oder verschiedener Firmen, wenn wieder Skandale aufgedeckt werden, jedoch wird nur schon Bekanntes und Bewiesenes der Öffentlichkeit serviert.
Es mangelt an transparenter Kommunikationskultur. Ich bin der Meinung, Fehler würden oft verziehen werden, wenn sie kommuniziert werden, rechtzeitig bekannt sind und offen mit Gründen ehrlich formuliert werden, denn jeder Mensch macht Fehler.
Wo gesagt wird „Wir haben folgende Aspekte nicht bedacht oder berücksichtigt…“ bzw. ganz einfach „Das ist das Problem und daher kommt es zu Verzögerungen oder Kostensteigerungen.“ Das gehört zu einem guten Umgangston in einer demokratischen Grundordnung, denn der Skandal oder die Stimmung gegen etwas ergibt sich meist erst, wenn durch Medien etwas aufgedeckt wird – was ebenso wichtig und richtig ist. Aber die Realität sieht folgendermaßen aus: Wenige Tage vor dem geplanten scharfen Start für ein Projekt wird gesagt, „Oh, dass schaffen wir nicht.“ Und in dem Zuge kommt ans Licht, dass Fehlplanungen und –leistungen oder mangelhaftes Material festgestellt wurde, was im Nachgang Mehrkosten verursacht und am aktuellen Beispiel des Flughafens Berlin Brandenburg “Willy Brandt” 1,2 Mrd. Euro ausmacht.
In Brandenburg hat das schon fast Tradition. Der märkische Sand musste schon einige Male für politische Träume herhalten. Da wären das jetzige Tropical Island, aus deren Halle mal riesige Frachtluftschiffe starten sollten, die Chipfabrik in Frankfurt/Oder in der bis vor kurzem wenigstens noch Solarmodule hergestellt wurden und die nun auch leer steht oder der Lausitzring, der groß als Formel 1 Strecke angekündigt wurde und ebenso wie die anderen Projekte mit vielfachen Fördermillionen aus dem leeren Staats- und Landessäckel gestützt wurden. Letzteres existiert noch heute in seiner ursprünglichen Aufgabe, es ist eine Rennstrecke und nach Jahren scheint sie nun endlich Fuß zu fassen, mit kleineren Veranstaltungen als die Formel 1 aber dennoch öfter einen Besuch wert.
Aber zum Glück haben wir in diesem Land die eierlegende Wollmilchsau, und das nicht nur hier, sondern vielleicht weltweit, den Steuerzahler.
Der mit Mehrkosten belegt wird, die an anderer Seite wieder eingespart werden müssen oder Schulden über Generationen aufgenommen werden, weil sich einfach keine Gedanken gemacht wird, dass es das Geld der Leute ist und nicht das eigene Geld der Politiker, Entscheidungsträger oder auch Börsenhändler (ist ein anderes Thema), die solche Desaster zu verantworten haben. Übrigens hat der Bund der Steuerzahler gestern sein Schwarzbuch 2012 (kostenlos bestellbar oder herunterladbar unter Bund der Steuerzahler) veröffentlicht und der Flughafen steht gleich oben an. Das Ergebnis der Überprüfung zeigt folgendes: “Bis heute zeigt sich, dass das Management der Flughafengesellschaft mit dem komplexen Projekt überfordert ist. Das Ergebnis: Das Flughafendebakel ist ein Manifest von Fehlplanungen, Missmanagement, unvollständigen Bauunterlagen und Kostenüberschreitungen, umrahmt mit politischem Versagen seitens des Aufsichtsrats. Eigentümer der Gesellschaft ist der Steuerzahler in Form der Länder Berlin und Brandenburg (jeweils 37 Prozent) sowie des Bundes, vertreten durch das Bundesfinanz- und das Bundesverkehrsministerium (26Prozent). 