Vor Ostern fiel mir eine Anzeige des Chr. Links Verlages auf und ich schaute mir das Verlagsprogramm an. Eine Neuerscheinung fiel mir sofort ins Auge und der erste Satz des Covertextes klang sehr interessant: „Die Lausitz hat einen Strukturbruch hinter sich und einen Strukturwandel vor sich.“ Als ich das Buch erhielt, fesselte es mich so, dass ich es am nächsten Tag bis zur letzten Zeile gelesen hatte.
Das Ende der Braunkohle
Seit der Veröffentlichung der „Clausthal-Studie“ 2007 habe ich mich mit dem irgendwann kommenden Ende der Braunkohle beschäftigt. Zuerst als Mitglied der „Klinger Runde“, ab Ende 2007 als Gründer und Herausgeber (bis 2013) der online Bürgerzeitung „NIEDERLAUSITZ aktuell“.
Bei Gesprächen und Interviews mit Betroffenen, Unternehmern und Entscheidungsträgern aus der Politik hörte ich völlig unterschiedliche Meinungen, die sich oft verbissen und unversöhnlich gegenüber standen. Mir fiel auf, dass Podiumsdiskussionen sehr oft sinnlose Alibiveranstaltungen waren, da die „Fachleute“ vorne saßen und Gedanken der Bürgerinnen und Bürger offenbar weder interessierten noch ernsthaft zur Kenntnis genommen wurden.
Meine Fragen an die Politik nach einem Plan B wurden nie beantwortet. Ich hatte immer den Eindruck, dass die Politik nur bis zur nächsten Wahl denkt. Die absehbaren Umwälzungen wie z.B. im Ruhrgebiet hätten doch eine Warnung sein müssen.
Mir war klar, dass letztendlich ein Wandel durch die Unternehmen entschieden wird. Vattenfall zog sich aus dem Braunkohletagebau zurück und erwartungsgemäß hatte weder die Landes- noch die Bundespolitik Einfluss darauf. Als schwedisches Staatsunternehmen fiel die Entscheidung in Schweden. Inzwischen wurde der Ausstieg und Mittel für den Strukturwandel politisch beschlossen.
Wie geht es nun weiter?
Wer entscheidet über die Verwendung der Mittel? Wenn das von Personen beschlossen wird, die glauben zu wissen, was für die Menschen in der Lausitz gut ist, die aber weder die dramatischen Brüche nach der Wende in der Lausitz noch die Menschen in der Lausitz kennen, kann es nur zu neuen Brüchen führen.
Das Buch präsentiert 15 sehr unterschiedliche Sichtweisen aus Brandenburg und Sachsen. Bereits das einleitende Kapitel mit dem Titel „Die große Transformation beginnt im Kleinen“ von Johannes Staemmler und Frauke Haupenthal zeigt den Weg, der in dem Buch gewählt wird.
Die Botschaft “man muss die Lausitzerinnen und Lausitzer einbinden” ist für mich die Kernbotschaft des Buches.
Ich möchte das Buch als hochinteressante Lektüre allen Personen empfehlen, die sich für den anstehenden Wandel interessieren, sich einbringen möchten und ganz besonders den Entscheidungsträgern der lokalen und regionalen Politik.
Buchinfo
Johannes Staemmler (Hg.)
„Wir machen das schon
Lausitz im Wandel“
Erschienen: Februar 2021
Ausstattung: Klappenbroschur
Format: 12,5 x 20,5 cm
Seitenzahl: 232
Abbildungen s/w: 18
Karten: 1
ISBN: 978-3-96289-115-2
18.00 EUR