Die Zukunft des Spremberger Krankenhauses scheint gesichert. Nach der Eröffnung des Schutzschirmverfahrens Mitte September hat die Stadtverordnetenversammlung gestern den Weg für die Finanzierung des Weiterbetriebs und somit für eine grundhafte Sanierung frei gemacht. Laut Beschluss wird die Stadt mit 80 Prozent Mehrheitsgesellschafter. Die Finanzierung soll der Klinik ermöglichen, sich grundlegend neu aufzustellen. Im Fokus der Sanierung steht unter anderem die Ambulantisierung. Wie die Krankenhausgesellschaft mitteilte, soll zum einen ein ambulant-stationäres Gesundheitszentrum aufgebaut, zum anderen soll die Psychiatrie zu einer Spezialklinik ausgebaut werden. Im Februar 2023 soll die Gläubigerversammlung zusammenkommen und über den ausgearbeiteten Insolvenzplan abstimmen.
Die Spremberger Krankenhausgesellschaft mbH teilte dazu mit:
Im Rahmen der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Spremberg am 7. Dezember 2022 wurden nun einstimmig die entscheidenden Beschlüsse für die Zukunft des Spremberger Krankenhauses gefasst: So wurde positiv über die Finanzierung des Weiterbetriebs der Klinik in den kommenden zwei Jahren entschieden, in diesem Zuge wird die Stadt Spremberg mit 80 Prozent Mehrheitsgesellschafter. Die Finanzierung ermöglicht der Klinik nun, sich grundlegend neu aufzustellen, von innen heraus zu sanieren und das bestehende medizinische Leistungsangebot den gesundheitspolitischen Gegebenheiten anzupassen.
Herntier: “Wir sind stolz darauf und erleichtert, dass es in Spremberg weitergeht”
„Die Beschlussfassung über die Finanzierung sowie die damit einhergehende Änderung der gesellschaftsrechtlichen Verhältnisse ist ein großer Erfolg. Die vergangenen Wochen haben alle Beteiligten gemeinsam intensiv an einer zukunftsfähigen Lösung für unser Haus gearbeitet – wir sind stolz darauf und erleichtert, dass es in Spremberg weitergeht. Ein großer Dank gilt den Sanierern für die umfassende Begleitung des Verfahrens sowie allen Abgeordneten unser Spremberger Stadtverordnetenversammlung für ihr Engagement. Nicht zuletzt möchte ich mich auch ausdrücklich bei der gesamten Belegschaft des Krankenhauses bedanken – dank ihres Einsatzes und ihrer Loyalität zum Haus können wir nun die erste Phase des Verfahrens erfolgreich abschließen“, so Christine Herntier, Bürgermeisterin der Stadt Spremberg.
Das Krankenhaus Spremberg hatte am 12. September 2022 den Antrag auf Durchführung eines Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung gestellt, seit dem 1. Dezember 2022 befindet es sich nun nach Abschluss des dreimonatigen vorläufigen Verfahrens im Hauptverfahren. Hintergründe für das Verfahren waren rückläufige Umsatzerlöse bei gleichzeitig steigenden Kosten für Personal und Material. Hinzu kommen neben coronabedingten Einnahmeeinbrüchen auch allgemeine wirtschaftliche und gesundheitspolitische Herausforderungen.
Dr. Mark Boddenberg der Kanzlei Eckert, Generalhandlungsbevollmächtigter im Verfahren des Spremberger Krankenhauses, zieht ein positives Fazit: „In den vergangenen Wochen wurden zahlreiche Gespräche geführt – sowohl krankenhausintern als auch auf kommunalpolitischer Ebene sowie auf Ebene des Landes Brandenburg. Ich habe bereits zahlreiche Verfahren von Krankenhäusern bundesweit betreut, aber eine solche Verbundenheit zum Haus seitens der Belegschaft, aber auch seitens der Spremberger Bevölkerung und der Politik habe ich selten erlebt. Ich freue mich, dass die Klinik nun die Möglichkeit hat, sich von innen heraus auf Basis der ausgearbeiteten Konzeptualisierung zu sanieren und bin davon überzeugt, dass Spremberg eine Vorreiterrolle für viele Häuser dieser Größenordnung einnehmen wird.“
Unterstützung erfährt die Spremberger Klinik auch aus Potsdam: „Das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (MSGIV) begrüßt die Entscheidung der Stadtverordneten der Stadt Spremberg für das Krankenhaus Spremberg. Dies eröffnet die Chance, in Zeiten eines sich im Wandel befindlichen Gesundheitswesens neue Wege zu gehen. Das Land Brandenburg unterstützt dieses Vorhaben und wird alle Möglichkeiten ausschöpfen, um eine Beschleunigung der Schaffung der erforderlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu erreichen. Die kommenden Wochen und Monate werden von einem sehr engen Austausch aller Akteure geprägt sein. Wir danken der Stadt Spremberg und den Mitarbeitenden des Hauses für ihr Engagement bei der Weiterentwicklung des Gesundheitsstandorts,“ so Michael Zaske, Abteilungsleiter für den Bereich Gesundheit im MSGIV.
