Einen Tenor wie ihn gibt es wohl kein zweites Mal auf der Welt. Denn im Gegensatz zum stereotypen Sänger dieses Faches, der seine Nasen zumeist in Opern- und Operettenführer steckt, berühmte Arien aus Fidelio, Nabucco und Co schmettert, besinnt Björn Casapietra sich zumeist auf andere Werke – und auch Werte. Seine Konzerte bieten alles außer Klassik, sie gleichen eher einem Rockkonzert:
Das Publikum johlt, klatscht, weint aber auch – er versteht es seine Besucher ganz „unklassisch“ zu verführen.
Auf der anderen Seite ist Casapietra der fürsorgliche Familienvater, dessen Tochter und Frau ihm die Welt bedeuten. Und er ist ein nachdenklicher und gesellschaftskritischer Weltverbesserer mit ungebrochenem Idealismus. Man muss ihn einfach gern haben.
Ich habe mit Björn Casapietra ein äußerst amüsantes aber genauso tiefgründiges Gespräch über Politik, tagesaktuelle Geschehnisse und natürlich über seine aktuelle Tournee geführt:
Christiane Freitag: Auf Deiner Facebookseite diskutierst Du mit deinen Fans gesellschaftskritische Themen, oft Fremdenfeindlichkeit oder Antisemitismus. Was ist deine Motivation? Wieso gerade diese Themen?
Björn Casapietra: Ich will, dass die Welt besser wird und das versuche ich zu erreichen. Das ist meine Motivation. Das ist auch der Grund für mein Schaffen, für mein Singen. Ich glaube, dass Musik die Teufel unserer Zeit besiegen kann. Einer dieser Teufel ist (Neo-)Nationalsozialismus: Jede Form des Andersbewertens von Menschen aufgrund ihrer Religion, Hautfarbe – oder was auch immer, ist mir zuwider. Wir sind alle gleich, sollten uns alle gern haben und einander helfen. Griechenland ist da auch ein gutes Beispiel: Zum in den Urlaub fahren ist es gut genug, aber wenn es darum geht ihnen zu helfen, egal, ob das selbstverschuldet war oder nicht, wird gezögert und gemosert. Das finde ich nicht gut. Diese Unarten will ich ändern.
CF: Deswegen liest Du wohl heut Abend vor einer Synagoge aus dem Koran, wie kam das zustande? Das klingt sehr interessant!
BC: Ja, das ist es in der Tat. Ich bin auch sehr gespannt. Es findet im Rahmen der 25. Jüdischen Kulturtage statt. Und zustande gekommen ist das durch ein Konzert das wir in einer Kirche gegeben haben. Deren Pfarrer hat mich gefragt, ob ich das nicht tun möchte, und ich habe sehr, sehr gern zugesagt.
CF: Wie bewertest Du denn überhaupt die aktuelle gesellschaftliche Situation?
BC: Schwierig! Es gibt viele Dinge die gut so sind, wie sie sind, aber viele schlechte…
CF: …von denen Du welche gern ändern würdest?
BC: Das wären wohl eine ganze Menge: Zuallererst und ganz wichtig ist ein NPD-Verbot. Nationalsozialisten haben in der Geschichte viel zu viel Unheil über die Welt gebracht. Und jetzt vergiften ihren Nachkommen mit einschlägigen Parolen und rechtem Gedankengut Menschen, Städte, Länder, ja eigentlich die ganze Gesellschaft. Dem muss dringend ein Ende gesetzt werden, so dass beispielsweise bei einer Fahrt durch Mecklenburg-Vorpommern, wo ja erst kürzlich gewählt wurde, nicht von jeder Laterne diese haarsträubenden NPD-Wahlplakate fröhlich winken.
Wo wir gerade bei den Wahlen sind: ich würde auch gern einen Anreiz wählen zu gehen schaffen. Wenn wir von einer Wahlbeteiligung von rund 53% reden, dann muss etwas getan werden. Ich spreche dabei nicht von Zwang, das kennen wir aus anderen, bereits erlebten Staatsformen, aber von irgendeiner Art von Anreiz, und wenn es fünf Euro sind (lacht).
Nein, eigentlich ist das sehr traurig, dass man einer Demokratie mit eigentlich undemokratischen Mittel auf die Sprünge helfen muss…
CF: Stimmt! Dass es in einer Demokratie, in der wir hier ja leben (dürfen), überhaupt zu so einer geringen Wahlbeteiligung kommt, ist ein eigentlich ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft! Immerhin erleben wir auch gerade mit, wie Bewohner anderer Länder hart für das Privileg Wahlrecht kämpfen müssen…
BC: Politikverdrossenheit sollte kein Problem sein, ist es aber leider. Dabei ist es doch so einfach: denn nur wer wählen geht, kann was verändern und vor allem mitbestimmen.
