Frühzeitig vorbeugen gegen zunehmende Gewaltbereitschaft und Suchtprobleme
Die Augsburger Puppenkiste war am 15.10. zu Gast im Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium in Forst. Sie zeigten die Geschichte „Paula und die Kistenkobolde“, die ein wesentlicher Bestandteil des Kindergartenprogramms Papilio ist. Das Programm steigert nachweislich die sozial-emotionalen Kompetenzen bei Kindern und bildet damit die Basis, um gegen Sucht- und Gewaltentwicklungen im Jugendalter vorzubeugen. Ermöglicht wurde die Veranstaltung dank der Förderung durch das Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (MUGV) in Brandenburg.
Die Kistenkobolde sind vor allem für die Kindergartenkinder im Publikum aufgetreten. Rund 300 Kinder haben die Aufführung, die insgesamt drei Mal gezeigt wurde, gespannt verfolgt. Als einer der Bausteine von Papilio wurden die Kistenkobolde zusammen mit der Augsburger Puppenkiste, Wissenschaft und Praxis entwickelt. Sie fördern gezielt die emotionale Kompetenz der Kinder. Freudibold, Heulibold, Zornibold und Bibberbold – jeder der vier Kobolde steht für ein Basisgefühl. Die Geschichte hilft Kindern, mit ihren eigenen Gefühlen und den Gefühlen von anderen umgehen zu können. Weitere Papilio-Bausteine unterstützen das Einhalten sozialer Regeln und das soziale Miteinander.
Frühzeitige Förderung schützt vor Risiken
Soziale und emotionale Kompetenzen sind die Grundlage für das Erlernen aller anderen Fertigkeiten. Sie helfen bei der Sprachentwicklung ebenso wie beim Aufbau von Freundschaften. Mit Papilio erlernen die Kinder diese Basiskompetenzen spielerisch im frühen Kindesalter. Sie gelten auch als Schutzfaktoren vor problematischen Entwicklungen. Indem Papilio diese Schutzfaktoren stärkt, senkt es zugleich erste Verhaltensauffälligkeiten bei Kindergartenkindern und schützt damit gegen die spätere Entwicklung von Sucht und Gewalt. Die Wirksamkeit des Programms ist wissenschaftlich belegt. „Aus der Entwicklungspsychologie wissen wir, dass Kinder sozial-emotionale Kompetenzen im frühen Kindesalter lernen müssen, damit sie eine eigene Identität und Selbstwertgefühl aufbauen können. Das wirkt sich positiv auf ihre gesamte weitere Entwicklung aus. Was in dieser frühen Zeit versäumt oder falsch gelernt wird, ist später nur schwer nachzuholen oder zu korrigieren“, erklärt Heidrun Mayer, geschäftsführende erste Vorsitzende von Papilio e.V.
Papilio wird in Brandenburg in Zusammenarbeit mit den Suchtpräventionsfachkräften, den Fachberatern für Kitas und freien Trägern sowie den Kommunen für Südbrandenburg, der Stadt Potsdam und dem Landkreis Potsdam-Mittelmark angeboten und umgesetzt. Seit 2006 wurden über 260 pädagogische Fachkräfte aus rund 40 Kitas in Papilio fortgebildet. Ellen Martin, Leiterin der überregionalen Suchtpräventionsfachstelle beim Tannenhof Berlin-Brandenburg e.V., ist seit acht Jahren Papilio-Trainerin für Süd-Brandenburg: „Papilio bedeutet für mich in erster Linie, der Erzieherin bewusst zu machen, welch großen Einfluss sie mit ihrer pädagogischen Haltung als Erzieherin und Mensch auf die Entwicklung eines Kindes hat und welche große Verantwortung damit verbunden ist.“
Der engagierte Auftritt der Kistenkobolde in Forst zielt vor allem darauf, weitere pädagogische Fachkräfte der Region für Papilio zu gewinnen, damit sie das Präventionsprogramm in ihren Kindergärten einführen. Als Träger der überregionalen Suchtpräventionsfachstelle für Südbrandenburg unterstützt der Tannenhof Berlin-Brandenburg e.V. dieses Anliegen und hat deshalb mithilfe einer Förderung durch das MUGV und in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Spree-Neiße und dem Sozialunternehmen Papilio e.V. den Tourtag mit der Puppenkiste ermöglicht.
