Eine weitere grausame Vorstellung bringt Energie vier Spieltage vor dem Ende selbstverschuldet in den Abstiegskampf und Rostock die Hoffnung auf den Klassenerhalt. Mit 0:1 durch ein Tor in der 90. Minute reisen die Gäste mit drei Punkten zurück an die Küste. Nach dem Spiel verschafften sich einige Fans ihrer Wut Luft und blockierten die Energiespieler bei der Abreise. Lediglich Rudi Bommer stellte sich den fragenden Fans.
Derbyzeit in Cottbus und dann gleich ein Endspiel. Zumindest wurde es so durch die Cottbuser Mannschaft ausgerufen und meinte, mit einem Sieg könne man sich der Ängste noch unten reinzurutschen entledigen. Bei einer Niederlage wäre nochmal für Spannung gesorgt bei den Lausitzern.
Stammkeeper Kirschbaum musste sich nach dem Spiel in Fürth mit einem Faserriss verletzt abmelden und so bekam Renno weitere Einsatzminuten. Bommer setzt wieder auf die Doppelspitze mit Fenin und Rangelov. Unterstützt werden sie offensiv von Adlung und Bittencourt. Banovic und Kruska bildeten heute die Doppelsechs vor der Viererkette mit Engel, Hünemeier, Möhrle und Ziebig.
Etwa 1.500 Fans aus Rostock fanden den Weg ins Stadion der Freundschaft, welches ansonsten bis auf die Nordwand wieder recht überschaubar besetzt war. Die Partie begann verhalten, beide Teams probierten in die gegnerische Hälfte zu gelangen, was auf beiden Seiten ohne große Erfolge blieb. Die Rostocker Abseitsfalle schnappte in den ersten 15 Minuten mehrmals zu. Die dickste Chance ergab sich nach 23 Minuten für Fenin, der den Kopfball von Hünemeier nach einer Ecke allerdings nicht in Richtung Tor lenken konnte. Nur drei Minuten später musste Rostock Mintal verletzungsbedingt gegen Borg auswechseln, der nur wenig später mit einem ersten Kopfball sein Können aufblitzen ließ. Viel passierte nicht im Spiel. Die Cottbuser versuchten sich mit Zufallsprodukten und fielen durch mehrmalige unglkückliche Luftlöcher bei Schüßen auf und die Gäste beließen es bei der Abwehrarbeit und gelegentlichen langen Bällen nach vorn. So vergingen die ersten 45 Minuten ohne weitere erwähnenswerte Ereignisse. Nun blieb es den Trainern überlassen die richtigen Worte zu finden um ihre Mannschaften zu wecken.
Energie Cottbus wollte Willen zeigen und stand bereits vor den Rostockern wieder komplett auf dem Platz. Die ersten Aktionen mussten allerdings die Cottbuser unterbinden, bevor sie selbst wieder versuchten den Vorwärtsgang einzulegen. Das Spiel wurde robuster und die ersten gelben Karten gingen an beide Teams. Zumindest schienen beide den Kampf anzunehmen was aber Schiedsrichter Kinhöfer irritiert zurückließ, der nun durch einige fragwürdige Entscheidungen und Enthaltungen auffiel. Die Gäste von der Küste zeigten sich nun mehr in der Cottbuser Hälfte und kamen zu guten Gelegenheiten, wobei der Ball einmal knapp vorbeiging und ein anderes Mal von gut Renno gehalten wurde. Nach 67 Minuten wollte Bommer noch einmal frische Impulse setzen und brachte Reimerink für Bittencourt. Was Cottbus die folgenden Minuten bot konnte aber nicht im Sinne des Trainers sein. Fehlpässe reihten sich aneinander und Rostock gewann immer mehr die Oberhand. Der eingewechselte Borg war immer präsent und beschäftigte die Cottbuser Abwehr. Sollte Cottbus wieder ab der 70. Minute einbrechen, wie so oft in den letzten Partien? Zwei Minuten später schien es sich fast zu bestätigen. Rostocks Starke scheiterte nur knapp an Renno, nachdem er durch die Lausitzer Abwehrreihen durchgebrochen war. Für die letzten 15 Minuten brachte Bommer noch Sörensen für Fenin und hatte damit sein Kontingent ausgeschöpft. Energie wurde aber immer passiver und Rostock kam zu weiteren Chancen. So hatte Starke seine zweite Hundertprozentige und scheiterte in der 79. Minute wieder an Renno. Die Hausherren offenbarten immer größere Lücke in ihrer Defensive und luden die Hanseaten förmlich ein. Weiland war der nächste dessen Kopfball das Tor nur knapp verfehlte. Die Cottbuser Antwort waren lange Bälle, die entweder beim Gegner oder im Aus landeten. Nach 87 Minuten schafften sie es einen Angriff über die linke Seite vorzutragen. Ziebigs Flanke landete bei Rangelov der aber genau auf Gästekeeper Hahnel köpfte. Die Quittung für die Cottbuser Spielweise kam in Form eines Kopfballtores von Peitz nach einer Ecke in der 90. Minute. Rostock führte mit 1:0 und das nicht unverdient.
Die Fans ließen ihren Emotionen freien Lauf und skandierten “Wir haben die Schnauze voll” Kurz später war das Spiel zuende und Energie verringert den Abstand auf die letzten drei Plätze auf fünf Punkte. Kurz nach Spielende pilgerten etwa hundert frustrierte Fans vor die Geschäftsstelle und verlangten nach dem Team. Jedoch stellte sich lediglich Bommer den aufgebrachten Fans und hörte geduldig zu.
Trainerstimmen:
Wolfgang Wolf: “Ich bin natürlich überglücklich. Wir hatten riesige personelle Probleme vor dem Spiel. Die erste Hälfte war zerfahren und Cottbus hatte mehr vom Spiel. Die zweiten 45 Minuten hatten die Cottbuser eine große Chance und wir haben das Heft in die Hand genommen. Wenn du durch ein Tor in der 90. Minute gewinnst ist das glücklich aber aufgrund des Verlaufs nicht unverdient”
Rudi Bommer: “Alles was ich zu sagen habe, habe ich der Mannschaft in der Kabine mit aller Deutlichkeit gesagt. Wir werden am Donnerstag ins Trainingslager fahren und alles aufbereiten.”
weitere Fragen:
Bommer auf die Nachfrage ob er doch nochmal etwas zum Spiel sagt: “Man muss diese Situation annehmen in der wir sind. Rostock zeigt es wie es geht und sie glauben an sich, hauen sich rein. Wir wussten, dass das Spiel schwer wird, aber wir müssen hellwach sein bis zum Ende und dürfen das spielen nicht einstellen.”
Herr Bommer, Sie sind lange im Geschäft, wie sehr beunruhigen sie die Szenen vor dem Stadion?: “Die Leute haben eine Berechtigung sich zu beschweren, wenn eine Mannschaft ihre Leistung nicht abruft.”
Text: Benjamin Andriske
Fotos: Holger Bergmann
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