CF: Aber viele Menschen haben kein Vertrauen in die Politik…
BC: …sollten sie aber, denn die Politiker machen ihre Arbeit sehr gut, wie ich finde. Sie arbeiten sehr hart daran Deutschland voran zu bringen. Ich finde das sollte mehr gewürdigt werden.
CF: Würdest Du denn in die Politik gehen, wenn sich die Gelegenheit ergibt?
BC: Nein, wohl eher nicht. Ich neige ein wenig zum Populismus. Ich weiß nicht, ob das so gut wäre (lacht). Ich mache einfach das weiter, was ich am besten kann: Singen. Musik kann immerhin auch sehr vieles bewirken
CF: Fassen wir also zusammen: Du bist zum einen Sänger, genauer gesagt Tenor und politisch engagiert und interessiert. Findet in Deiner Musik eine Kopplung der beiden Interessen statt? Oder werden wir demnächst sogar mehr vom „politischen Björn Casapietra“ hören?
BC: Das ist eigentlich eine interessante Idee, lässt sich nur leider schwer verwirklichen. Momentan kann ich nur das machen, was ich ohnehin schon mache: zum Beispiel mit meinem Blog gegen Nazis oder eben über facebook, womit ich auch eine Menge Menschen erreiche. Musikalisch habe ich da leider begrenzte Möglichkeiten. Ich bin nun mal Tenor und kein Sänger einer Rockband, die es da natürlich einfacher hat, ihre politischen Ambitionen zu verwirklichen. Dennoch nutze ich meine Konzerte, um die Leute nicht nur durch meine Musik zu anderen, verantwortungsvolleren Menschen zu machen.
Ich versuche auch nicht allzu viel parallel zu machen, denn ich bin schließlich auch Familienvater und möchte so viel Zeit wie möglich mit meiner Tochter verbringen. Außerdem liegt in ihr auch meine wichtigste Aufgabe – eine weitaus wichtigere als die Musik oder das politische Engagement. Nämlich sie zu einem guten und intelligenten Menschen zu machen. Das ist mir wirklich, wirklich wichtig, und ich setze alles daran.
CF: Schade, dass nicht alle Eltern so denken….Aber das ist auch für Dich ein schwieriges Unterfangen, immerhin ist Romantic Love Songs die zweite von drei Tourneen dieses Jahr – Du bist ein echter Workaholic ?
BC: Es könnte schlimmer sein. Ich kenne Musiker, die sind zwei Jahre auf Tour und nie zu Hause. Musik ist mein Beruf und auch meine Leidenschaft. Es geht mir schlecht, wenn ich nicht arbeiten kann. Ich bin so dankbar, dass ich von der Musik leben kann. Es macht einfach einen riesen Spaß. Außerdem entwickeln wir uns stetig weiter. Ein Konzert ist besser als das andere, und das Feedback das vom Publikum kommt, ist einfach der Hammer – das gibt mir die Kraft für die drei Tourneen und natürlich für meine kleine, tolle Familie.
CF: Du wirst am Sonntag, 23.10.2011 im Rahmen deiner Tour Romantic Love Songs in der Kreuzkirche in Spremberg Halt machen, und Du hast eben schon angedeutet, dass es Dir bei Konzerten nicht nur auf den reinen Unterhaltungswert ankommt. Worauf dürfen wir also gespannt sein?
BC: Auf jeden Fall auf einen unvergesslichen Abend. Wir sind in einer Kirche, es wird unwahrscheinlich schöne Lieder aber auch Duette von mir und meiner Pianistin Sybille Briner geben. Ihre rauchige Stimme und meine Tenorstimme… Damit haben wir bis jetzt jedes Publikum sowas von vom Hocker gerissen. Im gestrigen Konzert gab es viermal stehende Ovationen… Das Konzert wird Rock’n Roll, es wird atemberaubend, es wird eben unvergesslich. Ich verspreche jedem der kommt, sei er 8 oder 80, dass er verändert nach Hause geht. Ich kann es kaum erwarten Spremberg zu rocken. Dafür habe ich allerdings eine Bitte an das Publikum: Bitte kommen Sie eingesungen… (lacht)
TEXT: Kulturmagazin “Blicklicht”, Cottbus-Lausitz
Interview: Christiane Freitag
Foto: © Uwe Arens
KONZERT SPREMBERG: 23.10.11, 17.00 Uhr, Kreuzkirche
Einen Tenor wie ihn gibt es wohl kein zweites Mal auf der Welt. Denn im Gegensatz zum stereotypen Sänger dieses Faches, der seine Nasen zumeist in Opern- und Operettenführer steckt, berühmte Arien aus Fidelio, Nabucco und Co schmettert, besinnt Björn Casapietra sich zumeist auf andere Werke – und auch Werte. Seine Konzerte bieten alles außer Klassik, sie gleichen eher einem Rockkonzert:
Das Publikum johlt, klatscht, weint aber auch – er versteht es seine Besucher ganz „unklassisch“ zu verführen.