Die Schlüsselrolle bei der Vermittlung im Kindergarten und hin zu den Eltern spielen die pädagogischen Fachkräfte. Für sie erklärten Papilio-Trainerinnen Ellen Martin und Heidi Scheer in einem Fachvortrag am Nachmittag die Bedeutung einer gesunden sozial-emotionalen Entwicklung für die frühzeitige Prävention von Sucht und Gewalt. Um Papilio in einer Einrichtung umzusetzen, durchlaufen die Fachkräfte eine Fortbildung, führen das Programm dann in ihren Gruppen ein und machen Papilio zum alltäglichen Bestandteil der Kindergartenarbeit.
Verantwortlich für das Präventionsprogramm, die Fortbildung und die wissenschaftliche Basisarbeit ist das Sozialunternehmen Papilio in Augsburg, das mit Partnern in ganz Deutschland zusammenarbeitet. Weitere Informationen unter www.papilio.de.
Hintergrund zu Papilio und zur Aufklärungskampagne
Das Programm Papilio
Das Besondere an Papilio ist seine Alltagstauglichkeit: Es lässt sich in jedem Kindergarten durchführen und fügt sich in den täglichen Ablauf ein. Das Programm fördert, wissenschaftlich belegt, die sozial-emotionalen Kompetenzen und reduziert Verhaltensauffälligkeiten. Auffällige Kinder profitieren besonders, aber sie erfahren keine Sonderbehandlung.
Papilio setzt auf drei Ebenen an: bei Kindern, pädagogische Fachkräfte und Eltern.
- Die pädagogischen Fachkräfte haben die Schlüsselrolle: Sie werden fortgebildet, damit sie Papilio im Kindergarten einführen und die Kinder mit Hilfe des „entwicklungsfördernden Erziehungsverhaltens“ unterstützen können.
- Die Eltern werden über Elternabende und Informationen einbezogen und können Teile von Papilio auch zu Hause umsetzen. Der neue Papilio-ElternClub bietet Eltern zudem die Möglichkeit, sich mit anderen Eltern sowie der pädagogischen Fachkraft in verschiedenen Gesprächsrunden über Erziehungsthemen auszutauschen.
- Für Kinder gibt es drei Maßnahmen:
- Paula und die Kistenkobolde: Die Kistenkobolde Zornibold, Heulibold, Bibberbold und Freudibold sind die Stars von Papilio. Entlang einer faszinierenden Geschichte, die auch von der Augsburger Puppenkiste inszeniert wurde, unterstützen sie die Kinder beim „Gefühle lernen“, das heißt: beim Erwerb emotionaler Kompetenzen.
- Beim Spielzeug-macht-Ferien-Tag spielen die Kinder einmal pro Woche ohne herkömmliches Spielzeug und lernen so, sich kreativ mit sich selbst und anderen zu beschäftigen.
- Beim Meins-deinsdeins-unser-Spiel steht die gegenseitige Unterstützung beim Einhalten von gemeinsam vereinbarten sozialen Regeln im Vordergrund.
Die Papilio-Aufklärungskampagne
Die aktuelle Veranstaltung ist Teil der Aufklärungskampagne, mit der Papilio auf das Anliegen „frühzeitige Prävention in Deutschland“ aufmerksam machen will.
Zur Veranstaltung gehören immer drei Aufführungen mit der Augsburger Puppenkiste. Das Thema „Frühzeitige Prävention gegen Sucht und Gewalt“ wird am Nachmittag in einem Fachvortrag erläutert, in dem auch das Programm und die notwendigen Fortbildungen vorgestellt werden.
Quelle & Foto: Papilio e.V.