15 Mitglieder zählt dieser Aufsichtsrat, der weniger nach fachlichen Kriterien als nach politischem Amt besetzt wurde. Die Politik stellt zehn Aufsichtsratsmitglieder, acht davon sind Regierungschefs, Minister/Senatoren oder Staatssekretäre. Aufgabe dieses hoch politisch besetzten Gremiums ist u.a., die von ihm bestellte Geschäftsführung zu kontrollieren, Entscheidungen von grundlegender Bedeutung mitzutragen bzw. bei Fehlentwicklungen zu intervenieren. Doch obwohl schon Monate vor dem geplanten Eröffnungstermin am 3. Juni 2012 unternehmensintern allerhand Defizite deutlich wurden, griff der Aufsichtsrat nicht ein. Vielmehr vertraute er nahezu blind den Aussagen und Ausflüchten der Geschäftsführung, die viel zu freie Hand erhalten hatte. Als Konsequenz griffen die politischen Gesellschafter zum üblichen Mittel. Sie setzten reflexartig die Flughafen-Planer sowie einen Teil der Geschäftsführung vor die Tür. Sich selbst hält das Aufsichtsgremium jedoch für unantastbar. Dabei gilt es dringender denn je, die Struktur des Aufsichtsrats zu überdenken. Politiker aus den Reihen der Gesellschafter sollten trotz des fortgeschrittenen Bauprozesses durch ausgewiesene externe Fachexperten sowie durch kompetente Fachbeamte der jeweiligen Verwaltungen ersetzt werden.” (Bericht Schwarzbuch 2012). Hier scheint es, als wollten sich die Politker der beiden Länder in Szene setzen und bei der Eröffnung fleißig mit Fähnchen schwenken, sich gegenseitig auf die Schultern klopfen und sagen “Haben wir das nicht toll gemacht.” Aber manchmal kommt es eben anders, da man Macht aber so schlecht abgibt und Fehler nicht zugibt, sitzen sie heut noch im Aufsichtsrat.
Wenn ich künftig ein Haus bauen sollte, gehe ich auch irgendwann einfach zur Bank und sage denen, „Das Haus sollte morgen fertig sein, aber heute habe ich festgestellt, dass noch 100.000 Euro fehlen, gebt sie mir!“. Mal sehen wie lange ich in dieser Bank bin, bevor ich vom Sicherheitspersonal hinauskomplimentiert werde.
Ich wünsche mir, wie in jeder guten Ehe oder Partnerschaft, dass man über Probleme redet. Es muss nicht gleich aus jeder Mücke ein Elefant gemacht werden, gerade wenn man sich noch sehr, sehr unsicher ist, muss es auch nicht gleich an die große Glocke gehängt werden, aber sobald die Fakten feststehen, sollte darüber in der Öffentlichkeit gesprochen werden. In dem Zusammenhang ist es sehr schwer zu glauben, dass beim Flughafen für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg erst wenige Tage vor der Eröffnung feststand, dass Brandschutzbestimmungen nicht eingehalten werden können und daher der Termin mittlerweile weitere zweimal verlegt werden musste. Hier wird aber immer aufs neue versucht den Bürger für dumm zu verkaufen.
Es ist dem normalen Bürger auch nicht mehr zu verkaufen, der für jeden kleinen Fehler bestraft wird oder als Arbeitnehmer sofort am Pranger steht, sobald ein Fehler auftritt, dass Politik und Entscheidungsträger, die eigentlich Vorbildfunktion für die Bürger haben sollen, mit solch einem Verhalten davonkommen und es immer wieder mit derselben Masche versuchen. Im Endeffekt landet der Schaden beim kleinen Bürger und Arbeitnehmer.
Politiker treten einfach nicht mehr zur Wiederwahl an, damit sind sie raus aus dem Kreislauf oder werden in den Ruhestand versetzt, so dass sie weiter ihre versprochenen Bezüge bekommen. Unternehmenschefs wechseln zu anderen Unternehmen oder machen einfach weiter. Nur der Steuerzahler muss Mehrkosten verkraften die woanders gespart werden.