Auf der anderen Seite ist Casapietra der fürsorgliche Familienvater, dessen Tochter und Frau ihm die Welt bedeuten. Und er ist ein nachdenklicher und gesellschaftskritischer Weltverbesserer mit ungebrochenem Idealismus. Man muss ihn einfach gern haben.
Ich habe mit Björn Casapietra ein äußerst amüsantes aber genauso tiefgründiges Gespräch über Politik, tagesaktuelle Geschehnisse und natürlich über seine aktuelle Tournee geführt:
Christiane Freitag: Auf Deiner Facebookseite diskutierst Du mit deinen Fans gesellschaftskritische Themen, oft Fremdenfeindlichkeit oder Antisemitismus. Was ist deine Motivation? Wieso gerade diese Themen?
Björn Casapietra: Ich will, dass die Welt besser wird und das versuche ich zu erreichen. Das ist meine Motivation. Das ist auch der Grund für mein Schaffen, für mein Singen. Ich glaube, dass Musik die Teufel unserer Zeit besiegen kann. Einer dieser Teufel ist (Neo-)Nationalsozialismus: Jede Form des Andersbewertens von Menschen aufgrund ihrer Religion, Hautfarbe – oder was auch immer, ist mir zuwider. Wir sind alle gleich, sollten uns alle gern haben und einander helfen. Griechenland ist da auch ein gutes Beispiel: Zum in den Urlaub fahren ist es gut genug, aber wenn es darum geht ihnen zu helfen, egal, ob das selbstverschuldet war oder nicht, wird gezögert und gemosert. Das finde ich nicht gut. Diese Unarten will ich ändern.
CF: Deswegen liest Du wohl heut Abend vor einer Synagoge aus dem Koran, wie kam das zustande? Das klingt sehr interessant!
BC: Ja, das ist es in der Tat. Ich bin auch sehr gespannt. Es findet im Rahmen der 25. Jüdischen Kulturtage statt. Und zustande gekommen ist das durch ein Konzert das wir in einer Kirche gegeben haben. Deren Pfarrer hat mich gefragt, ob ich das nicht tun möchte, und ich habe sehr, sehr gern zugesagt.
CF: Wie bewertest Du denn überhaupt die aktuelle gesellschaftliche Situation?
BC: Schwierig! Es gibt viele Dinge die gut so sind, wie sie sind, aber viele schlechte…
CF: …von denen Du welche gern ändern würdest?
BC: Das wären wohl eine ganze Menge: Zuallererst und ganz wichtig ist ein NPD-Verbot. Nationalsozialisten haben in der Geschichte viel zu viel Unheil über die Welt gebracht. Und jetzt vergiften ihren Nachkommen mit einschlägigen Parolen und rechtem Gedankengut Menschen, Städte, Länder, ja eigentlich die ganze Gesellschaft. Dem muss dringend ein Ende gesetzt werden, so dass beispielsweise bei einer Fahrt durch Mecklenburg-Vorpommern, wo ja erst kürzlich gewählt wurde, nicht von jeder Laterne diese haarsträubenden NPD-Wahlplakate fröhlich winken.
Wo wir gerade bei den Wahlen sind: ich würde auch gern einen Anreiz wählen zu gehen schaffen. Wenn wir von einer Wahlbeteiligung von rund 53% reden, dann muss etwas getan werden. Ich spreche dabei nicht von Zwang, das kennen wir aus anderen, bereits erlebten Staatsformen, aber von irgendeiner Art von Anreiz, und wenn es fünf Euro sind (lacht).
Nein, eigentlich ist das sehr traurig, dass man einer Demokratie mit eigentlich undemokratischen Mittel auf die Sprünge helfen muss…
CF: Stimmt! Dass es in einer Demokratie, in der wir hier ja leben (dürfen), überhaupt zu so einer geringen Wahlbeteiligung kommt, ist ein eigentlich ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft! Immerhin erleben wir auch gerade mit, wie Bewohner anderer Länder hart für das Privileg Wahlrecht kämpfen müssen…
BC: Politikverdrossenheit sollte kein Problem sein, ist es aber leider. Dabei ist es doch so einfach: denn nur wer wählen geht, kann was verändern und vor allem mitbestimmen.
