Die Premiere des diesjährigen Snftenberger Theaterspektakels „Fontane am Zug“ auf dem Gelände des Bahnhofs war ein großer Erfolg. Zuschauer, Schauspieler und alle Theatermitarbeiter waren glücklich und zufrieden. Bis in die frühen Morgenstunden feierten alle gemeinsam das Ereignis. Zum Tanz spielte die Band „Fliegenden Lokomotiven“. Zu hören waren auch von Jan Mixsa vertonte Fontanetexte.
Das Spektakele findet an der Gemüsehalle des alten Güterbahnhofs statt. Die Besucher müssen die Eintrittskarten in Fahrkarten umtauschen. Die „Fröhlichen Gaukler“ begrüßen musikalisch die Fahrgäste. Dann werden die Besucher in zwei Gruppen geteilt und fahren mit Bussen oder laufen zu den Spielstätten. Die alte Mitropa-Gaststätte hat sich in den „Weißen Hirsch“ verwandelt. Fontane war auch ein Genießer allen Schönen und hat Rezeptbücher geschrieben und Cognac-Kaffee geliebt. Vieles wird auch serviert. Zusammensitzen Figuren aus den Romanen „Frau Jenny Treibel“ und „Der Stechlin“. Sie saufen, essen und machen sich Heiratsanträge. Das ist eine Komödie. Im Bahnhof ist auch der „Strand der Emilie“ entstanden. Hier sinniert Emilie Fontane über ihre Liebesziehungen zu Theodor und über die Frauen in seinen Romanen. Zwei Frauen erscheinen auch Melanie van der Straaten und die Schauspielerin Franziska Franz. Sie debattieren mit Emilie und miteinander Sie werden ihren eigenen Weg gehen, weil sie die Männer durchschaut haben. Im Bahnhofstunnel „Der Zwischenwelt“ Theodor Storm und Theodor Fontane aufeinander. Sie debattieren ihre Werke und zitieren daraus. Es nicht leicht sie zu erkennen. Aber die Chefs der Zwischenwelt helfen. Der geht es wieder ins helle Tageslicht zum „Weiten Feld“ am Wasserturm“. Hier wird erzählt wie Theodor sich durch die Welt schrieb und wie er durch die Mark wanderte. Heiter ironisch zeitkritisch wird aus dem Leben Familie erzählt. Dann kommt auch Kaiser Wilhelm. Er soll Fontanes Roman „Effi Briest“ beurteilen. Aber er will nicht lesen. Eine bunt gemixte Theatertruppe spielt den Text. Vieles ist ganz anders. Der Fontanekenner ist schockiert und amüsiert. Die Zuschauer können dann noch durch von der neuen Bühne installierte Welt der Mark Brandenburg wanderten. Ein Erlebnis. Damit ist der erste Teil des Abends zu ende. Tilo Esche, Katja Stoppa (Regie, Texte, Dramaturgie) und Nora Maria Bräuer (Kostüme), Andreas Waklkoews (Bühnenbild) und natürlich Jan Mixsa (Textdichter, Regisseur, Musiker) haben ein Gesamtkunstwerk geschaffen. Zum letzten Teil des Abends wandern die Zuschauer zum Gleis 156. Hier steht der ozeanblaue Zug der freien Theatergruppe „Das letzte Kleinod“. Auf einen Autotransportwaggon und davor wird die szenische Collage „Souvenir 1870“, geschrieben und inszeniert von Jens-Erwin Siemsen, gezeigt. Fontane war auch Kriegsberichterstatter im deutsch-französischen Krieg. Er wurde als Spion angesehen und wurde auf die Insel Oleron gebracht. Erzählt wird von seiner Gefangenschaft auf der Insel. Aber Fontane steht nicht im Mittelpunkt, sondern die Inselbewohner (Austernfischer) und die wechselhafte der Geschichte der Insel. Ein schwieriger Text, grandios gespielt. Das Spektakel ist auch die Eröffnung des 11. Theatertage des Deutschen Bühnenvereins/Landesverband Ost. Deshalb war der Zug in Senftenberg. Er wird seine Reise fortsetzen. Am 13. und 14. August steht er in Cottbus. Gefördert wird das Projekt von Ländern Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, vom Fonds Darstellende Kunst und der Stiftung Niedersachsen. Das Senftenberger Spektakel ist nur noch bis 11. August zu sehen. Karten unter www.Theater-senftenberg.de
Foto: Steffen Rasche