Als Vergleichsrechnung (ja ich bin mir bewusst, dass man diesen Vergleich nicht 1:1 ziehen kann). Der Flughafen BER soll ca. 1,2 Mrd. Euro mehr kosten. Die BTU Cottbus hat ein jährliches Haushaltsaufkommen von ca. 50 Mio. Euro. 7000 Studenten und mehrere tausend Menschen arbeiten direkt an der BTU oder profitieren indirekt von der Institution (Vermieter, Gemüsehändler, Handyverkäufer, Freizeit-, Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie einen enormen Mehrwert durch die Ausbildungen der Studenten und Mitarbeiter). Würden diese 1,2 Mrd. Euro in die Bildung gesteckt, was ebenso langfristige Investitionen wären, denn die klugen Köpfe würden in 5, 10, 15 oder 20 Jahren dem Land aufgrund ihrer Bildung und Eigeninitiative etwas bringen. Allein der BTU Cottbus würden diese 1,2 Mrd. Euro 24 Jahre die Finanzierung auf der heutigen Grundlage sichern (die momentan mehr als dürftig ist, aber das ist nicht das Thema).
Aber nein, wir reden in der Lausitz über eine Auflösung und Neugründung der Hochschuleinrichtungen und nicht wenige glauben daran, dass es auf ein Sparmodell hinausläuft, um die klammen Landeskassen weiter zu entlasten. Dabei wird ein weiteres Problem dieser Politik klar und von einem fragwürdigen Demokratieverständnis zeugt. Politik wird aus den Ministerien heraus nach unten aufgezwungen und an den Betroffenen vorbei gemacht, ohne sie zu fragen oder von Vornherein einzubeziehen (bevor Ziele feststehen). Diese Politik wird auf dem Rücken junger Menschen ausgetragen, die eigentlich dazu befähigt werden sollen selbst zu denken, zu forschen, Erfindungen hervorzubringen und sich selbstständig zu machen und ihrerseits Arbeitsplätze zu schaffen. Hier wird an der einzigen Ressource gekürzt, die dieses Land noch über Jahrzehnte hat, die Köpfe der Leute! Diejenigen die diese Politik jetzt verantworten, kümmern sich nur um Politik die von heute bis zur nächsten Wahl geht, danach die Sintflut.
Da kann ich nur noch den Kopf schütteln.
Ich bin gespannt auf Meinungen, Kritik und weitere Gedanken. Weitere gescheiterte Projekte aber auch gelungene Sachen!
Fotos: Mahnmale Brandenburger Politik bei Großprojekten, die Milliarden an Steuergeldern verbrannt haben und heute teilweise leer stehen, noch nicht in Betrieb sind, anders weiter verwendet wurden oder einen langen Weg hinter sich haben ordentlich aufgestellt zu sein.
oben:
– Tower Flughafen Berlin-Brandenburg Int. Ende April 2012, Wikipedia, Creative Commons, Urheber: Berihert
unten:
– Luftschiffhalle der Cargolifter AG, heute Tropical Island in Briesen-Brand (Brandenburg) in Deutschland, Wikipedia, Creative Commons Lizenz, Urheber: Stefan Kühn
– DTM auf dem Lausitzring, frei verfügbares Bild, Wikipedia
– Conergy im Februar 2008, Wikipedia, Creative Commons Lizenz, Urheber: Ralf Lotys
Jeder Student lernt es schon im Studium. Projekte vorher planen, sich Zwischenziele setzen, Fortschritte überprüfen und die Rahmenbedingungen im Auge behalten. Dazu gibt es Software, die man erlernen kann. Dass dabei auch Fehler passieren ist menschlich und normal, sie sind auch erlaubt. Lieferanten können nicht liefern, sonstige Störungen in Prozessen lassen sich manchmal nicht vermeiden. Unvorhergesehene Dinge geschehen, sie treten im laufenden Prozess auf und werden durch vorherige Risikoabschätzungen nicht entdeckt.