CF: Aber viele Menschen haben kein Vertrauen in die Politik…
BC: …sollten sie aber, denn die Politiker machen ihre Arbeit sehr gut, wie ich finde. Sie arbeiten sehr hart daran Deutschland voran zu bringen. Ich finde das sollte mehr gewürdigt werden.
CF: Würdest Du denn in die Politik gehen, wenn sich die Gelegenheit ergibt?
BC: Nein, wohl eher nicht. Ich neige ein wenig zum Populismus. Ich weiß nicht, ob das so gut wäre (lacht). Ich mache einfach das weiter, was ich am besten kann: Singen. Musik kann immerhin auch sehr vieles bewirken
CF: Fassen wir also zusammen: Du bist zum einen Sänger, genauer gesagt Tenor und politisch engagiert und interessiert. Findet in Deiner Musik eine Kopplung der beiden Interessen statt? Oder werden wir demnächst sogar mehr vom „politischen Björn Casapietra“ hören?
BC: Das ist eigentlich eine interessante Idee, lässt sich nur leider schwer verwirklichen. Momentan kann ich nur das machen, was ich ohnehin schon mache: zum Beispiel mit meinem Blog gegen Nazis oder eben über facebook, womit ich auch eine Menge Menschen erreiche. Musikalisch habe ich da leider begrenzte Möglichkeiten. Ich bin nun mal Tenor und kein Sänger einer Rockband, die es da natürlich einfacher hat, ihre politischen Ambitionen zu verwirklichen. Dennoch nutze ich meine Konzerte, um die Leute nicht nur durch meine Musik zu anderen, verantwortungsvolleren Menschen zu machen.
Ich versuche auch nicht allzu viel parallel zu machen, denn ich bin schließlich auch Familienvater und möchte so viel Zeit wie möglich mit meiner Tochter verbringen. Außerdem liegt in ihr auch meine wichtigste Aufgabe – eine weitaus wichtigere als die Musik oder das politische Engagement. Nämlich sie zu einem guten und intelligenten Menschen zu machen. Das ist mir wirklich, wirklich wichtig, und ich setze alles daran.
CF: Schade, dass nicht alle Eltern so denken….Aber das ist auch für Dich ein schwieriges Unterfangen, immerhin ist Romantic Love Songs die zweite von drei Tourneen dieses Jahr – Du bist ein echter Workaholic ?
BC: Es könnte schlimmer sein. Ich kenne Musiker, die sind zwei Jahre auf Tour und nie zu Hause. Musik ist mein Beruf und auch meine Leidenschaft. Es geht mir schlecht, wenn ich nicht arbeiten kann. Ich bin so dankbar, dass ich von der Musik leben kann. Es macht einfach einen riesen Spaß. Außerdem entwickeln wir uns stetig weiter. Ein Konzert ist besser als das andere, und das Feedback das vom Publikum kommt, ist einfach der Hammer – das gibt mir die Kraft für die drei Tourneen und natürlich für meine kleine, tolle Familie.
CF: Du wirst am Sonntag, 23.10.2011 im Rahmen deiner Tour Romantic Love Songs in der Kreuzkirche in Spremberg Halt machen, und Du hast eben schon angedeutet, dass es Dir bei Konzerten nicht nur auf den reinen Unterhaltungswert ankommt. Worauf dürfen wir also gespannt sein?
BC: Auf jeden Fall auf einen unvergesslichen Abend. Wir sind in einer Kirche, es wird unwahrscheinlich schöne Lieder aber auch Duette von mir und meiner Pianistin Sybille Briner geben. Ihre rauchige Stimme und meine Tenorstimme… Damit haben wir bis jetzt jedes Publikum sowas von vom Hocker gerissen. Im gestrigen Konzert gab es viermal stehende Ovationen… Das Konzert wird Rock’n Roll, es wird atemberaubend, es wird eben unvergesslich. Ich verspreche jedem der kommt, sei er 8 oder 80, dass er verändert nach Hause geht. Ich kann es kaum erwarten Spremberg zu rocken. Dafür habe ich allerdings eine Bitte an das Publikum: Bitte kommen Sie eingesungen… (lacht)
TEXT: Kulturmagazin “Blicklicht”, Cottbus-Lausitz
Interview: Christiane Freitag
Foto: © Uwe Arens
KONZERT SPREMBERG: 23.10.11, 17.00 Uhr, Kreuzkirche
Einen Tenor wie ihn gibt es wohl kein zweites Mal auf der Welt. Denn im Gegensatz zum stereotypen Sänger dieses Faches, der seine Nasen zumeist in Opern- und Operettenführer steckt, berühmte Arien aus Fidelio, Nabucco und Co schmettert, besinnt Björn Casapietra sich zumeist auf andere Werke – und auch Werte. Seine Konzerte bieten alles außer Klassik, sie gleichen eher einem Rockkonzert:
Das Publikum johlt, klatscht, weint aber auch – er versteht es seine Besucher ganz „unklassisch“ zu verführen.
