Zur 25. Ausgabe des FilmFestival Cottbus sind die Besucher auf eine Reise durch die Zeit und durch Cottbus eingeladen. Vier “neue” Spielstätten laden zu außergewöhnlichen Erlebnissen ein.
Die Reise beginnt in der Vergangenheit. Im Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus wird mit MASTER AND TATYANA (Litauen 2014) das Portrait des sowjetisch-litauischen Fotografen Vitas Luckus gezeigt, der Ende der 1960er- Jahre in Vilnius eine avantgardistische Künstler-Bohème um sich versammelte, die, wäre sie damals entdeckt worden, einem Andy Warhol und seiner “Factory” durchaus das Wasser hätte reichen können. Mit EURE HOHEIT, GENOSSE PRINZ wird eine DEFA-Komödie aus dem Jahre 1969 im Veranstaltungssaal des Besucherzentrums Gutshof Branitz zur Aufführung gebracht. Der Film wurde zum Teil in Branitz gedreht und gibt einen bewegten Blick auf das noch unsanierte Schloss. Zu einem besonderen Doppelfeature wird diese Vorführung durch einen wahren Schatzfund. Der Cottbuser Filmemacher Donald Saischowa “rettete” einen Werbefilm von 1970, der filmisch die Stadt Cottbus und auch Branitz bewarb. “1989 arbeitete ich im Bezirkskabinett für Kulturarbeit. Als nach der politischen Wende das große Reinemachen einsetzte, drückte mir ein Herr Gosemann die einzige noch erhaltene Kopie dieses Films in die Hand, da er richtig vermutete, bei mir wäre diese gut aufgehoben. Ansonsten wäre das wohl alles auf dem Müll gelandet”, berichtet Saischowa.
Einen interessierten Blick in die Vergangenheit und die Gegenwart wirft das deutsch-polnisch-russische Forum “Wandel in Erinnerung” (4. – 11. November 2015 in Cottbus, Zielona Góra und Dresden) im neuen Cottbuser Stadthaus. Neben deutschen, polnischen und russischen Film-Beiträgen aus den 90ern und aktuellen Produktionen findet eine Podiumsdiskussion mit politischen Akteuren der Vor- und Nachwendezeit aus den drei Ländern statt. Die ehemalige Stasi-Unterlagen-Beauftragte Marianne Birthler diskutiert mit dem ehemaligen russischen Wirtschaftsminister Andrej Netschajew und mit Czeslaw Fiedorowicz, dem Vorsitzenden des Sejmik der Wojewodschaft Lubuskie sowie Mitbegründer und Präsidenten der Euroregion Spree-Neiße-Bober. Ein alternativer Weg in eine mögliche Zukunft des Kinos wird im Cottbuser Raumflugplanetarium aufgezeigt. Fulldome-Filme zwingen hier die Filmschaffenden und Zuschauer dazu, sich von den bekannten Regeln des Films zu verabschieden und gänzlich neues Territorium zu beschreiten. Denn anstatt den Film mit sicherem Abstand zu beobachten, fühlt sich der Zuschauer hineinversetzt. Ein Erlebnis, welches, anders als das “3D”-Kino, wirklich körperlich ist. Aufgrund der großen Nachfrage wird das Fulldome- Programm am 5. November zusätzlich um 21Uhr gezeigt.
Neben den vier genannten erwarten auch die “typischen” Festival- Spielstätten, Stadthalle, Weltspiegel, Kammerbühne, Obenkino, Glad-House- Saal und das Große Haus des Staatstheaters vom 3. bis 8. November die Gäste des FilmFestival Cottbus.
Das Festival wird maßgeblich vom Land Brandenburg, dem Medienboard Berlin- Brandenburg, der Stadt Cottbus sowie dem MEDIA – Creative Europe Programm der Europäischen Union gefördert.