All das sind Sachen die vertretbar und erklärbar sind, aber in einigen Firmen und anscheinend gerade in politisch gesteuerten Projekten bzw. öffentlichen Behörden gibt es etwas, wofür ich kein Verständnis entwickeln kann. Es mangelt an nötiger Transparenz, erstens Fehler zuzugeben, zweitens dazu zu stehen und drittens auch rechtzeitig, nicht erst drei Tage vor Eröffnung infrastruktureller Großprojekte, Probleme zuzugeben. Das scheint aber leider ein grassierendes Phänomen unserer heutigen Gesellschaft zu sein. Fehler so lange wie möglich unter den Teppich zu kehren, Missstände überhaupt nicht ans Licht bringen zu wollen. Wenn, dann meist nur in der oft angewandten Salamitaktik a la Guttenberg und Wulff oder verschiedener Firmen, wenn wieder Skandale aufgedeckt werden, jedoch wird nur schon Bekanntes und Bewiesenes der Öffentlichkeit serviert.
Es mangelt an transparenter Kommunikationskultur. Ich bin der Meinung, Fehler würden oft verziehen werden, wenn sie kommuniziert werden, rechtzeitig bekannt sind und offen mit Gründen ehrlich formuliert werden, denn jeder Mensch macht Fehler.
Wo gesagt wird „Wir haben folgende Aspekte nicht bedacht oder berücksichtigt…“ bzw. ganz einfach „Das ist das Problem und daher kommt es zu Verzögerungen oder Kostensteigerungen.“ Das gehört zu einem guten Umgangston in einer demokratischen Grundordnung, denn der Skandal oder die Stimmung gegen etwas ergibt sich meist erst, wenn durch Medien etwas aufgedeckt wird – was ebenso wichtig und richtig ist. Aber die Realität sieht folgendermaßen aus: Wenige Tage vor dem geplanten scharfen Start für ein Projekt wird gesagt, „Oh, dass schaffen wir nicht.“ Und in dem Zuge kommt ans Licht, dass Fehlplanungen und –leistungen oder mangelhaftes Material festgestellt wurde, was im Nachgang Mehrkosten verursacht und am aktuellen Beispiel des Flughafens Berlin Brandenburg “Willy Brandt” 1,2 Mrd. Euro ausmacht.
In Brandenburg hat das schon fast Tradition. Der märkische Sand musste schon einige Male für politische Träume herhalten. Da wären das jetzige Tropical Island, aus deren Halle mal riesige Frachtluftschiffe starten sollten, die Chipfabrik in Frankfurt/Oder in der bis vor kurzem wenigstens noch Solarmodule hergestellt wurden und die nun auch leer steht oder der Lausitzring, der groß als Formel 1 Strecke angekündigt wurde und ebenso wie die anderen Projekte mit vielfachen Fördermillionen aus dem leeren Staats- und Landessäckel gestützt wurden. Letzteres existiert noch heute in seiner ursprünglichen Aufgabe, es ist eine Rennstrecke und nach Jahren scheint sie nun endlich Fuß zu fassen, mit kleineren Veranstaltungen als die Formel 1 aber dennoch öfter einen Besuch wert.
Aber zum Glück haben wir in diesem Land die eierlegende Wollmilchsau, und das nicht nur hier, sondern vielleicht weltweit, den Steuerzahler.