Auf der anderen Seite ist Casapietra der fürsorgliche Familienvater, dessen Tochter und Frau ihm die Welt bedeuten. Und er ist ein nachdenklicher und gesellschaftskritischer Weltverbesserer mit ungebrochenem Idealismus. Man muss ihn einfach gern haben.
Ich habe mit Björn Casapietra ein äußerst amüsantes aber genauso tiefgründiges Gespräch über Politik, tagesaktuelle Geschehnisse und natürlich über seine aktuelle Tournee geführt:
Christiane Freitag: Auf Deiner Facebookseite diskutierst Du mit deinen Fans gesellschaftskritische Themen, oft Fremdenfeindlichkeit oder Antisemitismus. Was ist deine Motivation? Wieso gerade diese Themen?
Björn Casapietra: Ich will, dass die Welt besser wird und das versuche ich zu erreichen. Das ist meine Motivation. Das ist auch der Grund für mein Schaffen, für mein Singen. Ich glaube, dass Musik die Teufel unserer Zeit besiegen kann. Einer dieser Teufel ist (Neo-)Nationalsozialismus: Jede Form des Andersbewertens von Menschen aufgrund ihrer Religion, Hautfarbe – oder was auch immer, ist mir zuwider. Wir sind alle gleich, sollten uns alle gern haben und einander helfen. Griechenland ist da auch ein gutes Beispiel: Zum in den Urlaub fahren ist es gut genug, aber wenn es darum geht ihnen zu helfen, egal, ob das selbstverschuldet war oder nicht, wird gezögert und gemosert. Das finde ich nicht gut. Diese Unarten will ich ändern.
CF: Deswegen liest Du wohl heut Abend vor einer Synagoge aus dem Koran, wie kam das zustande? Das klingt sehr interessant!
BC: Ja, das ist es in der Tat. Ich bin auch sehr gespannt. Es findet im Rahmen der 25. Jüdischen Kulturtage statt. Und zustande gekommen ist das durch ein Konzert das wir in einer Kirche gegeben haben. Deren Pfarrer hat mich gefragt, ob ich das nicht tun möchte, und ich habe sehr, sehr gern zugesagt.
CF: Wie bewertest Du denn überhaupt die aktuelle gesellschaftliche Situation?
BC: Schwierig! Es gibt viele Dinge die gut so sind, wie sie sind, aber viele schlechte…
CF: …von denen Du welche gern ändern würdest?
BC: Das wären wohl eine ganze Menge: Zuallererst und ganz wichtig ist ein NPD-Verbot. Nationalsozialisten haben in der Geschichte viel zu viel Unheil über die Welt gebracht. Und jetzt vergiften ihren Nachkommen mit einschlägigen Parolen und rechtem Gedankengut Menschen, Städte, Länder, ja eigentlich die ganze Gesellschaft. Dem muss dringend ein Ende gesetzt werden, so dass beispielsweise bei einer Fahrt durch Mecklenburg-Vorpommern, wo ja erst kürzlich gewählt wurde, nicht von jeder Laterne diese haarsträubenden NPD-Wahlplakate fröhlich winken.
Wo wir gerade bei den Wahlen sind: ich würde auch gern einen Anreiz wählen zu gehen schaffen. Wenn wir von einer Wahlbeteiligung von rund 53% reden, dann muss etwas getan werden. Ich spreche dabei nicht von Zwang, das kennen wir aus anderen, bereits erlebten Staatsformen, aber von irgendeiner Art von Anreiz, und wenn es fünf Euro sind (lacht).
Nein, eigentlich ist das sehr traurig, dass man einer Demokratie mit eigentlich undemokratischen Mittel auf die Sprünge helfen muss…
CF: Stimmt! Dass es in einer Demokratie, in der wir hier ja leben (dürfen), überhaupt zu so einer geringen Wahlbeteiligung kommt, ist ein eigentlich ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft! Immerhin erleben wir auch gerade mit, wie Bewohner anderer Länder hart für das Privileg Wahlrecht kämpfen müssen…
BC: Politikverdrossenheit sollte kein Problem sein, ist es aber leider. Dabei ist es doch so einfach: denn nur wer wählen geht, kann was verändern und vor allem mitbestimmen.
