Erschreckenderweise können wir bereits viele Gedanken und Einfälle seiner „Weltordnung“ in der heutigen Gesellschaft beobachten: Wir hinterfragen nicht, ob Google besser als wir selbst weiß, was wir brauchen oder kaufen wollen oder dass unser Auto unaufhörlich Daten an einen Server sendet, der nicht nur über unseren Spritverbrauch, sondern auch über unseren „Autofahr-Charakter“ Auskünfte geben kann. In der schönen, neuen Welt sind die Alphas die oberste Schicht und die Epsilons die unterste. Die jeweilige Wertigkeit ist nicht nur klar, sondern angezüchtet und somit akzeptiert. Menschen werden in ein vorhandenes Wertesystem geboren und hinterfragen dieses nicht, denn sie sind durch die verordnete Droge
„Soma“ in einem Nebel des Glücks gefangen. Die Gefahr, dass sie diesen Nebel durchschauen, ist nicht gegeben, denn alle passen auf, dass keine*r vergisst, in aufregenden, gefühlsbelasteten Situationen die Droge zu nehmen. Das System ist in sich geschlossen, bis jemand John entdeckt ... Huxley lässt eine hochentwickelte Gesellschaft entstehen, die weder Elend noch Krankheit kennt. Gegen den Preis der Abschaffung von individueller Freiheit, Kunst und Liebe: Ungehemmter Massenkonsum, naiver Fortschrittsglaube und fortwährender legaler und vorgeschriebener Drogenkonsum beherrschen diese Gemeinschaft. Kurzum: Ein problemloses, spaßbetontes, scheinbar leichtfüßiges Leben schränkt die menschliche Würde und den eigenen Willen ein. In dieser Welt sind enge zwischenmenschliche Beziehungen unmöglich. Im Zentrum der Handlung steht der Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft. Aldous Huxleys Roman trat 1931 gegen die naive Hoffnung an, es könnte eine technologisch und ideologisch optimierte Gesellschaft ohne Widersprüche und Konflikte geben.
Studiobühne
Foto: Steffen Rasche
pm/red