Der mit Mehrkosten belegt wird, die an anderer Seite wieder eingespart werden müssen oder Schulden über Generationen aufgenommen werden, weil sich einfach keine Gedanken gemacht wird, dass es das Geld der Leute ist und nicht das eigene Geld der Politiker, Entscheidungsträger oder auch Börsenhändler (ist ein anderes Thema), die solche Desaster zu verantworten haben. Übrigens hat der Bund der Steuerzahler gestern sein Schwarzbuch 2012 (kostenlos bestellbar oder herunterladbar unter Bund der Steuerzahler) veröffentlicht und der Flughafen steht gleich oben an. Das Ergebnis der Überprüfung zeigt folgendes: “Bis heute zeigt sich, dass das Management der Flughafengesellschaft mit dem komplexen Projekt überfordert ist. Das Ergebnis: Das Flughafendebakel ist ein Manifest von Fehlplanungen, Missmanagement, unvollständigen Bauunterlagen und Kostenüberschreitungen, umrahmt mit politischem Versagen seitens des Aufsichtsrats. Eigentümer der Gesellschaft ist der Steuerzahler in Form der Länder Berlin und Brandenburg (jeweils 37 Prozent) sowie des Bundes, vertreten durch das Bundesfinanz- und das Bundesverkehrsministerium (26Prozent). 15 Mitglieder zählt dieser Aufsichtsrat, der weniger nach fachlichen Kriterien als nach politischem Amt besetzt wurde. Die Politik stellt zehn Aufsichtsratsmitglieder, acht davon sind Regierungschefs, Minister/Senatoren oder Staatssekretäre. Aufgabe dieses hoch politisch besetzten Gremiums ist u.a., die von ihm bestellte Geschäftsführung zu kontrollieren, Entscheidungen von grundlegender Bedeutung mitzutragen bzw. bei Fehlentwicklungen zu intervenieren. Doch obwohl schon Monate vor dem geplanten Eröffnungstermin am 3. Juni 2012 unternehmensintern allerhand Defizite deutlich wurden, griff der Aufsichtsrat nicht ein. Vielmehr vertraute er nahezu blind den Aussagen und Ausflüchten der Geschäftsführung, die viel zu freie Hand erhalten hatte. Als Konsequenz griffen die politischen Gesellschafter zum üblichen Mittel. Sie setzten reflexartig die Flughafen-Planer sowie einen Teil der Geschäftsführung vor die Tür. Sich selbst hält das Aufsichtsgremium jedoch für unantastbar. Dabei gilt es dringender denn je, die Struktur des Aufsichtsrats zu überdenken. Politiker aus den Reihen der Gesellschafter sollten trotz des fortgeschrittenen Bauprozesses durch ausgewiesene externe Fachexperten sowie durch kompetente Fachbeamte der jeweiligen Verwaltungen ersetzt werden.” (Bericht Schwarzbuch 2012). Hier scheint es, als wollten sich die Politker der beiden Länder in Szene setzen und bei der Eröffnung fleißig mit Fähnchen schwenken, sich gegenseitig auf die Schultern klopfen und sagen “Haben wir das nicht toll gemacht.” Aber manchmal kommt es eben anders, da man Macht aber so schlecht abgibt und Fehler nicht zugibt, sitzen sie heut noch im Aufsichtsrat.
Wenn ich künftig ein Haus bauen sollte, gehe ich auch irgendwann einfach zur Bank und sage denen, „Das Haus sollte morgen fertig sein, aber heute habe ich festgestellt, dass noch 100.000 Euro fehlen, gebt sie mir!“. Mal sehen wie lange ich in dieser Bank bin, bevor ich vom Sicherheitspersonal hinauskomplimentiert werde.
Ich wünsche mir, wie in jeder guten Ehe oder Partnerschaft, dass man über Probleme redet. Es muss nicht gleich aus jeder Mücke ein Elefant gemacht werden, gerade wenn man sich noch sehr, sehr unsicher ist, muss es auch nicht gleich an die große Glocke gehängt werden, aber sobald die Fakten feststehen, sollte darüber in der Öffentlichkeit gesprochen werden. In dem Zusammenhang ist es sehr schwer zu glauben, dass beim Flughafen für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg erst wenige Tage vor der Eröffnung feststand, dass Brandschutzbestimmungen nicht eingehalten werden können und daher der Termin mittlerweile weitere zweimal verlegt werden musste. Hier wird aber immer aufs neue versucht den Bürger für dumm zu verkaufen.
Es ist dem normalen Bürger auch nicht mehr zu verkaufen, der für jeden kleinen Fehler bestraft wird oder als Arbeitnehmer sofort am Pranger steht, sobald ein Fehler auftritt, dass Politik und Entscheidungsträger, die eigentlich Vorbildfunktion für die Bürger haben sollen, mit solch einem Verhalten davonkommen und es immer wieder mit derselben Masche versuchen. Im Endeffekt landet der Schaden beim kleinen Bürger und Arbeitnehmer.