CF: Aber viele Menschen haben kein Vertrauen in die Politik…
BC: …sollten sie aber, denn die Politiker machen ihre Arbeit sehr gut, wie ich finde. Sie arbeiten sehr hart daran Deutschland voran zu bringen. Ich finde das sollte mehr gewürdigt werden.
CF: Würdest Du denn in die Politik gehen, wenn sich die Gelegenheit ergibt?
BC: Nein, wohl eher nicht. Ich neige ein wenig zum Populismus. Ich weiß nicht, ob das so gut wäre (lacht). Ich mache einfach das weiter, was ich am besten kann: Singen. Musik kann immerhin auch sehr vieles bewirken
CF: Fassen wir also zusammen: Du bist zum einen Sänger, genauer gesagt Tenor und politisch engagiert und interessiert. Findet in Deiner Musik eine Kopplung der beiden Interessen statt? Oder werden wir demnächst sogar mehr vom „politischen Björn Casapietra“ hören?
BC: Das ist eigentlich eine interessante Idee, lässt sich nur leider schwer verwirklichen. Momentan kann ich nur das machen, was ich ohnehin schon mache: zum Beispiel mit meinem Blog gegen Nazis oder eben über facebook, womit ich auch eine Menge Menschen erreiche. Musikalisch habe ich da leider begrenzte Möglichkeiten. Ich bin nun mal Tenor und kein Sänger einer Rockband, die es da natürlich einfacher hat, ihre politischen Ambitionen zu verwirklichen. Dennoch nutze ich meine Konzerte, um die Leute nicht nur durch meine Musik zu anderen, verantwortungsvolleren Menschen zu machen.
Ich versuche auch nicht allzu viel parallel zu machen, denn ich bin schließlich auch Familienvater und möchte so viel Zeit wie möglich mit meiner Tochter verbringen. Außerdem liegt in ihr auch meine wichtigste Aufgabe – eine weitaus wichtigere als die Musik oder das politische Engagement. Nämlich sie zu einem guten und intelligenten Menschen zu machen. Das ist mir wirklich, wirklich wichtig, und ich setze alles daran.
CF: Schade, dass nicht alle Eltern so denken….Aber das ist auch für Dich ein schwieriges Unterfangen, immerhin ist Romantic Love Songs die zweite von drei Tourneen dieses Jahr – Du bist ein echter Workaholic ?
BC: Es könnte schlimmer sein. Ich kenne Musiker, die sind zwei Jahre auf Tour und nie zu Hause. Musik ist mein Beruf und auch meine Leidenschaft. Es geht mir schlecht, wenn ich nicht arbeiten kann. Ich bin so dankbar, dass ich von der Musik leben kann. Es macht einfach einen riesen Spaß. Außerdem entwickeln wir uns stetig weiter. Ein Konzert ist besser als das andere, und das Feedback das vom Publikum kommt, ist einfach der Hammer – das gibt mir die Kraft für die drei Tourneen und natürlich für meine kleine, tolle Familie.
CF: Du wirst am Sonntag, 23.10.2011 im Rahmen deiner Tour Romantic Love Songs in der Kreuzkirche in Spremberg Halt machen, und Du hast eben schon angedeutet, dass es Dir bei Konzerten nicht nur auf den reinen Unterhaltungswert ankommt. Worauf dürfen wir also gespannt sein?
BC: Auf jeden Fall auf einen unvergesslichen Abend. Wir sind in einer Kirche, es wird unwahrscheinlich schöne Lieder aber auch Duette von mir und meiner Pianistin Sybille Briner geben. Ihre rauchige Stimme und meine Tenorstimme… Damit haben wir bis jetzt jedes Publikum sowas von vom Hocker gerissen. Im gestrigen Konzert gab es viermal stehende Ovationen… Das Konzert wird Rock’n Roll, es wird atemberaubend, es wird eben unvergesslich. Ich verspreche jedem der kommt, sei er 8 oder 80, dass er verändert nach Hause geht. Ich kann es kaum erwarten Spremberg zu rocken. Dafür habe ich allerdings eine Bitte an das Publikum: Bitte kommen Sie eingesungen… (lacht)
TEXT: Kulturmagazin “Blicklicht”, Cottbus-Lausitz
Interview: Christiane Freitag
Foto: © Uwe Arens
KONZERT SPREMBERG: 23.10.11, 17.00 Uhr, Kreuzkirche
Einen Tenor wie ihn gibt es wohl kein zweites Mal auf der Welt. Denn im Gegensatz zum stereotypen Sänger dieses Faches, der seine Nasen zumeist in Opern- und Operettenführer steckt, berühmte Arien aus Fidelio, Nabucco und Co schmettert, besinnt Björn Casapietra sich zumeist auf andere Werke – und auch Werte. Seine Konzerte bieten alles außer Klassik, sie gleichen eher einem Rockkonzert:
Das Publikum johlt, klatscht, weint aber auch – er versteht es seine Besucher ganz „unklassisch“ zu verführen.