Inhalte des Sanierungskonzeptes
Es gilt jetzt, das Sanierungskonzept, das in den vergangenen Wochen von den beiden Beratungsunternehmen WMC Healthcare sowie dem BAB Institut auf Grundlage umfangreicher Planrechnungen erstellt und ausgearbeitet wurde, mit Leben zu füllen und umzusetzen.
Das Sanierungskonzept sieht die Zukunft des Hauses in der Ambulantisierung sowie der Spezialisierung: Zum einen soll ein ambulant-stationäres Gesundheitszentrum eingerichtet und aufgebaut werden, zum anderen soll die Psychiatrie umfassend in eine Spezialklinik ausgebaut werden. „Die Grundversorgung ist damit über ein ambulant-stationäres Leistungsangebot gesichert und der Versorgungsbedarf gedeckt, gleichzeitig wird mit der Psychiatrie ein Zentrum errichtet, das in der gesamten Region zur zentralen Anlaufstelle wird und der Klinik damit ein Alleinstellungsmerkmal verschafft“, erklärt Christian Eckert, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens WMC Healthcare, das maßgeblich das Sanierungskonzept entwickelt hat.
Im Rahmen des ambulant-stationären Gesundheitszentrums soll die Notfallmedizin mit einem Rettungsdienst sowie einer stationären Einheit bestehen bleiben und zusätzlich ein Zentrum für Intervention und Diagnostik eingerichtet werden. Darüber hinaus soll die Einrichtung neben einem niedergelassenen Bereich, der weitere fachärztliche Angebote – von der Allgemeinmedizin über die Neurologie und Innere Medizin bis hin zur Gynäkologie – umfasst, um weitere ambulante Angebote ergänzt werden. Hierzu zählen etwa die Physio-, Ergo- oder Logopädie, sowie eine Kurzzeit- und Palliativpflege und verschiedene Reha-Angebote.
Matthias Warmo, Vorsitzender des Fördervereins Krankenhaus Spremberg e. V., blickt optimistisch in die Zukunft. „Dass sowohl die Stadt Spremberg als auch das Land hinter unserem Haus stehen, zeigt die Qualität unserer Arbeit sowie die Verbundenheit zu unserem Haus. Wir sind erleichtert, dass der Weg für die Sanierung geebnet und die Finanzierung in jedem Fall für die nächsten zwei Jahre gesichert ist, und unterstützen diesen Weg“, so Matthias Warmo.
Auch Doreen Peter, Vorsitzende des Betriebsrates, zeigt sich erleichtert: „Wir als Betriebsrat sind davon überzeugt, dass wir mit dem vorliegenden Plan eine sehr gute Basis für die kommenden Monate haben. Ein großes Dankeschön gilt dem gesamten Team der Kanzlei Eckert, im Besonderen Herrn Dr. Boddenberg für seinen Einsatz und sein umfassendes Engagement.“
Das Sanierungsverfahren maßgeblich begleiten wird Tobias Grundmann, seit dem 1. Dezember 2022 neuer Geschäftsführer des Spremberger Krankenhauses. Der Medizinökonom blickt den kommenden Monaten zuversichtlich entgegen: „Mit der Umsetzung der Sanierungsideen stehen wir vor einer großen Aufgabe. Diese können wir nur dann erfolgreich meistern, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen. Daher ist es mir wichtig, alle Mitarbeitenden von Anfang an in den uns nun bevorstehenden Prozess miteinzubeziehen – denn: Eine Sanierung kann nur so weit erfolgreich sein, wie sie von der Belegschaft mitgetragen wird. Dass sie erfolgreich sein wird – daran habe ich angesichts der Motivation der Belegschaft, die ich bislang erfahren habe, keine Zweifel.“
Im Februar 2023 soll die Gläubigerversammlung zusammenkommen und über den ausgearbeiteten Insolvenzplan abstimmen. In diesem Zuge wird das Krankenhaus auch auf die neue umstrukturierte Trägerschaft übertragen.
“Ein schwerer Tag für uns” – So beschrieb die damalige Geschäftführerin Liane Pötsch im Videotalk die Situation rund um die Eröffnung des Schutzschirmverfahrens.
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Red. / Presseinfo