Politiker treten einfach nicht mehr zur Wiederwahl an, damit sind sie raus aus dem Kreislauf oder werden in den Ruhestand versetzt, so dass sie weiter ihre versprochenen Bezüge bekommen. Unternehmenschefs wechseln zu anderen Unternehmen oder machen einfach weiter. Nur der Steuerzahler muss Mehrkosten verkraften die woanders gespart werden.
Als Vergleichsrechnung (ja ich bin mir bewusst, dass man diesen Vergleich nicht 1:1 ziehen kann). Der Flughafen BER soll ca. 1,2 Mrd. Euro mehr kosten. Die BTU Cottbus hat ein jährliches Haushaltsaufkommen von ca. 50 Mio. Euro. 7000 Studenten und mehrere tausend Menschen arbeiten direkt an der BTU oder profitieren indirekt von der Institution (Vermieter, Gemüsehändler, Handyverkäufer, Freizeit-, Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie einen enormen Mehrwert durch die Ausbildungen der Studenten und Mitarbeiter). Würden diese 1,2 Mrd. Euro in die Bildung gesteckt, was ebenso langfristige Investitionen wären, denn die klugen Köpfe würden in 5, 10, 15 oder 20 Jahren dem Land aufgrund ihrer Bildung und Eigeninitiative etwas bringen. Allein der BTU Cottbus würden diese 1,2 Mrd. Euro 24 Jahre die Finanzierung auf der heutigen Grundlage sichern (die momentan mehr als dürftig ist, aber das ist nicht das Thema).
Aber nein, wir reden in der Lausitz über eine Auflösung und Neugründung der Hochschuleinrichtungen und nicht wenige glauben daran, dass es auf ein Sparmodell hinausläuft, um die klammen Landeskassen weiter zu entlasten. Dabei wird ein weiteres Problem dieser Politik klar und von einem fragwürdigen Demokratieverständnis zeugt. Politik wird aus den Ministerien heraus nach unten aufgezwungen und an den Betroffenen vorbei gemacht, ohne sie zu fragen oder von Vornherein einzubeziehen (bevor Ziele feststehen). Diese Politik wird auf dem Rücken junger Menschen ausgetragen, die eigentlich dazu befähigt werden sollen selbst zu denken, zu forschen, Erfindungen hervorzubringen und sich selbstständig zu machen und ihrerseits Arbeitsplätze zu schaffen. Hier wird an der einzigen Ressource gekürzt, die dieses Land noch über Jahrzehnte hat, die Köpfe der Leute! Diejenigen die diese Politik jetzt verantworten, kümmern sich nur um Politik die von heute bis zur nächsten Wahl geht, danach die Sintflut.
Da kann ich nur noch den Kopf schütteln.
Ich bin gespannt auf Meinungen, Kritik und weitere Gedanken. Weitere gescheiterte Projekte aber auch gelungene Sachen!
Fotos: Mahnmale Brandenburger Politik bei Großprojekten, die Milliarden an Steuergeldern verbrannt haben und heute teilweise leer stehen, noch nicht in Betrieb sind, anders weiter verwendet wurden oder einen langen Weg hinter sich haben ordentlich aufgestellt zu sein.
oben:
– Tower Flughafen Berlin-Brandenburg Int. Ende April 2012, Wikipedia, Creative Commons, Urheber: Berihert
unten:
– Luftschiffhalle der Cargolifter AG, heute Tropical Island in Briesen-Brand (Brandenburg) in Deutschland, Wikipedia, Creative Commons Lizenz, Urheber: Stefan Kühn
– DTM auf dem Lausitzring, frei verfügbares Bild, Wikipedia
– Conergy im Februar 2008, Wikipedia, Creative Commons Lizenz, Urheber: Ralf Lotys