Auf der anderen Seite ist Casapietra der fürsorgliche Familienvater, dessen Tochter und Frau ihm die Welt bedeuten. Und er ist ein nachdenklicher und gesellschaftskritischer Weltverbesserer mit ungebrochenem Idealismus. Man muss ihn einfach gern haben.
Ich habe mit Björn Casapietra ein äußerst amüsantes aber genauso tiefgründiges Gespräch über Politik, tagesaktuelle Geschehnisse und natürlich über seine aktuelle Tournee geführt:
Christiane Freitag: Auf Deiner Facebookseite diskutierst Du mit deinen Fans gesellschaftskritische Themen, oft Fremdenfeindlichkeit oder Antisemitismus. Was ist deine Motivation? Wieso gerade diese Themen?
Björn Casapietra: Ich will, dass die Welt besser wird und das versuche ich zu erreichen. Das ist meine Motivation. Das ist auch der Grund für mein Schaffen, für mein Singen. Ich glaube, dass Musik die Teufel unserer Zeit besiegen kann. Einer dieser Teufel ist (Neo-)Nationalsozialismus: Jede Form des Andersbewertens von Menschen aufgrund ihrer Religion, Hautfarbe – oder was auch immer, ist mir zuwider. Wir sind alle gleich, sollten uns alle gern haben und einander helfen. Griechenland ist da auch ein gutes Beispiel: Zum in den Urlaub fahren ist es gut genug, aber wenn es darum geht ihnen zu helfen, egal, ob das selbstverschuldet war oder nicht, wird gezögert und gemosert. Das finde ich nicht gut. Diese Unarten will ich ändern.
CF: Deswegen liest Du wohl heut Abend vor einer Synagoge aus dem Koran, wie kam das zustande? Das klingt sehr interessant!
BC: Ja, das ist es in der Tat. Ich bin auch sehr gespannt. Es findet im Rahmen der 25. Jüdischen Kulturtage statt. Und zustande gekommen ist das durch ein Konzert das wir in einer Kirche gegeben haben. Deren Pfarrer hat mich gefragt, ob ich das nicht tun möchte, und ich habe sehr, sehr gern zugesagt.
CF: Wie bewertest Du denn überhaupt die aktuelle gesellschaftliche Situation?
BC: Schwierig! Es gibt viele Dinge die gut so sind, wie sie sind, aber viele schlechte…
CF: …von denen Du welche gern ändern würdest?
BC: Das wären wohl eine ganze Menge: Zuallererst und ganz wichtig ist ein NPD-Verbot. Nationalsozialisten haben in der Geschichte viel zu viel Unheil über die Welt gebracht. Und jetzt vergiften ihren Nachkommen mit einschlägigen Parolen und rechtem Gedankengut Menschen, Städte, Länder, ja eigentlich die ganze Gesellschaft. Dem muss dringend ein Ende gesetzt werden, so dass beispielsweise bei einer Fahrt durch Mecklenburg-Vorpommern, wo ja erst kürzlich gewählt wurde, nicht von jeder Laterne diese haarsträubenden NPD-Wahlplakate fröhlich winken.
Wo wir gerade bei den Wahlen sind: ich würde auch gern einen Anreiz wählen zu gehen schaffen. Wenn wir von einer Wahlbeteiligung von rund 53% reden, dann muss etwas getan werden. Ich spreche dabei nicht von Zwang, das kennen wir aus anderen, bereits erlebten Staatsformen, aber von irgendeiner Art von Anreiz, und wenn es fünf Euro sind (lacht).
Nein, eigentlich ist das sehr traurig, dass man einer Demokratie mit eigentlich undemokratischen Mittel auf die Sprünge helfen muss…
CF: Stimmt! Dass es in einer Demokratie, in der wir hier ja leben (dürfen), überhaupt zu so einer geringen Wahlbeteiligung kommt, ist ein eigentlich ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft! Immerhin erleben wir auch gerade mit, wie Bewohner anderer Länder hart für das Privileg Wahlrecht kämpfen müssen…
BC: Politikverdrossenheit sollte kein Problem sein, ist es aber leider. Dabei ist es doch so einfach: denn nur wer wählen geht, kann was verändern und vor allem mitbestimmen.
CF: Aber viele Menschen haben kein Vertrauen in die Politik…
BC: …sollten sie aber, denn die Politiker machen ihre Arbeit sehr gut, wie ich finde. Sie arbeiten sehr hart daran Deutschland voran zu bringen. Ich finde das sollte mehr gewürdigt werden.
CF: Würdest Du denn in die Politik gehen, wenn sich die Gelegenheit ergibt?
BC: Nein, wohl eher nicht. Ich neige ein wenig zum Populismus. Ich weiß nicht, ob das so gut wäre (lacht). Ich mache einfach das weiter, was ich am besten kann: Singen. Musik kann immerhin auch sehr vieles bewirken
CF: Fassen wir also zusammen: Du bist zum einen Sänger, genauer gesagt Tenor und politisch engagiert und interessiert. Findet in Deiner Musik eine Kopplung der beiden Interessen statt? Oder werden wir demnächst sogar mehr vom „politischen Björn Casapietra“ hören?
BC: Das ist eigentlich eine interessante Idee, lässt sich nur leider schwer verwirklichen. Momentan kann ich nur das machen, was ich ohnehin schon mache: zum Beispiel mit meinem Blog gegen Nazis oder eben über facebook, womit ich auch eine Menge Menschen erreiche. Musikalisch habe ich da leider begrenzte Möglichkeiten. Ich bin nun mal Tenor und kein Sänger einer Rockband, die es da natürlich einfacher hat, ihre politischen Ambitionen zu verwirklichen. Dennoch nutze ich meine Konzerte, um die Leute nicht nur durch meine Musik zu anderen, verantwortungsvolleren Menschen zu machen.
Ich versuche auch nicht allzu viel parallel zu machen, denn ich bin schließlich auch Familienvater und möchte so viel Zeit wie möglich mit meiner Tochter verbringen. Außerdem liegt in ihr auch meine wichtigste Aufgabe – eine weitaus wichtigere als die Musik oder das politische Engagement. Nämlich sie zu einem guten und intelligenten Menschen zu machen. Das ist mir wirklich, wirklich wichtig, und ich setze alles daran.
CF: Schade, dass nicht alle Eltern so denken….Aber das ist auch für Dich ein schwieriges Unterfangen, immerhin ist Romantic Love Songs die zweite von drei Tourneen dieses Jahr – Du bist ein echter Workaholic ?
BC: Es könnte schlimmer sein. Ich kenne Musiker, die sind zwei Jahre auf Tour und nie zu Hause. Musik ist mein Beruf und auch meine Leidenschaft. Es geht mir schlecht, wenn ich nicht arbeiten kann. Ich bin so dankbar, dass ich von der Musik leben kann. Es macht einfach einen riesen Spaß. Außerdem entwickeln wir uns stetig weiter. Ein Konzert ist besser als das andere, und das Feedback das vom Publikum kommt, ist einfach der Hammer – das gibt mir die Kraft für die drei Tourneen und natürlich für meine kleine, tolle Familie.
CF: Du wirst am Sonntag, 23.10.2011 im Rahmen deiner Tour Romantic Love Songs in der Kreuzkirche in Spremberg Halt machen, und Du hast eben schon angedeutet, dass es Dir bei Konzerten nicht nur auf den reinen Unterhaltungswert ankommt. Worauf dürfen wir also gespannt sein?
BC: Auf jeden Fall auf einen unvergesslichen Abend. Wir sind in einer Kirche, es wird unwahrscheinlich schöne Lieder aber auch Duette von mir und meiner Pianistin Sybille Briner geben. Ihre rauchige Stimme und meine Tenorstimme… Damit haben wir bis jetzt jedes Publikum sowas von vom Hocker gerissen. Im gestrigen Konzert gab es viermal stehende Ovationen… Das Konzert wird Rock’n Roll, es wird atemberaubend, es wird eben unvergesslich. Ich verspreche jedem der kommt, sei er 8 oder 80, dass er verändert nach Hause geht. Ich kann es kaum erwarten Spremberg zu rocken. Dafür habe ich allerdings eine Bitte an das Publikum: Bitte kommen Sie eingesungen… (lacht)
TEXT: Kulturmagazin “Blicklicht”, Cottbus-Lausitz
Interview: Christiane Freitag
Foto: © Uwe Arens
KONZERT SPREMBERG: 23.10.11, 17.00 Uhr, Kreuzkirche